Minerva

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„ICH NENNE SIE WIE ICH WILL!", brüllt Snape zurück und Minerva schaut ihn ungläubig an. So hat sie ihren Kollegen noch nie ausrasten sehen. Natürlich, er verliert schnell die Geduld und seine Strafen für die Schüler sind sehr hart, aber mit solchen Emotionen ist er wohl noch nie wütend gewesen.
„Beruhigt euch!", sagt nun Hermine und drängt sich zwischen die beiden. Mit jeweils einer Hand vor der Brust der beiden bedeutet sie ihnen zurückzutreten. Überrascht durch Hermines Eingreifen zwischen ihren Lehrern entfernen sie sich und schauen sie skeptisch an.
„Ich hab da wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden! Sie führen sich auf wie kleine Kinder!"
Snape schnappt bei ihren Worten empört nach Luft, will etwas sagen, doch da unterbricht ihn Minerva erneut. „Du hast recht. Wir reagieren vielleicht alle ein wenig über."
„Es ist nicht unsere Schuld, Minerva.", fügt Snape ruhiger hinzu. Sein Brustkorb hebt und senkt sich noch immer und seine undurchdringbare Maske baut sich immer mehr auf um wieder verschlossen und kalt zu wirken. Hermine betrachtet diesen Zustand nur ungern, hätte sie doch gerne gewusst wie er nach all den Jahren unter der Maske aussieht. Es versetzt ihr einen Stich, dass er noch immer alle täuschen muss.
Minerva nickt und lässt sich erschöpft in Snapes Sessel fallen, woraufhin er erneut schnaubt.
„Und wie soll das jetzt weitergehen?", fragt sie sich während sie sich auf der Tischplatte abstützt und den Kopf sinken lässt. In diesem Moment sieht sie älter aus. Das Heiratsgesetz scheint ihr viele Sorgen zu bereiten und Hermine kann sie verstehen. McGonagall muss ansehen wie das Leben ihrer ältesten Schüler zerstört werden. Von jungen Menschen, die sie von klein auf begleitet hat, mit denen sie im Krieg Seite an Seite gekämpft hat um das Leben anderer zu beschützen. Wie unerträglich das doch für sie sein muss. Auch, wenn sie nicht davon betroffen ist, so scheint es ihr doch sehr nah zu gehen.
„Ich weiß es nicht, das werden wir sehen müssen.", gesteht Snape. „Miss Grang... Hermine...", würgt er hervor „... wird ihre Ausbildung fortsetzen und danach mit mir in Hogwarts bleiben."
„Ähm, ich möchte da noch was sagen...", sagt Hermine, die sich übergangen fühlt.
„Wir müssen einen Haushalt führen, also geht es nicht anders."
„Ach, das heißt, dass ich später nicht arbeiten kann, weil ich nicht hier weg darf?"
„Nein, das heißt es nicht. Wenn du willst kannst du arbeiten. Du wohnst lediglich hier und gehst jeden Tag arbeiten, wie normal auch."
„Außerdem könntest du auch als Lehrerin arbeiten.", fügt Minerva hinzu, die Schulleiterin. Diejenige, die entscheidet wer eingestellt wird und wer nicht. Hermine denkt nach. Hat ihre Schulleiterin ihr gerade ein Stellenangebot gemacht?
„Außerdem würde dich sicherlich auch jeder einstellen, da du eine talentierte Hexe bist und dazu noch Kriegsheldin."
Ungläubig über die Worte, die sie gerade gehört hat, dreht sie sich zu Snape um und schaut ihn ungläubig an. „War das gerade ein Kompliment?"
„Interpretieren Sie nicht so viel hinein.", sagt er, nicht ohne wieder zur unhöflichen Anrede zu wechseln um sie zu ärgern. Doch Hermine hat sich nicht verhört und sein Gesichtsausdruck kann es auch nicht mehr wett machen.
Er hat sie gelobt.
Die Fledermaus.
Das ist mal... ungewöhnlich.
Für einen Moment ist das Stellenangebot vergessen und sie betrachtet den dunklen Mann lange. Er bemerkt das, zieht die Augenbraue hoch und wirft ihr einen Blick zu der soviel sagt wie: Übertreibs-jetzt-lieber-nicht-sonst-nehme-ich-es-zurück
Plötzlich meldet sich Minerva zu Wort und unterbricht die beiden in einem belustigten Ton: „Wie es scheint habe ich mich geirrt. Ihr passt perfekt zusammen.", wofür sie jeweils von Snape und Hermine ein Schnauben erntet.
Ein Wunder, was sich die alte Schachtel erlaubt, denkt Snape, was Hermine irgendwie an seinem Gesicht zu erkennen scheint und nur kurz mit einem Lächeln nickt.
„Eindeutig.", wiederholt sich Minerva und zerstört diesen mehr als seltsamen Moment.
Böse schaut Snape sie daraufhin an und sie verstummt wieder. „Was möchte denn Miss-know-it-all machen?", fragt er nun und Hermine antwortet ganz trocken mit Freude auf seine beforstehende Reaktion: „Zauberministerin werden."
Beide Lehrer sehen sie ungläubig an.
„Natürlich, bescheiden wie immer.", sagt er mit sarkastischem Ton und einem Anflug eines Lächelns.
„Hermine, das kann doch nicht dein Ernst sein?"
„Oh doch. Wenn die sich was in den Kopf setzt, dann ist die Welt nicht mehr sicher."
„Also genauso wie bei dir.", neckt Minerva ihn und erntet ein weiteres Schnauben von beiden.
„Minerva, zügle endlich deine vorlaute Zunge.", sagt Snape genervt.

