Hogsmeade

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Als sie den Brief sinken lässt versteht sie warum Ginny weint. Mitfühlend und tief berührt schaut Hermine sie an. Der Brief von Harry ist einfach... süß und traurig. Ob Ginny aus Trauer oder Berührung weint, weiß sie nicht.

Ja, Harry kann verdammt süß sein, wenn er will. Wie er sich um Ginny sorgt, versucht seine große Liebe zu retten und nicht damit aufzuhören bevor er hat was er will...
Zutiefst aufrichtig und ehrenwert von ihm. Ihn scheint sein Ehrgeiz gepackt zu haben. Wie damals bei Voldemort.
Wenn er Hilfe brauchen sollte, dann wird sie ihm helfen. Wie damals auch beim Krieg gegen die dunkle Seite.
Sie hofft, dass er es schaffen wird. Dass sie es schaffen dieses schreckliche Gesetz aus der Welt zu schaffen.
Hoffentlich dürfen Harry und Ginny ihr Glück miteinander teilen. Hermine könnte es nicht ertragen die beiden unglücklich zu sehen. So viele Paare werden zerstört und das nur wegen dem Grund WAS die Eltern sind. Was für abscheuliche Menschen das doch sein müssen, die das beschlossen haben.
Sie kann nur den Kopf darüber schütteln. Zweifelnd, was sie nun tun soll, geht sie auf Ginny zu. Ohne weitere Worte gibt sie ihr den Brief zurück und hält ihr ihre Hand hin. Als sie nicht darauf reagiert, beginnt Hermine zu sprechen: „Jetzt komm schon. Lass uns in mein Zimmer gehen. Dort können wir ungestört reden."
Ginny sagt nichts, und so rückt sie einfach näher an sie heran und nimmt sie in den Arm.

Nach etwa einer Stunde kommt Ginny endlich wieder zu sich von ihrem stillen Gefühlsausbruch und rührt sich in Hermines Umarmung. Erleichtert die unbequeme Position endlich aufgeben zu können, lösen sie sich voneinander.
Wieder wird Ginny die Hand hingehalten und sie ergreift sie nickend. Hermine zieht sie hoch und schweigend gehen zum Gryffindor-Turm.
Dort angekommen begeben sie sich in das kleine Zimmer und unterhalten sich dort. Darüber, wie sehr Ginny Harry liebt und ihn nicht verlieren möchte. Sie teilt ihr ihre Angst mit, mit jemand anderem außer ihm Kinder gebären zu müssen, und Hermine versteht sie.
Ginny möchte niemand anderen, verständlich. Genauso wenig wie Hermine jemanden haben möchte.
Obwohl, das stimmt so nicht.
Sie will jemanden an ihrer Seite, Jemanden, dem sie vertrauen kann und von ganzem Herzen liebt.
Mit dem sie über alles reden kann, mit dem sie viel erlebt und mit dem es nie langweilig wird. Aber auch jemand, der sie versteht und ernst bleibt wenn es angebracht ist. Ein Ruhepol, der an ihrer Seite steht. Jemand, der sie beschützt, immer und immer wieder. Er sollte nicht überfürsorglich sein und sich nicht bei jeder Kleinigkeit aufregen. Trotzdem sollte sie ihm wichtig und begehrenswert sein.
Nicht begehrenswert im Sinne wie ihre Schreiber. Die wollen nur Fame, Macht oder Sex von ihr, mehr nicht. Sie will geliebt und begehrt werden, das Wichtigste für ihren Mann sein.
Ja, so stellt sie sich ihn vor. Wenn es denn überhaupt wichtig ist, wie sie sich ihn vorstellt. Solange er sie liebt und sie ihn liebt ist es gut, oder?
Denn einen solch perfekten Mann gibt es wohl nicht.
Oder doch?
Zumindest ist sie ihm bisher nicht begegnet und sie wird es wohl auch nicht mehr.

Hermine seufzt. Warum muss die Liebe und die Ehe nur so kompliziert sein? Obwohl im Moment LIEBE und EHE für sie nicht zusammenpassen. Denn wenn sie ganz ehrlich mit sich ist, dann glaubt sie kaum daran, dass sie jemanden lieben kann solange es dieses Gesetz gibt.
Verdammt, sie muss wirklich etwas dagegen tun!
Im Ministerium kann sie nicht einfach so auftauchen, da sie nur nach Hogsmeade darf und sonst nirgendwohin. Ein Schreiben würde ignoriert werden. Außerdem haben sich sicherlich schon Einige beschwert und es bringt vermutlich eh nichts. Wie immer ist der Regierung die Meinung des Volks egal. Dabei sollten sie dieses eigentlich vertreten, für es einstehen und sorgen...

Apropos Briefe. Hermine hat nun keine Lust mehr sich mit ihnen zu beschaffen. Ginny hilft es nicht, ebenso weniger wie ihr. Sie verschiebt ihre eigenen Sorgen.
„Hey.", sagt Ginny schließlich. „Was hälst du davon wenn wir nach Hogsmeade gehen? Ich kann es einfach nicht mehr ertragen hier zu sitzen."
Hermine nickt zustimmend: „Ja, das ist eine gute Idee. Wir könnten ein Butterbier trinken gehen.", sagt sie als sie aufsteht und bereits losgehen möchte.
Ginny erhebt sich ebenso und zusammen machen sie sich auf den Weg zu dem kleinen Dorf bei Hogwarts.

Als sie am drei Besen ankommen suchen sie sich einen Platz im Schatten um möglichst unbemerkt von den anderen zu sein. Denn es sind tatsächlich viele Schüler hier. Sei es um dem Angebot von McGonagall nachzukommen und sich mit Freunden zu treffen, die sich nicht mehr in Hogwarts befinden, oder einfach nur um sich abzulenken und zu entspannen, wie Ginny und Hermine es tun.
Eine junge Hexe als Bedienung kommt zu ihnen und fragt sie, was die beiden trinken wollen. Hermine bestellt zwei Butterbier und beobachtet ihre Mitschüler aufmerksam. Die meisten sind in ihrem Jahrgang, doch es gibt hier auch Jüngere. In einer anderen Ecke kann sie Luna entdecken, die das Jahr wiederholt. Sie unterhält sich mit Neville, der extra nach Hogsmeade gekommen zu sein scheint. Beide sehen traurig aus. Klar, sie haben perfekt zusammengepasst. Nun müssen auch sie sich trennen.
Sie beobachtet die beiden einen Moment lang, die verzweifelt Hand in Hand sitzen. Während Neville wirklich tief traurig wirkt, versucht Luna ihn wohl mit ihrer positiven Art ein wenig aufzumuntern. Es gelingt, denn ein Lächeln taucht auf seinen Lippen auf.
Ein Aufseufzen ertönt, doch es stammt nicht von Neville oder Luna. Schnell dreht sich Hermine um, bis sie die Verursacher erkennt.
Justin Finch-Fletchley kniet vor einer jungen, dunkelhaarigen Frau, die gerade vor Begeisterung aufgeschrien hat.
In der Hand hält er einen schlichten Ring, den er vermutlich aus dem Kleiderladen Besenknechts Sonntagsstaat zuvor gekauft hat, die nun anscheinend auch Ringe anzubieten haben. Hermine muss ehrlich lächeln.
Die junge Frau lächelt ebenfalls über beide Ohren und zieht Justin hoch, nur um ihn anschließend in die Arme zu fallen. Dieser erwidert es und drückt ihr einen dicken Kuss auf den Mund, als er seinen Antrag als akzeptiert ansieht.
Er hebt sie beinah hoch, küsst sie immer wieder und erntet für seinen gelungenen Antrag Geklatsche, laute Rufe und Glückwünsche. Doch ihn kümmert das nicht.
Ja, in diesem Moment scheint die Welt doch noch in Ordnung zu sein. Hermine hofft auf alles Glück der Welt für die beiden. Wer auch immer diese junge Frau sein mag, sie scheint ihn sehr zu mögen, gar zu lieben. Bei ihm sieht das wohl nicht anders aus.

Erfreut stellt sie fest, dass nun auch Ginny aufspringt und zu klatschen beginnt. Vergessen sind ihre eigenen Sorgen um Harry und ihre Ehe.
Hermine betrachtet die beiden mit einem Lächeln im Gesicht, überlegt sogar zu ihnen zu gehen.
Aber nein, das ist ein besonderer Moment und das würde sie durch lächerliche Glückwünsche sicherlich kaputt machen.
Irgendwann verlassen die beiden frisch verlobten glücklich das Gasthaus und verschwinden aus ihrem Blickfeld. Immer noch gut gelaunt setzt sie sich zurück an ihren Tisch und unterhält sich mit Ginny weiter über ganz andere Themen, um ja nicht die gute Laune zu verlieren.
Dass sie dabei von einer ganz bestimmten Person beobachtet wird, bemerkt sie nicht.



