7. Kapitel

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Harry POV

„Louis!", war das Erste, was ich rief, nachdem ich die Metalltür zu den Ställen aufgeschoben hatte. Meine Aufregung wuchs immer schneller an und die Vorfreude, ihn zu sehen, war schon lächerlich groß. Ich bekam keine Antwort. Schnell lief ich durch die Ställe zur Scheune. Die ganze Woche schon drifteten meine Gedanken immer wieder zu Louis und ich fragte mich allmählich, was mit mir los war. Vielleicht war es das Gefühl, einen alten Freund wieder gefunden zu haben oder endlich jemanden, der mich verstand und mir zuhörte. Ich wusste es nicht.

In der Scheune angekommen, rief ich noch einmal lautstark und energisch: „Louis, ich bin wieder da. Wo bist du?" Keine Antwort, doch ein Geräusch von draußen. Mein Herz fing an schneller zu schlagen, als ich mich umdrehte und meine Schritte mich nach draußen, zurück zum Eingang der Ställe führten. Und da war er. Mit dem Rücken zu mir gewandt, zog Louis einen der Hafersäcke hinter sich her.

„Louis!", ich ging auf ihn zu, als er sich langsam zu mir umdrehte. Zu langsam. Vielleicht wusste er nicht, dass ich es war.

„Louis...bei Gott!" Vor Schreck schlug ich mir die Hand vor den Mund und blieb wie angewurzelt stehen. Mein Herz stoppte für einen Moment und fing dann schneller an zu schlagen. Ich hatte das Gefühl mich übergeben zu müssen.

Was war mit ihm passiert? Langsam bildeten sich Tränen in meinen Augen, doch ich schluckte sie hinunter. Louis stand etwas von mir entfernt, den Kopf gesenkt, allerdings konnte ich klar die verkrustete Wunde an seinen Lippen sehen. Seine braune Haut war mit blauen und roten Flecken übersät und unter seinen Haaren konnte man ebenfalls geronnenes Blut erkennen. Er stand dort, zitternd, sich fast nicht auf den Beinen halten könnend, die Arme schlaff an der Seite. Auch sie waren eher blau als braun. Langsam hob er seinen Blick und seine blauen, mit Tränen gefüllten Augen sahen mich direkt an. Endlich konnte ich mich aus meiner Starre lösen und stürzte auf ihn zu.

Als ich bei ihm war und ihn an mich zog, sackte er vollkommen in sich zusammen.

„Verdammt Louis, was...was ist passiert?" Ich bekam als Antwort nur ein müdes Schluchzen. „Oh Gott..ich..oh Louis.."

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Behutsam hielt ich ihn auf den Beinen.

„Ich..es… es geht schon. Ich muss die Pferde…", versuchte Louis zu erklären.

„Verdammt seien die Pferde. Du kannst so nicht arbeiten! Du kannst so überhaupt nichts machen. Wieso…wieso…was ist passiert? Wieso hat niemand etwas gemacht?"

Louis sagte nichts weiter, sondern sackte nur noch mehr gegen mich. Ohne weiter nachzudenken, legte ich seine Arme um meinen Hals, schob meine Hände unter seine Beine und seinen Rücken. Ich hob ihn kurzerhand hoch und trug ihn aus dem Stall.

„Wo ist dein Zimmer? Ist es das alte von Josh?", fragte ich, langsam die Wut spürend auf die, die ihm das angetan hatten. Louis nickte schwach und ich trug ihn den kurzen Weg zu dem kleinen Raum neben der Scheune.

Mit einem Fuß stieß ich die Tür auf und trug Louis in den kleinen Raum. Als ich ihn vorsichtig auf das Bett legte, keuchte er vor Schmerz und hielt sich den Bauch.

„Lass mich das sehen..."

Louis schüttelte den Kopf, doch das hielt mich nicht ab. Ich strich sein Hemd bis zu den Rippen hoch und zog scharf die Luft ein, als ich weitere unzählige Flecken und Prellungen sah.

„Verdammt...verdammt.", flüsterte ich vor mich hin.

„Harry...es geht wirklich..."

„Sei still", zischte ich und stand auf. Mein Weg führte mich raus, aus dem viel zu kleinen Raum Richtung Ställe.

Time Against Us • Book IWhere stories live. Discover now