Böse Wirkungen?

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„Das reicht.", hört sie die aufgebrachte Stimme von Minerva und die Schüler lassen ihre Zauberstäbe langsam wieder sinken. Immer mehr Gerede dringt an Hermines Ohren und sie kann einfach nicht mehr.
Sie kann den Blick nicht länger auf Maurice gerichtet ertragen.
Sie kann Snape über ihm mit verhasstem Blick nicht länger ertragen stehen zu sehen.
Sie kann die Augen der Schüler auf sich nicht länger ertragen.
Sie kann das Gesetz und was damit verbunden ist nicht länger ertragen.
Sie kann die Hilflosigkeit und Situation nicht länger ertragen.
Sie kann die letzten Tage und nächsten Tage nicht länger ertragen.
Sie kann das alles nicht länger ertragen.
Sie kann Maurice nicht länger ertragen.
Mit Tränen in den Augen, durch die sie sich wie ein weinerliches Kind fühlt, bewegt sie sich aus ihrer Starre und verlässt schweigend ohne einen weiteren Blick die große Halle.
Sie hört die Schritte, die ihr hinterhereilen und ignoriert sie. Genauso wie alles andere. Hermine ist einfach zutiefst enttäuscht.
Vom Ministerium und vor allem von Maurice.
Wie kann er es nur wagen?
Argh, denkt sie sich.
Hermine kommt zu dem Entschluss nicht länger darüber nachdenken zu können und verschwindet in die Bibliothek, um allein zu sein. Um zu Ginny und den anderen zurückzukehren fühlt sie sich noch nicht in der Lage, wird aber zumindest den Unterricht besuchen. Auch wenn es ihr davor graut.
Sie hat schon zu viel verpasst. Außerdem hat sie heute kein Zaubertränke. Und Maurice wird sicherlich länger auf der Krankenstation verbringen müssen oder besser in Minervas Büro. Oder aber bei Snape. Hoffentlich bei Snape.
Ja, das hat er verdient.
Sein Verhalten ist zutiefst unangenehm gewesen. Einfach unangemessen.
Was hat er sich dabei nur gedacht? Wie soll er das je wieder gut machen?
Hermine ist schon gespannt auf die Erklärung...
Maurice ist verrückt, geht es ihr durch den Kopf.
Wie er sich benommen hat und vermutlich gerade benimmt...
Nicht auszudenken.
Einfach zu peinlich.
Was sollen die anderen von ihr denken? Gut, sie werden sich vorwiegend über ihn den Mund zerreißen, aber auch über sie. Weil sie ihm vor Allen einen Korb gegeben, ihn letztlich provoziert hat. Das schreckt sicherlich manch einen Jungen ab, der fürchtet eine ähnliche Abfuhr zu bekommen.
Sollte sie deshalb im kommenden Jahr niemanden für sich finden, dann... Argh.
Sie wird Maurice die Kehle zudrücken. Natürlich nicht wirklich, aber in diesem Moment wünscht sie es sich irgendwie.

Beim Unterricht sehen sie alle mal wieder an und es ist ihr unangenehm. Obwohl sie mittlerweile daran gewöhnt sein sollte.
Maurice ist wie erwartet nicht da und es ist ihr recht so. Sie kann ihn jetzt nicht schon wieder sehen und so tun, als sei nichts passiert.
Trotzdem erinnern sie die Blicke immer wieder an ihn und ihre Konzentration geht mal wieder mit Merlin flirten.
Das ist eindeutig nicht ihr Jahr, obwohl es das wichtigste für ihre Karriere sein sollte, stellt sie bitter fest.

Nach der Doppelstunde Zauberkunst begibt sie sich sofort zu Verteidigung gegen die dunklen Künste und bestreiten den Weg bis dorthin allein.
Angekommen schaut Professor Harrison Nolan sie ebenfalls mit seltsamen Blicken an. Sie versucht es zu ignorieren und sich auf den Zauberspruch Cave inimicum zu konzentrieren, der eine unsichtbare Wand erschafft, hinter der man sich bewegen kann. Hermine kennt diesen Zauber schon, hat ihn selbst öfter gebraucht als ihr lieb ist, und somit keine Schwierigkeiten damit.
Das hat sie in VgddK sowieso nicht.

Als sich die Stunde dem Ende zuneigt, überlegt sie, ob sie noch mit ihrem neuen Professor reden soll. Schließlich wollte sie ihn nach dem Armband fragen.
Auch wenn sie sich sicher ist, dass sie es ohne Bedacht tragen kann und keine dunkle Magie daran haftet, ist es besser, es überprüfen zu lassen. Prof. Nolan ist zwar nett und würde es sicher näher untersuchen, aber sie möchte nicht darüber nachdenken.
Nicht jetzt. Kurz nachdem es deswegen in der großen Halle einen Aufruhr gab. Sie wird ihn morgen fragen, nimmt sie sich vor.
Warum eigentlich, schießt es ihr unterbewusst durch den Kopf. Warum sollte sie sich wegen dem Vorfall von ihrem Vorhaben ablenken lassen? Sonst hat es sie doch auch nicht gekümmert? Wo ist ihr Mut geblieben?
Was ist nur los mit ihr?
Hermine schüttelt den Kopf über sich selbst. Nein, sie wird sich nicht unterkriegen lassen. Auch wenn sie noch vor kurzer Zeit sagte, sie könne es nicht mehr ertragen.
Ja, sie kann es nicht ertragen,.
Sie kann es nicht ertragen, wenn sie nichts dagegen tut.

Deshalb packt sie ihre Sachen langsam um noch etwas länger zu bleiben. Sie wird ihren Professor fragen.
Jetzt!
Mit neuem Selbstbewusstsein tritt sie zum Pult. Alle anderen Schüler haben bereits den Raum verlassen, sodass sie nun alleine mit ihm ist. Ginny hat sie flüchtig die Wahrheit erzählt und sich danach mit ihr zum Mittagessen verabredet. Nicht in der großen Halle, denn dorthin wird sie nun sicherlich nicht gehen. Sie hat ihre beste Freundin gebeten, etwas für sie mitzubringen. Ein Stück Brot oder irgendetwas Handliches. Je nachdem was es an diesem Tag gibt.

