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Isa und ich verbrachten bei mir noch einen schönen Abend miteinander. Wir saßen auf der Couch, tranken Wein und redeten einfach über Gott und die Welt. Ich hatte immer noch Bilder von Alex hier stehen, aber sie fragte mich nicht über das Thema aus und dafür war ich ihr echt dankbar. In dieser Nacht blieb es beim Reden. Weil es irgendwann schon recht spät war hatten wir beschlossen, dass wir zusammen frühstücken werde und ich sie danach mit zu Sara nehmen würde, damit sie ihr Auto abholen und nach Hause fahren konnte. "Gute Nacht." "Dir auch, und danke, dass ich hier schlafen kann Samu." "Ach kein Problem. Dafür ist das Gästezimmer doch da." "Trotzdem. Du kennst mich doch eigentlich überhaupt nicht." "Ich kenne dich genug, um zu wissen, dass du bis jetzt die einzige warst, die es geschafft hat, mich zumindest für einen gewissen Zeitraum von Alex abzulenken." erklärte ich lächelnd und sah sie an. Sie lächelte ebenfalls. "Das freut mich zu hören." "Ja... Schlaf gut." "Du auch." Und damit ging sie ins Gästezimmer. Ich ging nach oben, machte mich bettfertig und lag wenig später selbst im Bett. "Schatz, du weißt, dass ich dich nicht ersetzen will, das kann ich auch überhaupt nicht, aber ich glaube das mit Isa ist zumindest einen Versuch wert..." murmelte ich und schaute auf das Bild von Alex, welches auf meinem Nachttisch stand. Manche würden mich vielleicht deshalb für verrückt halten, aber manchmal spreche ich mit Alex. Vielleicht war es nur Einbildung, aber ich hatte das Gefühl, dass es mir bei der Trauerbewältigung unglaublich half.

Seit diesem Tag trafen Isa und ich uns immer öfter auf einen Kaffee und ich wollte sie ehrlicherweise gar nicht mehr in meinem Leben missen. Ein Paar waren wir noch nicht, aber ich merkte, dass zumindest von meiner Seite aus mehr als nur Freundschaft zwischen uns war.
Heute saßen wir wieder in unserem Stammcafé, aber heute sollte es anders werden als normalerweise. An diesem Tag wollte ich ihr meine Gefühle gestehen, ich meine wir mussten ja nicht direkt heiraten und eine Familie gründen, aber ich sehnte mich nach Liebe, nach Zuneigung, die ich sonst von Alex bekommen würde, aber mittlerweile war mir klar, dass ich trotz ihrem "Tod" immer noch ein Recht darauf habe glücklich zu sein und wenn sie wirklich nicht mehr unter uns weilt, würde sie es bestimmt so wollen, dass ich mich wieder auf etwas neues einlasse. "Samu, ist alles ok bei dir?" fragte Isa und holte mich damit aus meinen Gedanken. "Ja, alles super, warum?" "Du wirkst so nachdenklich... Gibt es irgendwas neues über..." Ich konnte mir denken was sie sagen wollte und schüttelte den Kopf. "Nein, ich akzeptiere inzwischen, dass Alex wohl nicht mehr zurückkommen wird... Aber ich will dir trotzdem was sagen." antwortete ich und sah sie an. "Ja? Und was?" "Naja... Ich hab dir ja bereits gesagt, dass du seit langer Zeit die einzige Frau bist, in dessen Nähe ich mich wohl fühle..." Isa nickte lächelnd. "Ja und... dieses Gefühl hat sich über die letzten Monate hinweg verstärkt. Dir ist etwas gelungen, was kein anderer vorher erreicht hat." "Und was?" "Ich denke nicht mehr pausenlos an Alex, sondern auch an dich. Wenn ich ehrlich bin denke ich sogar sehr viel an dich..." "Wirklich?" "Ja. Ich wollte es nicht, weil ich irgendwie immer das Gefühl hatte Alex damit wehzutun, aber ich weiß jetzt, dass das völliger Blödsinn ist... Was ich damit sagen will ist, ich hab mich in dich verliebt Isa. Du hast mein Herz erobert, dank dir kann ich wieder lachen und glücklich sein." Ich schaute sie an und wartete auf ihre Reaktion. Wenn sie nicht dasselbe empfindet wie ich, musste ich das akzeptieren, aber ich hoffte so sehr, dass ich gerade nicht völlig umsonst meine Gefühle offen gelegt habe." Das bedeutet mir wirklich viel Samu und ich bin echt froh darüber, dass du inzwischen eingesehen hast, dass dein Leben weitergeht" Sie griff nach meiner Hand die auf dem Tisch lag und sah mir in die Augen. "Und ich empfinde auch etwas für dich." Als sie das sagte fiel die ganze Anspannung, die sich besonders in den letzten paar Minuten angesammelt hatte, von mir ab und ich war einfach nur glücklich. Sanft drückte ich ihre Hand und sah ihr in die Augen. "Da freut sich aber einer." "Und wie...!" rief ich lächelnd.
Irgendwann bezahlten wir und verlieren das Café. Draußen nahm ich ihre Hand und wir gingen ein Stück am Hafen spazieren. Die Sonne schien und es war angenehm warm. Es war ein rundum schöner Tag und ich war seit langem wieder richtig glücklich, doch dann klingelte plötzlich mein Handy. "Sorry." meinte ich an Isa gewandt und ging ran. "Haber?" "Ja hallo Herr Haber, hier ist Herr Järvinen, der Lehrer Ihrer Tochter." "Ist irgendwas mit Mia?" fragte ich besorgt und blieb stehen. "Ja, sie ist vom Klettergerüst gefallen." "Wie ist das denn passiert? Ich dachte Sie passen auf...!" rief ich leicht vorwurfsvoll. "Normalerweise würde ich das ja, aber ich hatte heute keine Pausenaufsicht." "Ja und wer dann?" "Frau Mäkinen, aber Sie kennen das doch bestimmt von sich selbst. Man kann die Augen nicht überall haben. Ich hab auch erst gesehen, das etwas passiert ist, als der Rettungswagen auf das Schulgelände fuhr." "Rettungswagen... Wie geht's ihr?" "Als ich draußen war wurde Ihre Tochter gerade erst untersucht, aber sie war auf jeden Fall wach." "Oh gut... Ähm, ich mach mich jetzt auf den Weg, danke für den Anruf Herr Järvinen." "Kein Problem, bis gleich." "Bis gleich." Ich legte auf und steckte mein Handy ein. "Was ist passiert? Du hast irgendwas von einem Rettungswagen gesagt..." "Mia ist in der Schule vom Klettergerüst gefallen... Der Rettungsdienst ist schon bei ihr... Tut mir Leid, aber Mia braucht mich jetzt." "Ja natürlich. Soll ich vielleicht mitkommen? Dann bist du nicht alleine." Ich wusste, dass Isa es nur gut meinte, dennoch musste ich einen kurzen Augenblick darüber nachdenken ob ich sie trotzdem mitnehmen sollte. Ich wollte Mia nicht überfordern und ein Sturz und wahrscheinlicher Aufenthalt im Krankenhaus war nicht gerade der beste Anlass um meine neue Freundin vorzustellen. Schlussendlich willigte ich doch ein, dass Isa mich begleitete, wer weiß wie schlecht es tatsächlich um meine Kleine stand und dann war es wahrscheinlich besser Unterstützung dabei zu haben.

Ich hoffe das Kapitel gefällt euch! Schreibt's in die Kommentare und bis bald 🥰

Disappeared? Where stories live. Discover now