Prolog

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Ein neues Jahr. Wie lange hat sie nur darauf gewartet? So viel Zeit ist vergangen... Zeit, in der sie nachdenken konnte. In den Ferien hat sie viel davon mit ihren besten Freunden verbracht. Allerdings nicht im Fuchsbau oder auf dem Quidditchfeld. Um dort zu verweilen fehlte ihr nämlich die Zeit. Die letzten Wochen waren anstrengend gewesen. Nicht nur der Wiederaufbau von Hogwarts brauchte ihre gesamte Kraft und die ihrer Freunde, des Ordens und des Ministeriums. Nein, die vielen Gerichtsverhandlungen sind noch schlimmer gewesen. Andauern war sie als Zeugin einberufen worden, musste sich ihren schrecklichsten Albträumen immer und immer wieder stellen. Dass diese dabei zwar bestraft wurden, war nur zweitrangig. Sie konnte die Fratzen und Worte der verbleibenden Todesser einfach nicht mehr sehen und hören. An ihre abscheulichen Taten zu denken war... kaum aushaltbar. Einfache Strafen machen all das nicht wieder gut. Sie sind teilweise zu milde ausgefallen für viele Todesser. Lucius Malfoy musste noch nicht einmal nach Askaban, verdankte das seiner Frau und seinem Sohn und konnte sich schließlich freikaufen. Unfair. Kein Wunder, dass es danach eine Menge Ärger und Zorn gegeben hat.Auch wenn Hermine sich manchmal zurückzog und zum verlassen Haus ihrer Eltern ging, so wurde sie dort auch gestört. Die Presse kann einfach nicht genug vom goldenen Trio bekommen, was ihr langsam gehörig auf die Nerven geht. Während Harry das ähnlich wie sie sieht, drängt sich Ron ins Rampenlicht und ist immer zu einem Interview bereit. Dass er dabei manchmal auch private und persönliche Dinge preisgibt, kümmert ihn nicht.

So kommt es auch, dass sie erst durch die Presse erfahren hat, dass Ron das letzte Schuljahr nicht wiederholen möchte. Ähnlich wie Harry, der es ihr bereits davor berichtete. Sie war sauer auf Harry gewesen, darüber, dass er sie so im Stich lässt. Aber besonders auf Ron, der sie mit dem Verschweigen seiner Pläne vermutlich nicht provozieren wollte. Wieder einmal hatte er nicht daran gedacht, dass es für sie nur noch schlimmer und vor allem enttäuschender sein würde, ihr das nicht zu verraten. Vielleicht hat er sich auch einfach davor gefürchtet, dass sie es ihm ausreden könnte. Eine Angst, die nicht unbegründet ist. Denn Hermine möchte ihre Freunde vor Fehlern bewahren und in diesem Fall ist es nun mal einen. In einem Scherzartikeladen zu arbeiten... das konnte doch nicht sein Ernst sein!
Denn es bedeutet, dass sie das letzte Jahr auf Hogwarts alleine, ohne ihre Freunde verbringen muss. An dem Ort, an dem so viele Erinnerungen von ihr kleben. Gute, aber auch schlechte. Erinnerungen, die sie einerseits nie vergessen möchte und anderseits welche, die sie nicht mehr haben möchte. Der Schmerz über die vielen Verluste sitzt noch immer tief.
Und gleich wird sie an dem Ort sein, an dem all das passiert war. An dem der Tod gewesen war.
Ein Schauder läuft bei diesem Gedanken über ihren Rücken.
Sie blickt hoch. Hoch vom Bahngleis zum Schloss. Es sieht aus wie früher, wozu sie letztlich beigetragen hat. Hermine sehnt sich danach und gleichzeitig auch nicht. Sie möchte dorthin, aber irgendwie auch nicht.

Eigentlich wäre sie nicht wieder gekommen. Doch für ihre Zukunftspläne braucht sie ein einwandfreies Zeugnis. Das Beste, das Hogwarts seit langem gesehen hat. Sie will es nicht wie Harry und Ron machen, die die Prüfungen einfach geschrieben haben. Bei Harry war es recht gut gewesen, Ron's noch akzeptabel, haarscharf bestanden. Aber das lag vermutlich an der Gnade der Lehrer, die nach dieser Zeit bei den Schülern ein Auge zugedrückt haben. Hermine vermutet, dass die beiden es sonst nicht geschafft hätten.
Obwohl auch sie milder behandelt worden wäre, wäre es nicht fair gewesen und das Ergebnis dennoch nicht sehr gut.
Gut, ja. Aber ‚gut' genügt für sie nicht. Ein Ohnegleichen in jedem Fach, das ist zufriedenstellend. Etwas, dass sie nach der Schlacht nicht hätte erreichen können.

Ihr wurde das Angebot gemacht nach Beauxbatons oder in eine andere Zaubererschule ihrer Wahl zu gehen.
Sie hat abgelehnt.
Nicht, dass sie es nicht in Betracht gezogen hätte. Weg von allem, in Ruhe ihren Abschluss zu machen... es wäre eine willkommene Abwechslung gewesen. Trotzdem wollte sie auch das nicht. Es wäre für sie zu fremd, zu unbekannt. Es wäre nicht ihr Zuhause. Hogwarts hingegen sieht sie als ihr Zuhause an. Auch, wenn schlechte Erinnerungen damit verbunden sind.
Sie ist hier. Weil sie in keine andere Schule wollte. Weil sie Hogwarts kennt und sich zu diesem Ort verbunden fühlt.

Außerdem kennt sie die Leute hier und sie kennen sie. Es wird ruhiger werden, als wenn sie in einer anderen Schule wäre und als Kriegshelden angesehen und ausgefragt werden würde. Das ist sie in letzter Zeit von der Presse schon gewöhnt und langsam hat sie keine Lust mehr darauf. In Hogwarts weiß fast jeder gut Bescheid und sie wird ihre Ruhe haben...Nach einiger Zeit...

Natürlich wird man ihr noch Fragen stellen, Schüler werden versuchen sich an sie ran zu machen um Vorteile zu bekommen und sie wird weiterhin unendlich viele Briefe erhalten. Aber im Vergleich zu den Jahren davor wird es entspannter werden, da ist sie sich sicher.
Zumindest hofft sie das. Dennoch weiß sie nicht sicher, ob es ein Fehler ist, zurückzukommen.


Sevmine - Die Zeit danach ist auch nicht besser... oder doch?Where stories live. Discover now