15. Kapitel

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Harry POV

Ein kleines, braunhaariges Mädchen kam lachend und kreischend auf uns zu gerannt. Der Saum ihres etwas zu langen Bauernkleides schwenkte im Staub, der auf dem Boden lag. Mit den blauen Augen und den Haselnussbraunen, unordentlich hochsteckten Haaren, war sie Louis wie aus dem Gesicht geschnitten. Freudig hüpfend überwand sie auch noch den letzten Rest des Weges, bis zu dem alten Tor. Louis war währenddessen vom Pferd abgestiegen und band es fürs erste an einen Haken an der Backsteinmauer. Schnell öffnete er das Tor, um das kleine Mädchen aufzufangen, hochzuheben und herum zu wirbeln.

"Louuuuiiiiis!", rief sie glücklich aus und kicherte mit einer noch kindlichen Stimme.

"Na, meine Kleine!" Nachdem er sich mit ihr auf dem Arm einmal gedreht hatte, setzte er sie vorsichtig vor sich ab.

"Lou!", sagte sie immer noch fast schreiend. "Du hast gar nicht geschrieben, dass du uns besuchen kommst!"

"Ich weiß, tut mir leid, Fizzy. Es war eine eher kurzfristige Entscheidung."

Aufgeregt und mit leuchtenden Augen blickte sie ihren großen Bruder an. Sie umklammerte mit ihren kleinen Händen fest den Stoff seiner Jacke, als wäre Louis ein Trugbild, das sich gleich in Luft auflösen würde.

"Mama! Louis ist da!", rief sie immer noch aufgeregt hinter sich und hüpfte auf und ab. Louis lachte, als niemand reagierte.

"Mutter! LOUIS IST DA! Lottie! Kommt schon her!"

Louis lachte noch immer, als er sich vor seine Schwester hockte. "Sprich nicht so harsch mit unserer Mutter."

Etwas beschämt nickte das Mädchen, das Fizzy hieß und zog ihren Bruder am Arm. "Komm schon! Komm schon! Mama und die anderen müssen nicht weit sein!"

Louis lachte wieder und deutete ihr zu warten. Er wirkte einfach so vollkommen glücklich.

"Harry", riss er mich aus meinen Gedanken. Erwartungsvoll sah er mich an. Seine wunderschönen Lippen waren zu einem zufriedenen Lächeln verzogen. "Kommst du?"

"Natürlich", sagte ich und stieg nun ebenfalls vom Pferd ab. Wie Louis band ich es an das Tor und schritt dann um das Tor herum, sodass ich etwas hinter Louis stand.

Fizzy musterte mich mit schief gelegtem Kopf und zupfte leicht an Louis Hand. "Lou, wer ist das?", flüsterte Sie zu ihrem Bruder, was ich jedoch nicht überhörte. Ich musste schmunzeln, als ich ihr Alter schätzte. Elf, vielleicht Zwölf. Ich konnte es nicht sagen.

"Sei nicht so unhöflich, Felicite. Das ist Harry. Sag hallo", meinte Louis.

Sie sah mich noch mal abschätzend an, so als würde sie mich erkennen. Doch ihr Kopf schien die Verbindung nicht herzustellen.

"Hallo, Harry", sagte sie dann jedoch freundlich.

"Guten Tag. Felicite", antwortete ich ihr, höflich, wie ich es am Hofe gelernt hatte.

"Louis!?", kam es plötzlich von weiter weg. Unsere Köpfe schossen in die Richtung, aus der der Ruf kam. Fizzy zog wieder an Louis Hand und diesmal bewegte er sich und ließ sich mit ziehen. Ich folgte den beiden still und schaute mir die Szenerie an.

Ein weiteres Mädchen, etwas größer und wahrscheinlich auch etwas älter als Felicite, stand nun an der Schwelle zum Haus. Sie machte sich gerade die Hände an der Schürze sauber, die um ihre Hüften gebunden war.

"Lottie! Lottie!", rief Fizzy und zog ihren Bruder weiter, "Louis ist da!"

"Ich sehe es", meinte Lottie nur erstaunt und rief über ihre Schulter. "Mutter, komm mal her!"

Time Against Us • Book IWhere stories live. Discover now