xXx Kapitel 24 xXx

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Die verschneite Landschaft, die Berge in der Ferne, die zugefrorenen Seen, das alles war das Schönste das ich je in meinem Leben gesehen hatte. Alles glitzerte im Schein der Sonne, ich fühlte mich wie in einem wundervollen Märchen. Das prachtvolle Wetter schien den Hunden neue Energie zu verleihen, sie rannten so schnell wie niemals zuvor.

Ich genoss die Stille, die mich umgab. Alles Düstere war von mir abgefallen und ich sah nur noch das Gute vor uns.

Am späteren Nachmittag waren wir so weit vom Dorf entfernt, dass wir nicht mehr befürchten mussten, verfolgt zu werden. Wir machten Rast und verbrachten die Nacht in einer verlassenen Waldhütte. Dann ging die Reise bereits wieder weiter. Tage vergingen, bis wir erneut in die Nähe eines Dorfes kamen.

Wir suchten uns einen Schlafplatz am Rande des etwas grösseren Dorfes. Eine kleine Scheune gefüllt mit Heu kam uns da gerade recht. Dem Heu nach zu urteilen, musste es in der Nähe einen Ort geben, an dem nicht das ganze Jahr über Schnee lag.

„Mara, ich möchte dass du mit mir ins Dorf kommst", meinte Sam zu mir, kaum dass wir angekommen waren.

Skeptisch musterte ich ihn, „Schon wieder?"

„Ja, da du das Dorf ganz plötzlich verlassen wolltest, konnte ich nicht alles besorgen, was wir brauchen", gab er gerade mir die Schuld dafür, dass wir überstürzt aufbrechen mussten? Ich war verwirrt, entschied mich aber dazu vor Helena nichts von all dem zu erwähnen.

„Was ist mit mir?", Helena schien wenig erfreut darüber, erneut alleine gelassen zu werden. Die Scheune sah nicht nach einem Platz aus, an dem sich eine Prinzessin gerne aufhielt.

„Für dich ist es nach wie vor das Beste, wenn du hier bleibst. Ich gehe das Risiko nicht ein, dass dich jemand erkennt und dir etwas geschehen könnte."

Ein kurzes Lächeln erschien auf Helenas Gesicht. Sam hatte ihr gerade klar gemacht, dass er sich Sorgen um sie machte. Trotzdem gefiel es ihr nicht, erneut zurückgelassen zu werden.

„Was wenn mich jemand hier drin in der Scheune findet?"

„Cara wird jeden, der dir ein Haar krümmen möchte zerfleischen", Sams Blick fiel auf das fluffig aussehende Fellknäuel, das sich in der Ecke zusammen gerollt hatte. Kaum zu glauben, dass Cara jemandem etwas zuleide tun könnte.

Helena liess sich zurück ins Stroh sinken. Dies war das Zeichen dafür, dass sie sich geschlagen gab. Zwar sagte ihre Miene etwas ganz anderes, doch Sam ging nicht weiter darauf ein.

Wenig später waren wir im Dorf angekommen. Neben den Holzhäusern gab es auch Häuser aus solidem Stein. Der Dorfplatz war ein grosser, kreisrunder Platz, in dessen Mitte eine mächtige Tanne in den Himmel ragte. Sie war mit Kerzen und roten Kugeln geschmückt. Es musste bald Weihnachten sein. Ich kannte dieses Fest, für mich und Kian und alle anderen ärmeren Leute in der Stadt, hatte es aber nie eine grosse Bedeutung. Ich hatte ohnehin nur Kian und da wir eigentlich jeden Abend zusammen verbrachten, wäre ein extra Fest, bei dem man den Abend mit seinen Liebsten verbrachte, wohl überflüssig gewesen. Ganz zu schweigen von Geschenken, die wir uns sowieso nicht leisten konnten.

Sam stürmte in einen Laden, während ich erneut draussen warten durfte. Ich schaute mich auf dem Platz um. Er war rege belebt, immer wieder liefen Leute an mir vorbei, die miteinander plauderten. Aus einer Beiz auf der anderen Seite des Platzes roch es nach grilliertem Fleisch.

Eine offene Tür, die mit einem violetten Seidentuch verhangen war, fiel mir ins Auge. Ich näherte mich dieser Tür und schob den leichten Vorhang beiseite. Bereits wollte ich wieder Kehrt machen, als mich eine Stimme dazu aufforderte, hinein zu kommen. Eine Frau sass an einem kleinen, runden Holztisch. Vor sich hatte sie Karten ausgelegt. Die stickige Luft im Raum roch nach ätherischen Ölen. Ein Regal auf dessen Ablage eine silbern schimmernde Kristallkugel stand, fiel mir ins Auge. Die Frau am Tisch musste eine Wahrsagerin sein. Ich glaubte nicht an Wahrsagerei, das war doch völliger Blödsinn.

Eissplitter - Kalt wie SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt