8. Kapitel

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Harry POV

Nach etwa einer halben Ewigkeit des unerträglichen Wartens, ging endlich die Tür zum Gästezimmer auf und Dr. Cartwright kam heraus. Maria stand ebenfalls bangend vor der Tür.

„Und? Wird er es überleben?", fragte ich sofort.

Dr. Cartwright schüttelte nur den Kopf und ich war schon kurz vor einem Nervenzusammenbruch, als er sagte: „Ja, wird er, so tragisch ist es nicht. Er hat ein paar Quetschungen und blaue Flecken, doch das wird verheilen. Ein paar gebrochene Rippen, doch nach ein paar Tagen Ruhe wird auch das wieder. Ich hoffe, sein Fieber wird sich senken, wenn er das hier nimmt."

Der Doktor hielt Maria ein Fläschchen entgegen, dessen Inhalt man durch die braune Farbe des Glases nicht erkennen konnte.

„Ach und keine Störungen bis zum Morgen sind zu empfehlen." Dabei schaute er in meine Richtung. Maria schloss die Tür und begleitete den Arzt nach draußen, während ich immer noch die verschlossene Tür anstarrte.

Wütend, traurig und voller Sorge stürmte ich in mein Zimmer. Wie konnte man mir den Zutritt zu Louis verwehren? Ich spürte Tränen, doch ich hielt sie zurück, als ich mich auf mein Bett schmiss und mein Gesicht zwischen den Kissen vergrub.

„Harry?", fragte Gemma, nachdem ich eine Weile einfach so in meinem Zimmer lag. Ich sagte nichts. Stur hielt ich weiter den Kopf in die Kissen gedrückt. Gemma setzte sich neben mich aufs Bett.

„Harry. Sprich mit mir. Was ist los?" Langsam hob ich meinen Kopf. „Louis ist verletzt. Schlimm verletzt und ich weiß nicht, was passiert ist. Er konnte nicht sprechen und nun lässt mich keiner mehr zu ihm, da er seine Ruhe braucht." Die letzten Wörter spuckte ich vor Verachtung geradezu aus.

Gemma seufzte: „Er braucht wahrscheinlich wirklich seine Ruhe, so wie er gestern aussah, sei nicht so egoistisch."

War ich egoistisch? Halt. „Du wusstest, in welchem Zustand er ist?" Nun setzte ich mich ganz auf und blickte Gemma wütend an. „Wieso hast du nichts gemacht?"

„Er wollte sich nicht helfen lassen..."

„Du hättest ihn zwingen können!"

„Hey, gib nicht mir die Schuld, es... oh Hazza, wein doch nicht!" Weinte ich? Zumindest merkte ich nichts, andererseits schienen meine Wangen nass zu sein. Gemma zog mich sofort in ihre Arme.

„Das wird schon wieder", versuchte sie mich aufzumuntern. Mehr als ihr glauben konnte ich nicht. Beruhigend strich sie mit ihrer Hand über meinen Rücken.

„Gemma, bleib heute Nacht bei mir. Ich will nicht allein schlafen."

Sie kicherte. „Natürlich. Wie früher, als wir klein waren..."

„...und du Angst vor den Kobolden unter deinem Bett hattest", vervollständigte ich ihren Satz.

Empört schnaubte sie. „Du verwechselst mich wohl mit dir, kleiner Bruder.", wo sie Recht hatte. Schon lustig, ich fühlte mich sicher. In den so viel schwächeren Armen meiner Schwester. Doch wenn sie mich hielt, gerade mit diesen dünnen Arme um mich, hatte ich das Gefühl, als könnte sie Berge versetzten.

Sie war so viel stärker als ich es war.

Am nächsten Morgen zögerte ich nicht mit dem Aufstehen. Sofort hüpfte ich aus dem Bett und lief rüber zu dem Vorhang. Ich riss ihn auf und ließ die aufgehende Sonne herein. Gemma grummelte irgendetwas vom Bett aus, schien jedoch weiter zu schlafen. Nachdem ich mich gewaschen und angezogen hatte, stürmte ich aus meinem Zimmer den Flur entlang, geradewegs in Maria hinein. Sie hielt einen Schlüssel und das kleine Fläschchen des Doktors in der Hand.

Time Against Us • Book IWhere stories live. Discover now