„Ich werde mir dein Angebot durch den Kopf gehen lassen.", beginnt Hermine mit dem Themenwechsel um abzulenken. Mit ihrer Aussage sagt sie sogar die Wahrheit. Verdammt, sie möchte Zauberministerin werden.
Jetzt sogar noch mehr denn je. Denn sie möchte das Gesetz zurückrufen.
Zumindest wenn es mit Snape wirklich unerträglich wird. Wenn er sich benimmt, dann könnte sie sich vorstellen hier zu bleiben. Hier in Hogwarts, in ihrer Heimat.
Sie konnte schon immer gut mit Kindern, möchte zwar selbst keine, hat aber kein Problem damit sie zu unterrichten. Erklären kann sie und das nötige Fachwissen hat sie außerdem.
Die Sache, vor der sie sich am ehesten fürchten würde, wären lediglich die Schüler. Wenn sie Professorin wird, dann muss sie sie bestmöglich vorbereiten, den Unterricht interessant – ,nicht so wie Prof. Binns – gestalten. Den Schülern wirklich etwas beibringen, etwas lehren. Gleichzeitig darf sie nicht die Nerven verlieren, denn Schüler können oftmals unmotiviert und frech sein. Etwas, das sie schon immer in ihrer eigenen Klasse aufregt.
Aber wenn Snape das aushält...
Hmm... Snape. Wie wird es nur sein, wenn die Schüler erfahren, dass sie und der Professor verlobt und bald verheiratet sind? Auch wenn die Situation gar nicht zum Lachen ist zaubert es ihr doch ein Lächeln aufs Gesicht.
Doch der Gedanke WIRKLICH mit ihm verheiratet zu sein führt zu ihr wieder nur zu Bauchschmerzen.

Trotzdem: Das Stellenangebot könnte sie als ihren zukünftigen Job in Erwägung zeihen. Zumindest wenn das mit dem Zauberministerin nicht funktioniert oder sie es irgendwann vielleicht gar nicht mehr möchte.
Sie wird es sich durch den Kopf gehen lassen, aber Vieles von ihrer Entscheidung wird wohl auch von den nächsten Jahren abhängen.
„Das freut mich sehr. Ich würde dich sehr gerne als Kollegin begrüßen dürfen.", sagt Minerva nun erfreut und Snape äußert ein Problem, das noch im Raum steht: „Und welchen Unterricht würde sie dann übernehmen? Also ich gebe Zaubertränke nicht mehr her!"
„Ich dachte, Sie wollten immer Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichten.", sagt Hermine überrascht. Sie hat sich schon gefragt, warum Snape sein altes Fach wieder zurückhat, da sein Leben doch aus einer einzigen Verteidigung gegen dunkle Künste bestand und er das Fach geliebt hat.
„Das eine Jahr hat mir gereicht.", sagt er mürrisch und Hermine und Minerva können nicht anders: Sie müssen einfach lachen und auch er zeigt den Anflug eines Lächelns.
„Heißt das, dass Sie nichts dagegen hätten, wenn ich VgddK übernehmen würde? Natürlich nur wenn ich mich dazu entscheide tatsächlich hierzubleiben."
„Hmm... Ich glaube ich muss dir das mit der Arbeit hier doch ausreden oder verbieten.", zieht er sie weiter auf.
„Oh, wenn ich mich dazu entschließen sollte, dann ganz sicher unabhängig von Ihrer Meinung."
„Kein Problem. Bis dahin habe ich dich so weit, dass du tust was ich sage."
Hermine muss wieder lachen, obwohl sie eigentlich beleidigt sein sollte. Trotz dass er sie aufzieht hört man den Sarkasmus, was Hermine zu ihrer nächsten Antwort drängt: „Hat der große Severus Snape gerade so etwas wie Humor gezeigt?"
„Du interpretierst zu viel. Du bist die Erste, die das als Humor erkennt."
„Also stimmt es?", provoziert sie ihn weiter und er spielt das Spiel mit.
„Wir werden sehen."
„Oh, da bin ich mir sicher."
„Ja."
„Gut."

„Ähmmm... alles in Ordnung bei euch?", unterbricht Minerva ungläubig die beiden und Severus schenkt ihr wieder einmal eines seiner Todesserblicke.
„Langsam verstehe ich, warum der Zauber euch zusammengebracht hat."
„MINERVA!", sagen beide gleichzeitig und ihre Direktorin schaut ein paar mal zwischen den beiden hin und her und fängt dann an zu lachen. Hermine und Snape beobachten sie dabei und irgendwann hört sie wieder auf damit.
„Nun, lassen wir das."
„Ja bitte.", sagen beide wieder synchron und schauen sich daraufhin wieder überrascht an.
Minerva braucht noch ein paar Sekunden um sich von dem Anblick zu fangen, ehe sie weiterredet. „Und ihr werdet vermutlich hier leben? Braucht ihr irgendetwas? Ein weiteres Zimmer nehme ich mal an?"
Snape nickt, doch Hermine scheint diesmal anderer Meinung als er zu sein. „Ist es nicht möglich, dass ich in mein Zimmer im Gryffindorturm behalte?"
Der Professor blickt streng drein, so als würde er keine andere Meinung als seine eigene zulassen. „Du bist bald meine Frau und musst nach Gesetz unter meinem Dach leben. Außerdem kann ich nicht zulassen, dass du männlichen Besuch bekommst und ich es dann nicht bemerke. Außerdem war das eine meiner Bedingungen, wenn du dich daran erinnerst."
„Du hast WAS gemacht?"
„Ja, Minerva. Bedingungen, die unser beider Leben vereinfachen.", sagt er genervt und schaut nach Hermine, um sich die zu erwartende Bestätigung zu holen. Hermine jedoch schweigt, erinnert sich an die Bedingung und ihr wird wieder das Ausmaß über die eigentliche Situation bewusst. Ein Wunder, hat sie sich doch tatsächlich für einige Momente damit abgefunden.
„Was sind das für Bedingungen?", fragt Gonagall mit zittriger Stimme.
„Keine sonderlich Schlimmen. Aber ich wüsste auch nicht was dich das angehen würde."
„Ich bin immer noch deine Vorgesetzte."
„Ach, ist das so? Mal war ich dein Vorgesetzter, mal du. Das beeindruckt mich schon lange nicht mehr, Minerva. Außerdem bin ich enttäuscht darüber, wie wenig du mir vertraust. Ich werde Miss Granger schon nichts antun."
„Sie heißt Hermine.", erwidert McGonagall ebenso kühl.
„Ich nenne sie, wie ich möchte. Mal so, mal so. Selbst wenn ich sie ‚Kleines' nennen sollte.", sagt er. Der erneute Ärger über seine Kollegin ist ihm deutlich anzusehen.
„Das können Sie sich sofort abschminken. Oder wollen Sie, dass ich Sie in aller Öffentlichkeit Schatz, Liebling,..", beginnt Hermine vergnügt ihre Aufzählung und wird dabei von Snapes erhobener Hand unterbrochen, die ihr bedeuten soll den Mund zu halten. „Das wirst du ganz sicher nicht machen."
„Solange Sie mich nicht so nennen, nenne ich Sie nicht so.", gibt sie zurück und mit einem Grinsen besiegelt sie die neue Regelung mit einem Handschlag mit Snape.
Minerva kann nur noch den Kopf über die beiden schütteln. „Da haben sich ja zwei gefunden.", murmelt sie und hofft dabei überhört zu werden.
Doch Snape entfährt wieder nur ein Schnauben und er tritt näher an McGonagall, nur um anschließend den Sessel mit zwei Händen zu umfassen und nach hinten zu ziehen. Minerva runzelt überrascht die Stirn und schaut ihn missverständlich an. „Ich halte es nun für besser, wenn du gehst Minerva. Ich kann deine unnötigen Kommentare nicht länger gebrauchen. Oder gibt es noch etwas, mit dem du uns belästigen möchtest?"
„Ihre Kommentare sind auch nicht unbedingt besser.", bemerkt Hermine beiläufig bei dem Anblick, der sich ihr bietet und erntet dafür sogleich eine weitere Bemerkung von ihm: „Bei dir sieht es da nicht viel anders aus."
„Halten wir fest, wir sind alle unerträglich.", schließt Minerva und schmunzelt erneut.
„Das hast du jetzt gesagt."
„Nun, da ich nicht weiter erwünscht bin, werde ich nun gehen. Falls ich Fragen habe, dann seid euch sicher: Ich komme wieder."
„Ja, dich wird man leider nicht wieder los.", entgegnet der Zaubertränkeprofessor sarkastisch und öffnet die Tür für die Schulleiterin.
Hermine muss den Kopf über ihn schütteln. Er erlaubt sich auch noch einfach so seine Freundin rauszuwerfen. Was eine Dreistigkeit. Anderseits, hat sie etwas anders von ihm erwartet?

Minerva nickt den beiden noch zu und schaut Snape noch recht lange in die Augen. „Wir beide werden nochmal ein Gespräch unter vier Augen führen müssen. Darüber, wie du dich zu benehmen hast."
„Ich glaube, das sollte ich dir besser beibringen. Und nun verschwinde Minerva.", sagt er und knallt anschließend die Tür vor ihrer Nase zu.
„Darüber werden wir uns auch noch unterhalten müssen!", hört Hermine durch die dicke Holztür als Reaktion von der Geste Snapes.
„Sicher doch. Ich freue mich schon darauf.", erwidert er nur und setzt sich wieder in seinen Sessel.

Eine Weile beobachten die beiden sich, studieren das Gesicht des jeweils anderen, bis er die Stille unterbricht. „Starr mich nicht so an."
„Ach, aber Sie dürfen starren?", fragt sie frech und er hebt daraufhin seine berüchtigte Augenbraue. „Natürlich. Schließlich bin ich dein Professor."
„... Verlobter kannst du deiner Liste übrigens hinzufügen.", ergänzt Hermine und Snape überrascht ihre Dreistigkeit nicht, scheint es zu genießen. Selbst dass sie ihn geduzt hat, scheint ihn nicht zu verärgern.
„Und du bald Ehefrau. Was wohl die Leute dazu sagen werden...", zahlt er es ihr mit seiner Provokation heim und entlockt Hermine trotz der Angst vor genau das ein Lächeln.
Ja, sie hat Angst. Angst davor, dass ihre Freunde genauso reagieren wie Gonagall. Obwohl die es zu Ende noch recht positiv aufgenommen hat.
Hermine schweigt und betrachtet ihren Verlobten.
Ihren Verlobten...
Wie konnte sie nur in so eine Situation geraten?

Sevmine - Die Zeit danach ist auch nicht besser... oder doch?Where stories live. Discover now