Der geborene Kämpfer

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"Ich...", doch sie kam nicht weiter.

"Stimmt es, dass du Unschuldige umgebracht hast?", fragte ich und jedes Wort fiel mir dabei schwer.

"Ja", brachte sie über Lippen und hatte dabei nicht den Mut mich anzusehen.

Mein Inneres zerbrach in tausend Stücke. "Wie kann ich dich dann noch ansehen?" Wie konnte ich sie noch immer lieben?

Aurora sah mir tief in die Augen. "Sag du's mir."

Ihre Worte wurden von der sanften Brise des kühlen Windes davongetrugen und ich zuckte zusammen. Wir schwiegen für eine ganze Weile, während ich das Gefühl hatte, ich würde erdrückt werden, bis ich fragte: "Was machst du hier?"

"Ich will die Kämpfer wieder aufbauen", antwortete sie mir mit festen Blick, der mir sagte, dass sie es ernst meinte. "Ich will meine Familie verraten."

"Warum?", fragte ich trocken und sah sie forschend an. Sie dachte doch nicht, dass ich ihr das abkaufen würde. Außerdem: Warum redete ich überhaupt mit ihr?! Sie war die RCOD Prinzessin, eine Mörderin! Doch irgendwas in meinem Herzen sagte mir, das ich nicht weglaufen sollte.

"Das höchste Gebot der RCOD ist: Die Familie ist das Wichtigste. Ich muss sie, die ganze Welt, von dem Schmerz erlösen." Ihr Haar, das vom Wind wehte und ihr Gesicht streifte, umrahmte dieses wunderschön.

Ich hasste es, wenn sie den Namen RCOD in den Mund nahm. Ich brachte bloß ein "Hm" über die Lippen. "Und jetzt?"

"Sag du's mir." Sie verschränkte die Arme vor der Brust. "Du bist der Sohn der Scotts. Der einzig Überlebende."

Trauer und Schmerz überkamen mich wie eine unerwartete Welle, die sich schneller auftürmte, als man vermutete. Kurz sah ich sie versonnen an, bis ich mich wieder fasste und sagte: "Warum sollte ich dir glauben?"

"Du musst mir vertrauen", hauchte sie und kam einen Schritt auf mich zu.

Wir starrten uns an, bis Dean schwungvoll die Türe aufriss. "Kommt ihr jetzt rein, oder was?"

Nein, das wollte ich nicht, aber aus irgendeinem unerklärlichen Grund tat ich es, da ich wie erstarrt war und Dean monoton folgte.

Als Dean die Türe zum Sportstudio wieder schloss, fragte er zu mir gewandt: "Du weißt, was Aurora vorhat?"

"Ja", sagte ich trocken und warf Aurora einen unauffälligen Seitenblick zu. Warum musste ich sie noch immer ansehen? Ich sollte mit ihr fertig sein.

"Frag mich nicht warum, aber ich vertraue ihr", schoss es aus Dean heraus.

Sein Vertrauen war schwer zu gewinnen und ich sah ihn und Aurora misstrauisch an. Ich kam mir vor, als wäre ich im falschen Film.

"Also, bist du dabei, Kaden?", fragte Dean und sah mich fordernd an.

Kurz lachte ich auf, wurde aber sofort wieder ernst. "Wie kannst du so eine große Sache einfach so beschließen? Hast du den Verstand verloren, Dean? Wir reden hier von der Prinzessin der RCOD, die Unschuldige tötet - "

" - Getötet hat", fiel Aurora mir ins Wort.

Ich fuhr zu ihr herum und rief wütend: "Wie kannst du so etwas nur so einfach sagen?" Ich ballte meine Hände zu Fäusten, um mich halbwegs zu beherrschen. "Wie soll man dir das nur glauben?"

"Tja, weißt du was neulich passiert ist? Ich sollte ein junges Geschwisterpaar, die für die Kartellen in Mexiko arbeiten, töten, doch weißt du was mich davon abgehalten hat?!" Mit jedem Wort kam sie einen weitern Schritt auf mich zu, bis unsere Gesichter nur noch einen Zentimeter voneinander entfernt waren. "Du!"

Aurora BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt