Eissplitter - Kalt wie Schnee

By Lia-Mina

7.7K 771 302

Gestern war die Welt noch in Ordnung, heute stehe ich bereits vor dem Altar und soll Sam heiraten. Sam, ein j... More

Vorwort
Prolog
xXx Kapitel 1 xXx
xXx Kapitel 2 xXx
xXx Kapitel 3 xXx
xXx Kapitel 4 xXx
xXx Kapitel 5 xXx
xXx Kapitel 6 xXx
xXx Kapitel 7 xXx
xXx Kapitel 8 xXx
xXx Kapitel 9 xXx
xXx Kapitel 10 xXx
xXx Kapitel 11 xXx
xXx Kapitel 12 xXx
xXx Kapitel 13 xXx
xXx Kapitel 14 xXx
xXx Kapitel 15 xXx
xXx Kapitel 16 xXx
xXx Kapitel 17 xXx
xXx Kapitel 18 xXx
xXx Kapitel 19 xXx
xXx Kapitel 20 xXx
xXx Kapitel 21 xXx
xXx Kapitel 22 xXx
xXx Kapitel 23 xXx
xXx Kapitel 24 xXx
xXx Kapitel 25 xXx
xXx Kapitel 26 xXx
xXx Kapitel 27 xXx
xXx Kapitel 28 xXx
xXx Kapitel 29 xXx
xXx Kapitel 30 xXx
xXx Kapitel 31 xXx
xXx Kapitel 32 xXx
xXx Kapitel 33 xXx
xXx Kapitel 34 xXx
xXx Kapitel 36 xXx
xXx Kapitel 37 xXx
xXx Kapitel 38 xXx
xXx Kapitel 39 xXx
xXx Kapitel 40 xXx
xXx Kapitel 41 xXx
xXx Kapitel 42 xXx
xXx Kapitel 43 xXx
xXx Kapitel 44 xXx

xXx Kapitel 35 xXx

116 14 12
By Lia-Mina


Nach einer langen Reise, erreichten wir abends einen einsamen Hof. Im Wohnhaus brannte Licht und Rauch stieg aus dem Schornstein, das Haus musste also bewohnt sein.

Nils und Kian gingen zur Haustür und klopften laut an die Tür. Ein älterer Mann öffnete Minuten später die Tür. Sie unterhielten sich, dann deutete Kian in unsere Richtung um anschließend das Gespräch fortzusetzen.

Während die drei in ihrem Gespräch vertieft waren, schmiegte sich Tikaani an mein Bein und ich strich ihr sanft über den Kopf. Bisher hatte sie ihre Aufgabe als Leithund vortrefflich gemeistert. Ich war stolz auf sie und würde sie niemals wieder hergeben. Eine treuere Begleiterin konnte man sich nicht wünschen, es sei denn vielleicht Cara?

Nils winkte uns zur Tür hinüber, während Kian die Hunde zur Scheune brachten. Cara durfte mit ins Haus, jedenfalls dachte Helena nicht im Geringsten daran, sie aus den Augen zu lassen. Der alte Mann, dessen Haar längst eine weiße Farbe angenommen hatte, stand am Feuer und kochte uns Tee.

„Setzt euch", meinte er mit gastfreundlicher Stimme. Wir folgten seiner Aufforderung und setzten uns an den dunklen Holztisch. Als Kian ins Haus kam, servierte er uns das kochend heiße Getränk.

„Was hat euch hier hinaus in die Natur verschlagen?", fragte der Mann neugierig und blickte in die Runde.

„Das ist eine lange Geschichte", antwortete Kian ausweichend, „Wir sind auf dem Weg nach Moorstadt."
„Da habt ihr noch einen ganzen Tagesmarsch vor euch", erklärte uns der Mann, während er seine runzligen Hände um die Tasse schlang, um sie zu wärmen.

„Es gibt ein Dorf ganz in der Nähe", fügte er hinzu, doch Kian winkte ab.

„Nein, das ist viel zu klein. Eine Ansammlung von Häusern, weiter nichts."

Der Greis nickte verständnisvoll, als sein Blick Helena streifte.

„Du bist doch..."

Helena schreckte auf und starrte den Mann erschüttert an.

„Die Tochter des Königs", fuhr der Mann fort.

Verunsichert nickte Helena. Diese Tatsache war nun mal nicht zu leugnen, wenn sie ihre Haare nicht unter einem Tuch verbarg.
„Deine Mutter war etwas ganz Besonderes", fuhr er fort, ohne auf Helenas Verunsicherung einzugehen. Mir wurde klar, dass er nichts Böses im Schilde führte. Wie auch, er war ein alter, gebrechlicher Mann. Mit ihm wäre selbst ich fertig geworden.

„Es gibt Geschichten, die erzählen, sie sei eine Fee gewesen. Ein Wesen mit magischen Fähigkeiten, die ihr dabei halfen, die Welt um sie herum in eine bessere zu verwandeln. Kein Wunder, dass dein Vater sie heiraten wollte. Dann kam dieser schreckliche Tag. Als sie starb, veränderte sich alles. Nebelschwaden hüllten sich um die Stadt, als betrauerte selbst der Wettergott diesen schweren Verlust. Dein Vater veränderte sich und dunkle Zeiten brachen über das Königreich."

Dies war das erste Mal, dass jemand den Tod von Helenas Mutter mit den plötzlich ändernden Wetterverhältnissen in Verbindung brachte. So abwegig diese Theorie auch klingen mochte, irgendetwas tief in meinem Innern sagte mir, dass ich dies nicht vergessen sollte. Es könnte in naher oder ferner Zukunft vielleicht noch von Bedeutung sein.

Der alte Mann erzählte uns viele Geschichten und oft war ich mir nicht sicher, ob er doch langsam zu alt war, um Wahrheit und Märchen voneinander zu unterscheiden. Doch es schien ihm gut zu tun, endlich wieder Leute um sich zu haben, die ihm zuhörten. Also lauschten wir seinen Geschichten, obwohl wir längst hätten schlafen sollen. Irgendwann, es war schon mitten in der Nacht, meinte Kian, dass wir uns ausruhen müssten. Schließlich hätten wir am nächsten Tag eine weite Strecke zu bestreiten. Dies verstand der Greis und gab uns noch ein paar Decken für die Nacht mit. Wenig später verließen wir die Wohnung und machten es uns drüben im Stall mitten auf dem Heuboden gemütlich. Dem vielen Stroh nach zu urteilen, konnte in dieser Gegend nicht das ganze Jahr über Schnee liegen. Wir befanden uns also immer noch am Rande des Reiches.

Es war eine lange Reise, bis wir endlich die ersten Häuser von Moorstadt erreicht hatten. Die Straßen, denen wir folgten, wirkten wie ausgestorben. Doch den Stimmen nach zu urteilen, herrschte unweit von uns große Aufregung. Was war geschehen?

Helena hatte sich hinter Nils auf das Schneemobil gesetzt, ihr Haar war wie immer, wenn wir uns in einem Dorf befanden, unter einem Tuch verdeckt. Cara rannte in ihrer kleinen Gestalt neben uns her und schien von unserem Unbehagen nichts mitzubekommen.

Als wir den Marktplatz erreichten, richteten sich die Blicke des versammelten Volkes allesamt auf uns richteten. Uns wurde bewusst, dass es uns nicht gelungen war, kein Aufsehen zu erregen, wie es eigentlich der Plan gewesen war.

„Das sind Soldaten des Königs!", schrie eine wutentbrannte Stimme mitten aus der Menschenmenge. Weitere Rufe erklangen, Angst und Wut klangen in ihnen mit, eine äußerst gefährliche Mischung.

Erst jetzt fiel mir auf, dass einige Häuser etwas ramponiert aussahen, als seien sie vor kurzem angegriffen worden. Angst machte sich in mir breit. Warum hatte ich mir die Häuser nicht genauer angeschaut, als wir noch die Möglichkeit zur Flucht hatten?