Die Tür steht noch immer offen, noch könnte sie gehen.
Sie verwirft den Gedanken und legt ihre Hände vorsichtig hinter ihrem Rücken ineinander. Sie macht jetzt keinen Rückzieher mehr!
Als Prof. Nolan sie bemerkt, schaut er von seinen Notizen in einem Buch auf und sieht sie abwartend an.
„Guten Tag Miss Granger. Was kann ich für Sie tun?", fragt der gutaussehende Lehrer mit der großen Statur. Er ist ein stattlicher Mann mit einem braunen Vollbart und freundlichen Augen. Auf seiner kleinen Stupsnase und den Wangen befinden sich zarte Sommersprossen, die zu seiner gebräunten Haut passen.
„Ich wollte Sie etwas fragen."
„Hmm.", er schaut sie nachdenklich an. „Ich habe nicht viel Zeit. Aber ich kann es sicher einräumen. Worum geht es?"
Hermine kaut auf ihrer Unterlippe herum und zieht dann ihren rechten Ärmel ein wenig hoch und legt ihre Hand auf den Tisch.
„Ah, das Streitobjekt.", sagt er und lächelt wissend bei seiner Anspielung auf den Vorfall am Morgen. Dabei erinnert er sie überraschenderweise an Dumbledore.
Hermine sagt immer noch nichts und ignoriert seinen Kommentar. Stattdessen fährt sie fort:
„Ich habe es anonym geschenkt bekommen. Ich weiß nicht ob man mich übervorsichtig nennen kann, aber ich wollte einfach... Sicher sein, dass keine dunkle Magie daran ist.", sagt sie und merkt dabei selbst, wie dumm sie klingen muss. Ja, sie ist verdammt vorsichtig. Aber eben weil sie schon öfter in Verbindung mit schwarzer Magie gestanden hat, will sie sich lieber zu 100% sicher sein. Natürlich macht ihre Überlegung noch weniger Sinn, da sie es sich ohne zu Überlegen übergestreift hat und sich das mit ihren Gedanken hinter widerspricht.
Sie schließt über ihre eigene Blödheit die Augen.
„Das ist sehr aufmerksam. Man kann nie wissen...", meint er. „Besonders bei den Farben von Slytherin wäre ich vorsichtig.", gibt der ehemalige Ravenclaw zu und erntet dabei ein Nicken von Hermine. Gut, er versteht zumindest ihre Denkweise und schickt sie nicht weg.
„Zumal es sich ja um Sie, einem Mitglied des goldenen Trios, handelt. Sie haben sicherlich viele Feinde."
„Ja, ich bin bei vielen Todessern nicht sonderlich beliebt. Zumal ich ja ein... Naja, eine Muggelgeborene bin.", pflichtet sie bei.
„Sie kennen den Absender wirklich nicht? Sonst wären Sie sicherlich nicht zu mir gekommen, oder?"
„Nein. Es gibt nur eine Initiale in der Innenseite.", sagt sie und tippt zweimal mit den Kuppe ihres Zeigefingers an den Smaragd. Sofort dehnt sich das gesamte Armband und sie kann es über ihre Hand streifen und legt es ihm in die ausgestreckte Hand.
Als er es nimmt passiert etwas Unerwartetes. In der Hand des Professors beginnt es plötzlich zu qualmen und zu... zischen. Mit verbalen Flüche lässt er es fallen und hält sich die Hand. Das Armband fällt auf den Tisch zurück und bleibt dort liegen. Instinktiv zückt Hermine ihren Zauberstab, erwartet weitere Reaktionen und fühlt sich mit ihrer Vermutung richtig. Es muss irgendetwas mit dunkler Magie zu tun haben.
Nolan zieht seinen ebenfalls und versucht seine Hand nach ein paar stillen Sekunden zu heilen. Doch egal was er versucht, es bringt nichts. Schmerzverzerrt verzieht er das Gesicht und versucht noch weitere Zauber. Keiner davon wirkt.
„Eindeutig dunkle Magie...", murmelt er und hält sich dabei noch immer seine rechte Hand.
„Sir, alles gut bei Ihnen? Was war das? Wollen Sie in den Krankenflügel?"
„Nein, schon gut. Ich weiß in etwa was es ist."
„Und?", fragt Hermine gespannt und schaut mit ehrfürchtigem Blick auf das Schmuckstück.
„Zauber bringen dagegen wahrscheinlich nichts. Ich haben eine wage Vermutung.
Finite.", sagt er und schwenkt seinen Zauberstab mit der anderen Hand.
Es passiert: Nichts!
„Wie erwartet. Wäre auch zu schön gewesen. Ich bin mir sicher, dass kein Zauber den Zauber, der darauf liegt, aufheben kann."
„Was ist es denn? Etwas Gefährliches?", fragt sie und blickt ihn zweifelnd an.
„Wenn es nur das ist, was ich denke, dann ist es für dich nicht gefährlich."
„Nur für mich?"
„Es ist ein Zauber, der bewirkt, dass nur der Besitzer des Gegenstands diesen berühren kann. Alle anderen erleiden Verbrennungen.", sagt er und legt dann einen Schutz- und Abkühlzauber auf seine Hand und berührt das Armband anschließend erneut. Wieder qualmt es und er zieht sie erneut weg. Mit schmerzverzerrtem Gesicht betrachtet er auch das.
„Ja, man kann sich davor auch nicht schützen, wie erwartet. Außerdem gibt es für die Wunden keine Heilung.", meint er und betrachtet traurig seine Hand.
Hermines Augen weiten sich. „Oh, bedeutet das... Es tut mir so leid, das war mir nicht bewusst."
„Es ist nicht Ihre Schuld. Ich hätte Ihnen mehr Glauben schenken sollen und vorsichtiger sein müssen. Das habe ich nun davon."
„Heißt das, dass sie da immer Schmerzen haben werden?", fragt Hermine empört und hat Gewissensbisse. Ihr Professor wird doch nicht... oh weh. Was hat sie getan? Sie hätte es ihm nie zeigen sollen!
„Nein, das werde ich nicht.", beantwortet er ihre Frage und sie atmet erleichtert aus. „Es wird auf natürlichem Weg heilen. Allerdings gibt es keine Zauber oder Tränke, die dafür etwas tun können. Meine Hand wird auf jeden Fall vernarbt sein und ich werde durch die Vernarbungen an den Stellen nichts mehr spüren können."
Hermine nickt. Brandwunden können übel sein. Besonders wenn sie in Verbindung mit dunkler Magie stehen.
„Sir, es tut mir wirklich leid. Ich hätte nicht herkommen dürfen."
„Es war gut, dass Sie gekommen sind. Sonst hätte es vermutlich noch jemand anders berührt und es wäre schlimmer gewesen. Außerdem wussten Sie nichts davon.", sagt er. „Ich werde mir die Hand verbinden. Etwas anderes kann ich nicht tun."
Hermine nickt.
„Ich kann jetzt nur noch schauen, ob andere Zauber darauf liegen. Falls es noch mehr gibt, werde ich versuchen sie zu beseitigen." Bei diesen Worten fügt er einen Zauberspruch an, der sonst keine dunkle Magie auf dem Schmuckstück anzeigt.
„Ansonsten gibt es keine Zauber drauf. Zumindest keine, die ich jetzt ohne Weiteres entdecken kann. Trotzdem sollten Sie vorsichtig sein."
„In Ordnung. Ich nehme mal an es ist nicht so gut, wenn ich es behalte."
Ihr Professor zuckt mit den Schultern und wendet sich wieder seiner Hand zu um sie mit einem Verband zu umwickeln, damit es nicht jeder sieht. Er verzieht sein Gesicht wieder vor Schmerz und wird die nächsten Monate sicherlich Probleme haben etwas damit zu berühren. Hermine hat beim Gedanken daran ein schlechtes Gewissen, zumal er sein Leben lang Narben behalten wird und sich unweigerlich daran erinnern wird. Genauso wie sie sich wegen dem Wort auf ihrem linken Unterarm immer an Bellatrix erinnern muss...
„Ich denke, dass Sie verantwortungsbewusst damit umgehen. Solange Sie es niemandem geben und es nur selbst berühren besteht keine Gefahr.", antwortet er mit Bedacht.
„Ich denke ich werde es nicht mehr tragen. Immerhin hat es schon jetzt viel zu viel Schaden angerichtet."
„Wenn Sie meinen. Es ist Ihre Entscheidung. Dennoch: Ich würde Ihnen empfehlen es zu tragen."
„Warte, Sie wollen dass ich es behalte?", fragt Hermine ungläubig, stockt mitten in der Bewegung.
„Ich würde es Ihnen empfehlen.", wiederholt er und schaut dabei nachdenklich auf.
„Warum?"
„Wer auch immer es Ihnen geschenkt hat, könnte sauer werden, wenn Sie es nicht tragen.
Ich vermute mal, dass es mit dem Gesetz zu tun hat. Sie sind noch nicht verlobt?"
Hermine schüttelt mit dem Kopf und verneint.
„Wen haben Sie?", fragt er ruhig und sie beginnt wieder auf ihrer Unterlippe herumzukauen. „Das... Ich möchte es nicht sagen."
Nolan schaut sie durchdringend an, wie Dumbledore damals. „Ist es jemand, dem Sie das zutrauen würden?"
Hermine denkt erst nach, daran was Snape alles für sie und ihre Freunde getan hat, und kommt zu dem Entschluss: Er wird ihr nichts tun.
Schließlich geht es genau darum: Wer auch immer es ihr geschickt hat könnte nicht sonderlich erfreut darüber sein wenn sie es verschwinden lässt und ihr daraufhin etwas antun.
„In Ordnung.", akzeptiert er ihre Entscheidung es ihm nicht zu sagen.
„Da wir nicht wissen von wem es stammt, würde ich es an Ihrer Stelle öffentlich tragen. Es wird Ihnen nichts zustoßen durch das Armband.
Bei dem, der Ihnen das geschenkt hat, würde ich allerdings nicht sicher sein was das angeht."
Hermine schluckt schwer.
„Derjenige, dem das Armband eigentlich gehört, hat Ihnen den Besitz zugesprochen. Wenn er nicht den Zauber selbst darauf gelegt hat, dann wird es ihn auch abweisen und für ihn genauso gelten wie für mich und alle anderen.", erklärt er weiter und gibt Hermine damit einen guten Tipp. So könnte sie ihn unter Umständen entdecken. Falls er es mit Absicht gemacht hat. Oder sie. Je nachdem. „Seien Sie vorsichtig.", warnt er sie nun. „Vielleicht hat es auch nichts mit dem Gesetz zu tun und es ist einfache eine Rache. Falls Sie nochmal Geschenke bekommen sollten, dann können Sie zu mir kommen. Oder zu Professor Snape, der sollte sich damit ebenfalls auskennen."
Hermines Gesicht verzieht sich bei dem Gedanken. Ihr ist klar, dass sie Nolan in jedem Fall vorziehen würde.
„Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe."
Prof. Nolan nickt nur und schenkt ihr ein ernstes Nicken. „Seien Sie weiterhin so vorsichtig wie jetzt."
Hermine nickt. „Nochmals Entschuldigung wegen..."
„Alles gut. Sie wussten nichts davon.", unterbricht er sie. „Aber tun Sie mir den Gefallen und nehmen das verfluchte Ding von meinem Schreibtisch. Und denken Sie gut darüber nach, was Sie nun tun wollen. Denken Sie mit Bedacht."
Zögernd nickt sie und greift mit der Hand danach, berührt es erst mit dem Finger, wie er bei seinem zweiten Versuch, und umfasst es dann bei keiner negativen Reaktion vollkommen. Sie betrachtet es einen Moment lang und lässt es dann in ihre Tasche gleiten.
Hoffentlich wird ihr dieses Geschenk keine weiteren Probleme bereiten. Nolan hat recht, es ist verflucht. In vielerlei Hinsicht.
Mit einem entschuldigenden Lächeln verlässt sie das Klassenzimmer und kann nichts anderes tun als die Hände über ihren Kopf zusammenzuschlagen.

Sevmine - Die Zeit danach ist auch nicht besser... oder doch?Место, где живут истории. Откройте их для себя