Prolog

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Ich stand in diesem kleinen, beinahe erdrückenden Raum. Vor mir hing ein schneeweißes Kleid. Makellos hing es an einem goldenen Kleiderständer, der kunstvoll verziert war. Wunderschön glitzerte es im Licht des Kronleuchters, der Edelstein behangen von der Decke baumelte.

Am Oberkörper würde das Kleid eng am Körper anliegen und war reichlich mit weißen Stoffblumen und funkelnden Kristallen bestückt. Der Rock bestand aus einem Tüll ähnlichen Stoff und erinnerte an das Kleid einer Ballett-Tänzerin.

Eigentlich hätte ich es lieben müssen, noch nie in meinem Leben hatte ich ein solch prachtvolles Kleid gesehen. Doch das tat ich nicht – im Gegenteil – ich hasste es.

Ich ertrug den Anblick des Kleides kaum. Das helle Weiß blendete meine Augen und das Funkeln der Kristalle verursachte ein unangenehmes Stechen in meiner Brust. Es war als verspottete mich dieses geradezu perfekte Kleid. Als wollte all die Schönheit, die es ausstrahlte mir weismachen, wie klein und unbedeutend ich war. Wie wenig ich selbst über mein Leben zu bestimmen hatte.

Unendlich groß war die Angst, die mit diesem Kleid verbunden war. Sie ließ mich erschaudern. Obwohl das Kleid aussah, als würde es einer Königin gehören, war es bloß ein gewöhnliches Hochzeitskleid. Mein Hochzeitskleid...

Eissplitter - Kalt wie SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt