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"Darf ich dich was fragen Alex?" "Klar." "Erinnerst du dich an unsere Beziehung? Oder an unsere Hochzeit...?" "Nein... Aber wir tragen offenbar den gleichen Nachnamen und ich konnte mich an deinen Antrag erinnern, also müssen wir ja geheiratet haben..." "Ja, im Mai 2020 war unsere Hochzeit und zwei Tage später kam Mia auf die Welt. Das waren die glücklichsten Tage unseres Lebens mein Engel! Und wie glücklich wir erst waren, als sie anfing zu krabbeln, zu sprechen und zu laufen! So glücklich war ich noch nie in meinem Leben und dir ging es genauso!" rief ich total stolz und sah ihr in die Augen, aber Alex schaute mich nur skeptisch an. "Warte, ich hab ein paar Fotos auf dem Handy, vielleicht hilft dir das ja ein wenig auf die Sprünge." Und schon kramte ich mein Handy hervor und öffnete die Galerie. Ich suchte ein paar Bilder von Mia raus und zeigte sie ihr. "Hier, guck mal. Das war der Tag ihrer Geburt... Und hier hat sie das erste Mal ihr Zimmer gesehen... Und auf diesem Video..." erklärte ich aufgeregt, doch wurde von ihr unterbrochen: "Tut mir Leid Samu, aber ich weiß nicht wovon du sprichst... Ich kenne dieses Mädchen nicht." "Dann guck dir mal das Video an. Ich hab auch noch mehr." "Nein..." "Aber Alex, ich möchte dir doch nur helfen... Du musst dich doch an unsere Tochter erinnern...!" "Ich kann mich aber nicht erinnern Samu! Und ich will es auch jetzt nicht! Das wird mir alles zu viel, verstehst du das nicht?" Ich sah sie an und steckte mein Handy wieder ein. "Dir wird das zu viel ja? Und was ist mit mir? Ich hab gedacht ich hätte dich für immer verloren...! Mia musste ich am Anfang jeden Tag aufs Neue möglichst schonend beibringen, dass ihre Mutter nicht mehr da ist! Und dann, als wir endlich einigermaßen darüber hinweg gekommen sind und sogar inzwischen eine glückliche Familie mit einer anderen Frau haben, tauchst du nach sechs Jahren wieder auf und kannst dich weder an unser Kind noch an sonst irgendwas erinnern und willst es nicht mal versuchen!" Ich hatte mich so in Rage geredet, dass mir die Tränen, die ihr über die Wangen liefen, gar nicht aufgefallen sind. "Hör bitte auf..." schluchzte sie und wandte den Blick von mir ab. "Ich will mich erinnern... Ich will es wirklich, aber ich kann es nicht... Nicht heute..." erklärte sie und wischte sich durchs Gesicht. "Wieso nicht? Wir reden hier von deinem Fleisch und Blut...!" Alex sah mich an. "Ja! Aber ich kann das jetzt nicht! Dafür ist mein Kopf im Moment einfach zu voll! Alles, was ich in den letzten sechs Jahren zu wissen glaubte, war offensichtlich eine große Lüge und jetzt willst du mir alles auf einmal erklären, das geht nicht Samu!" Plötzlich ging die Tür auf. "Was ist denn hier los?" fragte Dr. Peltonen. "Ich will doch nur, dass sie sich an unsere Familie erinnert...!" "Ich will das jetzt aber nicht... Ich bin müde..." "Das verstehe ich, Frau Haber. Ruhen Sie sich aus und Sie verlassen bitte das Zimmer Herr Haber." "Was? Warum?" "Weil ich das sage. Also würden Sie bitte gehen?" "Sie können mich doch nicht einfach rauswerfen. Ich hab gar nichts gemacht...!" "Doch, meine Patientin regt sich wegen Ihnen viel zu sehr auf, deshalb bitte ich Sie jetzt ein letztes Mal das Krankenhaus zu verlassen oder ich rufe den Sicherheitsdienst." Sie sah mich ernst an. "Gut, wie Sie meinen... Ich komm morgen aber wieder." "Das können Sie gerne tun, aber jetzt braucht Frau Haber Ruhe. Auf Wiedersehen." "Ja, tschüß. Bis morgen Alex." Ich wartete darauf, dass sie sich auch verabschiedete, stattdessen kuschelte sie sich in ihre Decke und drehte sich zur Seite, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als still das Zimmer zu verlassen.
Draußen auf dem Parkplatz lehnte ich mich ans Auto und fuhr mir gestresst durch die Haare. Das hätte jetzt eigentlich alles ganz anders laufen sollen... Ich wollte sie nicht überfordern, das einzige was ich wollte war, dass sie sich an ihre Tochter erinnert und wieder schöne Erinnerungen hat. Nach dem was ihr Ex ihr angetan hat, hätte sie das echt gut gebrauchen können. Ich stieg ins Auto und fuhr nach Hause. Irgendwie war das alles noch total surreal. So sehr ich es auch gehofft hatte, dass Alex irgendwann wieder auftaucht, seit ich Isa kenne habe ich mich allmählich mit dem Gedanken angefreundet die Mutter meiner Tochter nie wieder zu sehen und jetzt war sie plötzlich wieder da! Was das für meine Ehe mit Isa bedeutet wusste ich ehrlich gesagt noch nicht, aber es stand definitiv fest, dass ich Alex jetzt nicht sitzen lassen kann. Ich musste ihr helfen die schlimmen Ereignisse zu verarbeiten und ihre Erinnerungen zurück zu bekommen.

Zuhause angekommen betrat ich das Haus und legte gerade den Schlüssel auf die Kommode, als auch schon Mia auf mich zugelaufen kam. "Papa!" rief sie lächelnd und streckte die Arme nach mir aus. "Hallo meine Süße!" Ebenfalls lächelnd hockte ich mich hin und schlang die Arme um sie. "Und wie war es bei Jenna?" "Schön! Aber wo warst du?" fragte sie und sah mich an. "Ich musste etwas bei Capitol Records etwas klären." antwortete ich und sah ihr in die Augen. Mir gefiel es nicht sie anzulügen, aber ich wollte nicht, dass Mia von der Sache mit Alex erfährt. Zumindest noch nicht. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie sie darauf reagieren könnte. Alex ist doch eine völlig fremde Frau für sie, das würde sie völlig durcheinander bringen. "Ach so... Ist denn alles in Ordnung mit der Firma?" "Ja, alles super. Es ging nur um die Musik." "Veröffentlichst du bald wieder was?" "Ja, ich soll mich darum kümmern, dass nächstes Jahr ein neues Album veröffentlicht werden kann." "Cool! Gehst du dann irgendwann mal wieder auf Tour, so wie mit deiner Band?" "Das weiß ich noch nicht Maus, aber wenn es so ist, erfährst du noch früh genug davon." "Gut! Dann komm, Mama hat das Essen fertig." "Oh, das ist super. Ich hab nämlich Hunger." "Hab ich mir schon gedacht!" Sie lächelte und wir gingen zusammen in die Küche.

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Disappeared? Where stories live. Discover now