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Saras Sicht:
"Scheiße... Und was machst du jetzt? Weiß Mia davon? Und was sagt Isa dazu?" überhäufte ich ihn mit Fragen, wofür ich mich im nächsten Moment aber wieder entschuldigte. "Schon gut... Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht so ganz, wie ich damit umgehen soll... Isa ist, wie du weißt, die erste Frau nach Alex Verschwinden, die ich wieder an mich herangelassen habe. Ich liebe sie, aber Alex... Genau das ist ja der Grund, warum ich mich heute bei Isa entschuldigen muss, weil ich ihr gestern gesagt habe, dass Alex mir immer noch etwas bedeutet. Natürlich war es nicht schön für sie, sowas zu hören, das verstehe ich ja, aber ich muss Alex einfach helfen. Ich bin der einzige, aus ihrem Leben, an den sie sich noch erinnert. Mia weiß noch nichts davon, und ich möchte eigentlich, dass das erstmal so bleibt. Wie Isa dazu steht muss ich dir glaube ich nicht sagen. Sie war gestern ganz schön gekränkt..." "Kann ich mir vorstellen, wie würdest du dich denn fühlen, wenn sie plötzlich von ihrem Ex schwärmen würde?" "Ja natürlich nicht besonders gut... Aber was hätte ich denn machen sollen? Wenn ich sie angelogen hätte und sie das rausgekriegt hätte, wäre es auch nicht besser oder?" "Nein, tu mir bitte nur einen Gefallen und werde dir klar, was oder eher gesagt wen du willst ok?" "Nochmal: Ich liebe Isa. Alex ist momentan nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ich will ihr nur helfen, mehr nicht." "Gut... Sorry für die Frage, aber wenn du sagst, dass sie so anders ist als vorher, muss ja was ganz furchtbares mit ihr passiert sein... Weißt du wo sie über all die Jahre war?" Samu nickte leicht und fing an zu erzählen. Während ich ihm zuhörte, wurden meine Augen vor Schreck immer größer. "Ja und gestern ist es ihr endlich gelungen zu fliehen..." endet er und trank einen Schluck Kaffee. Ich atmete laut aus. "Wow..." murmelte ich und musste schlucken. Ich kannte Alex nicht, weil Samu und ich uns erst kennengelernt haben, als unsere Kinder im Kindergarten waren, aber sowas hatte sie nicht verdient und ganz egal, wie sie geflohen ist, es ist bewundernswert, dass sie das noch geschafft hat. "Hat die Ärztin denn irgendwas zu ihrem Gedächtnis gesagt? Kann sie sich vielleicht irgendwann wieder an euch erinnern?" "Das wusste sie nicht genau. Es gibt wohl ein paar Sachen, an die sie sich vielleicht eines Tages wieder erinnern wird, aber anderes ist für immer weg..." "Mhm ok..." "Ja... Sie wusste wenigstens noch ihren Namen und ein kleines bisschen ist ihr mein Heiratsantrag damals im Kopf geblieben aber sonst..." "Das muss echt schrecklich sein für euch... Du siehst deine Exfrau nach Jahren endlich wieder und sie erkennt dich nicht..." "Da sagst du was..." Wir tranken noch unseren Kaffee auf und dann verabschiedete Samu sich.

Samus Sicht:
Es tat echt gut, mal mit jemandem über die ganze Situation zu reden. Ich freute mich natürlich darüber, dass Alex jetzt endlich aus ihrer Hölle entkommen konnte, aber warum musste das so kompliziert sein? Warum konnte ich nicht mit Sicherheit sagen, dass meine Ehe diese schwierige Situation überstehen würde, ohne Schaden zu nehmen? Alex war die wichtigste Person in meinem Leben. Isa war der erste Lichtblick nach vier Jahren Trauer. Es war, als wäre ich ertrunken und sie hatte mich gerettet. Ich wollte nicht, dass das, was wir haben, kaputt geht, deshalb muss ich ihr heute Abend zeigen, dass sie die einzige Frau für mich ist, also fuhr ich einkaufen, um alles für heute Abend zu besorgen. Nachdem das erledigt war stellte ich die Einkäufe zuhause ab, brachte die verderblichen Lebensmittel in den Kühlschrank und machte mich dann mit dem Auto auf den Weg ins Krankenhaus um Alex zu besuchen. Vorher legte ich noch einen kleinen Zwischenstopp beim Floristen ein und kaufte ihr einen Strauß aus lauter bunten Tulpen. Das waren schon früher ihre Lieblingsblumen und vielleicht konnte ich so ihr Erinnerungsvermögen ein bisschen ankurbeln. Außerdem wollte ich nicht mit einem großen Rosenstrauß im Krankenhaus auftauchen. Ich machte mir nicht mal Sorgen darüber, dass Alex das vielleicht falsch interpretieren könnte, mehr Gedanken machte ich mir darüber, was Isa denken würde, wenn sie davon erfährt. Das wollte ich echt nicht wissen, erst recht nicht, wenn ich sie heute Abend davon überzeugen wollte, dass ihre Eifersucht total unbegründet ist.

Am Krankenhaus angekommen stellte ich das Auto auf dem Parkplatz ab und ging mit dem Blumenstrauß in der Hand ins Gebäude und dann zu Alex Zimmer. Dort klopfte ich und betrat, nach einem zaghaften 'Herein' von innen, den Raum. Alex saß im Bett und schaute mich an. "Ach du bist es... Hey." "Hey, ist es ok, wenn ich bleibe?" "Ja..." "Danke. Die Blumen sind übrigens für dich." Als ich das sagte, fingen ihre Augen endlich wieder an zu strahlen. "Wow, danke...! Ich hab, zumindest soweit ich weiß, noch nie Blumen geschenkt bekommen." rief sie beeindruckt und nahm den Strauß in die Hände. Ich lächelte leicht. "Ich hab dir oft Blumen geschenkt früher." "Ja?" Ich nickte und sie musste schlucken. "Tut mir Leid, davon weiß ich nichts mehr..." Ist ja nicht schlimm, jetzt weißt du es. Ich schau mal, ob ich irgendwo eine Vase organisieren kann und danach reden wir über gestern ok?" "Ist gut." "Bin gleich wieder da." sagte ich und ging zum Schwesternzimmer. Kurz darauf kam ich mit einer Vase wieder zu Alex, stellte den Strauß darein und stellte die Vase auf den Beistelltisch, bevor ich mir einen Stuhl nahm und mich ans Bett setzte.

Disappeared? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt