vor Gericht 2

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„Solche Methoden wenden wir hier für gewöhnlich nicht an, Mrs Snape.", gibt der Richter von sich und funkelt Snape voller Begeisterung an. Sein Blick strahlt geradezu sein Interesse an der Geschichte aus und es scheint, als würde diese Gerichtshandlung für ihn spannender sein als die, die er sonst so hat.
Hermine schnaubt zur Antwort. „Er würde es vermutlich sogar freiwillig machen, oder Severus?"
„Ja.", stimmt er ihr nur zu und beißt sich auf die Lippen, damit er nicht irgendwelche Dummheiten von sich gibt und seine zynische Art unterdrückt. Es fällt ihm deutlich schwer sich zu kontrollieren und das, obwohl er sich für gewöhnlich sehr gut im Griff hat. Die Umstände sind nun mal ernst, wie er einsieht. Snape hat Angst.
Angst, Hermine zu verlieren.
Und damit alles zu verlieren.
Er kann nicht glauben, was ihm da vorgeworfen wird. Es ist einfach nicht fair. Aber was ist schon fair? Das Leben ist scheiße unfair und allgemein beschissen.
Sie ist der einzige Lichtblick in seinem Leben und deshalb will er alles tun, um sie zu beschützen. Er kann sie nicht in Malfoys Hände geben. Und erst recht nicht in Maurice'. Auf Askaban kann er übrigens auch verzichten.
Er würde ALLES für sie tun. Auch wenn das heißt, sich vollständig zu öffnen, indem er sein Tiefstes, verstecktes Inneres preisgibt. Er ist kein Fan von Legilimentik und Veritaserum, wenn es gegen ihn verwenden wird.
Eher sollte bei Malfoy zu solchen Mitteln gegriffen werden und nicht bei ihm! Wenn es jedoch nicht anders geht, würde er es ihr zuliebe auch über sich ergehen lassen.
„Selbst wenn er es getan hätte, hätte es kein Erfolg gehabt. Sie haben doch den Brief gesehen. Angenommen er würde von Severus stammen...", beginnt Hermine ihre Gedanken mit den Anwesenden zu teilen, als sie von Lucius Malfoy unterbrochen wird.
„Er stammt von ihm!"
Hermine und Snape schauen zum Richter, um zu sehen, ob dieser Malfoy zurechtweist oder nicht, so wie er es bei den Beiden getan hat. Mal wieder werden sie enttäuscht und fühlen sich tatsächlich auch so.
Denn indirekt ist das ein Zeichen dafür, dass der Richter auf Malfoys Seite steht. Leider ist es seine Entscheidung und wenn er nicht parteilos und objektiv ist, dann wird es große Probleme für Severus und Hermine geben. Anderseits – was haben sie erwartet? Ist doch klar, dass Malfoy da was gedreht hat.
„Nein, das tut es nicht.", nimmt Hermine verärgert den Faden wieder auf und fährt fort: „Angenommen Severus hätte das getan, dann hätte es doch nicht funktioniert und wäre sinnlos gewesen. Schließlich schreibt diese Frau da eine Absage."
„Wer hat gesagt, dass er danach nicht aufgeben hat? Es ist gut möglich, dass Snape noch mehr Briefe geschrieben hat und die einfach nicht von Mr Connor und mir gefunden wurden. Oder aber er hat der zuständigen Person einen Besuch abgestattet."
„Auszuschließen. Ich war die ganze Zeit in Hogwarts und bei meiner Frau.", gibt Snape grummelnd von sich, obwohl es doch eher einem Fauchen gleicht.
„Wer weiß, vielleicht haben Sie auch jemanden beauftragt. Oder aber Sie lügen und Ihre... Frau... steckt mit Ihnen unter einer Decke.", meldet sich der Richter zu Wort, was doch sehr unprofessionell ist. Dass er schon Mutmaßungen anstellt... eindeutig subjektiv.
Severus gibt daraufhin ein Schnauben von sich. „Diese Frau neben mir....", beginnt er und zischt diesmal ziemlich deutlich und wird während des Sprechens lauter „...ist fabelhaft und pflichtbewusst. Wenn ich so etwas tun würde, dann würde sie mir wortwörtlich den Arsch aufreißen und mich bei einem Mord oder Ähnlichem niemals unterstützen. Zumal sie mich auch erst seit wenigen Tagen liebt. Wenn Sie schon die Schuld auf mich schieben wollen, dann bitte. Aber lasst Hermine da raus!"
Hermine schaut ihn bei seinen Worten genau an und schmunzelt leicht. Sie spürt Stolz auf ihn, dass er sie so in Schutz nimmt, obwohl die Situation doch so verzwickt ist und ihr eigentlich nicht zum Lachen zumute ist.
„Das würde ich wirklich. Doch zum Glück werde ich nie zu solchen Maßnahmen greifen müssen, ganz einfach, weil Severus solche Dummheiten nicht macht."
„Ganz sicher? Soweit ich weiß kennen Sie sich noch nicht so lange.", wirft Malfoy ein und verzieht leicht das Gesicht. Jedoch behält er Haltung und hebt nur arrogant den Kopf.
Wie Hermine diesen Typen doch hasst. Am liebsten würde sie ihm auf den hochnäsigen Kopf spucken. Und das heißt schon was, denn sie hält eigentlich rein gar nichts von einem solchen Verhalten. Aber es wäre dennoch eine angebrachte Möglichkeit um sein Verhalten zu bestrafen. Obwohl... nein, das wäre es vermutlich nicht.
Hierfür und für die Aktion bei der Hochzeit hat er deutlich Schlimmeres verdient.
Nämlich Askaban... oder aber den Tod.
„Sie war sieben Jahre lang meine Schülerin.", erwidert Snape trocken, woraufhin Malfoy ein überhebliches Lachen von sich gibt.
„Aha also lief da vorher auch schon was? Oder warum meinen Sie, dass Sie sie da schon näher gekannt haben als nur ein Lehrer und seine Schülerin?"
„Nein, das hat er damit nicht gemeint."
„Sicher."
Snapes Atmung beschleunigt sich, was Hermine merkt und ihm einen warnenden Blick zuwirft. Am liebsten würde Severus das wie ein richtiger Zauberer in einem Duell austragen. Alleine der gehässige Blick von Malfoy und der scheinbar Unschuldige von Maurice sind Grund genug, um sie zu foltern. Erstaunlich, wie ruhig Connor nun ist. War er nicht immer der Junge, der seinen Mund nicht halten konnte und ihm immer widersprach?
Oh, das wird mir Spaß machen, wenn ich den wieder unterrichte!, denkt sich Snape und freut sich schon ein wenig darauf. Wäre da nur nicht die Angst, hier nicht mehr heil rauszukommen.
„Wenn Sie ihm nicht glauben, dann fragen Sie doch diese Mrs Gunck. Oder wurde die auch bestochen?", wagt Hermine zu fragen und ist alles andere als nett. Zwar bemüht sie sich möglichst höflich zu sein, aber irgendwann reißt auch bei ihr der Geduldsfaden.
Lucius hebt die Augenbraue und kontert mit einem Zucken seines Mundwinkels. „Was du mir unterstellst... unglaublich."
„Sie. Ich besteht auf das Sie, Mister."
Malfoy schnaubt daraufhin nur. „Das ist doch vollkommen unwichtig."
„Nein, das ist es nicht.", verteidigt Severus mit leichter Eifersucht seine Frau und nimmt das eigentliche Thema wieder auf: „Also, was ist mit dieser Frau?"
„Diese Frau..., beginnt der Richter, ist rein zufällig nicht in der Lage hier zu sein.", wirft Lucius ein, woraufhin ein paar Millisekunden so etwas wie Freude auf Maurice' Gesicht zu sehen ist.
Hermines Mund wird trocken und Severus hebt nur seine berüchtigte Augenbraue. Warum hat er das erwartet? Severus weiß von sich, dass er der Frau nichts getan hat, wie es ihm gerade unterstellt wird. Er hat nie versucht illegal seine Hermine zu bekommen. Dass diese olle Frau jetzt nicht anwesend sein kann, ist sicherlich Lucius' Schuld. Oder die von Connor.
„Das ist mal eindeutig.", gibt der Richter von sich und Snape schnaubt nur ironisch auf.
„Damit habe ich nichts zu tun.", knurrt er förmlich und entscheidet sich dazu, nicht noch einen sarkastischen Kommentar abzugeben.
„Natürlich nicht."
„Wann soll das gewesen sein? Ich war, wie gesagt, die ganze Zeit bei Hermine."
„Mrs Snape zählt als Zeugin nicht. Es gibt den Verdacht, dass Sie mit Ihnen unter einer Decke steckt."
