xXx Kapitel 27 xXx

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Ich schlug meine Augen auf. Mein Kopf lehnte an Sams Schulter. Was hatte mir die Wahrsagerin gesagt? Alkohol beeinflusse die Blockade, die Gefühle und Erinnerungen vor anderen Leuten abschottet? Nein, Alkohol hatte sie nie erwähnt, dafür die Liebe. Hatte Sam sich einfach nie getraut, mir seine wahren Gefühle zu zeigen? Liebte er mich bereits seit längerem? Der letzte Abend hatte eindeutig dafür gesprochen. Sam neigte seinen Kopf und küsste sanft mein Haar, während mein Kopf immer noch an seiner Schulter lehnte.

Viel zu kurz war der Augenblick, in dem ich Sams Nähe geniessen konnte. Erneut wurde ich von dunklem Nebel umgeben und befand mich wieder in demselben kargen Raum. Das grelle Licht blendete mich, da ich bis eben noch von Dunkelheit umgeben war.

Ich blinzelte und erkannte Sam, der inzwischen viel gelassener vor dem König stand. Wie es schien waren Monate, vielleicht sogar Jahre vergangen, in denen die beiden eng miteinander zusammen gearbeitet hatten.

„Ich habe dir gesagt, dass du dich von meiner Tochter fern halten sollst", der König warf Sam einen wutentbrannten Blick zu. Es gefiel ihm überhaupt nicht, wenn man sich seinen Befehlen widersetzte.

„Helena und ich sind kein Paar mehr. Ich habe mich an dem Tag von ihr getrennt, als du mich das erste Mal zu dir gerufen hast", erklärte Sam überraschend selbstsicher.

Der König schaute ihn mit grossen Augen an, „Das meine ich nicht. Ich möchte, dass du sie nicht mehr siehst. Du bist kein Umgang für sie."

Sam schluckte leer, tief in seinem Innern schmerzte der Gedanke, dass er Helena nicht mehr sehen dürfte. Er hatte immer noch Gefühle für sie, auch wenn er sie nicht mehr zeigen durfte.

„Du weisst was du bist. Denkst du wirklich Helena hätte nichts Besseres verdient?"

„Natürlich hat sie etwas Besseres verdient. Wir sind nur Freunde", versicherte Sam dem König und ballte seine Hände zu Fäusten.

„Bist du dir sicher oder belügst du dich selbst?", Helenas Vater musterte Sam mit ernster Miene, „Ich glaube du liebst sie immer noch."

Sam schüttelte den Kopf, doch selbst ein Blinder hätte gesehen, dass er es nicht ernst meinte.

Der König griff nach Sams Arm. Schreiend fiel Sam auf die Knie. Sekunden verstrichen, bis er seinen Griff wieder löste.

„Ich mag es nicht, wenn man mich anlügt!", Wut zeichnete sich in seinem Gesicht ab, „Glaub mir, du bist ein sehr talentierter Soldat, es wäre schade, wenn ich dich ersetzen müsste. Aber lass die Finger von Helena!"

Mit erschrockener Miene kniete Sam vor dem König, der erneut seine Hand nach ihm ausstreckte. Erneut durchfuhr Sam ein kaum auszuhaltender Schmerz. Krümmend lag er auf dem Boden. Seine Haut färbte sich schwarz, seine Augen nahmen wieder dieses stechende Rot an, fledermausartige Flügel wuchsen aus seinem Rücken. Dieses schwarze Etwas, das kaum noch an einen Menschen erinnerte, wand sich schmerzverzerrt auf dem Boden. Es sah aus, als bestünde seine Haut aus einem Leder ähnlichen Material. Beinahe erinnerte er mich an eine übergrosse Fledermaus, nur dass er um einiges furchteinflössender aussah.

Ich starrte Sam panisch an. Hätte ich nicht gewusst, dass ich mich in seinen Erinnerungen befand, wäre ich ihm zu Hilfe geeilt. Hatte der König Sam tatsächlich in einen Dämon verwandelt? Einem Dämon der ihm unterlegen war und all seine Befehle ausführte? Ein gefühlloses Wesen, das vor keiner Schandtat zurück schreckte? Mir hatten Sams rote Augen und die Fähigkeit, Dinge in Brand zu setzen bereits Angst eingejagt, doch dieses Wesen wäre noch zu viel mehr fähig.

Auf einmal ergab alles Sinn. Warum Sam an diesem seltsamen Abend auf dem Balkon lag. Er war geflogen. Irgendetwas hatte ihn verletzt und er konnte mit letzter Kraft nach Hause fliegen. Deshalb heilten seine Wunden so schnell, weil er kein gewöhnlicher Mensch mehr war.

Eissplitter - Kalt wie SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt