xXx Kapitel 43 xXx

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Verblüfft stand ich da. Jetzt ergab alles Sinn, der König hatte nie Magie besessen. Es war die Magie der Königin gewesen, er konnte sie nur mithilfe der Eisblume beherrschen.

Erst jetzt nahmen wir das immer lauter werdende Grollen wahr. Ich wollte zum König, ihn fragen, wo er Sam hingebracht hatte, als Kian mich am Arm packte und zurück hielt.

„Lass mich los!", schrie ich ihn an, bevor ich bemerkte, dass der Torbogen über dem König bedrohlich bebte.

Bevor jemand von uns reagieren konnte, begann der tonnenschwere Bogen zu bröckeln. Riesige Felsbrocken begruben den König unter sich, er hatte keine Chance zu entkommen. Das alles geschah in Sekundenschnelle. Das nächste was wir durch die dichte Staubwolke sahen, war ein halb zugeschütteter Durchgang.

Mit dem König starb auch die Hoffnung, einen Hinweis auf Sams Verbleib zu bekommen, falls er noch lebte.

„Raus hier!", schrie Kian und zog mich hinter sich her.

Mit Mühe und Not kletterten wir über die Felsbrocken hinaus in den finsteren Gang. Immer wieder drang lautes Grollen durch die Gänge und versetzte uns in Angst und Schrecken.

Wenn wir uns hier unten verirrten, würde dies unsere Grabkammer werden. Das Problem an der Sache war, dass niemand eine Ahnung hatte, wie wir hier wieder raus kamen. Wir rannten völlig orientierungslos durch ein Labyrinth aus Gängen, während alles über uns in Schutt und Asche zerfiel.

Kian blieb abrupt vor mir stehen, so dass ich in ihn hinein rannte. Wir waren in eine Sackgasse gelaufen. Schnell machten wir kehrt und versuchten es mit einem anderen Gang. Während der ganzen Zeit verfolgte uns das bedrohliche Grollen, welches uns vor Auge hielt, wie nah wir unserem Tod standen.

Eine Stimme ließ mich erstarren. Ich wusste nicht, ob ich erfreut sein oder mich schleunigst unter dem Schutt verstecken sollte. Die Stimme wurde von einem lauten Knall verschluckt. Trotzdem war ich mir sicher, dass sie nach mir gerufen hatte. Blitzschnell drehte ich mich um und sah die Umrisse einer mir nur allzu gut bekannten Person in der Staubwolke auftauchen.

Es war Nils, der auf uns zu rannte. Er war der Letzte gewesen, den ich erwartet hatte. Hass machte sich in mir breit, schließlich hatte er uns verraten. Ohne ihn wären wir gar nie in diese Situation geraten. Er hatte uns verraten, doch warum war er noch hier?

„Ich kann euch hier raus bringen!", schrie er uns zu, „Ich kenne den Weg hier raus!"
Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Er war unsere letzte Hoffnung, ohne ihn würden wir den Ausgang niemals lebend finden.

Ich war die Erste, die ihn erreichte.

„Gibt es hier unten einen Kerker?", fragte ich ihn. Er antwortete mit einem Nicken.

„Wo ist er?", die Frage war direkt, wie durften keine Zeit verlieren. Ich konnte unmöglich von hier verschwinden. Nicht solange die Möglichkeit bestand, dass Sam ebenfalls hier unten war. Selbst wenn dies meinen Tod bedeuten sollte.

„Dafür haben wir keine Zeit. Uns bleiben nur noch wenige Minuten, bevor alles kollabiert!", versuchte Nils mir den Ernst der Lage klar zu machen, doch ich ließ mich nicht abwimmeln.

„Beschreibe mir den Weg. Ich muss dorthin, vorher gehe ich nicht raus. Du bringst Helena und Kian in Sicherheit und ich komme irgendwann nach."

Oder auch nicht, fügte ich in Gedanken hinzu.
„Wenn du jetzt nicht fliehst, wirst du nicht mehr lebend hier raus kommen!"

Mit ernster Miene schaute ich Nils an. Langsam schien ihm klar zu werden, dass ich mich nicht umstimmen ließ. In wenigen Worten schilderte er mir den Weg und anschließend erklärte er, wie ich vom Kerker am schnellsten nach draußen käme. Dann rannte er los. Ich ließ mich zurück fallen und bog irgendwann unbemerkt in einen anderen Gang ab. Kian hätte es niemals zugelassen, dass ich hier unten blieb, deshalb sollte er erst von meinem Fehlen erfahren, wenn er sich in Sicherheit befand.

Minuten kämpfte ich mich durch die völlig zerstörten Gänge. Dichter Staub und hinunter fallende Steinblöcke machten mir zu schaffen. Einige Gänge waren bereits zugeschüttet, durch diese gab es kein Durchkommen mehr. Ich hatte Glück, dass ich immer einen Weg fand. Zwar musste ich auf allen Vieren durch kleine Höhlen kriechen, trotzdem kam ich meinem Ziel immer näher. Endlich erreichte ich den letzten Tunnel, an dessen Ende sich der Kerker befand. Das hieß, falls Nils mich nicht angelogen hatte. Doch was hätte er davon?

Durch einen mächtigen Torbogen fiel Licht in den Flur. Dahinter sah es ähnlich wie in den restlichen Gewölben aus, riesige Felsbrocken lagen auf dem Boden und hatten alles zerstört. Das Ausmaß an Vernichtung wurde mir erst richtig klar, als ich den Torbogen passierte und mitten im Kerker stehen blieb. Viele Zellen waren zugeschüttet, große Blöcke hatten die Gitterstäbe in alle Richtungen verbogen. Hier drin befand sich keine Menschenseele mehr und wenn, dann war sie mausetot, begraben unter all dem Geröll.

Entmutigt ließ ich mich auf die Knie sinken. Steine rieselten von der Decke und überdeckten mich mit einer Staubschicht. Mir fehlte die Kraft weiter zu kämpfen. All meine Hoffnung lag an diesem Ort, ich hatte mir so sehr gewünscht, dass er hier wäre, aber da war nichts. Ich hatte mich geirrt. All die Mühe war umsonst gewesen. Dieser düstere Ort würde nun mein Grab werden und ganz ehrlich gesagt, hatte ich es auch verdient.

Ein faustgroßer Stein prallte gegen meinen Kopf. Vor meinen Augen begann sich alles zu drehen. Das Letzte woran ich mich erinnerte war, dass ich auf dem sandigen Boden zusammen brach anschließend musste ich das Bewusstsein verloren haben. Nur das laute Grollen verfolgte mich selbst in der dunklen Leere, die mich auf einmal umgab.

War das der Tod?

Eissplitter - Kalt wie SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt