xXx Kapitel 14 xXx

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Ich wachte auf, als ich eine Bewegung neben mir vernahm. Wo war ich und vor allem wer lag neben mir? Erst als ich meine Augen öffnete, kamen meine Erinnerungen an die vergangene Nacht zurück.

Panisch starrte ich Sam an, der sich in meine Richtung gedreht hatte. Noch immer ruhte meine Hand auf seinem Körper. Wahrscheinlich erwachte ich, als er sich gedreht hatte.

Sam grinste mich neckisch an, so schlecht schien es ihm nicht mehr zu gehen. Vorsichtig nahm ich meine Hand von seinem noch immer mit dem Verband umwickelten Oberkörper. Da rückte Sam etwas näher an mich heran und legte seinen Arme um mich.

„Dass ich das noch erleben darf, du in meinem Bett...", stellte er zufrieden fest.

Mir war nicht nach Spassen zumute. Ich griff nach seinem Verband, er fühlte sich vollkommen trocken an. Dann suchte sich meine Hand einen Weg unter den Verband, von den Wunden konnte ich nichts mehr spüren. Augenblicklich setzte ich mich aufrecht hin und starrte Sam verblüfft an.

Er erhob sich ebenfalls und versuchte mich zu beruhigen, „Mara, es geht mir gut."

Dummerweise glaubte ich es ihm nicht. Ich musste mich mit eigenen Augen davon überzeugen.

Ich deutete auf seinen Verband, „Kann ich den abnehmen?"

Jetzt, da ich den Verband genauer betrachtete, fiel mir das viele Blut auf, das daran klebte. Da es inzwischen getrocknet war, hatte es eine dunkle Farbe angenommen.

Sam nickte lediglich als Antwort. Augenblicklich begann ich den Verband zu lösen und ihn von seinem Oberkörper zu entfernen. Verblüfft starrte ich auf seinen makellosen Rücken. Die tiefen Wunden waren alle verschwunden als wären sie niemals da gewesen. Als ich etwas genauer hinsah, konnte ich ganz feine Kratzer ausmachen. So wie die Wunden am Vorabend ausgesehen hatte, hätten sie schlimme Narben auf Sams Rücken hinterlassen müssen. Vor allem wären diese Wunden niemals einfach so über Nacht geheilt.

Sam fiel meine verdutzte Miene auf, „Hast du meinen Körper lange genug betrachtet? Wenn du mehr sehen willst, musst du es mir nur sagen."

Ich verzerrte mein Gesicht zu einer Grimasse, sprang vom Bett auf und verliess ohne ein weiteres Wort zu verlieren sein Zimmer. Noch immer war mir alles andere als zum Spassen zumute.

Draussen im Wohnzimmer liess ich mich auf das Sofa fallen. Mein Blick blieb auf der Blutlache ruhen, die sich wie am Vorabend vor der Balkontür befand. Sam kam ins Wohnzimmer, er hatte ein Shirt übergezogen und setzte sich neben mich auf das Sofa.

„Tut mir leid, das war dumm von mir...", entschuldigte er sich bei mir.

„Was ist gestern Abend passiert?", ich schaute ihn mit angsterfülltem Blick an.

Selbst jetzt fröstelte es mich, wenn ich daran dachte, wie er blutüberströmt vor der Tür gelegen hatte.

„Das spielt doch keine Rolle. Mir geht gut, das sollte die Hauptsache sein", war seine ausweichende Antwort und mir wurde klar, dass ich nicht mehr aus ihm heraus bekommen würde. Wenn ich mehr wissen wollte, müsste ich es selbst herausfinden, wie auch immer.

„Ja, zum Glück", antwortete ich stattdessen und rang mich zu einem Lächeln.

„Ich finde es schön, dass du dich um mich gekümmert hast und Angst um mich hattest. Ist schliesslich keine Selbstverständlichkeit...", Sam musterte mich ein wenig verlegen.

„Natürlich ist das selbstverständlich", widersprach ich ihm entschieden.

Sam stand auf, lief zu seiner Zimmertür und drehte sich nochmals zu mir um, „Mara ich mag dich, weil du so bist, wie du nun mal bist."

Mit diesen Worten schloss er die Tür hinter sich und kam erst später wieder hinaus, um mir mitzuteilen, dass er zur Arbeit ging.

Tagelang zerbrach ich mir den Kopf darüber, was an diesem Abend wohl geschehen war. Längst ist mir klar geworden, dass ich von Sam nichts erfuhr. Dies war sein Geheimnis, das er hütete wie einen Goldschatz.

Mir kam der Verdacht, dass dieses Geheimnis etwas mit einem anderen Thema zu tun haben könnte, über das Sam nur ungern sprach, nämlich seiner Arbeit. Es musste etwas Wichtiges sein, sonst würden sie ihn nicht mit all dem Reichtum überhäufen. Der Königsfamilie musste etwas an Sam liegen und zwar nicht nur der kleinen, scharfzüngigen Eisprinzessin.

So kam es, dass ich mich an diesem Abend während des Abendessens nicht mehr zurück halten konnte.

„Woraus besteht deine Arbeit genau?", fragte ich Sam, während ich meinen Löffel in die heisse Suppe tauchte, die ich zuvor gekocht hatte. Neugierig musterte ich ihn.

Sam schwieg, er konzentrierte sich voll und ganz auf sein Abendessen und tat, als hätte er meine Frage nicht gehört.

„Es muss gefährlich sein, jedenfalls sahen deine Schrammen letztens alles andere als harmlos aus", fügte ich hinzu, mein Blick war ernst geworden, ich hatte es satt, nie Antworten zu bekommen.

Erneutes Schweigen, jetzt reichte es mir. Ich würde ihn schon zur Rede stellen.

„Jedenfalls scheinst du der Königsfamilie ziemlich wichtig zu sein, sonst würden sie dir nicht diese teure Wohnung im sichersten Quartier der Stadt zur Verfügung stellen. Weshalb bist du so wichtig für sie? Liegt es an deiner Arbeit oder doch eher daran, dass sie dich als Liebhaber unseres Eisprinzesschens nicht auf die Strasse setzen können?", mit verschränkten Armen sass ich gegenüber von Sam und spürte, dass die Erwähnung des Eisprinzesschens ein Stechen in meiner Brust hinterliess. Ich wusste nicht weshalb. Ich mochte Sam, diese Tatsache konnte ich längst nicht mehr leugnen, aber mehr war da nicht. Ein guter Freund, mehr nicht... Oder?

Sam schaute wenig erfreut von seinem Abendessen auf. Er wirkte ernst, noch ernster als ich. Er schüttelte kaum merklich den Kopf.

„Wenn du es unbedingt wissen willst, ich bin für die Sicherheit zuständig. Die Sicherheit des Königs und der ganzen Stadt. Mit Helena hat das ganze rein gar nichts zu tun."

Er hatte nicht abgestritten ihr Liebhaber zu sein. Noch schlimmer als diese Tatsche fand ich, dass sie mich überhaupt interessierte. Ich versuchte mich wieder zu fassen, denn Sam sah mich bereits prüfend an. Wahrscheinlich hatte ich einen kurzen Moment lang ausgesehen, als wäre ich ziemlich neben der Spur.

„Dafür ist der Sicherheitsdienst zuständig", antwortete ich knapp. Ich wusste, dass Sam nicht bei denen war. Der Sicherheitsdienst patrouillierte nämlich während der ganzen Nacht durch die Stadt und gabelte Leute auf, die sich ohne Berechtigung draussen herum trieben. Auch tagsüber waren sie überall anzutreffen...

Sam lachte kurz auf, „Denkst du der Sicherheitsdienst ist für alles zuständig, was mit Sicherheit zu tun hat? Denkst du, mit einem furchteinflössenden Hund durch die Strassen zu patrouillieren genügt? Sie sind vielleicht da um das Volk unter Kontrolle zu halten und ihnen Respekt beizubringen aber es gibt noch ganz andere Gefahren, viel gefährlichere."

Ich schaute Sam mit grossen Augen an, es war das erste Mal, dass er darüber sprach. Natürlich waren es bisher keine spektakulären Neuigkeiten, doch würde er weiter erzählen, könnte vielleicht das eine oder andere interessante Detail ans Licht kommen.

Soweit kam es leider nicht. Sam löffelte gemütlich seine Suppe aus und schien nicht im Geringsten daran zu denken, auch nur ein weiteres Wort zu diesem Thema zu verlieren.

Eissplitter - Kalt wie SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt