Konkurrenz

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Hermine spürt die Nässe auf ihren Lippen, den Druck, welchen Malfoy auslöst. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als angewidert dasselbe zu tun. Die Konsequenten für ein Wegstoßen oder ähnliches möchte sie nicht tragen müssen.

Während er sie küsst, seine Arme immer mehr um sie schlingt, gehen ihr seine Worte durch den Kopf. Ich tue das alles, weil ich dich liebe. Das ist krank! Wie kann Malfoy sich nur in sie verliebt haben? Er kennt sie doch kaum, sie ist nur ein Schlammblut und sehr viel jünger als er! Das spricht doch gegen fast alles, für das er steht.

Es ergibt für sie keinen Sinn.

Hermine hofft, dass es bald wieder vorbei ist, dass Lucius sie schnell hiervon erlöst. Sie kann ihn nicht weiter küssen! Es fühlt sich so falsch an. Falsch an gegenüber Severus. Sie küsst gerade einen anderen Mann, während er am Sterben ist. Ihr Körper beginnt bei dem Gedanken zu zittern. Wo ist nur ihr Mut hin, ihre Willensstärke? Weg? Schon nach so kurzer Zeit bei diesem Tyrann?

Lucius legt den Kopf schief, stupst mit seiner Zunge gegen ihren durch Krampf zusammengepressten Mund. Ihr ist bewusst, was er verlangt, sodass sie zögerlich den Mund öffnet. Malfoys Zunge gleitet hinein, erkundet ihre Mundhöhle mit einer Dominanz, mit einer Kraft, die ihr den Atem raubt. Nicht, weil es so schön ist, sondern weil es mit Gewalt passiert. So als wolle er sie auffressen mit allem, was sie zu bieten hat, mit mehr als sie geben kann. Obwohl er das schon längst tut.

Er stöhnt in den Kuss, führt weiterhin einen Kampf mit ihrer Zunge aus. Hermine bewegt ihre kaum, die Kraft verlässt sie. Es ist zu schmerzvoll. Am meisten tut es im Herzen weh.

Sie schließt die Augen. Malfoy nimmt das wohl als positives Zeichen auf, denn er erhöht den Druck. Als positiv würde sie es aber nicht bezeichnen. Sie macht es eher, weil sie es nicht mitansehen möchte, diese Schmach nicht vollständig miterleben möchte. Wird das ihre Zukunft sein? Wird sie das hier jeden Tag aushalten müssen? Unvorstellbar, unmöglich! Das schafft sie nicht. Zumindest nicht mit dem Gedanken an Severus.

Nach einer halben Ewigkeit, in der sie nur in seinen Armen gelegen hat, löst er seine Lippen endlich von ihren, hält sie aber weiterhin fest. Hermine öffnet die Augen wieder und fühlt sich so taub. Vor ihre steht ein lächelnder, zutiefst zufriedener Malfoy, der sie mit einem Funkeln in den Augen anschaut. „So lange habe ich darauf gewartet... so lange habe ich mich danach gesehnt! Und endlich, endlich bekomme ich es..." Seine Stimme ist tief, hat aber nicht wie so oft einen kalten Unterton. Im Grunde sieht er aus wie ein normaler, glücklicher Mann.

Ein Schauer fährt ihr über den Rücken. Sie weiß nicht, welche Seite sie an ihm noch weniger mag. Beide haben Nachteile.

Er hebt seine Hand, fährt mit seinem Daumen über ihre Wange zu ihren Lippen, legt ihn darauf und atmet tief ein. „Meine zukünftige Frau... Wir werden viel Arbeit in der Erziehung vor uns haben, aber das ist es wert. Du machst dich gut."

„E-Erziehung?", fragt Hermine leise, die gerade erst ihre Stimme wiederfindet. Malfoy nickt, so als wäre vollkommen verständlich, was er anspricht. Das Lächeln formt sich zu einem arroganten Grinsen. „In diesen Kreisen ist es üblich, einen bestimmten Typ Frau an seiner Seite zu haben. Reinblütige erziehen ihre Töchter bereits nach Standards. Leider bist du kein Reinblut, sodass ich dir noch einiges beibringen muss."
„Was?", fragt sie, erbleicht.

„Regeln. Besonders bezogen auf das Verhalten. Ich kann es mir nicht leisten, ein vorlaute Frau an meiner Seite zu haben, die nicht gehorsam ist und ihren eigenen Kopf hat. Das wäre eine Schmach in der Öffentlichkeit. Du wirst lernen müssen, mich zu lieben und alles was dazu gehört. Du wirst außerdem Unterricht für Klavier bekommen. Ich werde ein paar gescheite Menschen anstellen müssen, die dir alles beibringen. Zwar würde ich dich gerade exakt so formen wie ich will und am besten persönlich, aber dafür habe ich keine Zeit. Es wird auch so eine gehorsame junge Dame aus dir werden werden."

Sevmine - Die Zeit danach ist auch nicht besser... oder doch?Where stories live. Discover now