xXx Kapitel 41 xXx

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„Wie ich sehe habt ihr euer Ziel erreicht", ein höhnisches Lachen hallte durch den Raum. Es jagte mir einen eisigen Schauder über den Rücken.

„Hätte nicht gedacht, dass das so schnell geht", Helena schaute sich verwirrt nach der Stimme ihres Vaters um, fand deren Ursprung allerdings nicht, „Aber habt ihr bedacht, dass eure eigenen Gefährten zu euren Feinden werden können?"

Mitten in der Wand öffnete sich ein Durchgang, durch den Mailin den Raum betrat. Ihr hasserfüllter Blick ließ mich zusammen zucken. Begleitet wurde sie von Nils, der uns keines Blickes würdigte. Stattdessen starrte er ins immer tiefer werdende Wasser, das bald zu einem Problem werden könnte.

Helena neben mir erstarrte und beobachtete Nils, wie er immer näher auf uns zukam. Dann erschien ihr Vater höchstpersönlich, „Helena, hast du Mara nichts erzählt?"

„Was meint er damit?", fuhr ich Helena gröber an, als beabsichtigt.

„Ja, erzähl es ihr, sie hat ein Recht darauf es zu erfahren."

„Nils hat uns verraten", ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, „Er hat von Anfang an den Auftrag gehabt, sich mit Kian anzufreunden und ihn im Auge zu behalten. Als wir dann auf die Einheit deines Bruders stießen, hat er meinen Vater darüber informiert und ihn stets auf dem Laufenden gehalten. Deshalb sind wir problemlos in den Palast gekommen und sind in den Gängen keiner Menschenseele über den Weg gelaufen. Es war von Anfang an der Plan meines Vaters, dass wir in seine geheimen Gemächer eindringen und hier unten unser Ende finden werden."

Nun konnte Helena ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Mir wurde klar, was sie für Nils empfunden hatte und wie sehr er sie enttäuscht hatte. Er war nun schon der Zweite, der sie wegen ihres Vaters im Stich ließ.

„Seit wann weißt du davon?", fragte ich Helena, während ich die drei im Auge behielt, die immer näher auf uns zukamen.

„Im Raum, kurz bevor wir in dieses Labyrinth kamen, hat die Stimme meines Vaters mir alles erzählt."

Jetzt wurde mir bewusst, dass wir alle etwas anderes gehört hatte. Was hatte er Mailin erzählt? Er musste ihr eingeredet haben, dass ich ihren Bruder mit Absicht umgebracht hatte und dass er nichts damit zu tun hätte. Und Nils? Wie sah seine Aufgabe aus? Wie treu ergeben war er dem König? Er hatte uns alle verraten, also konnten wir nicht auf seine Hilfe zählen.

Mailin hielt direkt auf mich zu. Ich schauderte, als ich ihren Blick sah. Ihre grünen Augen wirkten eiskalt und irgendwie abwesend, was mich verunsicherte.

„Mailin, ich kann es dir erklären. Natürlich gibt es nichts, was meine Tat jemals rechtfertigen könnte, aber gib mir wenigstens die Chance, dir die Wahrheit zu erzählen", flehte ich sie an, doch ihr Blick blieb leer. Ihr Gesicht zeigte keinerlei Regung.

Es kam mir vor, als seien meine Worte gar nicht zu ihr durchgedrungen. Das war nicht die Mailin, die ich kannte. Nein, das war eine gnadenlose Kriegerin, die nur eines zum Ziel hatte, mich auszulöschen. Was auch immer Helenas Vater mit ihr angestellt hatte, sie realisierte nicht, dass ich mit ihr gesprochen hatte, vielleicht nicht einmal dass ich vor ihr stand oder doch? Es kam mir vor, als wäre sie in einer ganz anderen Welt, in einer anderen Illusion, nicht in jener, in der wir uns befanden.

Zu meiner rechten blitzte etwas Silbernes auf. Helena hatte ihren Dolch gezogen. Der Dolche, bei dem ich bezweifelt hatte, dass er wirklich als Waffe taugte und nun war er Helenas letzte Überlebenschance. Nils hielt mit demselben leeren Blick auf Helena zu, mit dem Mailin mich fixiert hatte.

„Sie wissen nicht was sie tun!", warnte ich Helena, als ein grässliches Lachen den Laut des plätschernden Wassers durchbrach.

„Wie aufmerksam von dir Mara", sprach mich der König an, „Mir wird es hier langsam zu nass, ich schaue mir dieses Spektakel lieber aus sicherer Entfernung an."

Mit diesen Worten erinnerte er mich erneut daran, dass unsere Zeit beschränkt war. Das Wasser stieg weiter an und schränkte unsere Bewegungsfreiheit beträchtlich ein.

Blitzschnell zog ich mein Schwert aus der Scheide, als Mailin zum Angriff ansetzte. Im letzten Augenblick gelang es mir, ihren Angriff abzuwehren. Neben mir versuchte Helena ihrem Gegner auszuweichen. Mit ihrem kleinen Dolch war ein Gegenangriff ausgeschlossen, weshalb sie sich immer weiter gegen die Wand treiben ließ, bis sie nicht mehr fliehen konnte. Flink ließ sie sich in das inzwischen hüfthohe Wasser fallen und tauchte unter.

Mehr bekam ich nicht mehr mit, denn Mailin kam besser mit dem Schwert klar, als ich erwartet hätte. Ich parierte ihre Angriffe, wagte es allerdings nicht, sie anzugreifen. Es war nicht meine Absicht Mailin zu verletzten, nicht solange sie in eine Art Trance versetzt war. Gut möglich, dass sie mich auch bei vollem Bewusstsein einen Kopf kürzer machen sollte, aber dann wäre diese Tat auch berechtigt.

„Wir müssen hier raus!", schrie Helena durch den Saal, „Das Wasser steigt immer schneller!"

Ich steckte mein Schwert zurück in die Scheide, da der Wasserspiegel eine Höhe angenommen hatte, bei der man zu viel Kraft aufwenden musste, um das Schwert zu führen. Mailin hatte es mir gleich getan und stürzte sich mit solche einer Wucht auf mich, dass ich das Gleichgewicht verlor. Mein Kopf wurde unter Wasser gedrückt, augenblicklich vernahm ich nur noch das dumpfe Plätschern des Wassers. So fest ich konnte, versuchte ich mich vom Boden anzustoßen, doch der Griff um meine Brust, mit dem Mailin mich unter Wasser hielt, hinderte mich daran. Sekunden verstrichen und fühlten sich an wie Minuten. Der Drang nach Luft zu schnappen wurde immer größer. Es kostete mich all meine Überwindung ihm zu widerstehen.

Das dumpfe Plätschern um mich herum machte mich wahnsinnig, meine Gedanken schweiften ab. Eigentlich machte Mailin alles richtig. Ich hatte es verdient zu sterben, schließlich hatte ich Sam auf dem Gewissen. Es war nur fair, dass sie sich an mir rächte.

Eissplitter - Kalt wie SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt