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Wir kamen zuhause an und betraten das Haus. "Oh, das riecht aber lecker!" rief Mia und zog grinsend ihre Schuhe aus, bevor sie in die Küche lief, wo meine Frau, dem wirklich leckeren Geruch nach zu urteilen, wahrscheinlich das Essen kochte. Ich entledigte mich meiner Schuhe und dem Autoschlüssel und hörte wie Mia und Isa sich begrüßten, dann ging ich zu ihnen. "Hey Schatz." "Hey." Ich lächelte und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Seid ihr mit Hähnchen-Curry und Nudeln einverstanden?" "Definitiv, oder Maus?" "Ja!" "Sehr gut, dann können wir jetzt essen." "Ok, bringst du dann vorher eben deine Tasche nach oben?" "Mach ich." Und damit lief sie hoch. Als ich sicher war, dass sie mich nicht mehr hören konnte sagte ich zu Isa: "Ich erzähle ihr gleich von Alex." Meine Frau schaute mich an. "Ja? Ist es dafür nicht zu früh?" "Denke ich nicht. Alex erinnert sich an sie, zumindest teilweise und möchte sie kennenlernen und viel länger kann ich das nicht mehr vor ihr geheim halten." "Hm, ok... Ja gut, wenn du das für richtig hältst... Soll ich bei dem Gespräch dabei sein?" "Ähm, ich glaube ehrlich gesagt, dass ich das lieber mit ihr alleine klären sollte." "Ok." "Ja, aber ich muss später auch noch mit dir reden." fügte ich hinzu und deckte den Tisch. "Mit mir?" "Ja." "Ok... Ist alles in Ordnung...?" "Ja, alles gut. Keine Sorge." lächelte ich und küsste sie sanft. Mehr Zeit sie zu beruhigen hatte ich allerdings nicht, da meine Tochter in dem Moment wiederkam. Isa und ich lösten uns voneinander und wir fingen an zu essen.

Nach dem Essen räumten wir den Tisch ab. "Was willst du denn jetzt mit mir besprechen?" fragte Mia und schaute mich an. "Ja... Komm, wir gehen mal hoch in dein Zimmer. Oder brauchst du noch Hilfe Schatz?" "Ne, alles gut. Geht ruhig." "Ok, danke." Isa lächelte leicht und ich ging mit Mia in ihr Zimmer. Dort setzte sie sich auf ihr Bett und ich zog mir ihren Schreibtischstuhl heran und nahm darauf Platz. "Ok Maus, ich weiß nicht so recht, wie ich dir das sagen soll..." murmelte ich und musste schlucken. Natürlich war mir bewusst, dass ich gerade das richtige tue, aber das, was sie gleich erfahren wird, wird ihr ganzes Leben verändern und das machte es für mich nicht gerade einfacher. Ganz im Gegenteil... Noch viel zu gut konnte ich mich an den Tag vor sechs Jahren erinnern, als ich meiner zweijährigen Tochter erklären musste, dass ihre Mama vermutlich nie wiederkommen wird, und jetzt hatte ich wieder so eine schockierende Nachricht für sie... "Lassen Mama und du sich scheiden...?" fragte Mia zaghaft und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Überrascht sah ich sie an und schüttelte mit dem Kopf. "Was? Nein... Wie kommst du denn darauf?" "Na, du warst letztens so komisch, als du nach Hause gekommen bist" Traurig sah sie mich an und fuhr fort: "Ich will nicht nochmal meine Mama verlieren... Auch wenn Isa nicht meine echte Mama ist, aber sie ist die einzige Mutter, die ich habe..." "Ach Mia... Hey, es ist alles in Ordnung. Du wirst Isa nicht verlieren, versprochen." sagte ich und nahm sie kurzerhand auf meinen Schoß. "Wirklich nicht...?" fragte sie und sah mich mit Tränen in den Augen an. "Wirklich nicht." wiederholte ich und drückte sie an mich heran. Es brach mir das Herz mein kleines Mädchen so zu sehen und ich wusste, der eigentliche Grund, weshalb wir dieses Gespräch führten, würde die ganze Situation nicht verbessern, aber es musste jetzt raus. Dass sie noch nichts von den Zeitungsartikeln erfahren hatte, grenzte praktisch an ein Wunder, und bevor sich daran was änderte, sollte sie es von mir erfahren.
"Also ist zwischen euch alles gut?" fragte meine Tochter nach einigen Minuten und sah mir in die Augen. "Ja, zwischen Isa und mir läuft es hervorragend. Da musst du dir echt keine Gedanken machen." "Gut." Sie lächelte kurz und war deutlich erleichtert, aber dann wurde sie wieder ernst. "Aber was ist es dann? Warum sind wir nach oben gegangen? Darf Isa hiervon nichts wissen?" "Doch, sie weiß es auch schon, aber diese Sache betrifft in erster Linie dich und mich, also hat sie uns allein gelassen." "Ok..." Die Ratlosigkeit stand ihr nun ins Gesicht geschrieben, also fing ich an: "Du hast ja vorhin gesagt, dass ich an diesem einen Abend so komisch war... Und das hatte auch einen Grund." "Und welchen?" "Kannst du dich noch daran erinnern, was ich dir damals über Alex erzählt habe?" "Ja... Du hast gesagt sie ist verschwunden und gilt jetzt als tot..." "Genau... An dem Tag, wo ich so spät wiedergekommen bin, hab ich einen Anruf bekommen, als du bei Jenna warst." "Und von wem?" "Von der Uniklinik... Die Ärztin sagte mir, dass... meine Frau Alexandra Haber eingeliefert wurde..." Mia schaute mich erstaunt an. "Aber das war doch bestimmt gelogen... Oder?" "Das hab ich am Anfang auch gedacht... Aber..." "Sie ist es?" "Ja, und sie lebt." gab ich zurück und musste schlucken. Meine Tochter sah mich eine ganze Weile lang an und blieb still. "Ich weiß, das alles klingt unglaublich und total verrückt... Ich hab es ja selbst nicht geglaubt, bevor ich es mit eigenen Augen gesehen habe..." "Nein..." Unterbrach sie mich auf einmal und versuchte sich aus meinem Griff zu lösen. "Doch Süße. Mia glaub mir, Mama ist wieder da, sie lebt wirklich...!" rief ich, doch meine Tochter schüttelte energisch den Kopf. Ihr war es mittlerweile gelungen sich aus meinen Armen zu befreien und so stand sie auf. "Du lügst Papa. Alex ist verschwunden und wahrscheinlich mittlerweile tot, das hast du mir selbst gesagt." "Ja, aber ich hab sie doch gesehen. Ich war seit dem Anruf jeden Tag bei ihr und hab mit ihr gesprochen. Sie ist es, ganz sicher." "Hast du irgendwelche Medikamente oder so genommen?" "Nein, warum?" fragte ich irritiert. "Weil du totalen Blödsinn redest...! Du bist doch sonst nicht so, das macht mir Angst Papa..." antwortete sie und wich ein paar Schritte von mir zurück. Diese Aussage war wie ein Schlag ins Gesicht für mich. Ich schluckte und fuhr mir durch die Haare, dann atmete ich tief durch und nickte langsam. "Wie gesagt, ich verstehe, dass das total abgedreht für dich klingt, aber deine Mama lebt und sie liegt im Krankenhaus glaub mir bitte." "Sie ist nicht meine Mama... Meine Mama ist unten in der Küche." "Mia, du weißt, dass Isa nicht deine leibliche Mutter ist." "Ja, aber Alex kenn ich nicht... Und außerdem ist sie tot." "Nein, ist sie eben nicht." "Doch!" rief sie und sah mich trotzig an. Warum reagierte sie so? Ich hätte wirklich mit jeder Reaktion gerechnet, aber mit Trotz und Verleugnung absolut nicht. Erst recht nicht, weil Dr. Peltonen dies mit keinem Wort erwähnt hatte. Ich stand auf und ging auf sie zu, aber sie wich mir wieder aus. "Geh bitte einfach..." murmelte sie und senkte den Kopf. "Was...?" "Du sollst gehen... Bitte Papa..." Hatte sie es jetzt realisiert, dass ich die Wahrheit sage oder war das die pure Verzweiflung? Schon wieder konnte ich kleine Tränchen in ihren Augen aufblitzen sehen, aber ich würde uns beiden keinen Gefallen tun, wenn ich ihre Bitte ignorieren würde, also nickte ich und ging zur Tür. "Sag Bescheid oder komm runter, wenn was ist, ok?" Mia nickte, blieb aber still und so verließ ich das Zimmer, auch wenn es mir noch so schwer fiel.

Wie gefällt euch das Kapitel? Denkt ihr Mia wird bald einsehen, dass ihr Vater recht hat? Schreibt's in die Kommentare und bis bald 🥰

Disappeared? Where stories live. Discover now