Mein Blick sank. «Wenn's nach mir geht, wird mich jeder verlassen. Nur weiß ich halt nicht, wann sie es tun werden.» Noè strich sich ihr Haar hinter ihre Ohren und richtete die Sonnenbrille auf ihrem Kopf.

«Ich habe dir das glaube ich schon mal gesagt, aber ich weiß nicht, was andere tun werden, jedoch weiß ich, dass ich immer da sein werde.» Sie drehte das Lederarmband, das ich ihr geschenkt hatte, um und wieder zurück.

«Ich werde immer irgendwie in deinem Leben bleiben, Dario. Wenn nicht als deine feste Freundin, dann sicher als beste Freundin, nervige Nachbarin oder Nanny deiner zukünftigen Kinder... Was weiß ich, Alter. Ich weiß einfach, dass ich immer da sein werde. Das verspreche ich dir.» Ich konnte nicht anders und musste mein Gesicht verziehen.

Ihre Worte waren schwer. Sie versprach mir etwas, was sie selbst zerstören würde. «Das musst du nicht, weißt du? Ich schätze das sehr und- Bei allem Respekt, ich könnte dich nicht mehr sehen, wenn wir nicht mehr zusammen sind. Allein der Gedanke, dass du jemand anderen deinen Freund nen-»

«Jetzt denk doch gar nicht so weit, Dario. Jetzt sind wir zusammen und wir werden das so lange wie möglich sein. Persönlich sehe ich kein Ende. Ich werde das nicht zulassen. Wir haben in diesen wenigen Monaten... Wir sind gerade mal 3, knapp 4 Monate zusammen, und wir haben schon so viel durchgemacht und überstanden. Du kannst mir nicht sagen, dass wir nicht verdammt stark sind, und jede Hürde, die auf uns zukommt, überkommen werden.» Ich holte Luft und wollte etwas sagen, doch Noè war schneller.

«Also, eigentlich zählt der halbe Januar und die erste Hälfte vom Februar ja nicht. Wir hatten einen Monat lang eine Pause.» Sie sprach genau an, was ich sagen wollte. Diese Pause war wichtig. Für sie zumindest.

Mir war wichtig, dass sie mir nichts schuldete. Auch, wenn ich in Zukunft vielleicht anderes sagen würde oder sie zu manipulieren versuchen würde oder was weiß ich.

«Ich will auch kein Ende, Noè. Aber mir ist wichtig, dass du eins setzt, wenn es nicht mehr geht. Ich weiß, dass ich es nicht tun werde. Das allein gerade auszusprechen, dreht mir den Magen um, weil ich dir das gar nicht sagen will und nicht will, dass du gehst, aber es ist fair, dass du auch weißt, dass du es tun sollst, nein musst, wenn ich völlig am Rad drehe oder nicht mehr der Dario bin, der ich jetzt bin oder versuche zu werden.» Ihr Blick wurde sanft, aber doch so traurig.

Schweigend und ihr Kleid glattstreichend, stand sie auf und zog mich an meinen Händen auf die Beine. «Ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du das gesagt hast. Das ist sehr stark von dir, weißt du? Und ich weiß, dass dir sowas zu sagen sehr viel ab kostet, weshalb ich es mir zu Herzen nehme. Aber wir schaffen das alles schon, okay?»

Ich nickte und neigte mich eher ungewiss zu ihr runter. Ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte, doch Noè strich mir meine Haare aus der Stirn und küsste meine Wange. Mit rosigen Wangen und einem verspielten Grinsen biss sie sich in ihre Unterlippe und leitete den Weg zum Hafen ein. Sie wollte endlich mal diesen Hafen sehen.

Das was ich eben gesagt hatte... Ich könnte mich dafür schlagen, denn ich wollte nicht, dass es jemals dazu kommen würde, dass Noè gehen musste. Das wäre mein Ende. Doch Borderline hin oder her... Ich war noch immer ein Mensch, der Mitgefühl empfand. Und... Ihr das zu sagen, war das Richtige. Auch, wenn es sich komplett verkehrt anfühlte.

Klar, ich tendierte eigentlich nur dazu, immer an mich selbst zu denken, doch ins gemein wusste ich, dass andere auch ein Leben hatten. Um ehrlich zu sein, hatte ich Noè zutiefst gehasst, als sie letztens nicht direkt zu mir gekommen war.

Ich hatte mich verlassen gefühlt und das nur, weil sie einmal nicht direkt zur Stelle gewesen war... Dieses ganze Borderline-Zeug war gruselig und ich wollte auch nicht alles, was ich tat, darauf schieben, doch...

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