44. Kapitel

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Louis POV

Ich schlief nicht. Nachdem ich Harry geschlagen hatte, bin ich in Zayn hinein gerannt. Ich habe ihm weinend die Kurzfassung des Abends erzählt und bin dann weiter in mein Zimmer gestürmt. Ich habe mich wie üblich auf mein Bett geschmissen und in mein Kissen geheult.Das war es nun endgültig. Und es war nicht meine Schuld. Ich hab genau gesehen, wie Harry sich zu ihr gebeugt hatte und sie küsste.Wie konnte er am Morgen noch so tun, als hätte ihm der Gedanke von mir und Eleanor etwas ausgemacht und am Abend küsste er dann Kendall? Ich dachte wirklich, wir könnten das klären.Ich dachte, er würde mich letztendlich auch lieben, doch jetzt glaubte ich ihm nichts mehr.Ich starrte an die Zimmerdecke und dachte an nichts. Es war zu frisch, um das alles haarklein zu durchdenken. Es war mitten in der Nacht, der Mond stand am Himmel und die Sterne glitzerten. Keine Wolke war zu sehen.Als sich meine Tür öffnete und ich Licht sah, schreckte ich nach oben. Wer war das!? Angst breitete sich in mir aus."W-wer ist da?", fragte ich mit zitternder Stimme."Ganz ruhig Louis, ich bin es, Zayn." Ich sah, wie eine Gestalt eine kleine Öllampe weiter nach oben hielt. Zayns Gesicht kam in dem schwachen Licht zum Vorschein."Zayn, es ist mitten in der Nacht", sagte ich und stand von meinem Bett auf."Tut mir Leid, dass ich dich wecken musste.""Ich hab nicht wirklich geschlafen...", sagte ich leise und blickte zu Boden."Louis, komm mit mir", meinte Zayn auf einmal und hielt mir die Tür auf."W-was? Warum?", fragte ich verwirrt. Es war vielleicht drei Uhr in der Früh und er wollte, dass ich mit ihm komme."Tu es einfach, Louis. Vertraue mir." Natürlich vertraute ich Zayn, doch seltsam kam mir das alles vor.Zayn griff nach meinem Arm und zog mich aus dem Zimmer."Zayn, bitte sag mir doch, wohin wir gehen."Zayn seufzte etwas angestrengt. "Okay, Louis. Du musst mir glauben, ich würde das nicht tun, wenn ich nicht selber denken würde, dass es das Beste ist. Bitte verzeih mir, doch das muss geklärt werden, auch wenn du ihm nicht zuhören willst, lass ihn aussprechen, er...""Er!?", fragte ich hysterisch. Das war nicht sein Ernst. Ich dachte, Zayn ist auf meiner Seite."Louis glaub mir, du solltest ihm zuhören. Ein letztes Mal."Mein Herzschlag wurde schneller. Er würde mich ihm nicht ausliefern, oder? Ich wollte Harry nicht sehen, er konnte das nicht korrigieren.Zayn zog mich weiter, bis nach draußen in die etwas kühle Nachtluft. Vor dem Tor stand eine Kutsche. Fertig bepackt und mit Kutscher. Die Tür war geschlossen.Als Zayn mich losließ, trat ich einen Schritt zurück."Was ist hier los?""Steig ein", sagte Zayn und schob mich zur Kutsche."Bitte. Bitte tu mir das nicht an, Zayn!""Louis, glaub mir. Es wird alles gut werden. Steig einfach in diese Kutsche." Ich sah Zayn mit großen Augen an."Tu es einfach.""Ich vertraute dir", sagte ich leise. Zayn lächelte schwach und öffnete mir die Tür. "Alles wird gut Louis."Als ich die Stufen der Kutsche rauf stieg und mich duckte, um in das Innere zu kommen, wusste ich schon was mich erwartet.Es war mitten in der Nacht. Nach einem der schlimmsten Tage, die ich hatte und nun saß ich gegenüber von Harry. Es war dunkel und nur ein Bruchteil seines schönen Gesichtes war zu erkennen. Ich schluckte und sah ihn ganz an."Hallo", sagte er ganz einfach. Seine Stimme klang dünn und brüchig."Hallo", sagte ich zurück. "Was soll das hier?"Harry fuhr sich nervös durch die Haare."Louis", fing er an, "ich weiß, ich hab es nicht verdient. Ich weiß, dass ich an allem schuld bin und ich will dir sagen, dass du die Wahl hast. Wenn du wieder aussteigen willst, dann nur zu. Ich werde dich nie wieder belästigen, ich werde dich nie wieder berühren. Aber falls du hier bleiben solltest und mit mir fahren würdest, könnte ich dir alles erklären. Wir könnten das klären. Es tut mir so Leid und ich hasse mich für alles was passiert ist, aber wenn du mir eine letzte Chance gibst, verspreche ich dir, sie zu nutzen."Harry musste weinen. Seine Stimme verriet es, das Zittern, und die Schwankungen der Tonlage."Wohin?", fragte ich als einziges. Ich wollte wissen, ob er es ernst meinte. Der Gedanke, dass er mich in Ruhe lässt und mich nie wieder berühren würde, ist schlimmer als alles andere."Weg", meinte Harry, "für eine Weile. Nur du und ich. Niemand wird uns stören. Zeit allein für uns."Schweigen legte sich zwischen uns, sollte ich ihm eine letzte Chance geben? Sollte ich uns eine letzte Chance geben? Ich wollte es nicht so enden lassen, doch würde es etwas bringen?"Okay", sagte ich heiser. Harry zögerte nicht und lehnte sich zum Fenster. Er hielt eine Hand nach draußen und schnippte zwei Mal mit den Fingern. Kurz darauf rollte die Kutsche los. Ich atmete ein und versuchte zu realisieren, dass ich Harry wieder einmal an mich heran gelassen hatte."Louis, du solltest schlafen. Es ist mitten in der Nacht und ich verspreche dir, dass wenn du aufwachst, wir weit weit weg sind. Uns wird keiner stören."Ich nickte und lehnte meinen Kopf nach hinten, als ich etwas über mir spürte. Es war eine Decke. Harry breitete sie über mir aus. Seine Hand streifte kurz die Haut an meinem Arm."W-enn d-duu...", sagte Harry stotternd, "ich meine, ich könnte dich... Du könntest in meinen Armen..."Ich schüttelte schnell den Kopf, bevor er weiter sprechen konnte. Das würde ich nicht ertragen. Ich konnte nicht einfach so in seinen Armen liegen, als wäre nichts geschehen.Harry sah zu Boden und nickte. "N-natürlich. Ich verstehe. Verzeih mir." Als er wieder nach oben sah, schenkte ich ihm ein kleines Lächeln. Er erwiderte es, bevor ich meine Augen schloss und mich an die Seite der Kutsche anlehnte. Ich zog meine Beine an meine Brust und kuschelte mich in die warme Decke.Ich wusste, dass Harry mich beobachtete, aber ich versuche es zu ignorieren und etwas zu schlafen. Der Gedanke daran, dass wir weit weg sein würden, wenn ich wieder erwache, war zu verführerisch."Hey Louis.""Hmm", brummte ich und zog die Decke höher. Harry hatte mich gerade aus einem traumlosen Schlaf gerissen."Wir sind da, mein Engel", sagte Harry nun, "es ist Morgen. Du kannst weiter schlafen. Ich trage dich.""Nein", murmelte ich, ohne die Augen auf zumachen, "kann... alleine laufen." Ich stand in der engen Kutsche auf, ohne meine Augen zu öffnen. Ich taumelte etwas und fiel zurück."Lou, entweder du machst deine Augen auf oder ich trage dich bis nach drinnen", lachte Harry leise. "Du kannst weiter schlafen."Ich öffnete meine Augen leicht und sah, dass es heller war. Auch wenn nun Wolken am Himmel waren, wusste ich, dass es früher Morgen