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"Was ist denn los Herr Haber?" fragte sie freundlich, nachdem sie die Tür geschlossen hatte. "Es ist so... Alex und ich haben in den letzten Tagen viel über unsere gemeinsame Tochter gesprochen. Sie kann sich sogar wieder ein bisschen an die Geburt erinnern und möchte Mia unbedingt kennenlernen, außerdem bin ich der Meinung, dass ich Mia nicht länger verheimlichen kann, dass ihre richtige Mutter wieder da ist, aber ich weiß nicht, ob das gut für sie ist... Sie können sich bestimmt vorstellen, wie schwer es damals für uns war. Es hat ewig gedauert, bis man 'Mama' sagen konnte, ohne dass die Kleine in einen Heulkrampf ausbrach." "Ja, das glaube ich Ihnen sofort. Das vor ihr geheim halten können Sie auf keinen Fall, da haben Sie recht." "Ja... Aber ich mache mir Sorgen. Was, wenn Mia sich dadurch irgendwie verschließt? Ich hab Angst, dass ich ihr damit eher schade, als ihr zu helfen." Die Ärztin nickte. "Ich versteh Ihre Sorge, aber ich denke, wenn sie Mia vor dem Kennenlernen angemessen darauf vorbereiten, wird das kein Problem sein." "Wirklich nicht?" "Nein, ganz im Gegenteil. Ich glaube sogar, dass es für Mia noch schlechter ist, wenn sie herausfindet, dass Sie sie angelogen haben. Das könnte ihr Vertrauen in Sie einschränken." "Ok, also Sie halten es für ungefährlich wenn ich die beiden miteinander bekannt mache?" "Ja, zumindest wenn Sie Ihre Tochter gut darauf vorbereiten. Ich würde sie nicht einfach so mal hierher bringen, sondern vorher ausführlich mit ihr sprechen." "Ok, ja das hatte ich sowieso schon vor." "Gut, kann ich Ihnen sonst noch helfen?" "Nein, danke. Das war erstmal alles." "In Ordnung dann melden Sie sich einfach, wenn irgendwas ist." "Mach ich, vielen Dank." "Nicht dafür. Auf Wiedersehen." "Tschüß." Wir lächelten und gaben uns die Hand, dann ging ich wieder ins Zimmer.
"So, also laut ihr ist es kein Problem..." fing ich an, während ich die Tür schloss, doch dann hörte ich ein Schluchzen. Ich sah zu Alex und bemerkte, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. "Hey... Was ist denn los?" fragte ich besorgt und kam auf sie zu. Ohne drüber nachzudenken zog ich sie in eine feste Umarmung und drückte sie sanft an mich heran. Im nächsten Moment rechnete ich damit, dass sie sich wehren und losreißen würde, aber das Gegenteil traf ein: Alex legte die Arme um mich und hielt sich an mir fest. Sie weinte und ich merkte, wie mein Shirt wegen ihrer Tränen nass wurde. "Alles gut... Ich bin hier Alex..." hauchte ich und strich beruhigend über ihren Rücken. Was hatte sie bloß? Sie hatte die letzten Jahre mit Sicherheit nicht verarbeitet, aber was war jetzt der Auslöser hierfür? Hatte sie Panik, weil sie Angst vor der Begegnung mit Mia hatte? Ich traute mich aber nicht sie nochmal zu fragen, sie sollte sich zuerst wenigstens ein bisschen beruhigen.

Alex Sicht:
Als Samu mich plötzlich umarmte war ich zuerst überrascht, aber dann unglaublich froh darüber. Ich konnte es nicht erklären, aber ich fühlte mich in seiner Nähe so sicher und geborgen. Ohne mich richtig an unsere Beziehung erinnern zu können spürte ich, dass er der Richtige für mich gewesen sein muss, aber das war ja leider vorbei... Niemals würde mir einfallen, seine Ehe zu zerstören und so blieb mir nur die Hoffnung, dass auch ich eines Tages wieder jemanden finden werde, der mich so glücklich macht, wie Samu es sicherlich vor Jahren getan hat. Dieser Gedankengang führte natürlich zu noch mehr Tränen, aber dank seiner beruhigenden Wirkung auf mich hatte ich mich relativ schnell wieder gefasst. "Geht's wieder?" fragte er einfühlsam und schaute mich an. Ich zog die Nase hoch und nickte leicht. "Danke..." "Kein Problem, hier putz dir mal die Nase." Er hielt mir ein Taschentuch hin, welches ich dankbar entgegen nahm. Ich machte, was er gesagt hatte und wischte die Tränen weg. "Darf ich fragen was los war...? Hattest du einen Flashback oder...?" "Nein, ich war verzweifelt..." "Aber wieso? Hast du Angst wegen dem Treffen mit Mia?" Ich schüttelte den Kopf. "Die Ärztin hat doch gesagt, dass ich Montag entlassen werde..." "Ja, aber das ist doch gut." "Nein, ist es nicht...!" "Warum? Henri ist tot, der wird dir nie wieder weh tun." "Darum geht es auch gar nicht... Wo soll ich denn hin? Ich kenne doch niemanden aus meinem alten Leben, ich hab kein Geld, keine Papiere... Wie soll ich denn klarkommen?" "Ach darum geht es dir...!" "Ja... Ich weiß nicht, was ich machen soll..." Er legte die Hand auf meine Schulter und sah mich an. "Du kommst erstmal zu uns, das ist doch klar." Ich schaute ihn an. "Was...?" "Ja natürlich." "Aber was sagt Isa denn dazu?" "Die wird damit schon einverstanden sein, lass das mal meine Sorge sein." "Aber ich will nicht, dass sie denkt, dass ich mich bei euch einnisten will oder so..." "Ach Quatsch. Isa ist doch klar, dass du auch irgendwo unterkommen musst und ich lass dich definitiv nicht auf der Straße schlafen. Ich hab gesagt ich helfe dir und das werde ich auch." Ich fing an zu lächeln. "Danke... Aber verspricht mir, dass du sie vorher trotzdem fragst, ja? Und ich versuche so schnell wie möglich an Geld zu kommen, damit ihr wieder eure Ruhe habt." "Das mach ich, und du bleibst so lange, wie es eben dauert, bis du auf eigenen Beinen stehen kannst. Wir müssen ja auch erstmal den ganzen bürokratischen Kram regeln." "Danke, wirklich... Ich bin so froh, dass ich wenigstens dich habe." lächelte ich und nahm seine Hand.

Denkt ihr, dass Isa wirklich so locker damit umgehen wird wie Samu es behauptet und wie gefällt euch das Kapitel? Schreibt's in die Kommentare und bis bald 😊

Disappeared? Where stories live. Discover now