35. Kapitel

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Louis POV

Das Abendessen war reichlich. Wir saßen alle zusammen. Harry und Kendall, Maria, Eleanor und ich. Kendall, Maria und Eleanor redeten über das Hochzeitskleid, das Kendall tragen wird und über irgendwelche Blumen. Das ganze Thema hing mir zum Hals raus. Ich wollte einfach nicht mehr hören, wie sich das Miststück, das mir bald meinen Liebsten wegnehmen würde, auch noch fröhlich über den Höllentag unterhält. Harry war genau so still wie ich. Er schien tief in Gedanken zu sein, während er in seinem Essen herum stocherte. Ich blickte immer wieder zu ihm und fragte mich, wo unser Spaziergang wohl hingehen wird. Er kannte sich anscheinend gut in der Stadt aus. Schnell aß ich den Rest auf meinem Teller auf und trank mein Glas Wein leer.

"So gierig?", murmelte Harry und lehnte sich ein Stück zu mir. Auf seinen Lippen lag ein kleines Schmunzeln, was mich erröten ließ.
"Wollen wir dann?", fragte er weiter und schob seinen Stuhl zurück. Ich nickte und stand ebenfalls auf.

"Die Damen", sagte Harry nun lauter, "ich werde nun mit Louis noch ein wenig die Stadt erkunden. Ich bitte, unsere Abwesenheit zu entschuldigen."
"Wie ihr wünscht", meinte Kendall lächelnd, "aber kommt nicht zu spät zurück. Der Schneider erwartet uns morgen sehr früh."
"Natürlich. Einen schönen Abend noch, die Damen."
Damit stand Harry vom Tisch auf. Ich verbeugte mich kurz und folgte ihm dann nach draußen. Er zog sich seine Jacke über, die er in der Hand hielt und lief dann die Treppen nach unten. Als wir bei der Tür angekommen waren, öffnete Harry sie und trat zur Seite.
"Nach dir."
"Ein wahrer Gentleman", sagte ich und trat nach draußen. Es war mittlerweile dunkel, doch die Stadt leuchtete. Die Laternen auf der Straße waren hell und wenn man über den Fluss sah, glitzerten überall Lichter. Einfach wunderschön.
"Nicht wahr?", hörte ich Harry dicht hinter mir sagen. "Wunderschön."
"Oh." Ich musste wohl laut gedacht haben. Verlegen lächelte ich und lief die fünf Stufen nach unten. Die Straße war noch gut belebt. Hier und da liefen Menschen.
"Wo gehen wir eigentlich hin?", fragte ich Harry, als er neben mir auftauchte. Er nickte in eine Richtung und zusammen gingen wir los.
"Lass dich überraschen."
"Na gut", brummte ich. Wir liefen schweigend nebeneinander her. Harry mit Blick nach unten und tief in Gedanken. Ich wiederum mit dem Kopf oben und über alles staunend, was mir über den Weg lief. Ich fragte mich wirklich, worüber Harry so angestrengt nachdachte. Ab und zu griff ich aus Reflex nach Harrys Arm oder Hand, ließ diese dann jedoch wieder schnell los und schaute verlegen zur Seite. Ich hasste es. Ich hasste, dass ich ihn nicht einfach anfassen konnte. Oder ihn küssen. Es würde einfach keiner verstehen. Ich seufzte etwas zu laut. Harry hob seinen Blick und sah mich verwirrt an.
"Was ist, Lou?", fragte Harry besorgt und umfasste kurz meine Hand. Er drückte sie und sah mir in die Augen.
"Ich hab nur an etwas gedacht."

"Lou, sag schon. Ich will, dass du keine Geheimnisse vor mir hast. Außerdem sind wir da."
Ich sah mich um und sah den Eingang in einem Park. Es sah ziemlich dunkel aus, doch Harry griff wieder nach meiner Hand und verschränkte unsere Finger. Ich sah ihn skeptisch an.
"Uns wird keiner sehen. Glaub mir."

Ich nickte immer noch skeptisch.
"Außer du möchtest meine Hand nicht halten."
"Doch!", sagte ich schnell und drückte seine Hand fester. Harry lächelte.
"Na dann los. Das hier ist eines der schönsten Plätzchen in London."

Harry zog mich an meiner Hand Richtung Eingang. Wir verschwanden kurz im Dunkeln, doch dann sah ich die erste Laterne aufleuchten. Jetzt sah man den hellen Weg in dem schwachen Licht der Laternen. Sie standen jetzt in immer kleineren Abständen und ließen die Umgebung heller werden. Hier und da standen Bänke und überall war dieser süßliche Duft.

"Flieder und Jacaranda-Bäume", sagte Harry und nickte neben sich. Ich sah mich um und sah die ganzen dunkel-lila farbenen Bäume um uns. Überall waren verschiedene Blumen. Hier und da Bete und Skulpturen, die zwischen den Bäumen auftauchten. Als ich nach oben sah, war kein Himmel zu sehen. Die Baumkronen mit den lilanen Blüten verhakten sich miteinander und schafften so eine Decke aus Blüten.

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