xXx Kapitel 43 xXx

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Gedankenversunken zog Helena die Eisblume aus ihrer Jackentasche. Wie gebannt starrte ich sie an. Die Märchen hatten nicht gelogen, sie war wunderschön. Erst von nahem konnte ich erkennen, dass die Blume tatsächlich von einer Eisschicht überzogen war und sie deshalb wunderschön im Licht glitzerte.

Auch die anderen ließen sich von der Blume in den Bann ziehen. Kian und der König konnten ihren Blick nicht von ihr lösen. Helena war die einzige, die noch klar denken konnte.

„Helena", klang es durch den Raum. Die Stimme war nicht mehr als ein Hauch.

Überrascht beobachtete ich, dass der König kaum merklich zusammen zuckte, bevor er sich wieder fasste.

„Helena, gib mir die Blume", versuchte er es erneut, doch Helena verstärkte ihren Griff um die Blume und schüttelte entschieden den Kopf.

„Helena", erneut diese seltsame Stimme, „Du weißt was du tun musst."
Egal wie lange ich mich im Raum umsah, ich fand den Ursprung der Stimme nicht, vielleicht weil es keinen gab? War es die Stimme von Helenas Mutter, kam sie aus der Eisblume?

„Nein!", mischte sich der König ein, der es nicht wagte näher auf seine Tochter zu zugehen, „Du wirst sie umbringen."
„Sie ist längst tot", flüsterte ich Helena zu, denn wenn man dem Märchen Glauben schenkte, war das Leben in der Eisblume ein verfluchtes Leben.

„Mara hat recht", meine Worte hatten Helena wach gerüttelt, „Wie konntest du ihr das antun?"
Ich glaubte, nicht richtig zu sehen und blinzelte, als ich Tränen in den Augen des Königs sah. Tränen, die langsam seine Wangen hinunter liefen.

„Ich konnte es nicht zulassen, dass sie uns für immer verlässt. Sie war mein ein und alles und ist es auch jetzt noch", die Worte des Königs kamen von Herzen. Egal was er angestellt hatte, ich war kurz davor ihm alles zu verzeihen. Hatte er tatsächlich nur aus Liebe so gehandelt? Aber Sam? Nein, ich könnte ihm niemals verzeihen. Er hatte zu viele schreckliche Dinge getan.

„Helena", erneut die Stimme der Königin, die wie ein Windhauch durch die Luft wehte.

Endlich hatte ihre Tochter einen Entschluss gefasst. Sie nahm die Eisblume in beide Hände und brach sie in zwei Stücke.

Eisige Kälte breitete sich im Raum aus. Da ich immer noch nasse Kleider trug, begann ich am ganzen Leib zu zittern.

„Helena, das ist das Ende", ihr Vater ließ sich kraftlos auf die Knie fallen, als ein fernes Grollen erklang.

Aus der Eisblume leuchtete ein helles Licht, das sich langsam zu einer menschlichen Gestalt formte. Die junge Frau, die nun direkt vor uns stand, sah Helena zum Verwechseln ähnlich. Das musste ihre Mutter sein, es war das erste Mal, dass ich sie in echt sah. Keines der Porträts im Palast konnte ihrer Schönheit auch nur annähernd gerecht werden, denn der Glanz, den sie ausstrahlte konnte man auf keinem Gemälde festhalten.

„Ich bin stolz auf dich meine Kleine", die Königin zog ihre Tochter an sich und küsste sie auf die Stirn, „Du wirst eine hervorragende Königin werden, das weiß ich."

Langsam begann das Licht zu erlöschen und mit ihm verblasste auch die Gestalt der Königin.

„Mama, ich liebe dich", schluchzte Helena leise vor sich hin. Sie hatte sich ihren Tränen hin gegeben.

„Helena, ich liebe dich auch. Ich werde immer in deinem Herzen sein, du musst nur fest daran glauben", noch bevor die Worte verstummt waren, war die Gestalt der Königin verschwunden.

Erst jetzt wurde mir wieder bewusst, dass wir uns noch immer in diesem kargen Raum befanden und direkt vor uns der König.

„Flieht, solange ihr noch könnt!", rief er uns angsterfüllt zu und hob dabei theatralisch die Arme, „Das ganze Gewölbe wurde mithilfe von Magie geschaffen. Magie, die mit der Eisblume vernichtet wurde."

Eissplitter - Kalt wie SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt