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Mias Sicht:
Auf dem Weg ins Krankenhaus wurde ich immer nervöser. Was, wenn Alexandra mich gar nicht mag oder wenn ich mit ihr nicht klar komme? Natürlich wusste ich, dass sie meine leibliche Mutter ist, aber wir haben uns seit sechs Jahren nicht mehr gesehen... Vielleicht war sie ja jetzt ganz anders als früher. Als wir da waren parkte Papa das Auto auf dem großen Parkplatz und wir stiegen aus. Er kam zu mir, streckte mir seine Hand hin und lächelte aufmunternd, doch dann schien er zu bemerken, dass etwas nicht stimmte, denn er hockte sich vor mich hin und sah mich besorgt an. "Ist alles in Ordnung Süße? Möchtest du lieber doch nicht mit? Dann bring ich dich wieder nach Hause." "Nein... Ich will mit, aber... ich hab Angst..." gab ich leise zu und musste schlucken. "Angst? Aber wovor denn? Was macht dir Sorgen hm?" "Dass... Dass sie mich nicht mag... Oder ich sie nicht..." "Ach Mia... Ihr werdet euch mögen, da bin ich ganz sicher." antwortete er lächelnd. "Wirklich...?" "Ja natürlich. Vielleicht nicht so, wie es unter normalen Umständen zwischen Mutter und Tochter üblich wäre, aber das kann ja auch nicht so sein... Nicht nach dem, was passiert ist. Es wird auch bestimmt nicht so sein, dass ihr euch in die Arme fallt, wie wenn du zum Beispiel Oma und Opa lange nicht mehr gesehen hast, aber auch das ist völlig normal. Ihr seid halt praktisch Fremde, die sich erst kennenlernen müssen." "Ok..." "Das wird schon, versprochen. Und wenn es dir zu viel wird, dann sag mir bitte Bescheid und wir beenden das ganze ok? Ich will ja nicht, dass dir das irgendwie schadet." "Das mache ich...Danke Papa." Ich lächelte und umarmte ihn fest. "Ich hab dich lieb." "Ich dich auch meine Süße." erwiderte er und ich spürte, wie er die Arme um mich legte. Nach kurzer Zeit lösten wir uns wieder voneinander und er fragte: "Können wir dann gehen oder brauchst du noch einen Moment?" "Ne, wir können." "Gut." Papa stand also auf, ich nahm seine Hand und wir gingen zusammen ins Gebäude. Irgendwann hielten wir vor einer weißen Tür und Papa klopfte. "Herein" kam es von innen und mein Vater sah mich ein letztes Mal lächelnd an, bevor wir den Raum betraten. "Hey Samu, schön dich zu sehen." lächelte die Frau, die auf dem Bett saß. "Hallo Alex, es ist auch schön, dich zu sehen." Er ging in Richtung des Bettes und stellte zwei Stühle dorthin. "Oh, ich sehe, du hast Besuch mitgebracht." stellte Alex fest und sah zwischen Papa und mir hin und her. "Genau, ich möchte dir jemanden vorstellen." Er kam zu mir und legte die Hand auf meine Schulter. "Alex, das ist Mia, unsere Tochter." "Hallo..." murmelte ich zaghaft und schaute zu ihr. "Hallo Mia. Dein Papa hat mir schon viel von dir erzählt, es freut mich dich kennenzulernen." lächelte sie und stand vorsichtig auf. Sie kam auf mich zu und streckte mir ihre Hand entgegen, die ich zögernd annahm. "Er hat mir auch viel von dir erzählt... Aber er sagt auch, dass wir uns neu kennenlernen müssen, weil du ja solange weg warst." "Ja, das stimmt, aber ich denke das kriegen wir hin, oder?" "Ja..." "Schön, kommt her und setzt euch doch, dann ist es etwas gemütlicher." "Danke..." Wir gingen also alle wieder zum Bett zurück und setzten uns. "Mia du müsstest doch inzwischen acht Jahre alt sein oder? Wie ist die Schule denn so?" "Ja genau... Ich bin in der zweiten Klasse und die Schule ist echt toll." "Ja? Das hört sich gut an und wie ist es mit Freunden? Hast du viele Freunde?" "Ja schon, aber nur eine beste Freundin, sie heißt Jenna und geht in meine Klasse. Wir machen alles zusammen." Alex lächelte. "So eine richtig schöne Freundschaft also, das freut mich wirklich sehr." "Hast du auch eine beste Freundin?" fragte ich interessiert. Schließlich ist Mama mit Sara befreundet und Papa hatte auch einige Freunde, also warum nicht auch Alex? "Du, das weiß ich leider nicht genau... In den letzten sechs Jahren hatte ich keine, aber wie das früher war musst du deinen Papa fragen, der weiß alles über mich und mein früheres Leben." "Du hattest eine Freundin aus Schulzeiten, aber irgendwann ist der Kontakt abgerissen, weil sie in die USA ausgewandert ist, wegen ihrem Freund." "Oh ok... Weißt du noch ihren Namen?" Wir beide schauten ihn gespannt an, während er überlegte. "Ich glaube es war irgendwas mit L... Aber ich weiß es leider nicht mehr hundertprozentig..." "Ah ok..." "Tut mir Leid, vielleicht fällt es mir später nochmal ein." "Ja, wenn nicht ist nicht schlimm... Wenn der Kontakt eh abgebrochen ist..." "Ich versuche irgendwie ihren Namen herauszufinden ja? Das könnte deiner Erinnerung helfen." "Danke." "Kein Problem." "Alex?" "Ja Mia?" "Wie ist das eigentlich kein Gedächtnis mehr zu haben?" Überrascht schaute sie mich an. "Puh.. Wie erkläre ich dir das am besten... Das ist so wie... Honig im Kopf, als ob alles verklebt wäre..." "Ganz schön hart oder? Wenn man andere Menschen über sein eigenes Leben befragen muss..." "Ja... Aber ich habe ja die Hoffnung, dass sich das bald weitestgehend ändert." "Besteht denn die Chance, dass das passiert?" "Es ist möglich ja." "Dann hoffe ich, dass du dich bald wieder alles erinnern kannst." "Das ist süß von dir danke." "Bitte." Wir lächelten uns an und so langsam fühlte ich mich immer wohler in der Situation. Klar, war es immer noch erschreckend, meiner leiblichen Mutter nach all den Jahren gegenüber zu sitzen, aber ich hatte keine Angst mehr. Ganz im Gegenteil, wir unterhielten uns die ganze Zeit, Papa saß die meiste Zeit nur stumm daneben, bis nach einiger Zeit plötzlich sein Handy klingelte. Er nahm es aus der Hosentasche und schaute aufs Display, dann sagte er: "Das ist Mama, ich geh mal kurz vor die Tür. " Und damit stand er auf und ließ mich mit Alex alleine. "Du verstehst dich gut mit Isa oder?" "Ja, sehr. Warum? Bist du sauer, weil wir sie 'Mama' nennen?" fragte ich und musste schlucken. Jetzt bekam ich doch ein wenig Angst, jedoch nahm Alex mir diese relativ schnell wieder, indem sie den Kopf schüttelte. "Ach Quatsch nein. Ich freu mich, dass ihr jemanden gefunden habt, der euch glücklich macht und dass du sie als deine Mama siehst ist völlig in Ordnung." "Wirklich?" "Ja klar, immerhin hat sie dich großgezogen. Und ich hab den Eindruck, dass sie das ganz toll gemacht hat." Ich musste lächeln und nickte. "Ja das hat sie echt. Wir sind auch sehr froh, dass wir sie haben." "Das kann ich mir vorstellen und ich freu mich schon sie kennenzulernen." 

So, diesmal ein etwas schnelleres Update. Was sagt ihr zu dem ersten Treffen von Mutter und Tochter und wie gefällt euch das Kapitel generell? Schreibt's in die Kommentare und bis bald! 🥰

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