Er sieht sie an, lange. Hat sich unter die andere Schülermenge gemischt und sieht ihr nach. Mit den Fingern fährt er sich gedankenversunken mit Blick auf Hermine an die Lippen und denkt an den Kuss, den sie ihm erst gewährte und dann einen Rückzieher gemacht hat. Wie enttäuscht er gewesen ist und es noch immer nicht fassen kann.
Ihr Lächeln, ihr wunderschönes Gesicht... er kann es nicht mehr vergessen.
Er wird schon noch ihr Herz gewinnen und weitere Küsse bekommen und noch so viel mehr von ihr... er wird nicht aufgeben sie für sich zu erobern. Das Gesetz ist das letzte, das ihn interessiert. Den lächerlichen Ehemann von ihr wimmelt er schon noch ab.
Er wird sie bekommen... hofft er zumindest.
Ein listiges Lächeln erscheint auf seinen Lippen, das eher zu einem Slytherin passen würde, als zu einem Gryffindor.




Nach einem freudigen Mittag gehen die beiden zurück, die Gedanken wieder etwas Positiver als zuvor. Hermine verabschiedet sich von Ginny und verzieht sich in die Bibliothek vom Schloss um nicht an die Briefe vom Morgen auf ihrem Schreibtisch erinnert zu werden.

Am nächsten Tag begibt sie sich in die große Halle. Bereit für den Schulalltag schlingt sie ihr Frühstück herunter. Es geht ihr besser als die Tage zuvor. Auch, wenn sie ein mulmiges Gefühl hat bei dem Gedanken mit diesem Tag nur noch zwei Tage lang Zeit zu haben, falls sie es sich anders überlegt.
Aber nein, sie wird keinen Schritt wagen. Weder auf Ron, noch auf jemand anders zu. Wer auch immer etwas von ihr will, muss selbst kommen. Und wenn keiner kommt, dann hofft sie durch die Wahl des Ministeriums entweder den Richtigen für sich zu finden oder keine Übereinstimmung zu haben. Was auch immer davon eintreten wird, sie überlässt es ihrem Schicksal, auch wenn ihr das nicht wohl zu bekommen scheint.
Nach dem Frühstück begibt sie sich zu Geschichte der Zauberei, ein schrecklich langweiliges Fach bei Professor Binns. Es ist nicht so, als wäre Geschichte der Zauberei nicht sinnvoll. Die Schüler sollten schon etwas von der Vergangenheit der Zaubererwelt wissen.
Aber so wie der Geist es unterrichtet ist es einfach nur langweilig und nervenaufreibend. Ja, Hermine muss zugeben, dass auch sie manchmal nicht mit voller Konzentration dabei ist. Schließlich wäre es informativer für sie ein Buch darüber zu lesen als zwei Stunden bei dem Geist zu verbringen.
In der Doppelstunde schlafen deutlich mehr Schüler ein als sonst. Vermutlich weil sie in den letzten beiden Nächten wegen der Aufregung nicht viel schlafen konnten.
Maurice ist auch eingenickt, was kein gutes Zeichen für den ersten richtigen Tag ist. Am ersten Tag einschlafen... das mit seinem Abschluss kann ja noch was werden, wenn er schon jetzt so wenig Interesse zeigt...
Sie schaut weg, erwischt sich aber selbst dabei, wie sie ihm flüchtige Blicke zuwirft. Nein, sie wird ihn jetzt nicht beim Schlafen beobachten!
Hermine verschränkt die Arme vor der Brust und lehnt sich zurück, wartet bis der Unterricht endet.

Sie erwartet noch eine Doppelstunde Verwandlung bei McGonagall, die ebenfalls recht entspannt ist. Minerva gibt sich diesmal wirklich viel Mühe um den Unterricht unter diesen Umständen möglichst normal abzuhalten. Aber ‚normal' ist ein Wort, welches Hermine schon seit einigen Monaten nicht mehr mit ihrem Leben verbinden kann.
Danach folgt Muggelkunde, da das seit Neuestem ein Pflichtfach ist. Es ist sinnvoll, dass die Rein- und Halbblüter etwas über die Muggelwelt lernen und sie somit ihre Mitmenschen besser verstehen. Für Hermine und andere Muggelgeborenen ist es allerdings langweilig, da sie bereits alles davon kennen. Schließlich sind sie damit aufgewachsen.

Als der Unterricht nach sechs Stunden vorbei ist und Hermine zusammen mit Ginny zu Mittag gegessen hat, geht sie auf ihr Zimmer um die Briefe vom Vortag und vom Morgen durchzulesen und die meisten davon zu verbrennen.
Wie erwartet sind es meist Liebesbekundungen. Sie greift nach dem nächsten und stellt erfreut fest, dass sie die Person, die ihr geschrieben hat, kennt.
Hermine nimmt den Brief hervor und sieht darunter ebenfalls einen von einer bekannten Personen liegen. Mit Neugier öffnet sie erst den von einer ganz bestimmten Großfamilie. Er stammt von Molly und Hermine muss schmunzeln beim Anblick der großen Schrift von Molly.

Sevmine - Die Zeit danach ist auch nicht besser... oder doch?On viuen les histories. Descobreix ara