xXx Kapitel 35 xXx

116 14 12
                                    


Nach einer langen Reise, erreichten wir abends einen einsamen Hof. Im Wohnhaus brannte Licht und Rauch stieg aus dem Schornstein, das Haus musste also bewohnt sein.

Nils und Kian gingen zur Haustür und klopften laut an die Tür. Ein älterer Mann öffnete Minuten später die Tür. Sie unterhielten sich, dann deutete Kian in unsere Richtung um anschließend das Gespräch fortzusetzen.

Während die drei in ihrem Gespräch vertieft waren, schmiegte sich Tikaani an mein Bein und ich strich ihr sanft über den Kopf. Bisher hatte sie ihre Aufgabe als Leithund vortrefflich gemeistert. Ich war stolz auf sie und würde sie niemals wieder hergeben. Eine treuere Begleiterin konnte man sich nicht wünschen, es sei denn vielleicht Cara?

Nils winkte uns zur Tür hinüber, während Kian die Hunde zur Scheune brachten. Cara durfte mit ins Haus, jedenfalls dachte Helena nicht im Geringsten daran, sie aus den Augen zu lassen. Der alte Mann, dessen Haar längst eine weiße Farbe angenommen hatte, stand am Feuer und kochte uns Tee.

„Setzt euch", meinte er mit gastfreundlicher Stimme. Wir folgten seiner Aufforderung und setzten uns an den dunklen Holztisch. Als Kian ins Haus kam, servierte er uns das kochend heiße Getränk.

„Was hat euch hier hinaus in die Natur verschlagen?", fragte der Mann neugierig und blickte in die Runde.

„Das ist eine lange Geschichte", antwortete Kian ausweichend, „Wir sind auf dem Weg nach Moorstadt."
„Da habt ihr noch einen ganzen Tagesmarsch vor euch", erklärte uns der Mann, während er seine runzligen Hände um die Tasse schlang, um sie zu wärmen.

„Es gibt ein Dorf ganz in der Nähe", fügte er hinzu, doch Kian winkte ab.

„Nein, das ist viel zu klein. Eine Ansammlung von Häusern, weiter nichts."

Der Greis nickte verständnisvoll, als sein Blick Helena streifte.

„Du bist doch..."

Helena schreckte auf und starrte den Mann erschüttert an.

„Die Tochter des Königs", fuhr der Mann fort.

Verunsichert nickte Helena. Diese Tatsache war nun mal nicht zu leugnen, wenn sie ihre Haare nicht unter einem Tuch verbarg.
„Deine Mutter war etwas ganz Besonderes", fuhr er fort, ohne auf Helenas Verunsicherung einzugehen. Mir wurde klar, dass er nichts Böses im Schilde führte. Wie auch, er war ein alter, gebrechlicher Mann. Mit ihm wäre selbst ich fertig geworden.

„Es gibt Geschichten, die erzählen, sie sei eine Fee gewesen. Ein Wesen mit magischen Fähigkeiten, die ihr dabei halfen, die Welt um sie herum in eine bessere zu verwandeln. Kein Wunder, dass dein Vater sie heiraten wollte. Dann kam dieser schreckliche Tag. Als sie starb, veränderte sich alles. Nebelschwaden hüllten sich um die Stadt, als betrauerte selbst der Wettergott diesen schweren Verlust. Dein Vater veränderte sich und dunkle Zeiten brachen über das Königreich."

Dies war das erste Mal, dass jemand den Tod von Helenas Mutter mit den plötzlich ändernden Wetterverhältnissen in Verbindung brachte. So abwegig diese Theorie auch klingen mochte, irgendetwas tief in meinem Innern sagte mir, dass ich dies nicht vergessen sollte. Es könnte in naher oder ferner Zukunft vielleicht noch von Bedeutung sein.

Der alte Mann erzählte uns viele Geschichten und oft war ich mir nicht sicher, ob er doch langsam zu alt war, um Wahrheit und Märchen voneinander zu unterscheiden. Doch es schien ihm gut zu tun, endlich wieder Leute um sich zu haben, die ihm zuhörten. Also lauschten wir seinen Geschichten, obwohl wir längst hätten schlafen sollen. Irgendwann, es war schon mitten in der Nacht, meinte Kian, dass wir uns ausruhen müssten. Schließlich hätten wir am nächsten Tag eine weite Strecke zu bestreiten. Dies verstand der Greis und gab uns noch ein paar Decken für die Nacht mit. Wenig später verließen wir die Wohnung und machten es uns drüben im Stall mitten auf dem Heuboden gemütlich. Dem vielen Stroh nach zu urteilen, konnte in dieser Gegend nicht das ganze Jahr über Schnee liegen. Wir befanden uns also immer noch am Rande des Reiches.

Eissplitter - Kalt wie SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt