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Alex Sicht:
"So, jetzt sag schon. Wer hat entschieden, dass ich für tot erklärt werde?" fragte ich, als wir wenig später zuhause waren und schaute Samu an. "Ich sag es dir ja, aber versprich mir bitte, dass du versuchst ruhig zu bleiben." "Ok versprochen." "Gut..." Wir setzten uns auf die Couch und er fuhr fort: "Dein Ex hat dir ja erzählt, dass du niemanden mehr hast, außer ihn." Ich nickte leicht. "Meine Eltern seien wohl vor Jahren gestorben und gemeinsame Kinder hatten wir keine." "Ja, was die gemeinsamen Kinder betrifft hatte er auch Recht, aber... mit dem Rest nicht. Der Rest war gelogen." Samu schaute mich an. "Wie? Soll das... Soll das etwa heißen, dass ich keine Waise bin?" "Ganz genau. Deine Eltern leben noch und soweit ich das weiß, sind sie auch noch ziemlich gesund." "Warum hat Henri mir das dann gesagt?" "Wahrscheinlich um dich von ihm abhängig zu machen. Du hattest dein Gedächtnis verloren und er war in der Situation derjenige, der dir vermeintlich helfen wollte." "Also haben sie dafür gesorgt, dass ich als tot gelte...?" Samu nickte. "Ich wollte sie davon abhalten, das musst du mir glauben, aber sie wollten unbedingt mit der Sache abschließen..." "Damit abschließen...? Mit ihrer eigenen Tochter wollten sie abschließen?!" wiederholte ich verzweifelt und sprang auf. "Alex beruhige..." fing Samu an, aber ich unterbrach ihn: "Wie lange?" "Was meinst du?" "Wie lange haben sie gewartet um diesen Schritt zu gehen?" "Drei Jahre... Sie waren der Meinung, dass sie so besser abschließen könnten... Du warst drei Jahre lang unauffindbar und deshalb haben sie so entschieden... Wenn ich ehrlich bin habe ich tief in meinem Inneren immer die Hoffnung gehabt, dass du irgendwann wieder auftauchst und offensichtlich hatte ich recht..." "Und sie haben einfach die Hoffnung aufgegeben... Sie haben mich aufgegeben..." murmelte ich und musste schlucken. Samu stand ebenfalls vom Sofa auf und kam auf mich zu. Er nahm meine Hände und sah mir in die Augen. "Es tut mir Leid, dass du es so erfahren musst. Ich wünschte es wäre anders gelaufen." "Ist schon gut... Du kannst ja nichts dafür." "Trotzdem. Kann ich irgendwas für dich tun?" Ich hob den Kopf und schaute ihn an. "Lass mich bitte ein bisschen alleine ok? Ich muss das jetzt erstmal verarbeiten." "Natürlich. Melde dich wenn was ist ja?" "Klar." Ich löste mich aus seinem Griff und ging nach unten in mein Zimmer.

Samus Sicht:
Seufzend sah ich ihr hinterher. Kaum vorstellbar, wie sie sich jetzt fühlen muss... Ich wünschte ich hätte ihr das erst erklären können, wenn sie psychisch etwas stabiler ist, aber ich wollte und konnte sie nicht anlügen. Alex vertraute mir, das wollte ich auf keinen Fall aufs Spiel setzen. Gedankenverloren ging ich in mein Musikzimmer und nahm mir dort eine der Gitarren. Während meine Finger über die Saiten strichen dachte ich an vorhin. Natürlich war es in der Situation völlig unpassend, aber als ich eben Alex Hände gehalten habe und wir uns so nah standen, musste ich automatisch an die unzähligen Male denken, wo wir uns geküsst haben und wie gerne ich das auch jetzt gemacht hätte... Verdammt ich bin seit Jahren in einer glücklichen Ehe, eigentlich sollte mir sowas überhaupt nicht in den Sinn kommen, aber ich konnte nichts dran ändern. Ich hatte Isa wirklich viel zu verdanken, aber sie ist nun mal nicht Alexandra... Noch ist zwischen uns nichts passiert, jedoch konnte niemand garantieren, dass das auch so bleibt. Es wäre Isa gegenüber nur fair, wenn meine Exfrau wieder auszieht, damit ich mich voll und ganz auf meine Ehe konzentrieren kann. Ich kann Alex ja trotzdem helfen, aber dann wären wir wenigstens nicht dauernd zusammen... Die Frage ist nur, wo soll sie hin? Zu ihren Eltern will sie bestimmt nicht und außer mir kennt sie niemanden mehr aus ihrem Leben. Eine eigene Wohnung wäre die beste Lösung, aber dafür braucht sie ihre Ausweisdokumente, die wir erst heute beantragt haben, und Geld. Dieses würde ich ihr selbstverständlich geben, allerdings würde sie das nicht annehmen wollen. Von jemandem finanziell abhängig zu sein kam für sie noch nie in Frage, also brauchte sie einen Job, aber dafür war sie vermutlich noch nicht bereit. Wir haben uns ja noch nicht mal mit einem Psychologen in Verbindung gesetzt... Vielleicht konnten wir das ja morgen erledigen, heute wollte ich sie nicht noch mehr fordern. Wenn ich allerdings gewusst hätte, dass sich dieses ganze Problem schon bald wortwörtlich in Luft auflösen würde, hätte ich mir definitiv nicht so viele Gedanken gemacht...

So, hier geht es nach langer Zeit mal wieder weiter! Ich hoffe euch gefällt das Kapitel 😊

Disappeared? Where stories live. Discover now