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Später saßen Isa und ich im Wohnzimmer auf der Couch, während Mia schon im Bett lag und schlief. "So, dann erzähl mal Schatz..." begann meine Frau und schaute zu mir. "Ja, zuerst hab ich am Empfang nach Alexandra Haber gefragt, aber es wurde keiner mit diesem Namen aufgenommen, also wollte ich der Ärztin gehörig die Leviten lesen, aber dann hat sie mir erklärt, dass sie Alex unter einem anderen Namen aufgenommen haben, weil im ersten Moment keiner wusste, wer sie ist." "Sie steht als Maija Meikäläinen im System?" "Genau. Die Ärztin hat mich dann zu ihr gebracht und... Ich kann gar nicht beschreiben, wie das war, sie nach all den Jahren endlich wiederzusehen... Niemals hätte ich das für möglich gehalten, aber es ist tatsächlich wahr." "Mhm... Und wo war sie all die Jahre?" "Tatsächlich gar nicht so weit weg, wie ich gedacht habe... Offenbar hat ihr Exfreund sie entführt. Sie wohnten in der Runeberginkatu 28, aber keiner hat sie je zu Gesicht bekommen, weil dieser kranke Typ sie eingesperrt hat...!" "Runeberginkatu sagst du?" "Ja, warum?" "Na, weil das fast im Zentrum ist... Das Q-Theater ist nur ein paar Straßen weiter." "Ja, ich weiß...! Aber wie hätte man sie finden können, wenn sie die ganze Zeit im Haus festsitzt?" "Hm, das stimmt... Hat sie denn noch was erzählt?" Langsam nickte ich und erklärte ihr das, was ich vor wenigen Stunden selbst erfahren hatte. Dabei wurden Isas Augen vor Schreck immer größer und als ich meine Erzählung beendet hatte, sah sie mich erstmal eine ganze Weile stumm an. "Heftig oder?" "Hm... Ich glaube, das ist gar kein Ausdruck... Gut, dass dieser Kerl jetzt endlich weg ist." Ich nickte leicht und senkte nachdenklich den Kopf. Natürlich wusste ich, dass Alex vor mir noch mit anderen Männern zusammen war und ich wusste auch, dass ihre letzte Trennung nicht gerade rosig verlief, aber dass ihr Ex zu so etwas fähig ist hätte ich nie gedacht. Es war nicht meine Schuld, dass sie die letzten sechs Jahre durch die Hölle gehen musste, jedoch fragte ich mich immer wieder, ob man ihr vielleicht früher hätte helfen können, wenn ich gewusst hätte, dass mein Vorgänger ein absoluter Psychopath war. Auf einmal drang Isas Stimme an mein Ohr: "Hey, hör auf dir Vorwürfe zu machen, du kannst da gar nichts für." "Ne, aber ich hätte es vielleicht verhindern können, wenn ich schneller wieder da gewesen wäre. Oder am besten bei ihr geblieben wäre..." "Damit der Typ dich auch verletzt  hätte? Das hätte niemandem etwas gebracht." "Du hast ja Recht... Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass ich Alex das alles hätte ersparen können. Eventuell hätte ich diesen Psycho aufhalten können." "Ganz ehrlich, nach dem, was du mir gerade erzählt hast, glaub ich das nicht. Der hätte sich Alex geschnappt und wäre im schlimmsten Fall auch über Leichen gegangen... So hatte Mia wenigstens noch ihren Papa." "Wo du gerade von Mia sprichst... Ich hab nicht den Hauch einer Ahnung, wie ich  ihr sagen soll, dass ihre Mama noch lebt... Ehrlich gesagt weiß ich selbst noch nicht genau, wie ich damit umgehen soll." stellte ich resigniert fest. "Das kann ich dir leider auch nicht sagen." "Ich glaube, ich fahre morgen nochmal zu ihr." "Warum?" Ich sah Isa an. "Weil ich der einzige aus ihrem früheren Leben bin, an den sie sich zumindest ein bisschen erinnert und ich muss mich entschuldigen, dass ich sie vorhin so angebrüllt habe." "Angebrüllt? Hattet ihr Streit oder wie?" fragte sie verwundert. "Ja, weiß nicht, ob 'Streit' das richtige Wort ist, auf jeden Fall hab ich ihr von Mia erzählt und wollte ihr auch Fotos und Videos zeigen, aber das wurde ihr dann auf einmal zu viel... Ich hab da aber nicht drauf reagiert und irgendwann haben wir uns so sehr angeschrien, dass Dr. Peltonen ins Zimmer kam und mich nach Hause geschickt hat." "Hm ok... Erinnert sie sich an eure Ehe?" Niedergeschlagen schüttelte ich den Kopf. "Sie wusste noch ein bisschen von dem Abend, als ich ihr den Heiratsantrag gemacht hab, aber unsere Beziehung oder Ehe sagte ihr nichts..." "Du scheinst sehr traurig darüber zu sein." "Ja, irgendwie schon... Das zwischen uns war was besonderes..." "Was besonderes? Und das sagst du ausgerechnet mir einfach so ins Gesicht?" "Ja.. Ich meine du weißt, wie wichtig sie mir war." antwortete ich. Fassungslos schaute Isa mich an und schüttelte den Kopf. "Hallo? Ich bin deine Frau und nicht dein Trostpflaster!" "So war das auch gar nicht gemeint Schatz." versuchte ich sie zu besänftigen und griff nach ihrer Hand, aber sie zog sie weg und stand auf. "Ach nein? Klang aber so. Fahr morgen halt zu ihr,, aber lass mich in Ruhe. Ich geh jetzt ins Bett." Damit drehte sie sich um und ging nach oben. "Süße warte doch mal bitte...! Du weißt, wie sehr ich dich liebe!" rief ich ihr hinterher, wurde allerdings ignoriert. Seufzend stand ich ebenfalls auf  und folgte ihr. Als ich ins Schlafzimmer kam, war meine Frau gerade dabei, sich umzuziehen. Wieder einmal wanderten meine Augen über ihren schönen Körper, während ich auf sie zu ging und meine Arme von hinten um sie legte. "Ich liebe dich Isa." raunte ich und küsste die empfindliche Stelle hinter ihrem Ohr. "So eine wunderschöne Frau wie du hat absolut keinen Grund eifersüchtig zu sein." fuhr ich fort, küsste ihren Hals und strich gleichzeitig mit meinen Händen über ihre Rippen nach oben, doch plötzlich löste Isa sich aus meinem Griff. "Vergiss es Samu. Du kannst nicht alles mit Sex wieder in Ordnung bringen." meinte sie deutlich verärgert und zog ihr Oberteil an, bevor sie ins Badezimmer ging. Ich atmete laut aus und zog mich ebenfalls um. Zugegeben, es war vielleicht nicht der beste Zeitpunkt für Sex, nach der Unterhaltung im Wohnzimmer, aber was sollte ich machen? Ich bin eben auch nur ein Mann und der Anblick ihres nackten Körpers lässt mich alles vergessen... 
Als wir wenig später beide im Bett liegen hat meine Frau mir den Rücken zugedreht. "Es tut mir Leid Schatz. Ich weiß, das Sex keine Lösung für alles ist, aber du machst mich wahnsinnig, wenn du so vor mir stehst. Das, was ich eben über Alex gesagt habe, darfst du nicht persönlich nehmen, ich liebe dich, hörst du? Du bist neben Mia das wichtigste auf der Welt für mich." erklärte ich wahrheitsgemäß. Isa drehte sich zu mir um. "Ich liebe dich auch Samu, und ich weiß, wie wichtig dir diese Frau war, aber das muss ich nicht unbedingt hören ok? Das verletzt mich." Ich nickte leicht und strich über ihre Wange. "Tut mir Leid Schatz." "Ist schon ok." lächelte sie und gab mir einen Kuss. Ich erwiderte den Kuss und legte meine Arme um sie. "Das war vorhin ganz schön schwer..." hauchte sie gegen meine Lippen. "Was denn?" "Dir zu widerstehen..." "Naja, jetzt wo wir uns ausgesprochen haben, musst du doch nicht mehr widerstehen..." grinste ich und wollte unsere Lippen wieder miteinander vereinen, jedoch löste Isa sich wieder. "Und dich völlig ohne Strafe davon kommen lassen? Hättest du wohl gern." "Ach komm, ich hab mich entschuldigt." "Ja und?" "Och bitte Baby... Wir wurden heute Mittag schon unterbrochen." "Nö. Gute Nacht Schatz. Schlaf gut!" Sie lächelte und legte sich wieder auf ihre Seite des Bettes. "Du bist fies...!" "Ich weiß." Frustriert stöhnte ich auf. "Du hast doch sonst so eine blühende Fantasie." "Und wie soll ich dann schlafen?" "Das kriegt du schon hin. Denk nur dran, dass du Mia morgen früh wecken musst, weil ich nicht da bin." "Ja... Gute Nacht Süße.." "Gute Nacht. Schöne Träume!"

Ich hoffe das Kapitel gefällt euch! Schreibts in die Kommentare und bis bald! 🥰

Disappeared? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt