Our Little Secret

By xLittleButterfly

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"Scheiße", murmelte ich erschrocken, als ihn sah. "Aria, das ist Damian.. und er wird bei uns einziehen", ver... More

Our Little Secret.
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Epilog
Danke! <3

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By xLittleButterfly

Zehn Sekunden nach dem wir an der Haustür geklingelt hatten, öffnete Opa uns die Tür und blickte uns mit leicht offenem Mund an. ,,Da seit ihr ja. Kommt rein, kommt rein, wir haben alles nach drinnen verlagert", sagte er und scheuchte uns hinein. Als ich drinnen in den Spiegel schaute, sah ich wie nass ich tatsächlich war. Meine Haare hingen in feuchten Strähnen in meinem Gesicht und meine Jacke war durchweicht, ebenso wie meine Jeans und meine Schuhe.

Opa bemerkte meinen Blick und meinte: ,,Zieht euch erstmal um, ja? Dann gibt's Essen, ihr habt sicher riesigen Hunger." Jetzt, wo er es sagte, meldete sich mein Magen wieder und er lachte.

Granny tauchte in der Tür auf. ,,Oh, endlich seit ihr da! Ich hab mir schon Sorgen gemach." Sie musterte uns. ,,Ihr habt ja gar keine Tüten mitgebracht."

,,Ja, das ist so 'ne Geschichte ... ", sagte ich, aber Opa schob uns beide erstmal nach oben.

,,Die könnt ihr uns gleich erzählen. Zieht euch um, sonst werdet ihr noch krank."

Also gingen wir nach oben, wobei meine nassen Socken leichte Fußspuren auf der Treppe hinterließen. Während Damian ins Bad ging, um Handtücher für unsere Haare zu holen, wühlte ich in meiner Reisetasche nach einem T-Shirt und der blauen Strickjacke, die ich eingepackt hatte.

Er warf mir ein kleines Handtuch ins Gesicht. ,,Danke, wie reizend", sagte ich und rubbelte mir die Nässe aus den Haaren. Damian hatte natürlich wie immer kein Problem damit, sich vor mir umzuziehen, weshalb ich ins Bad ging, damit wenigstens ich meine Klamotten ungestört wechseln konnte.

Nachdem wir also trocken und umgezogen die Treppe runtergingen, hörten wir ein lautes Krachen, gefolgt von Grannys Fluchen. ,,Heilige Maria, Samuel! Nie kannst du aufpassen!"

,,Beruhig dich, Ann, es ist nur ein Glas!"

,,Und das gibt dir das Recht, es herunterzuschmeißen?", sagte sie, gefolgt von Opas Seufzen.

Damian und ich setzten uns nebeneiner auf der Couch im Wohnzimmer, wo der Tisch bereits gedeckt wurde.

,,Ist alles okay bei euch?", fragte Dad, der neben Sally saß und ihre Hand auf seinem Oberschenkel gelegt hatte und sie umklammert hielt.

,,Toby! Schalt den Fernseher an!", rief Opa von der Küche aus.

,,Was ist denn jetzt überhaupt passiert?", fragte Granny dann, als sie mit einer Schüssel voller Kartoffeln ins Wohnzimmer kam, während Dad an dem großen Fernseher zugange war.

,,Naja, wir - ", ich schaute Hilfe suchend zu Damian.

,,Wir haben eine alte, obdachlose Frau gesehen und da dachten wir uns: Hey, sie hat es bestimmt nötiger als wir, also haben wir ihr das Essen gegeben", log er. Und das nicht gerade gut.

Während Granny belustigt auflacht und es ihm anscheinend abkaufte, sah ich Sally an, dass sie sich fragte, was für ein Quatsch ihr Sohn erzählte.

,,Wer hat's nötiger als wir?", wollte Opa wissen als er mit einem Tablett voller Gläser zu uns stoß.

,,Ohhh, scheiße! Schon 1:0!", rief Dad plötzlich und schaltete den Ton des Fernsehers lauter. Damian drehte sich zu dem Fernseher um: ,,Und das auch noch für Liverpool."

,,Eine Obdachlose", beantwortete ich Opas Frage, was ihn im Moment aber nicht sonderlich zu interessieren schien, da er genau wie die anderen Männer auf den Fernseher konzentriert war.

,,Also Jungs, so wird das aber nicht den ganzen Abend laufen! Macht den Fernseher leiser und setzt euch, sonst wird das alles hier zum Mitternachtssnack", schimpfte Granny, die sich neben Sally auf die Couch setzte, somit Dad seinen Platz klaute.

Als alle einen Platz gefunden hatten und damit beschäftigt waren sich Essen zu nehmen, fragte Granny: ,,Ria, Schatz, und, ist alles okay bei dir? Wie läufts in der Schule?"

,,Alles gut", sagte ich ohne den Blick von meinem Teller zu nehmen, da ich gerade dabei war eine Kartoffel zu zerschneiden.

,,Und in der Liebe? Hast du einen Freund? Dass ich das noch fragen muss ... wir haben uns einfach zu lange nicht gesehen."

Diesmal blickte ich kurz auf. ,,Ähh, nein. Hab keinen", sagte ich.

,,Wirklich nicht?", fragte Opa mit erhobenen Augenbrauen. ,,Bist wohl wählerisch, was?"

Pff, ja klar. Ich lächelte bloß. ,,Was ist eigentlich mit Leah? Hängt ihr immer noch zusammen wie siamesische Zwillinge?", scherzte Granny, bevor sie sich ein Stück von dem Grillfleisch in den Mund schob.

Ich versuchte ein Lachen zustande zu bringen, obwohl mir der Gedanke an Leah mich nicht gerade glücklich machte. Ich hab schon so lange nichts mehr von ihr gehört. Jedenfalls war die vergangene Zeit für unsere Verhältnisse lang. ,,Ihr gehts gut", sagte ich einfach.

,,Hach, ich weiß noch, wie deine Mutter mir immer von ihr erzählt hat, wie unzertrennlich ihr wart und wie verrückt sie war. Jedensmal als ich euch besucht hatte, war Leah bei euch, es war, als würdet ihr nie länger als ein Tag getrennt voneinander sein. Ich glaube, Lizzy hat sie wirklich gemocht."

Darauf folgte Stille, wie immer wenn die Rede von meiner Mum war. Es war, als konnte Granny nicht anders als sie ständig zu erwähnen und ich konnte es verstehen. Sie war ihre Tochter, und sie möchte, dass Mum in unserer Erinnerung weiterlebt, auch wenn der Gedanke an sie gleichzeitig tröstend und traurig war.

,,Mum hat alle gemocht", sagte ich.

,,Außer Oliver", meinte Dad, und ein Grinsen umspielte seine Lippen.

,,Wer ist Oliver?", fragte Damian, vielleicht weil er höflich sein wollte, vielleicht weil es ihn wirklich interessierte. Ich schaute ihn von der Seite an, und antwortete: ,,Er ist Mums Großcousin. Sie hat ihn gehasst."

Opa lachte auch. ,,Als die beiden noch kleiner waren und er mit seinen Eltern zu Besuch war, haben sich die beiden gestritten. Liz erzählte später, dass er Hundescheiße von der Straße geholt und es ihr in die Haare geschmiert hatte." Mir fiel auf, dass Sally und ich gleichzeitig die Nasen verzogen, obwohl ich die Geschichte schon mindestens tausend Male gehört hatte.

,,Und dabei war Olli erst neun oder zehn. Liz war vielleicht.. sieben? Acht? Jedenfalls hat sie sich danach Klebenband geschnappt, und es dann irgendwie geschafft, Olivers Kopf an die Toilettenschüssel zu kleben. Sie hat ein paar Mal die Spülung betätigt und ihn dann zwei Stunden dort kleben lassen, bevor sie stolz zu uns kam und uns alles erzählte."

Sally schlug sich die Hand vor den Mund, und ich sah sie lachen. Auch Damian grinste und Granny schüttelte glücklich den Kopf. ,,Ich hab mich noch gefragt, wie die beiden zwei Stunden ohne Geschrei ausgekommen waren. Dann hab ich die Antwort bekommen."

,,Wie geht es ihm eigentlich?", fragte Dad und nahm sich noch ein Würstchen.

,,Gut. Er ist vor Kurzem nach New York gezogen mit seiner Freundin. Kylie heißt sie. Wenn du mich fragst, eine schreckliche Person, aber das wird er schon selber merken", meinte Granny verächtlich.

,,Ann, sei nicht so. Nicht jeder, der nicht so ist wie du es dir wünschst, ist schrecklich", sagte Opa.

,,Ich mein' ja nur."

,,Ich weiß", seufzte er und legte ihr eine Hand aufs Knie.

***

,,Es war schön bei euch, nochmal vielen, vielen Dank!", bedankte Dad sich zum dritten Mal. Er drehte sich an der Haustür nocheinmal um, und umarmte meine Großeltern.

,,Es war schön, euch mal wiederzusehen", erwiderte Granny und umarmte zum Schluss Damian, der sich weit herunterbücken musste. ,,Und es war schön, euch beide mal kennengelernt zu haben."

,,Finde ich auch", sagte Sally, die nett lächelte. Ich reichte meine Reisetasche Damian, der ruhig auch mal was nehmen konnte und nahm Opa in den Arm.

,,Ich werd' dich vermissen", sagte ich leise und atmete nochmal den Duft seines Rasierwassers ein. Ich erinnerte mich daran, wie Mum es ihm vor Jahren zum ersten Mal zum Vatertag geschenkt hatte und seit dem schien er es sich immer wieder nachgekauft zu haben.

,,Ich dich auch, Kleine", er drückte mich nochmal fest, bevor er mich losließ. ,,Melde dich, okay? Ihr alle!"

Zum Schluss umarmte ich noch Granny, die mir liebevoll über den Rücken strich. ,,Nächstes Mal, wenn wir euch besuchen kommen, kannst du mir ja deinen Freund vorstellen", sie zwinkerte mir zu.

,,Wir werden sehen", lachte ich und drückte ihr ein Küsschen auf die Wange, bevor ich die Verandatreppen runterstieg und Damian samt meiner und seiner Reisetasche zum Auto scheuchte.

,,Werd ich dafür bezahlt?", fragte er mich.

,,Sklaven werden nicht bezahlt!", war meine Antwort.

Als wir schließlich abfahrtbereit waren, ließ Dad alle Fenster herunter und wir winkten Granny und Opa nocheinmal zu, die noch immer an der Haustür standen. Opa hatte einen Arm um Grannys Schulter gelegt und beide hatten einen fast traurigen Ausdruck auf ihren Gesichtern, auch wenn sie beide lächelten und zurückwinkten.

,,Tschüß!", rief ich laut, bevor wir um die Ecke bogen und Dad wieder die Fenster hochließ. Es war schon dunkel draußen und der Wind war wieder gekommen, auch wenn der Regen zum Glück ausblieb. Der Gedanke an die Schule morgen bereitete mir schlechte Laune, weshalb ich es einfach aus meinem Kopf verscheuchte. Ich holte mein Handy heraus und schrieb Lily, die aber sicherlich schon schlief. Jedenfalls antwortete sie mir nicht, aber ein paar Minuten später, als ich auf Tumblr war, bekam ich eine WhatsApp-Nachricht von Damian.

Damian: fuck

Damian: weißt du was mir gerade einfällt

Aria: Was?

Damian: letztens hast du doch sids nachrichten auf meinem handy gelesen stimmts??

Aria: Ja und worauf willst du jetzt hinaus?

Damian: hast du dann auch mein hintergrundbild gesehen? .....

Ich blickte auf und grinste ihm nickend zu. Es war, wie gesagt, dunkel, aber ich bildete mir ein, in dem Licht seines Handydisplays seine Wangen ein wenig erröten zu sehen. Ich musste noch mehr grinsen, weil, wenn er tatsächlich rot wurde, das wirklich süß wäre.

Damian: das solltest du nicht sehen

Aria: Wieso nicht? :D

Damian: weil baum

Aria: Wenn es dich beruhigt: Ich hab mich voll gefreut

Damian: ;-)

***

Am nächsten Morgen kam ich, wie eigentlich immer, nur sehr schwer aus dem Bett. Ich wusste nicht, wann wir zuhause angekommen waren, aber was ich wusste, war, dass ich nicht lange geschlafen hatte. Ich könnte im Stehen einschlafen, selbst als ich gewaschen und angezogen unten in der Küche war und ein Glas Wasser trank.

,,Ich will nicht", jammerte ich und setzte mich an den Tisch, wo ich mein Gesicht in meine Arme fallen ließ.

,,Was soll ich denn bitteschön sagen? Heute fangen meine beschissenen Sozialstunden an", meinte Damian, der auch nicht gerade besser aussah als ich. ,,Dad und Sally können schön schlafen und träumen und sich von der Arbeit drücken, während unser einer büffeln und schuften muss."

Er schulterte seinen Rucksack. ,,Aber so ist das Leben." Er gähnte. ,,Kommst du?"

Ich nickte bloß und folgte ihm mit meiner Tasche aus dem Haus. Es war kalt. Oder vielleicht kam mir das auch nur so vor, aber es war definitiv nicht mehr warm.

,,Wie viele kommen an deinem Geburtstag jetzt eigentlich?", wollte ich wissen.

,,Ach, nur ein paar Freunde."

,,Nur ein paar Freunde und die Freunde deiner paar Freunde und wahrscheinlich auch noch die Freunde der Freunde von deinen Freunden."

,,So sieht's aus", grinste er. ,,Aber entspann dich: Es wird dieses Mal niemand im Keller eingesperrt."

Was für eine Erleichterung.

***

Die nächsten Tage vergingen ereignislos. Damit meine ich: Es passierte wirklich nichts. Dad und Sally waren arbeiten, Damian und ich gingen zur Schule und danach ging er bis abends ins Altenheim, wo er, ich zitiere: ,,den Alten die Sabber und dann die Scheiße abwischen muss", aber ich wusste, dass er es insgeheim gar nicht so schlecht dort fand. So schlimm konnte es ja auch gar nicht sein.

Am Mittwoch sollte ich ihn nach der Arbeit abholen, da er mich gefragt hatte, ob ich mit ihm einkaufen kommen würde. Für seine Party. Also kam ich um kurz vor sieben vor einem wirklich sehr großem Gebäude an. Vor dem Haus - oder wie auch immer man es nennen konnte - stand ein riesengroßes Tor, welches  offen stand. Als ich mich zur Seite drehte kam mir eine ältere Dame mit weißen Löckchen und Rollator entgegen.

,,Hallo, Liebes", begrüßte sie mich.

,,Hallo", lächelte ich und machte Platz, damit sie durch das Tor gehen konnte. Da noch ein wenig Zeit war bis Damian herauskam, beschäftigte ich mich mit meinem Handy bis mich plötzlich jemand an der Schulter antippte und ich heftig erschrak. Gerade so konnte ich mein Handy noch halten.

Doch anders wie erwartet, war es Justin, der vor mir stand und nicht Damian.

,,Heeey", begrüßte er und umarmte mich, bevor ich mich von dem kleinen Schreck erholen konnte.

,,Oh Justin, hi", sagte ich lächelnd. Er sah gut aus. Anders als sonst, obwohl er irgendwie gleich aussah. Verwaschene Jeans, Chucks und ein einfaches weißes Hollister-T-Shirt mit einer Strickjacke.

,,Was machst du hier?", fragte er und sah hoch zu dem großen Haus.

,,Auf Damian warten", sagte ich und packte mein Handy in meine Jackentasche.

,,Auf Damian? Was will der denn da?" Er deutete auf die alten Leute, die durch das Tor zu sehen waren und sich unterhielten.

,,Ach, lange Geschichte", winkte ich ab. ,,Ist ja auch egal. Du hast eine neue Frisur!" Jetzt endlich bemerkte ich es: Seine Haare waren etwas kürzer und an den Seiten noch kürzer, wobei ihm die vorderen, blonden Haare wuschlig in die Stirn fielen.

,,Sieht gut aus", lachte ich und wuschelte ihm durch die Haare, weswegen er die Augen zusammenkniff.

,,Danke", sagte er und wuschelte mir grinsend und umso heftiger durch meine Haare.
,,Ist alles gut bei dir?", fragte ich.

Er hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. ,,Riley", seufzte er. ,,Ich könnte wetten, dass dich dieses Thema ankotzt, also -"

,,Tut es nicht. Was ist mit ihr?", fragte ich interessiert.

,,Dieses Mädchen bringt mich um", erzählte er. ,,Wäre sie nicht so scharf, dann würde ich mir das alles nicht gefallen lassen, aber ..."

,,Aber du liebst sie?"

Er grinste jungenhaft. ,,Womöglich."

,,Was ist denn jetzt schon wieder passiert?"

,,Willst du's wirklich wissen?"

,,Würde ich sonst fragen?", gab ich lächelnd zurück.

,,Naja, wir waren am Wochenende feiern. Wir waren beide etwas dicht, ich vielleicht ein wenig mehr als sie, aber das ist ja nicht von Belang. Aber dann sah ich sie mit einem anderen Typen tanzen und wie! Dann hab ich ihn geschlagen. Ende." Er grinste.

,,Du hast ihn geschlagen?"

,,Ja, eins auf die Nase. Nicht mehr. Ich hab Riley rausgezogen, wir haben uns angeschrien und dann sind wir nachhause gegangen und hatten Sex."

,,Oh Justin!", rief ich und ließ mein Kopf in meine Hände fallen. Das wollte ich jetzt echt nicht wissen.

,,Sorry", grinste er und kniff mir in meine Wangen, die errötet waren.

,,Und wo liegt jetzt dein Problem?", murmelte ich.

,,Mein Problem ist, dass ich keine Lust mehr auf dieses ständige Gezicke habe. Entweder mache ich in ihren Augen was falsch, oder sie in meinen. Es passt zwischen uns einfach nicht, aber wir können nicht ohne einander."

,,Ist das nicht gerade das Aufregende?", sagte ich. ,,Ich meine, wenigstens ist es zwischen euch nicht langweilig."

Kaum hatte ich das letzte Wort ausgesprochen, sah ich Damian an uns vorbeilaufen. Er hob gerade eine Zigarrette an seinen Mund und schaute uns nicht mal mit dem Arsch an.

,,Damian?", rief ich laut.

,,Was?", kam es von ihm zurück, wobei er nicht stehen blieb.

,,Wohin gehst du?"

,,Ich will euch nicht stören." Er drehte sich nicht einmal um.

,,Warte kurz, okay?", sagte ich zu Justin und lief so schnell ich konnte Damian hinterher, bis ich ihn an seiner Jacke festhalten konnte. In seinen Augen erkannte ich Wut, auch wenn ich nicht wusste, was passiert war.

,,Was ist passiert?", fragte ich sanft, ließ ihn dabei nicht los.

,,Nichts ist passiert. Ich wollte bloß nicht stören." Sein Blick glitt kurz zurück zu Justin, der immer noch vor dem Tor stand und stirnrunzelnd zu uns blickte.

,,Willst du mich verarschen? Übertreibst du nicht ein wenig?"

,,Keine Ahnung, sag du es mir." Seine Lippen waren zusammengepresst und er schaute mich kaum an, sondern eher an mir vorbei.

,,Ich hab dir gesagt, du brauchst nicht auf Justin eifersüchtig zu sein", sagte ich.

,,Ach ja?" Er nahm einen Zug von seiner Zigarrette und pustete den Rauch dann direkt in meine Richtung, wobei er keine Miene verzog.

,,Hör auf damit", hustete ich und wedelte mit beiden Händen den scheiß Rauch aus meinem Gesicht. ,,Du weißt, wie ich diesen Rauch hasse. Außerdem weißt du genau, dass Justin und ich nur Freunde sind, also hast du kein Grund dich jetzt so aufzuführen. Er hat eine Freundin!"

,,Wie auch immer", sagte er monton und ging einfach weg. Er ließ mich einfach stehen, drehte sich nicht einmal zu mir um. Wenige Sekunden später berührte Justin mich am Arm.

,,Was war das denn?"

,,Er ist ein Arsch", antwortete ich sauer.

,,Okay. Vorschlag. Wir nehmen einen anderen Weg zu dir nachhause, laufen dabei an einem Bäcker vorbei, ich kauf uns was zu essen - weil ich zugegebenermaßen echt Hunger habe - und du erzählst mir, was ich alles verpasst habe. Weil, ich glaub, das ist echt 'ne Menge."

Ich seufzte. ,,Okay."

***

Kurz: Ich erzählte es ihm. Also das Meiste. Was zwischen Damian und mir lief, und so. Irgendwie hat er es sich auch selber zusammen gereimt. Ob er nur geraten oder es geahnt hatte, wusste ich nicht, aber es war ja auch schnurz.
Ich schätzte es, dass er mich nicht verurteilte oder mich nicht mit einem was-denkst-du-dir-bloß-dabei-Blick anschaute, denn ich wusste, dass er genauso wenig von Damian hielt wie umgekehrt.

,,Dann hast du ja 'n größeres Problem als ich mit Riley", hatte er gesagt.

,,Wie man's nimmt", hatte ich geantwortet und in mein Käsebrötchen gebissen, das Justin mir gekauft hatte. Als wir schließlich vor meiner Haustür standen, drückte ich ihn und sagte danke, einfach dafür, dass ich mich mal ausreden konnte.

,,Ich bin zuhause!", rief ich laut, bekam jedoch keine Antwort. Also ging ich wortlos in mein Zimmer, wo ich ein paar Sachbücher für die Schule morgen einpackte und dann entspannt duschen ging. Danach ließ ich mir bei dem Zähne putzen ordentlich Zeit und cremte mal wieder ordentlich mein Gesicht ein. Mir fiel mir ein, dass ich mir letztens neue Creme für mein Neurodermitis-Problem gekauft hatte und cremte also auch meine Armbeugen ein. Als ich dann keinen Grund mehr sah, länger im Bad zu verweilen, ging ich in mein Zimmer. Ich wusste nichts mit mir anzufangen. Ich wollte nicht über Damian nachdenken. Dieser Junge beschäftigte mich einfach viel zu sehr, es war ja beinahe ungesund. Passierte was Schönes - er schwirrte in meinem Kopf herum. Streiteten wir uns - ich dachte nur über ihn nach. Also musste ich mich ablenken.

Ich hatte keine Lust zu lesen, und um mein Zimmer aufzuräumen war es viel zu spät. Mathehausaufgaben? Warum nicht.

Es war schließlich zehn Uhr als meine Hausaufgaben so vollständig wie schon lange nicht mehr waren; irgendwie war ich schon ziemlich stolz auf mich. Ich verstaute das Buch und das Heft in meiner Schultasche und schaltete dann das große Licht aus, bevor ich mich in mein Bett legte.

Denk nicht über Damian nach, denk nicht darüber nach, was für ein Idiot er ist.

Stattdessen dachte ich darüber nach, was ich im nächsten Jahr wählen sollte. Spanisch oder Latein? Spanisch war bestimmt leichter, die Sprache war meiner Meinung nach auch viel schöner ... aber Latein war auch nicht schlecht.

Während ich mir in meinem Kopf Pro - und Contralisten machte, Damian dabei immer irgendwo in meinen Hintergedanken lauerte, wissend, dass er direkt neben an lag, schlief ich irgendwann ein.

***

Am nächsten Tag, den 30. Oktober, schien wieder die Sonne. Ich bekam Kopfschmerzen von dem ständigen Wetterwechsel. Regen, Sonne, Regen, Wind, noch mehr Regen, Sonne.

Da ich heute zur zweiten Stunde hatte, war Damian schon weg als ich mich zu Sally an den Frühstückstisch setzte. Sie war schon bereit für die Arbeit und war auch dementsprechend hektisch. ,,Ich hab euch noch Lachs von gestern Abend in den Kühlschrank gestellt, ja?", erinnerte sie mich. ,,Ihr habt ja gestern nichts davon gegessen."

Ich nickte und dann war sie auch schon aus dem Haus verschwunden. Murrend nahm ich mir einen Apfel und biss hinein, damit mein Magen sich zufrieden gab und machte mich dann langsam auf den Weg zur Schule. Kaum betrat ich das Schulgebäude, sah ich Damian und Sid, die an mir vorbeiliefen. Während Sid mir übertrieben grinsend zuwinkte, lief Damian stur an mir vorbei ohne mich auch eines Blickes zu würdigen. Soll er doch. Es war klar, dass es nicht gut zwischen uns laufen würde. Wir streiteten uns, dann vertrugen wir uns wieder, wir hatten ein, zwei schöne Tage und dann ging es von vorne los. Es war, als würde es anders nicht funktionieren.

Nachdenklich öffnete ich meinen Spind und wich sofort erschrocken zurück, als ich die vielen Spinnen sah, die in dem Schrank verteilt waren. Mein Atmen beschleunigte sich und ich unterdrückte den Drang laut loszuschreien. Ich konnte kaum hinsehen. Es waren riesige, schwarze Spinnen und davon mindestens fünf. Wie kamen die darein? Und wer, bitteschön, macht sowas?

Mike natürlich.

Ich atmete tief durch und leerte eine alte Brotdosen, die mit noch älteren Notizzetteln gefüllt war, und versuchte mit zittrigen Händen die Spinnen darin einzufangen, damit ich sie nach draußen bringen konnte. Es war echt widerlich, aber ich wollte nicht extra den Hausmeister dafür holen. Doch schließlich, nach ungefähr zehn Minuten, schaffte ich es und verschloss hastig die Brotdose. Mike war echt nicht mehr zu retten. Im Moment war ich einfach nur so wütend auf ihn, wie schon lange nicht mehr. Ich meine, Spinnen? Es waren doch auch nur Lebewesen. Zwar Lebewesen, die ich verabscheute, aber dafür konnten sie ja nichts.

Ich setzte die Viecher draußen in einem Gebüsch aus und beeilte mich in meinen Unterricht zu kommen - den ich Gott sei Dank nicht mit Mike hatte.

***

Endlich, war mein einziger Gedanke als die Schulglocke den Schulschluss verkündigte. Eilig lief ich die Treppen herunter und machte mich auf den Weg nachhause, wobei ich mich dann aber kurzfristig doch noch entschied in die Stadt zu gehen. Mir fiel ein, dass ich noch kein Geschenk für Damian hatte. Wir hatten zwar gerade Streit, aber trotzdem würde ich ihm gerne etwas schenken. Ich lief an der Stelle vorbei, wo Lily damals ihr Tagebuch fallen gelassen hatte und wurde etwas sentimental. Ich vermisste sie.

Nach vielem Suchen fand ich letztendlich aber trotzdem nichts. Ich hasste es Geschenke zu suchen; mein Talent dafür hielt sich auch sehr in Grenzen.

Gerade lief ich an einer Imbissbude vorbei, als ich einen braunen Haarschopf von hinten erkannte und dann die schwarze Jacke sah, die Damians ziemlich ähnlich sah. Es war es. Ich folgte einer plötzlichen Laune heraus und setzte mich an den Tisch von ihm, da er alleine dort saß. Naja, vielleicht war seine Begleitung ja auf dem Klo oder so, aber im Moment saß er jedenfalls alleine da.

,,Hey", sagte ich, versuchte keine Gefühle in meine Stimme zu lassen.

,,Hi", sagte er und schaffte das mit den Gefühlen so viel besser als ich.

,,Du bist noch beleidigt", sagte ich und sah ihn prüfend an. Er blickte zu mir rüber. Dann seufzte er und wollte nach meiner Hand greifen, die ich instinktiv zurückzog.

Er schaute auf die leere Tischplatte und zog auch seine Hand wieder zurück, wobei er seine Augenbrauen zusammenzog. ,,Nein. Es tut mir leid, wie ich mich verhalten habe."

,,Die Einsicht kommt woher?"

Augenrollend sah er mich an. ,,Habe drüber nachgedacht."

,,Gut", sagte ich und stand auf, verzog keine Miene. Ich wollte nicht, dass er dachte, ich würde mich wieder so schnell einlullen lassen, obwohl mir das ziemlich schwer fiel. Allein wie er mich anschaute, dabei war ihm das sicherlich gar nicht bewusst.

Sid und ein Typ, den ich nicht kannte, standen plötzlich hinter mir und mein Blick wechselte von den beiden zu Damian, der dort saß und zu uns hochschaute. Keiner sagte was, also sagte ich was:

,,Hi, Sid. Hi, Damians Freund."

,,Hi", kam es von beiden zurück. Wieder schaute ich zu Damian, doch er schaute uns nur abwartend an.

,,Okay. Und bye." Dann ging ich einfach, fühlte mich trotz der komischen Situation, irgendwie besser.

Zuhause verzichtete ich auf die Hausaufgaben und überlegte, was ich Damian schenken könnte. Mir fiel rein gar nichts ein. Ich setzte mich vor meinen Schreibtisch, ein Blatt Papier und ein Kugelschreiber vor mir, doch mein Kopf war leer. Nach einer Zeit fing ich an auf dem Papier herumzukritzeln. Was würde ihn freuen? Zwar dachte ich nicht, dass Damian der Typ ist der viel Wert auf Geschenke legt, aber ich wollte ihm was schenken. Immerhin hatte er mein Geburtstag auch unvergesslich gemacht.

Während ich in Erinnerungen an Bournemouth schwelgte, wie schön das alles war, obwohl es gar nicht lange her war, kritzelte ich weiter auf dem Blatt herum und plötzlich kam mir eine Idee, die vielleicht nicht ideal war, aber immerhin besser als nichts.

Ich machte mich an die Arbeit.

***

,,Aria!", rief mein Dad mich.

,,Mhm", murmelte ich bloß ohne mich unterbrechen zu lassen.

,,Aria!"

,,WAS?", schrie ich lauter zurück als beabsichtigt.

,,Kommst du mal?" Etwas genervt atmete ich tief aus und stieß mich vom Schreibtisch ab. Ich ging zu Dad, der in seinem Schlafzimmer war und scheinbar verzweifelt auf eine riesige Krawattenauswahl starrte.

,,Wow", sagte ich. ,,Ich wusste ja gar nicht, dass du überhaupt sowas wie Krawatten besitzt, Dad. Ist das eine Fliege?" Erstaunt befingerte ich die schwarze Schleife. Er nickte bestätigend.

,,Was passt am Besten zu dem Anzug?", wollte er von mir wissen und deutete auf ein dunkelblauen, alten Anzug, der wahrscheinlich älter ist als er selbst. Ich begutachtete die verschiedenen Modelle und nahm schließlich eine schlicht-schwarze und eine leicht glänzend-blaue Krawatte in die Hand, die ich ihm unter die Nase hielt.

,,Was hast du überhaupt vor?", fragte ich.

,,Diesen Sonntag vor einem Jahr haben Sally und ich uns kennengelernt. Also, nein, da sind wir zusammengekommen", erzählte er und hielt sich vor dem großen Spiegel, der an der Wand befestigt wurde, die blaue Krawatte an sein Sweatshirt.

,,So lange schon?", murmelte ich. Wenn ich mich so recht erinnerte, kam mir Dad in den Sinn, der vor knapp einen Jahr abends plötzlich immer später nachhause kam und aufeinmal mit diesem jungenhaften Lächeln herumlief, sodass ich nach einer Zeit schon vermutete, dass eine Frau dahinter steckte. Meine erste Reaktion damals war Wut, gefolgt von Trauer. Es dauerte seine Zeit, bis ich Sally akzeptieren konnte. Trotzdem hätte ich niemals erwartet, dass wir ein Jahr später zusammen alle in einem Haus wohnen würden.

,,Genau", sagte Dad. ,,Deshalb werden wir auch erst Sonntagabend zurückkommen, anstatt Samstagabend. Ich nehme nicht an, dass das ein Problem für euch ist?" Er grinste mich an. Vermutlich dachte er, ich würde mich auf Damians Geburtstagsparty freuen.

,,Solange ihr Spaß habt", sagte ich. Sally und Dad wollten von Freitag bis Samstag irgendwo 'entspannen', in irgendeinem Wellnesshotel oder so. Ich setzte mich zu den Krawatten aufs Bett und ließ die Füße von dem hohen Bettrand baumeln.

,,Was ist eigentlich los mit Leah und dir?" Dad kramte die Krawatten und die Fliege zusammen, wobei er nun die Schwarze beiseite legte und mir nebenbei einen fragenden Blick zuwarf.

,,Nichts?" Ich fragte mehr, als ich beantwortete.

,,Spätzchen, erzähl mir doch nichts. Ich kenn euch. Ihr hängt sonst einander wie siamesische Zwillinge, ganz wie es Ann gesagt hat. Doch ich hab sie seit fast zwei Wochen nicht mehr hier gesehen und ich denke auch nicht, dass du bei ihr warst. Als ich dich gefragt habe, ob ihr geredet habt, als sie für eine Nacht verschwunden war, hast du gesagt, du hattest noch keine Zeit sie anzurufen. Ich wusste, dass da irgendwas nicht stimmt."

,,Ich habe so einen aufmerksamen Vater", säuselte ich sarkastisch, versuchte die Situation nicht so ernst darstehen zu lassen.

,,Komplimente retten dich jetzt auch nicht", sagte er drohend. ,,Wenn du möchtest, kann ich Isa anrufen, vielleicht weiß sie ja warum sich ihre Tochter und meine in die Haare kriegen."

,,Wir ,kriegen uns nicht in die Haare'", brummte ich und legte mich auf den Rücken, sodass ich zur Decke starrte. ,,Es kann doch nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen sein, oder?"

,,Natürlich nicht, Spätzchen, aber trotzdem mache ich mir Sorgen. Ihr streitet euch nicht oft, ihr beide."

,,Ich weiß. Aber das wird schon wieder." Hoffentlich.

Dad seufzte und setzte sich neben mif aufs Bett. ,,Na schön. Aber komm zu mir, falls du vielleicht mal einen Rat von deinem guten, alten Daddy brauchst."

,,Klar", sagte ich lächelnd und haute ihm leicht auf sein Knie, bevor ich aufstand. ,,Sag mal, haben wir noch Erdbeeren?" Irgendwie hatte ich Lust auf Erdbeeren und Sahne. Wobei ich Sahne weglassen sollte.

Dad nickte. ,,Ein paar müssten noch im Kühlschrank sein."

Also ging ich runter in die Küche um die Erdbeeren zu waschen und klein zu schneiden. Die Sahne machte ich dann doch noch drauf. Ich nahm die Schüssel und eine Gabel mit rauf in mein Zimmer und setzte mich damit wieder an meinen Schreibtisch.

***

Am Freitag war ich gleichzeitig froh und nervös. Froh, weil das Wochenende nahe war. Nervös, weil unser Haus heute Abend mit lauter Jugendlichen gefüllt werden würde.

Damians Geschenk hatte ich noch nicht ganz fertig, es fehlte noch ein wenig, aber ich war stolz darauf. Es war nichts Großes, ich war mir nicht mal mehr sicher, ob er sich überhaupt freuen würde, doch meiner Meinung nach war es mir gelungen.

Ich hatte lange nicht mehr gezeichnet, aber ich wusste, dass ich es einigermaßen gut konnte, also hatte ich mich gestern nach einiger Zeit wieder vor einem weißen Blatt Papier gesetzt und gezeichnet. Ein Comic, wobei das nicht meine Stärke war. Ich bevorzugte einfachere Dinge, aber so schlecht war es gar nicht geworden. Gestern war mir nämlich eingefallen, dass Damian mir von seinem Treffen mit Dwayne Johnson erzählt hatte und dass er leider kein Foto mehr mit ihm machen konnte.

Also hatte ich das Treffen sozusagen nochmal nachgemalt, hatte einen kleinen Damian und einen breiten Dwayne Johnson aufs Papier gebracht, beide mit einem großen Grinsen. Für Dwayne hatte ich eine Vorlage aus dem Internet benutzt, doch Damian war da deutlich schwieriger gewesen. Ich benutzte einfach mein Gehirn - sein Gesicht war da sowieso für immer eingebrannt, so schlimm das auch klang.

Das Ende, also das letzte Bild, zeigte die beiden zusammen. Dwayne hatte den Arm um den kleinen Damian gelegt und grinste in die unsichtbare Kamera, während Damians aufgeregte Augen leicht zu seinen damaligen Idol schielten.

Wie gesagt, ich hoffte, er würde sich freuen.

Doch jetzt standen erst einmal sieben Stunden Schule auf meinem Plan. Letztes Jahr wurde ein spezielles Halloween-Programm von der Schülervertretung entwickelt und ausgeführt, doch da es so ziemlich in die Hose ging (Fake-Blut an den gesamten Schulwänden, riesige Glubschaugen in dem Kaffee der Lehrer, Alkohol, und so weiter), fand heute nur normaler Unterricht statt. Was mir recht war. Noch besser wäre es natürlich, wenn wir heute einfach hätten zuhause bleiben dürfen, aber selbstverständlich würden die Lehrer niemals auf die Idee kommen. Wieso auch mal was Gutes tun?


,,Hey, du Warzenschwein", hörte ich jemanden laut sagen als ich den Physikraum verließ. Instinktiv wusste ich, dass ich damit gemeint wurde, doch ich weigerte mich, mich umzudrehen bis eine Gruppe von Schülern mir den Weg kreuzten. Es waren Mikes Freunde, doch ich kannte keinen von denen beim Namen. Ich sagte nichts, schaute sie bloß abwartend an.

,,Du hast es gut", meinte das Mädchen von ihnen. Ihr Ausschnitt reichte fast bis zum Bauchnabel, weshalb ihr weißer Spitzen-BH auch für alle sichtbar war.

,,Ja", stimmte ihr der Typ zu, der mich beleidigt hatte. ,,Du brauchst dich an Halloween nicht zu verkleiden. Siehst jetzt schon zum Fürchten aus."

Sie alle prusteten los. Mit einem Kloß im Hals quetschte ich mich an ihnen vorbei und versuchte ihr lautes Lachen zu ignorieren. Als ich um die Ecke im Schulflur bog, kam mir ein Typ entgegen, der eine Maske mit leeren, schwarzen Höhlen als Augen aus denen Blut zu quillen scheint, trug und ich erschreckte mich im ersten Moment so sehr, dass ich zurückwich. Er lachte teuflisch und machte sich auf den Weg andere Schüler zu erschrecken. Hinter mir hörte ich zwei Schülerinnen aufkreischen.

,,Mistkerl", hörte ich sie rufen. Als nächstes sah ich Damian, der sich an meinen Spind gelehnt hatte und mich sah, bevor ich ihn bemerkte.

,,Happy Halloween", begrüßte er mich grinsend und wuselte mit seinen Händen, die rot vor Kunstblut waren, vor meinem Gesicht herum.

,,Hi", sagte ich bloß und wich ihm aus. Heute Morgen hatten wir uns nicht mehr gesehen, da ich viel später losgegangen bin als sonst.

,,Sag nicht, dass du noch sauer auf mich bist", seufzte er und machte Platz, damit ich meine Bücher verstauen konnte.

,,Ich hätte allen Grund dazu", erwiderte ich.

,,Aber?"

,,Nichts aber." 

,,Oh, komm schon! Ich weiß, dass es scheiße war, sauer auf dich zu sein wegen Justin. Aber ich hatte einen Scheißtag. Hast du 'n Taschentuch?"

Ich reichte ihm eins und fragte: ,,Wieso der Scheißtag?"

Er seufzte und wischte sich die Farbe von den Fingern. Wenige Sekunden später war das soeben noch weiße Taschentuch tiefrot. ,,Einer der Alten, um die ich mich kümmern musste, hat erfahren, dass sie krank ist. Krebs. Ich mag sie."

Ich schlug mein Spind zu und musterte Damian, dem die Sozialstunden anscheinend doch nicht so scheißegel waren, wie er getan hatte. Meine Wut auf ihn, die noch übrig geblieben war, verflog. ,,Das tut mir leid", sagte ich. Er murmelte irgendetwas vor sich hin und begleitete mich zur großen Pause nach draußen.

,,Du kannst sie doch bestimmt besuchen gehen, wenn du das willst, oder?", fragte ich.

,,Ja, bestimmt. Mal schauen", ich merkte, dass er nicht darüber reden wollte, denn er wechselte das Thema. ,,Wie geht es dir?"

Ich lachte. ,,Wieso fragst du?"

,,Weil ich wissen möchte, wie es dir geht?", gab er stirnrunzelnd zurück.

,,Gut", sagte ich schulterzuckend. Ich wusste nicht, ob es mir tatsächlich gut ging. Es ging mir selten richtig gut, aber im Moment ging es mir auch nicht schlecht. Ich fragte mich, ob ich die Einzige war, die so fühlte. ,,Und dir?"

,,Ich habe jetzt gleich Latein. Dementsprend geht es mir", brummte er. Wobei mir auch wieder meine Pro - und Contralisten zum Thema Spanisch und Latein einfiel.

,,Vor der Entscheidung steh' ich nächstes Jahr auch. Spanisch oder Latein? Latein oder Spanisch? Ich weiß es nicht."

,,Hätte ich nochmal die Wahl; ich würde Spanisch nehmen. Aber nur, weil ich meine Lateinlehrerin hasse. Sie spuckt immer so beim Reden." Er verzog das Gesicht, holte dann seine Wasserflasche aus seiner Tasche. Plötzlich schien ihm etwas einzufallen.

,,Du musst mir einen Gefallen tun."

,,Ach ja?" Ich zog die Augenbrauen hoch.

,,Ja. Kannst du nach der Schule zu einem Kumpel von mir gehen", warte, was?, ,,und etwas von ihm abholen? Er ist krank, sonst hätte er es heute Abend selbst mitgebracht. Und ich kann nicht, ich muss ja ins Altersheim", fügte er schnell hinzu.

,,Ich kann nicht", sagte ich. ,,Deine Freunde hassen mich."

,,Sie kennen dich nicht", widersprach er. ,,Außerdem geht er nicht mehr in die Schule. Also? Biiitte."

Ich stöhnte auf. ,,Aber nur weil du morgen Geburtstag hast! Was soll ich denn abholen?"

Er kratzte sich am Hinterkopf. ,,Nur Getränke. Es ist nicht viel. Ich sag ihm dann Bescheid, dass du kommst, okay?"

Ich nickte ergeben. ,,Wo wohnt er?"

,,Ich schick dir die Adresse gleich zu."

,,Okay ... " Ich sah Sid, der uns bemerkte und von weitem komische Handbewegungen machte. Vermutlich wollte er, dass Damian zu ihm kam.

,,Du wirst gebraucht", sagte ich.

,,Wir sehen uns dann später, ja?" Bevor er zu Sid verschwand, drehte er sich nochmal um und sagte: ,,Danke, du bist ein Schatz", und warf mir einen übertrieben Handkuss zu, den ich mit einem kurzen Nicken und Augenrollen quittierte.

***

Die Wegbeschreibung von Google Maps führte mich zu einer Gegend, in der ich mich nachts niemals hintrauen würde. Die Häuser waren heruntergekommen und andauernd liefen mir irgendwelche Kerle über den Weg, die mir entweder hinterherschauten (die Meisten waren über 40) oder mich so anschauten, als würden sie sich fragen, was ich hier zusuchen hatte. Ich war fast glücklich, als ich das Gebäude fand, in dem Damian Freund wohnte.

,,Hi", sagte ich leise und meine Stimme war ein paar Oktaven zu hoch, als mir ein Typ die Tür aufmachte. Er war ein Kopf größer als ich, trug eine riesige, schwarze Nerdbrille auf der Nase und sah so gar nicht aus, wie die anderen Leute, die mir über den Weg gelaufen waren. ,,Ist Carter da?"

Der Junge schaute an sich herunter und grinste mir dann ins Gesicht. ,,Ich denke schon, ja. Du musst Aria sein." Ich nickte, fast schüchtern. ,,Carter."

Er streckte mir seine Hand hin und ich war überrascht, dass das Carter war. Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, aber ein Kerl mit braunen Hundeaugen und Brille, der mich freundlich begrüßte auf jeden Fall nicht. ,,Oh. Hi." Ich schüttelte seine Hand, dann signalisierte er mir hereinzukommen. Obwohl er harmlos aussah, war ich trotzdem nervös. Mr Glint blitzte vor meinen Augen auf und ich musste schluckte. Natürlich würde mir nichts passieren. Er war Damians Freund.

Ich trat in den Flur, der überraschend hell war. Überall lagen Schuhe und Jacken herum, und die gelb gestrichenen Wände waren kahl. ,,Damian hat mir gerade erst geschrieben, dass du kommst. Ich gebe dir auch noch 'n paar CDs mit, ja? Die wollt ich ihm eh mitbringen."

Aufeinmal nieste er und jetzt fiel mir auch seine gerötete Nase auf; Damian hatte ja erwähnt, dass er krank war. Ich folgte ihm ins Wohnzimmer, wo es dreckiger war als im Flur.

,,Tut mir leid wegen der Unordnung", lachte er, was leicht nasal klang. ,,Ich such gerade mal alles zusammen und komm dann wieder. Du kannst dich setzen, wenn du willst." Seine Brille verrutschte, und er schob sie sich zurück auf seine lange Nase, grinste und verschwand dann in einem Nebenraum. Kaum war er zwei Minuten weg, kam wer die Treppe herunter und ich wurde erneut leicht panisch. Hier wohnte also doch noch jemand. Ein deutlich breiterer Kerl als Carter es war, kam ins Wohnzimmer und sah mich verwirrt an. Er trug kein T-Shirt, weshalb ich die vielen Tattoos auf seinem Körper erkennen konnte und als mein Blick von genau diesen zu seinem Gesicht wanderte, hatte er fragend die Augenbrauen erhoben. Genauso hatte ich mir Carter vorgestellt.

,,Darf ich fragen, was du hier zu suchen hast?"

,,I-ich wollte", stotterte ich, wurde dann von Carter unterbrochen, der nun wiederkam.

,,Sie will nur etwas abholen. Beruhig dich", antwortete er für mich und überreichte mir einen Stapel CDs. Hinter dem tättowierten Mann kam plötzlich ein blondes, großes Mädchen die Treppe herunter, die ungefähr so wenig trug, wie er selbst. Als ich ihr ins Gesicht schaute, machte ich große Augen. Ich hasste Zufälle.
Es war Riley. Sie schien mich nicht zu erkennen, oder sie ließ sich nichts anmerken. Doch es war offensichtlich, was zwischen den beiden abgelaufen war. Mir kam sofort Justin in den Sinn. Hatten sie nun doch Schluss gemacht oder betrog sie ihn?

,,Oh, und ich dachte, das wäre deine neue, kleine Freundin", lachte Carters Mitbewohner und schaute mich abschätzend an. ,,Auf so einen Typ stehst du doch."

,,Halts Maul, James, und nerv wen anders", sagte er und sah ihn genervt an. James zeigte ihm grinsend den Mittelfinger, fasste Riley an die Hüfte und ging zusammen mit ihr nach oben. Mein Kopf rauschte. Vor sich hin murmelnd verschwand Carter erneut und kam mit drei Flaschen Alkohol wieder. Zumindestens denke ich, es war Alkohol. Ich die eine Flasche aus seiner Hand nahm, erkannte ich die ausländische Schrift auf dem Glas. Mir war es nicht geheuer sowas mit mir herumzutragen, aber ich sagte nichts.

,,Okay. Uhm.. danke", sagte ich, als ich alles in meinem Rucksack verstaut hatte.

,,Kein Problem", lächelte er. Ich wollte so schnell wie möglich aus dieser Gegend raus, also beeilte ich mich aus dem Haus zu kommen. Ich drehte mich nochmal um, als ich aus der Haustür war und sah, wie Carter an mir herunterschaute. Scheiße, guckte der mir auf den Arsch? Ich beschleunigte meinen Gang.


Zuhause erwarteten Dad und Sally mich schon. Ich ließ mir nichts anmerken und versuchte an ihnen vorbeizukommen, damit ich meinen Rucksack nach oben bringen konnte. Denn, ich denke nicht, dass Dad erfreut gewesen wäre, wenn er die Alkoholflaschen sehen würde, die seine 16-jährige Tochter mit sich herumschleppte.

,,Wir fahren jetzt, Spätzchen", sagte Dad, kaum war ich an der Treppe. Also drehte ich mich um.

,,Alles klar", sagte ich. ,,Viel Spaß."

,,Du hast's ja eilig. Krieg ich keine Umarmung?", fragte er lachend. Ich umarmte ihn und trat dann zurück. Hoffentlich würde er das Geklimper der Flaschen nicht hören.

,,Vergesst nicht alles abzuschließen. Und macht keinen Scheiß!"

,,Aber habt trotzdem Spaß", mischte Sally sich ein. ,,Ich hab schon mit Damian gesprochen. Man könnte meinen, er wäre beinahe erleichtert, dass wir an seinem Geburtstag nicht da sind."

Ich lachte. ,,Wir werden schon zurecht kommen, keine Angst."

,,Ruft an, wenn was ist!", sagte Dad.

,,Jahaaa!"

,,Okay, dann sehen wir uns Sonntag! Und wehe, die Polizei ruft uns an."

,,Dad, jetzt übertreibst du aber. Wir sind schließlich nicht das erste Mal alleine."

,,Da sag ich jetzt mal nichts zu", sagte er. ,,Bis dann."

,,Byeee", ich winkte ihnen doch zu, bis sie aus der Haustür waren und legte dann meinen Rucksack vorsichtig ab. Darum konnte Damian sich jetzt kümmern.

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Hi, alles gut bei euch?
Endlich habe ich Sommerferien, das heißt: Ich kann mehr schreiben. :-D


Mal 'ne Frage: Was guckt ihr für Serien? Irgendwas Empfehlenswertes?

xoxo.












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