2. Kapitel

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Harry POV

Verwirrt stand ich da und schaute dem Jungen mit den blauen Augen hinterher. Das war seltsam.

„Gemma, du erzählst von einer neuen Ausrüstung aber nicht von einem neuen Stalljungen?" ,zischte ich meiner Schwester an. Sie sah mich an als wäre ich geisteskrank. „Wieso interessiert es dich?"

Gute Frage.

„Josh hat geheiratet, oder wird heiraten, in irgend eine reichere Familie nicht weit von ihr und Lewis wurde vor kurzem angestellt um hier zu dienen."

„Louis" ,verbesserte ich sie. Gemma zuckte nur mit den Schultern und schenkte ihre Aufmerksamkeit wieder ihren neuen Sachen.

Die nächsten Minuten lehnte ich mit verschränkten Armen gegen die Gitter der Ställe und beobachtete den neuen Stalljungen. Louis eilte umher und machte die Pferde für mich und Gemma fertig. Als er gleich neben mir anfing die Striegel weg zuhängen sah ich mich nach Gemma um. Sie war nicht zu sehen.

„Nun Louis" ,fing ich an. Er zuckte leicht zusammen, als ich sein Namen nannte. „Wie alt bist du und woher kommst du?"

Er sah mich mit seinen großen Augen, aufgeregt an. „I-ich ich bin 16 und ..ich komme aus der nähe hier. Meine Familie wohnte e-etwas außerhalb des Dorfes, S.s..Sir"

Ich musste schmunzeln, ich musste genau hinhören, um sein Gestotter zu versehen. Er kam mir irgendwie bekannt vor. Ich streckte meine Hand aus und nahm sein Kinn zwischen meinen Finger. Leicht drehte ich seinen Kopf. „Du kommst mir bekannt vor..."

„Harry! Finger weg vom Stalljungen und rauf aufs Pferd!" ,rief Gemma. Sie stand mit beiden Händen in den Hüften da und grinste mich an. Wie sie so da stand, erinnerte sie mich an unsere Mutter. Stark und bestimmend, nur das Haar war ein einziger Gegensatz. Ich grinste. „Na gut Louis" ich ließ meine Hand sinken und richtete mich auf da ich mich zu ihm hin gebeugt hatte. „Wir unterhalten uns später weiter." Seine Wangen fingen schlagartig an zu glühen bevor er sein Blick abwandte.

Gamma und ich ritten eine weile still schweigend aus. Unsere üblichen Wege über die Wälder. Irgendwann seufzte sie. „Harry?"

„Ja?" ,fragte ich noch halb abwesend in den Wald vertieft.

„Vater macht sich Sorgen."

„Was du nicht sagst." Ich verdrehte innerlich die Augen. „Er meinte das es Zeit wird. Das Land muss erweitert werden. Der Stand muss bewahrt werden. Du bist 19, das ist alt genug für eine Heirat. Außerdem bedeuten 2 Kinder, zwei weitere Abzweigungen das Stammbaums und zweimal mehr Land, dass gewonnen werden kann."

Ich seufzte und schaut Gamma an. Unser Pferde standen nun nebeneinander und grasten auf einer kleinen Lichtung. „Ich will nicht irgendeine Fürsten Tochter zur Frau nehmen. Jemand den ich nicht kenne, ist das so schwer zu verstehen? Bei dir ist das anderes. Du kennst deinen Verlobten schon von klein auf. Du und Liam wart Freunde... außerdem interessiert mich die Erweiterung das Landes, sowie des Stammbaumes kein bisschen"

„Ich weiß Bruder Herz."

„Lass uns zurück. Ich muss nachdenken."

Als ich und Gemma wieder in den Ställen waren, verabschiedete sich die Sonne schon langsam. Ich stieg von meinem Pferd ab und führte es, immer noch in Gedanken in den großen Stall. Ich griff nach dem Gurt des Sattels und machte mich daran hin herunter zu ziehen.

„Sir, dass kann ich tun."

Das war Louis, er machte sich schon daran, das Ding abzunehmen.

„Ist das nicht ein bisschen zu schwer und zu groß für dich." Ich sah den etwa ein Kopf kleineren Jungen an. Er verzog das Gesicht über meine Bemerkung, schien sich dann jedoch daran zu erinnern wer vor im stand.

„N-nein Sir. Das ist mein Job." Mit diesen Worten zog er den Sattel an sich und lief eilig davon, um kurz drauf mit Striegel zurück zukehren. Ich sah im zu wie er wieder durch die Gegend eilte und sich schließlich dem Pferd widmete. Er streifte den Striegel schnell und geschickt über sein Fell. Streckte sich, um an die oberen Stellen zu kommen und bückte sich um nach unten an die Beine zu gelangen. Nachdenklich lehnte ich mich wieder, nach hinten gegen eine Stelltür.

„Harold, Harold, Harold..." Gemma grinste mich an. Sie stand direkt neben mir. Ich sprang einen Schritt zurück, da ich ihr kommen nicht bemerkte.

Sie strich sich ein paar Strähnen die aus ihrem Zopf gefallen waren aus dem Gesicht. „Los mein Magen verlangt nach Speis und Trank! Es wird bald Essen geben." Ich nickte und stieß mich von der Tür ab. Auf dem Weg nach draußen warf ich einen letzten Blick auf Louis, der gerade das Geschirr an den Hacken hing und mich aus dem Augenwinkel musterte. Ein Lächeln um die Lippen. Ja ich kannte hin sicher. Doch woher? Grinsend folgte ich Gemma nach draußen.

„Fertig den neuen Stalljungen anzustarren?" ,fragte sie und hob ihr Reitkleid nach oben um es nicht unnötig im Dreck schleifen zu lassen.

„Was? Ich.." ,versuchte ich geschockt zu sagen, doch sie schnitt mir das Wort ab. „Ja ja ja, ich hab Hunger!"

Zum Abendessen saßen ich und Gemma zusammen mit Mutter und Vater, wie üblich an einem großen Tisch. Vater redete kein Wort, er stocherte nur mit einer wütenden Miene in seinem Essen. Ich wusste, dass ich hin verletzte wenn, ich seine Frauenwahl ablehnte, doch was sollte ich tun? Ich zögere es so lange raus, bis es nicht mehr geht. Irgendwann wird er mir ein Limit setzten und mich einfach verheiraten. Wie lächerlich, als wäre ich eine Jungfer nicht mal 14, die verkauft werden soll. Doch mein Herz wollte nicht.

Plötzlich kam mir Louis in den Kopf. „Wieso sagt man mir nicht, wenn man neues Personal einstellt?" ,fragte ich meine Mutter die links von mir am Ende der Tafel saß.

„Was meinst du Sohn?"

„Der neue Stalljunge. Louis" ,erklärte ich hier. „Ich wusste nicht das es dich interessiert." Sie stach eine Karotte auf.

„Es ist nur.. er scheint mir bekannt zu sein."

Meine Mutter blickte auf. „Ja das ist gut möglich. Zu Kinderzeiten spieltet ihr oft zusammen. Ich kannte seine Mutter Johanna sehr gut. Wir besuchten die selbe Schule. Ich glaube sie wohnen außerhalb."

Als Kinder zusammen gespielt. Ich sah auf meine halbleeren Teller, als mir plötzlich eine Erinnerung in den Kopf schoss.

Hawweh!" ,rief eine hohe Stimme. Ich kicherte. „Hawwyyy! Woo biist duuw"

Flach im hohen Gras liegend, versuchte ich kein Laut von mir zu geben, doch ich kicherte wieder. Es ist einfach zu lustig, wie klein Louis versucht mich zu suchen. Es ist ein strahlender Sommertag auf der großen Wiese. Unsere Mütter sitzen im Schatten der Bäume. Gemma neben ihnen mit einer Puppe. Ich wartete darauf das Louis mich noch einmal rief. Doch es blieb still. Vorsichtig schaute ich aus meinem Versteck und sah mich um. Nichts. Ich suchte das Gras nach einen braunen Haarschopf ab, doch ich sah hin nicht. Langsam bekam ich Panik. Ich stand auf und tapste mit meinen kleinen Beinen in Richtung aus dem Louis's Stimme das letzte mal kam.

Louu" ,fragte ich. Doch nichts. „Loooouuuiiis!" rief ich lauter, als mich etwas am Bein packte und nach unten zog. „Gefunden. Louisboo hat Hawweh gefunden!" ,lachte er laut und rollte sich im hohen Gras. „Das war unfair!" Daraufhin hörte Louis auf zu lachen und sah mich mit seinen großen blauen Augen an. Sie schienen weiter zu sein als der Himmel. „Hawwy böse?" ,fragte er entsetze doch ich lachte nur und ließ mich neben hin fallen.

Harry nicht böse!" Daraufhin bekomme ich ein herzerwärmendes Quietschen gefolgt von zwei kleinen Armen die mich umarmten...

Time Against Us • Book IWhere stories live. Discover now