Eissplitter - Kalt wie Schnee

By Lia-Mina

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Gestern war die Welt noch in Ordnung, heute stehe ich bereits vor dem Altar und soll Sam heiraten. Sam, ein j... More

Vorwort
Prolog
xXx Kapitel 1 xXx
xXx Kapitel 2 xXx
xXx Kapitel 3 xXx
xXx Kapitel 4 xXx
xXx Kapitel 5 xXx
xXx Kapitel 6 xXx
xXx Kapitel 7 xXx
xXx Kapitel 8 xXx
xXx Kapitel 9 xXx
xXx Kapitel 10 xXx
xXx Kapitel 11 xXx
xXx Kapitel 12 xXx
xXx Kapitel 13 xXx
xXx Kapitel 14 xXx
xXx Kapitel 15 xXx
xXx Kapitel 16 xXx
xXx Kapitel 17 xXx
xXx Kapitel 18 xXx
xXx Kapitel 19 xXx
xXx Kapitel 20 xXx
xXx Kapitel 21 xXx
xXx Kapitel 22 xXx
xXx Kapitel 23 xXx
xXx Kapitel 25 xXx
xXx Kapitel 26 xXx
xXx Kapitel 27 xXx
xXx Kapitel 28 xXx
xXx Kapitel 29 xXx
xXx Kapitel 30 xXx
xXx Kapitel 31 xXx
xXx Kapitel 32 xXx
xXx Kapitel 33 xXx
xXx Kapitel 34 xXx
xXx Kapitel 35 xXx
xXx Kapitel 36 xXx
xXx Kapitel 37 xXx
xXx Kapitel 38 xXx
xXx Kapitel 39 xXx
xXx Kapitel 40 xXx
xXx Kapitel 41 xXx
xXx Kapitel 42 xXx
xXx Kapitel 43 xXx
xXx Kapitel 44 xXx

xXx Kapitel 24 xXx

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By Lia-Mina

Die verschneite Landschaft, die Berge in der Ferne, die zugefrorenen Seen, das alles war das Schönste das ich je in meinem Leben gesehen hatte. Alles glitzerte im Schein der Sonne, ich fühlte mich wie in einem wundervollen Märchen. Das prachtvolle Wetter schien den Hunden neue Energie zu verleihen, sie rannten so schnell wie niemals zuvor.

Ich genoss die Stille, die mich umgab. Alles Düstere war von mir abgefallen und ich sah nur noch das Gute vor uns.

Am späteren Nachmittag waren wir so weit vom Dorf entfernt, dass wir nicht mehr befürchten mussten, verfolgt zu werden. Wir machten Rast und verbrachten die Nacht in einer verlassenen Waldhütte. Dann ging die Reise bereits wieder weiter. Tage vergingen, bis wir erneut in die Nähe eines Dorfes kamen.

Wir suchten uns einen Schlafplatz am Rande des etwas grösseren Dorfes. Eine kleine Scheune gefüllt mit Heu kam uns da gerade recht. Dem Heu nach zu urteilen, musste es in der Nähe einen Ort geben, an dem nicht das ganze Jahr über Schnee lag.

„Mara, ich möchte dass du mit mir ins Dorf kommst", meinte Sam zu mir, kaum dass wir angekommen waren.

Skeptisch musterte ich ihn, „Schon wieder?"

„Ja, da du das Dorf ganz plötzlich verlassen wolltest, konnte ich nicht alles besorgen, was wir brauchen", gab er gerade mir die Schuld dafür, dass wir überstürzt aufbrechen mussten? Ich war verwirrt, entschied mich aber dazu vor Helena nichts von all dem zu erwähnen.

„Was ist mit mir?", Helena schien wenig erfreut darüber, erneut alleine gelassen zu werden. Die Scheune sah nicht nach einem Platz aus, an dem sich eine Prinzessin gerne aufhielt.

„Für dich ist es nach wie vor das Beste, wenn du hier bleibst. Ich gehe das Risiko nicht ein, dass dich jemand erkennt und dir etwas geschehen könnte."

Ein kurzes Lächeln erschien auf Helenas Gesicht. Sam hatte ihr gerade klar gemacht, dass er sich Sorgen um sie machte. Trotzdem gefiel es ihr nicht, erneut zurückgelassen zu werden.

„Was wenn mich jemand hier drin in der Scheune findet?"