war. Ich wickelte mich aus der Decke aus und sah zur geöffneten Tür. Harry stand schon draußen. Taumelnd stand ich auf und hielt mich am Türrahmen fest, als ich nach draußen trat. Ich verfehlte eine Stufe und stolperte geradewegs in Harrys Arme."Komm schon, Darling. Ich trage dich. Schlaf einfach weiter." Und da ich mich wirklich nicht in einem wachen Zustand halten konnte und mir gerade alles egal war, nickte ich schwach."Hmmn- Kay", sagte ich und schlang meine Arme um Harrys Hals.Dann hatte ich auch schon keinen Boden mehr unter den Füßen. Harry trug mich wie einen Schatz. Ich spürte jeden Schritt. Nach einigen Augenblicken spürte ich, wie es um mich wärmer wurde. Wir mussten in einem Haus sein. Ich seufzte über das wohlige warme Gefühl und merkte, wie Harry Treppen nach oben stieg. Ich würde wirklich gern sehen, wo wir waren und ob ich die Umgebung kannte, doch ich war zu müde."Gleich da, Boo", flüsterte Harry leise in mein Ohr. Etwas später wurde meine Lage geändert und ich spürte, wie ich in ein weiches Bett gelegt wurde."Hazza... ganz weich", murmelte ich und kuschelte mich in das weiche fluffige Bett.Harry lachte. Ich merkte, wie sich das Bett senkte. "Schlaf noch etwas, Boo.""Hm", brummte ich. "Louis?""Shh, Haz. Hinlegen. Schlafen."Harry lachte wieder. "Ich wollte dich eben fragen, ob es dir etwas ausmacht, wenn ich mich neben dich lege.""Hmm... Nein", sagte ich nach kurzem überlegen, hielt jedoch Abstand zu ihm."Danke Louis. Danke, dass du mir eine letzte Chance gibst." Es war zu schwer, etwas zu antworten, da ich schon wieder in den Schlaf sank.Irgendwann gegen Mittag wachte ich wieder auf. Ich blinzelte in das helle Licht des Tages und drehte mich auf den Rücken. Als ich meine Augen weiter aufmachte, sah ich, dass die Helligkeit von dem Zimmer ausging. Die Wände sowie die Decke waren in Elfenbein gehalten. Der Boden war mit weißem Holz ausgestattet und auch jedes andere Möbelstück in diesem Raum war hell. An den Wänden hingen Bilder, sie zeigten Szenarien von Wasser und Feen. Sehr lyrisch alles. Ich schob die ebenfalls helle Bettdecke von mir und stand aus dem weichen Bett auf. Gegenüber waren große gläserne Türen. Ich ging zu den boden-langen Fenstern. Wenn ich nach draußen sah, erblickte ich eine unbekannte Umgebung.Ich sah Wiesen und den Himmel, der gerade grau war. An den Bäumen merkte man, dass es windig war."Schön hier, oder?", hörte ich hinter mir. Ich drehte mich um und sah Harry, wie er sich aufstützte und mich verschlafen ansah."J-ja", sagte ich, "wo sind wir?"Harry schüttelte kurz seine Haare, sodass sie perfekt saßen und schlug auch die Bettdecke zurück."Wir sind in einem kleinen Landhaus. Im Besitz unserer Familie seit 1567. sehr abgelegen. Das Haus hat nur 4 Bedienstete, perfekt also." Harry kam auf mich zu geschlendert und sah nach draußen."Oh. Das ist gut. Denke ich." Harry lächelte mich an und kurz dachte ich, dass er mich küssen würde, so als wäre es normal. Doch er tat es nicht."Hast du Hunger? Wir können etwas essen und dann können wir einen Spaziergang machen."Ich nickte und fragte mich, ob dieser Spaziergang so schön wie unser letzter werden würde. Doch dazwischen lagen nun Welten. Ich wusste nicht mehr, was ich glauben sollte. Ich wusste, dass ich ihn liebte, doch ich wusste nicht, ob ich ihm je wieder vertrauen oder glauben konnte."Ja. Klingt gut", sagte ich schlussendlich. Harry führte mich durch ein kleines Treppenhaus in einen ebenfalls kleinen Saal. Oder eher Raum, der vielleicht nur 10 mal 10 Meter groß war."Das Haus ist ziemlich klein, ich weiß", sagte Harry und zog mir einen Stuhl an den bedeckten Tisch. Wieso wusste er immer, was ich dachte?"Der Bauherr wollte etwas Intimes. Etwas ganz persönliches.""Es ist wirklich schön. Nicht so einschüchternd wie Zuhause.""Ja, finde ich auch", meinte Harry und setzte sich mir gegenüber. Nirgends waren Diener zu sehen, was mich wirklich wunderte. Der ganze Tisch war mit Essen bedeckt."Iss soviel du willst. Du siehst nicht gut aus.""Ich hab auch nicht viel gegessen in dieser letzten Woche." Ich wollte Harry wirklich kein schlechtes Gewissen machen, so ein Mensch war ich nicht, doch ich wollte ihn auch nicht einfach so davon kommen lassen.Als ich das sagte, verzog sich sein Gesicht schmerzlich. Er sah auf seinen Teller und seufzte."E-es tut mir so leid", flüsterte er und sah mich wieder an."Ich weiß", sagte ich leise."Lou, das alles...", Harry sah mich energischer an, "das alles war ein riesiges Missverständnis und es tut mir so Leid. Kendall hat gesagt, dass du und Eleanor... dass ihr vielleicht verliebt seid und...""Und trotzdem hast du sie geküsst", sagte ich traurig."Ich hab sie nur geküsst, weil sie gesagt hat..."Jetzt wurde ich wütender. "Machst du denn immer alles, was sie sagt!? Wenn sie sagen würde, dass du mir den Lauf einer Waffe vors Herz halten sollst, tust du es?""Natürlich nicht", sagte Harry atemlos und mit weit aufgerissenen Augen."Es scheint aber so und es fühlt sich so an, als hättest du diese Pistole abgedrückt."Jetzt konnte ich sehen, wie sich Tränen in Harrys Augen bildeten. Unglaublich, dass wir doch so schnell zu diesem Thema gekommen sind.Harry schien sprachlos. "Na komm schon, Harry. Was hat sie dieses Mal gesagt, dass du getan hast, was sie wollt? Was hat sie gesagt, dass du sie küsst?""I-ich... S-sie... Sie hat gesagt, dass wir beobachtet werden. Von meinem Vater. Er sei nicht zufrieden, wie sich unsere Beziehung entwickelt."Oh. Ich wusste, dass Harrys Vater ein heikles Thema für ihn war."Und was hast du ihm bitte erzählt, weshalb du überplötzlich verreist und das ohne deine zukünftige Frau?"Harry schluckte und ballte seine Hand zu einer Faust. "Ich hab ihm ein Brief hinterlassen. Ich habe geschrieben, dass ich vor der Hochzeit noch eine Reise machen will. Ich möchte noch ein bisschen in meinem alten Leben schwelgen, bevor ich seinen Wünschen nachgehe"Das tat weh. "Aber Louis, das war natürlich nicht mein Ernst.""Und was ist dein Ernst? Wann ist die Hochzeit. Bald?""Nein!", sagte Harry schnell, "nein. Und glaub mir, ich werde das Regeln. Ich will sie nicht heiraten. Ich kläre das. Irgendwie."Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare. Wieso musste alles so kompliziert sein? Wieso konnten wir nicht einfach glücklich sein?"Bitte Louis. Komm mit mir", Harry stand auf und kam zu mir gelaufen. Er griff nach meiner Hand. "Bitte. Ich möchte dir etwas zeigen und ich muss dir noch einiges erzählen. Bitte, mein Engel." Er führte meine Hand zu seinem Mund und küsste sie."Okay", sagte ich leise. Ich hoffte, wir konnten das endlich klären.

Time Against Us • Book IWhere stories live. Discover now