„Ausgeschlossen.", versichert Hermine erneut. „Und sollten wir nicht zum eigentlichen Grund dieser Verhandlung zurückkehren? Severus hat das nicht getan und fertig. Es gibt keine richtigen Beweise dafür, außer zwei Männer, die verzweifelt meine Liebe suchen, irgendeine Geschichte erfinden, daraufhin Briefe fälschen und allgemein andere Spuren legen."
„Ja und ist das nicht genug?"
„Nein, ist es nicht! Denn selbst wenn es wahr wäre, was es nicht ist, rechtfertigt es noch lange nicht, dass Sie ihn angegriffen und fast getötet haben!", wirft Hermine wutentbrannt ein und erhebt sich.
„Oh doch, das tut es.", sagt Malfoy, der sich nun ebenfalls erhebt und somit ein wenig erhabener wirkt. „Denn wenn ich euch nicht unterbrochen hätte... wer weiß, was passiert wäre? Wenn Snape doch zu so Vieles fähig ist. Als ich davon erfahren habe, bin ich sofort ins Ministerium gekommen, um alles in Recht und Ordnung zu bringen. Aber da war es schon zu spät."
„Stell dich nicht selbst als Held dar.", gibt Snape von sich und wirft ihm Todesblicke zu. Wie gerne befände er sich gerade in einem Duell mit Lucius... er würde ihn tatsächlich umbringen. Wirklich umbringen. Wie in seiner Zeit als Todesser. Nur diesmal mit dem Unterschied, dass er es nun wirklich will.
„Das habe ich auch nicht vor. Denn bedauerlicherweise habe ich versagt...", beginnt er und wirkt gespielt geknickt und enttäuscht.
Snape gibt daraufhin ein Schnauben von sich und verschränkt die Arme. Seiner Hermine wirft er einen Blick zu, der verdeutlichen soll, dass er ihr niemals etwas antun würde. Er legt darin alle Liebe, die er aufbringen kann. Der Blick ist nur für sie bestimmt, jedoch hofft er, dass auch noch Andere es sehen. Obwohl er das Hoffen schon aufgegeben hat.
„Er würde mir nie etwas tun.", flüstert Hermine und meint es genau so, wie sie es gesagt hat. Severus wird ihr nie etwas zur Leide tun.
„Das denkst auch nur du!", sagt Lucius sarkastisch und schaut sich um. „Aber wir denken da anders.", sagt er und meint damit eindeutig das Publikum. Das gibt ihm jedoch nicht wie vor ein paar Minuten noch Zustimmung, sondern verstummt.
Severus beachtet Lucius nicht, schaut nur weiter seine Hermine an und sie ihn. Ihr Blick, der so sanft und zart ist, scheint ihn zu fesseln und nicht mehr loszulassen. Er gibt ein Ausatmen von sich und beachtet die anderen nicht. Er beachtet Lucius nicht, er beachtet den Richter nicht und allgemein nichts. Ihm ist klar, dass sich die Verhandlungen in eine ungute Richtung für ihn entwickelt, doch was soll er jetzt noch tun? Severus kann und wird nicht aufgeben. Für sie.
Aber er muss die Strategie ändern, wird ihm klar. Zwar fesselt ihn der wunderschöne Anblick seiner Frau, aber er widmet sich ihr auch bewusst mit einem Plan. Durch Worte kann er heute nicht mehr sagen, was er für diese Frau empfindet und dass ein guter Mensch ist. Er muss es ihnen zeigen. Selbst wenn der Richter von Lucius beeinflusst ist, so ist es das ganze Publikum hoffentlich nicht. Vielleicht Teile davon, aber nicht alle. Wie der Mann vorhin gezeigt hat, sind es vielleicht nicht alle.
Und selbst wenn alle erpresst wurden und am Ende Severus zu Unrecht verurteilt wird... so ist es dennoch ein Moment, der bleibt und den er genießen will. Eben weil er befürchtet, dass es das letzte Mal sein könnte.
Eben weil er das einsieht, ist es ihm auch egal, was die Anderen über ihn denken und beruhigt sich immer mehr, blendet seine Umgebung weiter aus.
Langsam, wie in Zeitlupe, lehnt er sich zu Hermine vor und verharrt einige Zentimeter vor ihrem Gesicht.
Er sieht ihr direkt in die Augen und sie erwidert noch immer.
Hermine fragt sich, ob er sie nun wirklich küssen will, immerhin befinden sie sich vor Gericht und es sieht mehr als schlecht für sie aus. Sein verlangender und zeitgleich verzweifelte Blick geht ihr durch Mark und Bein und ohne lange darüber nachzudenken, ob das jetzt angemessen ist oder nicht, überbrückt sie die wenigen Zentimeter und presst ihre Lippen sanft auf seine, was er sofort erwidert.
Es ist vollkommen still im Raum. Es ist, als könne man eine Stecknadel zu Boden fallen hören. Alle scheinen die Luft anzuhalten.
Alle, außer zwei Personen.
Denn diese atmen die Luft eher aus und beschleunigen ihre Atmung. Die Stühle, die zurück gerückt werden, geben laute Geräusch von sich, sodass Hermine ein paar Mal blinzeln muss, ehe sie wahrnimmt, was hier passiert.
Lucius und Maurice zücken ihre Zauberstäbe und kommen auf die beiden zu.
Severus atmet an ihren Lippen, ist wie in Trance und bekommt davon nichts mit.
Mit leichter Panik löst sich Hermine von Severus, greift nach ihrem Zauberstab und schient ihn damit wieder in die Realität zu holen.
Es ist, als würde die Zeit langsamer vergehen.
Wie aus einem Reflex zieht Severus den Zauberstab, zielt auf Lucius und ist bereit, sie bis aufs Blut zu verteidigen. Welch Ironie wenn man bedenkt, dass sie diese Situation schon einmal durchgemacht haben.
Immer wenn sie sich küssen passiert so etwas... vielleicht sollten sie sich einfach nicht mehr küssen...
...Obwohl es diesmal eventuell besser enden könnte.
Denn als Severus und Hermine sich von einander gelöst haben, ist auch das Publikum aus ihrer Starre gefallen. Dass die Beiden sich einfach so geküsst haben, scheint ihnen zu denken zu geben. Immer mehr Zauberer und Hexen zücken ihren Zauberstab. Die einen sofort, die anderen erst nach einer Denkpause und dem Zwiespalt, was nun richtig und was falsch ist. Jedoch richten sich alle auf Lucius und Maurice. Diejenigen, die Malfoy halbwegs treu bleiben, bleiben einfach still sitzen und tun nichts dagegen.
Malfoy, der ein wenig aus dem Wind wirkt, hebt seinen Stab höher und presst durch seine schmalen Lippen voller Hass die Worte: „Ich bringe das zu Ende, was ich begonnen habe!", hervor.
Er schreitet direkt auf Severus zu, doch dieser verspürt keine Angst. Er steckt sogar wieder den Zauberstab ein und schaut einmal kurz zu Hermine, die noch immer ihre Waffe oben hält. „WEG DA!", ertönt ein Schrei und eine blonder Lockenkopf stellt sich neben Malfoy. Das Gesicht vollkommen vor Wut verzerrt. Nichts ist mehr von dem eben noch so ruhigen und schweigsamen Jungen zu erkennen.
„AVADA KEDARVA!", gibt er da wutentbrannt und mit einem Krächzen als Stimme von sich und die Energie fährt geradezu durch seinen Körper und möchte sich Richtung Snape entladen. Wären da nicht die Zauberer, die zu einer großen Macht vereint: „Expelliarmus", rufen und Maurice entwaffnen. Bevor Severus und Hermine noch irgendetwas tun können, sind sowohl Lucius, als auch Maurice gefesselt.
Der Richter erhebt sich wütend und geht auf die beiden Gefangenen zu, wovon Hermine und Snape wieder nichts mitbekommen.
Ihre Blicke und ihre gesamte Aufmerksamkeit gilt nur dem jeweils Anderen. Sie spüren noch das Gefühle der Lippen ihres Gegenübers auf sich, ehe sie beide ein Lächeln im Gesicht tragen.
Severus hebt zitternd seine Hände, was doch sehr ungewöhnlich ist, und legt sie an ihr Gesicht, verstärkt das Gefühl der Verbundenheit damit nur noch mehr.
Hermine fühlt sich befreit, als sie in Severus Miene blickt. Jetzt wird alles gut!, sagt sie sich.
Jetzt ist es vorbei.
Kein Malfoy mehr und kein Maurice mehr.
Sie ist sicher
Endlich
Bei Severus
Für immer
„Wir halten zusammen.", flüstert er wie zur Bestätigung ihrer Gedanken, so, als hätte er das Gleiche gedacht. „Dann bewältigen wir alles."

Sevmine - Die Zeit danach ist auch nicht besser... oder doch?Where stories live. Discover now