xXx Kapitel 32 xXx

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Nils und Kian hatten sich mit einer Handvoll Männern in eines der Zelte zurückgezogen. Wahrscheinlich diskutierten sie gerade das weitere Vorgehen, während ich alleine hier draußen bei den Hunden saß. Ihnen ging es gut, sie hatten sogar ihr Frühstück erhalten und waren wieder voll und ganz bei Kräften. Bei mir würde dies eindeutig etwas länger dauern. Immer noch fühlte ich mich erschöpft.

Es war bereits Nachmittag und ich glaubte nicht daran, heute noch von hier weg zu kommen. Ich ertappte mich dabei, dass ich nichts dagegen hatte, im Gegenteil, es kam mir gerade recht. Hier war es gemütlich und ich könnte mich richtig auskurieren, bevor ich die anstrengende Reise fortsetzte.

Verträumt schaute ich hinaus in die verschneite Landschaft, als mir etwas Seltsames ins Auge stach. Ein weißer Fleck bewegte sich geradewegs auf das Lager zu. Schnell eilte ich zwischen den Zelten hindurch zur anderen Seite des Lagers, um besser erkennen zu können, was es war.

Ich hatte mich nicht getäuscht, es war Cara, auf dessen Rücken Helena saß, die direkt auf mich zu eilten.

Kaum hatte Cara ihre Schritte verlangsamt, sprang Helena bereits von ihrem Rücken und rannte die letzten Meter auf mich zu. Stürmisch fiel sie mir um den Hals, als hätte sie mich seit Jahren nicht mehr gesehen.
„Mara, ich bin so froh, dass ich dich endlich gefunden habe", sie löste sich von mir. Erst jetzt erkannte ich die Angst, die sich in ihren Augen spiegelte.

„Etwas Schreckliches ist passiert", begann sie mit bebender Stimme zu erzählen und ließ mir dabei keinerlei Chance, mich zu Wort zu melden.

„An dem Abend nach dem wir die Kneipe verlassen hatten, fanden wir an einem Waldrand einen ruhigen Schlafplatz. Als ich mitten in der Nacht erwachte, verwandelte Sam sich in ein Monster. Ein Monster – er war nicht wieder zu erkennen. Jetzt ist er weg und ich habe keine Ahnung, was ich tun soll."

Tränen liefen über Helenas vor Kälte geröteten Wangen, sie schien sich ernsthafte Sorgen um Sam zu machen. Ich schluckte schwer, schließlich war dies für mich nichts Neues. Wie sollte ich Helena bloß klar machen, wer für die ganze Katastrophe verantwortlich war? Würde sie die Wahrheit ertragen?

Ich gestand mir ein, dass sie nicht mehr das kleine Mädchen war, als das sie so viele sahen. Sie hatte ein Recht darauf zu erfahren, zu was ihr Vater alles fähig war.

„Ich weiß", antwortete ich deshalb. Helena starrte mich mit großen Augen an. Sie hätte alles erwartet, nur nicht das.

„Das ist eine lange Geschichte", begann ich.

Helena nickte und verschränkte die Arme vor ihrer Brust, „Wir haben alle Zeit der Welt."

Ich erzählte ihr von meiner Fähigkeit, die Gedanken anderer Menschen zu lesen, wenn sie es zuließen. Als Nächstes kam das Erlebnis im Dorf mit dem Metzger, der Sam erkannt hatte. Dann gelangte ich bereits beim Tanz mit Sam an und somit bei den wirklich wichtigen Dingen.

„Es war dein Vater, der Sam das ganze angetan hat. Er hat ihn zu seinem Diener gemacht und ihn in dieses schreckliche Monster verwandelt. Sam ist nicht mehr er selbst, wenn er sich verwandelt. Er ist bloß noch eine Schachfigur deines Vaters."

Helena starrte mich ungläubig an. Sie wollte etwas erwidern, ihren Vater verteidigen, ein gutes Wort für ihn einlegen, doch tief in ihrem Herzen wusste sie, dass ich sie nicht anlog. Nicht in einer so wichtigen Angelegenheit.

Sie legte ihre Stirn in Falten und schüttelte den Kopf, „Warum sollte er? Warum ausgerechnet Sam?"

„Ihm gefiel es nicht, dass er sich so oft mit dir traf. Er schien von eurer Beziehung Wind bekommen zu haben. Erst verbot er Sam, dich zu treffen und als ihm klar wurde, dass Sam sich nicht daran hielt, belegte er ihn mit einem Fluch", antwortete ich. Erneut blitzten die Bilder vor mir auf, sie waren immer noch genauso schrecklich wie beim ersten Mal.

Eissplitter - Kalt wie SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt