Überzeugungsarbeit

1K 41 5
                                    

„Ich kann nicht.", bringt er gequält hervor und schaut sie nicht an. Er könnte sich dafür ohrfeigen, hofft dass Hermine sich nicht verraten und allein gelassen fühlt.

„Bitte was?", fragt sie verwirrt. „Wir warten bis zum Jahr 2000, also alles gut. Es gibt kein großes Risiko.", sagt sie und dreht mit ihren zarten, weichen Fingern sein Gesicht zu ihr. Sie sieht die Zweifel und das Leiden darin. Sie legt den Kopf leicht schief, streicht mit den Fingern über seine glatt rasierte Haut und berührt sanft seine Lippe. Severus fühlt sogleich ein Kribbeln in sich und das Bedürfnis, sie zu küssen. Doch er wagt es nicht sich jetzt vorzubeugen und sie zu verschlingen. Er muss das hier erst einmal abschließen und sie von seiner Meinung überzeugen, ansonsten kann er sich nicht entspannen.

Hermine spürt das leichte Beben seiner Lippen, streicht weiter darüber, fragt sich was mit ihm los ist. Weshalb bebt seine Lippe und weshalb schaut er sie so angsterfüllt an? So etwas kennt sie gar nicht von ihrem Mann, der sich immer verschlossen hat und nur bei der Gerichtsverhandlung so aufgebracht war.

„Was ist los?", fragt sie ein wenig sanfter, spürt, dass mit ihm etwas nicht stimmt.

Severus erzittert bei der lieblichen Stimme seiner Frau noch mehr. Nein! Er kann nicht zulassen, sie zu verlieren. Alleine wenn die Möglichkeit besteht, dass sie es nicht schaffen könnte, hält er sie davon ab. Egal was er dafür alles machen muss. Zur Not würde er sie auch her einsperren und sich alleine auf die Suche machen – oder es lassen. Aber zulassen sie zu verlieren... nein, das kann er nicht.

Er möchte sie jedoch auch nicht verlieren, indem er sie mit allen Mitteln davon abhält. Hätte er dieses Buch doch nie in die Hände genommen! Ihm ist bewusst, dass es die einzige Möglichkeit ist, aber eben keine für ihn ist.

Hermine hebt die Braue, schaut ihn abwartend an, als Severus sich nicht regt.

Severus regt sich zwar von Außen nicht, dafür geht es in seinem Inneren aber hoch her. Er mustert sie von oben bis unten, denkt an die vielen Erlebnisse, die sie gemeinsam durchgestanden haben. Als Team.

Wie wäre es, wenn es sich auflösen würde? Wenn er allein sein würde? Bei dem Gedanken sie aus seinem Leben zu haben, spürt er eine Leere und tiefe Traurigkeit in sich. Panik steigt auf und er atmet immer schneller. Seine Finger werden schwitziger und sein Blick immer gefühlsvoller.

Hermine versucht etwas in seinen Augen zu lesen, doch es funktioniert nicht. Dort ist so viel zu sehen, dass sie nicht weiß, was darin zu sehen ist.

Severus' Sicht wird immer wackliger, immer verschwommener und seine Augen schwerer. Als er blinzelt und die Tränen die Augen verlassen, sieht Hermine was los ist und schaut verdutzt drein.

Ein Severus Snape, der weint, sieht man auch nicht alle Tage. Es berührt etwas in ihr, sodass sie gar nicht anders kann, als ihn in die Arme zu schließen und besänftigend über seinen Rücken zu streichen. Sie versucht ihn zu beruhigen, weiß aber selbst nicht, was überhaupt los ist. Waren das Tränen der Freude? Nein, das kann sie ausschließen. Sie sprechen von tiefer Traurigkeit und Verzweiflung. Hat er etwas entdeckt, was alles unmöglich macht und weint deswegen? Weil er ihr nicht helfen kann, weil ihm irgendetwas eingefallen ist?

Severus' Brustkorb hebt und senkt sich unregelmäßig, es fallen weitere Tränen und er denkt bei sich: Was ist nur in dich gefahren?

Dass er weint sieht er als Zeichen der Schwäche an. Aber wenn es um sie geht, ist er nun mal schwach. Er will stark für sie sein, alles für sie tun. Er würde sich immer vor den Todesfluch werfen, nur damit sie überlebt. Snape würde sein eigenes Leben für das Ihrige beenden.

Die Vorstellung von einer toten Hermine in seinen Armen... nein, das ist keine Vorstellung.

Denn das will er sich nicht vorstellen.

Sevmine - Die Zeit danach ist auch nicht besser... oder doch?Donde viven las historias. Descúbrelo ahora