Sekunden später waren wir von einer Menschentraube umzingelt. Einige Männer hatten lodernde Fackeln, Gewehre und Mistgabeln auf uns gerichtet. Tikaani, der aufgefallen war, dass wir in Schwierigkeiten steckten, stellte die Nackenhaare auf und gab ein bedrohliches Knurren von sich.

„Ja, wir waren Soldaten des Königs, sind allerdings wegen einer ganz anderen Angelegenheit hier", Kian versuchte die Situation zu entschärfen, er streckte den Leuten seine leeren Hände entgegen, was verdeutlichen sollte, dass wir unbewaffnet waren.

In meinem Augenwinkel entdeckte ich Helena, die ihren Schal noch fester um ihren Kopf wickelte. Wenn sie Helena erkennen würden, hätten wir endgültig verspielt. Nils legte schützend seinen Arm um sie, er wusste genau, was alles auf dem Spiel stand.

Ein lautes Raunen ging durch die Versammelten, bis sich ein muskulöser Mann aus der Menge löste.

„Ihr seid also nicht im Auftrag des Königs hier", stellte er mit überrascht beherrschtem Ton fest.

„Doch wie steht es um eure Loyalität dem König gegenüber?"

„Wir haben uns längst von ihm distanziert", antwortete ich mit fester Stimme. Bei mir entsprach es der Wahrheit. Seit ich wusste, was er mit Sam angestellt hatte, hatte ich mich von ihm abgewandt. Wie es um Helena, Nils und Kian stand, wusste ich nicht genau.

Überrascht musterte mich der Mann, dessen zerfurchtes Gesicht mir aufzeigte, dass er schon einiges auf dem Buckel hatte.

„Für eine Frau ganz schön aufmüpfig", stellte er fest. Ich war nicht sicher, ob es ein Kompliment sein sollte oder nicht. Nicht jeder mochte starke Frauen.

„Was ist passiert?", fragte ich und deutete zu den ramponierten Häusern.

„Wir wurden angegriffen, vom König, versteht sich", knurrte der Mann, bevor er sich wieder seinem Volk zuwandte.

„Was sollen wir mit ihnen anstellen? Wer versichert uns, dass sie uns nicht hintergehen? Sollen wir sie in den Kerker sperren?"

Erneut Getuschel und dann meldete sich eine tiefe Männerstimme, mitten aus der Masse heraus.

„Sie sollen den Dämon töten. Wenn sie sich wirklich vom König distanziert haben, ist es kein Problem für sie, diesem Ungeheuer den Rest zu geben."

Meine Beine drohten nachzugeben. Hatte er gerade einen Dämon erwähnt und was wenn... Ich durfte nicht daran denken. Wenn ich jetzt falsch reagierte, könnte ich uns alle in große Gefahr bringen.

„Ein Dämon?", meine Stimme drohte zu versagen. Ich räusperte mich und tat, als hätte ich mich auf der langen Reise erkältet.

„Folgt mir", wies uns der Mann, der hier das Sagen hatte an. Er führt uns zu einer Scheune unweit des Marktplatzes, während wir die Hunde und Cara zurück lassen mussten.

In der Scheune herrschte dämmriges Licht. Auf dem Boden, direkt vor der Wand, erkannte ich eine Gestalt, die reglos und in Ketten gelegt da lag. Erst als wir uns näherten, hörte ich Helena leise nach Luft schnappen. Da wurde auch mir bewusst, dass ich mich nicht geirrt hatte. Es war tatsächlich Sam, der vor uns auf dem Boden lag. Was das Ganze noch schlimmer machte war, dass er wieder seine menschliche Gestalt angenommen hatte.

Er war verletzt und nicht bei Bewusstsein. Es grenzte an einem Wunder, dass die Dorfbewohner ihm nicht schon längst den Rest gegeben hatten.

„Ihr behauptet also, nichts mit diesem Monster zu tun zu haben?", fragte der Mann erneut.