„Cara wird jeden, der dir ein Haar krümmen möchte zerfleischen", Sams Blick fiel auf das fluffig aussehende Fellknäuel, das sich in der Ecke zusammen gerollt hatte. Kaum zu glauben, dass Cara jemandem etwas zuleide tun könnte.

Helena liess sich zurück ins Stroh sinken. Dies war das Zeichen dafür, dass sie sich geschlagen gab. Zwar sagte ihre Miene etwas ganz anderes, doch Sam ging nicht weiter darauf ein.

Wenig später waren wir im Dorf angekommen. Neben den Holzhäusern gab es auch Häuser aus solidem Stein. Der Dorfplatz war ein grosser, kreisrunder Platz, in dessen Mitte eine mächtige Tanne in den Himmel ragte. Sie war mit Kerzen und roten Kugeln geschmückt. Es musste bald Weihnachten sein. Ich kannte dieses Fest, für mich und Kian und alle anderen ärmeren Leute in der Stadt, hatte es aber nie eine grosse Bedeutung. Ich hatte ohnehin nur Kian und da wir eigentlich jeden Abend zusammen verbrachten, wäre ein extra Fest, bei dem man den Abend mit seinen Liebsten verbrachte, wohl überflüssig gewesen. Ganz zu schweigen von Geschenken, die wir uns sowieso nicht leisten konnten.

Sam stürmte in einen Laden, während ich erneut draussen warten durfte. Ich schaute mich auf dem Platz um. Er war rege belebt, immer wieder liefen Leute an mir vorbei, die miteinander plauderten. Aus einer Beiz auf der anderen Seite des Platzes roch es nach grilliertem Fleisch.

Eine offene Tür, die mit einem violetten Seidentuch verhangen war, fiel mir ins Auge. Ich näherte mich dieser Tür und schob den leichten Vorhang beiseite. Bereits wollte ich wieder Kehrt machen, als mich eine Stimme dazu aufforderte, hinein zu kommen. Eine Frau sass an einem kleinen, runden Holztisch. Vor sich hatte sie Karten ausgelegt. Die stickige Luft im Raum roch nach ätherischen Ölen. Ein Regal auf dessen Ablage eine silbern schimmernde Kristallkugel stand, fiel mir ins Auge. Die Frau am Tisch musste eine Wahrsagerin sein. Ich glaubte nicht an Wahrsagerei, das war doch völliger Blödsinn.

Mit grossen Augen starrte mich die Frau an. Ihr Gesicht wirkte schlank, beinahe abgemagert. In ihrem Haar trug sie ein dunkles Seidentuch, das ihr schwarzes Haar grösstenteils verdeckte.

„Komm her Kleines", meinte sie mit heiserer Stimme und streckte mir ihre Hand entgegen.

Ich zögerte und ging dann trotz meines Misstrauens auf sie zu. Sie nahm meine Hand und strich mit ihrer anderen vorsichtig darüber.

„Du besitzt eine seltene Gabe", sagte sie anerkennend.

Meine Neugier hatte sie geweckt. Aufmerksam lauschte ich ihrer leisen Stimme.

„Nicht jeder kann die Gedanken seines Gegenübers lesen", fügte sie hinzu, „Du besitzt eine ähnliche Gabe wie ich."

Schnell zog ich meine Hand weg. Wollte diese durchgeknallte Frau etwa sagen, ich sei wie sie? Langsam beruhigte ich mich wieder. Wenn ich schon die Möglichkeit hatte Fragen bezüglich meiner Fähigkeit zu stellen, sollte ich diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen.

„Warum kann ich nicht alle Gedanken lesen? Warum sehe ich nur Dinge, die ich eigentlich gar nicht sehen möchte?"

„Denk nach Kleines, die Antwort ist ganz simpel. Du kannst Gedanken anderer nur dann lesen, wenn sie für dich zugänglich gemacht werden. Dies beispielsweise der Fall, wenn sie wütend sind, böse Absichten oder gar Angst haben. Starke Gefühle rauben uns die Kontrolle über unsere Gedanken. Deshalb kannst du nicht entscheiden, was du siehst. Dass du nicht selbst entscheiden kannst, was du nicht sehen möchtest, liegt wahrscheinlich daran, dass du zu wenig Übung hast, " erklärte mir die Wahrsagerin, während sie sich wieder ihren Karten auf dem Tisch gewidmet hatte.

Alles was sie erzählte ergab Sinn. Warum war ich nichts selbst darauf gekommen?

Ohne Vorwarnung hob die Wahrsagerin erschrocken ihren Kopf, „Du bist in grossen Gefahr Mädchen. Dunkle Mächte umgeben dich..."

„Mara?", Sams Stimme drang durch den seidenen Vorhang, hinein in den düsteren, stickigen Raum.

„Tut mir leid, ich muss gehen", ich schenkte der Wahrsagerin zum Abschied ein Lächeln und eilte aus der Tür hinaus. Sie brauchte mir nicht zu erklären, wer diese düstere Macht in sich trug.

Müde legte ich mich neben Helena ins Stroh. Sam war draussen bei den Hunden, da dieses mal kein Schneesturm über das Land hinweg fegte. Die tiefen Temperaturen, welche diese kalte Nacht mit sich brachte, vermochten sie problemlos zu trotzen.

Ich hatte bereits tief und fest geschlafen, als ich mitten in der Nacht erwachte. Schlaftrunken richtete ich mich auf und schaute mich in der Scheune um. Wenige Meter von mir entfernt lagen Helena und Cara, doch von Sam fehlte jede Spur.

Schnell stand ich auf und tastete mich durch die Dunkelheit zur Tür. Leise öffnete ich sie, um Helena nicht zu wecken. Kalte Luft kam mir entgegen, als ich die Scheune verliess. Die Hunde lagen eingerollt im Schnee, die lange Reise hatte sie erschöpft.

„Sam?", flüsterte ich in die Nacht hinaus.

„Mara, hier drüben", die Stimme kam von links. Ich drehte mich um und sah wie Sam in eine warme Decke gewickelt an der Scheune lehnte.

Ich ging zu ihm hinüber, „Ist dir nicht kalt hier draussen?"

„Komm her", er hob die Decke an und ich schlüpfte darunter. Sie gab tatsächlich angenehm warm. Es fühlte sich seltsam an, Sam so nahe zu sein. Eigentlich hätte ich vorgehabt, ihm von nun an aus dem Weg zu gehen und doch war da dieses schwache Gefühl in mir, das seine Nähe brauchte. Dieses Gefühl war gerade dabei Besitz über mich zu ergreifen.

„Weisst du was heute für ein Tag ist?", fragte er mich, während er zu den Sternen hinauf blickte. Abertausende Lichter glitzerten vor dem dunklen Himmel. Niemals hätte ich mir erträumt, dass es so etwas Schönes geben konnte.

Ich schüttelte den Kopf.

„Heute ist Heilig Abend", half mir Sam auf die Sprünge, „Ich würde behaupten einer der Schönsten, die ich je erlebt habe."

Ich zuckte mit den Schultern, „Ich habe noch nie in meinem Leben Weihnachten oder Heilig Abend gefeiert."

„Es geht doch nicht darum zu feiern", erwiderte Sam ruhig, er legte sanft seinen Arm um mich, „Es geht darum, dass man Zeit mit seinen Liebsten verbringt. Wenn Mailin noch hier wäre, dann wäre es perfekt."

Und Kian und Finja natürlich, fügte ich in Gedanken hinzu. Mailin würde sich freuen, wenn sie uns beide hier draussen sehen würde.

„Mara, ich bin froh, dass du in mein Leben gekommen bist"

Ich legte meinen Kopf an seine Schulter. Mir fielen keine Worte ein, mit denen ich hätte antworten können. All die Fragen, die mir tagsüber durch den Kopf geisterten, versuchte ich abzublocken. Ich versuchte diesen wunderschönen Moment einfach nur zu geniessen. Für alles andere wäre morgen noch genügend Zeit.

Erst jetzt begriff ich den eigentlichen Sinn von Weihnachten. Mir wurde klar, dass wir diesen Tag jedes Jahr unbewusst auf unsere ganz eigene Art und Weise gefeiert hatten.

In der Ferne sah ich ein grünliches Licht, dass sich über den Himmel ausbreitete. Das mussten die sagenumwobenen Polarlichter sein, es gab sie also wirklich. Ihre Pracht erstreckte sich über den Himmel, niemals würde ich diesen Anblick mehr vergessen. Niemals würde ich diesen Moment vergessen. Sam, ich und die Hunde, über uns die Sterne und das Polarlicht. Hätte mir jemand diese Szene geschildert, ich hätte ihm niemals geglaubt.

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