Ich schluckte leer und nickte dann so überzeugend, wie es mir in diesem Moment überhaupt möglich war.

Der Mann gab einem kleinen stämmigen Jungen einen Befehl und wenig später kam dieser mit einem langen Dolch zurück und reichte ihn dem Mann.

„Gut, dann liegt es jetzt an euch, diesem Dämon die letzte Ehre zu erweisen."

Er kam auf mich zu, während ich mich vor Sam auf die Knie fallen ließ. Ich legte meine Hand auf seine Brust und spürte, wie er schwer atmete.

„Dann bist du die Auserwählte?", fragte der Mann und reichte mir den Dolch, der sich in meinen Händen viel zu schwer anfühlte.

Tränen stiegen in meine Augen, ich konnte meine Trauer nicht länger verbergen. Eine Hand legte sich auf meine Schulter, Kian war zu mir hinüber gekommen, während sich Helena in eine Ecke zurückgezogen hatte. Sie konnte sich das Spektakel nicht mit ansehen und hatte sich auf dem Boden zusammen gekauert.

„Soll ich es tun?", fragte er, während er den reglos da liegende Sam musterte.

Ich schüttelte entschieden den Kopf. Wenn es jemand tat, dann war ich es. Ich war jene, die ihm in den letzten Wochen nächsten gestanden hatte und ich müsste von nun an mit dem klar kommen, was ich getan hatte.

Für einen Augenblick wägte ich alle möglichen Optionen ab, die wir hatten. Ich könnte den Mann erdolchen, doch das würde uns vor der tobenden Menschenmenge draußen nicht retten. Um Sam stand es ohnehin nicht gut und selbst wenn wir fliehen könnten, würde er wahrscheinlich ohne ärztliche Betreuung nicht überleben. Sein Körper schien sich nicht mehr selbst heilen zu können oder waren die Verletzungen einfach zu stark dafür? Denn an seinem ganzen Körper zierten ihn schwere Verletzungen, die bisher nicht im Geringsten den Anschein machten zu heilen.

Ich umklammerte den Dolch mit beiden Händen und hielt ihn über Sams Körper. Ich suchte seinen Körper nach einer geeigneten Stelle ab, als mein Blick auf sein Herz fiel. Wenn ich ihn schon ermorden musste, dann sollte er wenigstens schnell erlöst werden. Wie in Trance stieß ich zu. Der Dolch schnitt sich in sein Fleisch und unendlich viel Blut strömte aus der Wunde, als ich den Dolch wieder hinaus zog. Augenblicke später sackte ich weinend über Sam zusammen. Er hatte aufgehört zu atmen, er war tot und ich hatte ihn umgebracht. Erst jetzt schien ich wirklich zu registrieren, was ich getan hatte. Ich hatte den Menschen umgebracht, den ich über alles geliebt hatte und wozu? Um einige der wenigen Menschen in dieser Welt zu retten, die mir etwas bedeuteten. Warum musste das Leben bloß so unfair sein? Warum gab es Entscheidungen, bei denen es nur darum ging, das größere Übel abzuwenden?

Vor mir brach eine Welt zusammen. Alles wurde schwarz und ich glaubte nicht daran, dass ich mich jemals wieder aus dieser Dunkelheit befreien könnte, die mich verschlag. Mein Leben war zusammen mit dem von Sam erloschen.

Continue Reading

You'll Also Like

20.7K 1.2K 29
Obwohl Hailee kein sonderlich gutes Verhältnis zu ihrer Schwester hat, legt Juliet großen Wert darauf, dass sie zu ihrer Hochzeit erscheint. Inklusiv...
13.8K 2K 54
„Ihre Zeit ist gekommen", ertönte Athanasios' dunkle Stimme durch den dichten Nebel. ,,Ich werde sie nicht sterben lassen." ,,Das ist nicht deine En...
6.9M 28.8K 33
Alles andere ist Voodoo.
5.2K 98 16
Lese es einfach PS Rechtschreib Fehler