128| Grausames Spiel

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Quinn

Müde drehte ich mich auf die andere Seite, auf der Suche nach der Wärme. Doch die andere Seite war leer. Verwirrt schlug ich die Augen auf und tatsächlich, Elijah lag nicht mehr neben mir. Ich hob den Kopf.

Mein Mate hockte am Bettrand seinen Kopf in seinen Händen vergraben. Lächelnd rappelte ich mich auf. Wir waren markiert! Er war nun offiziell mein Mate. Ich rutsche zu ihm rüber, umarmte ihn von hinten und hauchte ihm einen Kuss auf die Schulter.

Er reagierte nicht. „Elijah?", flüsterte ich.
„Komm zurück ins Bett.", meinte ich, doch er bewegte sich immer noch nicht. Ich weiß das wir wahrscheinlich bald aufstehen müssen, doch ich wollte einfach das Bett noch nicht verlassen. Am liebsten würde ich für immer mit ihm hier bleiben.

Doch langsam wurde ich unruhig. Irgendetwas stimmte nicht. „Elijah?"
Er richtete sich auf und ich rutschte von seinen Schultern. Er ging zum Fenster und kehrte mir den Rücken zu. Nun wusste ich das etwas nicht stimmte.
„Was ist los?", fragte ich ernst.

Er seufzte, doch es klang eher genervt. „Das hätte nicht passieren dürfen."
Ich stand ebenfalls auf ihn zu, doch als er sich zu mir umdrehte blieb ich stehen.

Eis.
Seine Augen waren eiskalt. „Was hätte nicht passieren dürfen, Elijah?", flüsterte ich leise.
Angst kroch in meine Adern. Angst vor seiner Antwort. Denn ich wusste sie könnte mir das Herz brechen.

Er senkte den Blick, „Ich hätte dich niemals markieren dürfen."
Ich erstarrte, „Was meinst du damit?"

Das machte doch keinen Sinn. Gestern war doch alles gut gewesen.
„Ich meine damit", er fuhr sich über die Stirn, als würde er dieses Gespräch lästig finden, „das ich jemanden wie dich niemals hätte markieren sollen."
Ouch. Ich taumelte ein paar Schritte zurück.

„Was meinst du mit jemanden wie mir?" , flüsterte ich.
Er lies seinen Blick demonstrativ über mich wandern. Die Abscheu in seinem Blick war wie ein Stich ins Herz.
„Tu doch nicht so dumm, Quinn. Du weißt was ich meine."

Natürlich wusste ich es.
Ein Omega.
Ein Schwächling. Mein ganzes Leben musste ich mir so was bereits anhören. Doch ich hatte nie erwartet...
Doch nicht von ihm.

„Bin ich denn so furchtbar als Mate?", fragte ich heiser und versuchte die Tränen zurück zu drängen. Die Blöße würde ich ihm nicht geben.
Und dann für einen kurzen Moment, war es als würde sich hinter seinen Augen etwas verändern. Für eine Millisekunde blitze so etwas wie Schmerz darin auf. Doch nach einem Herzschlag war der Ausdruck verschwunden und ich starrte in kaltes Braun.

Und dann realisierte ich. Das da vor mir war nicht Elijah. Nicht der den ich kenne. Nicht mein Elijah. Sondern nur eine billige, grausame Kopie, die mir gerade das Herz brach. „Ich weiß was du gerade versuchst! Und du wirst mich nicht los. Du kannst mich nicht von dir weg schubsen!"

Irgendwas ging in seinem Kopf vor. Ich wusste das er dachte das er damit das Richtige tat. Ich spürte es.
„Sei doch nicht so naiv. Wir hätten sowieso nie funktioniert."

Unsere Verbindung wurde still. Er verschwand endgültig in seine Schatten. Er hatte mich endgültig ausgesperrt.
„Nein.", hauchte ich. Das glaubte ich ihm nicht. Das konnte ich nicht glauben. Er würde nicht einfach wegschmeißen was wir aufgebaut haben.

Er wollte an mir vorbei gehen, doch ich schob mich ihm in den Weg. „Ich geb dich nicht auf. Niemals."
Ich würde mein versprechen halten.

Ein böses Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. „Du hast doch nicht wirklich geglaubt, das ich etwas für dich empfinde. So tief sinke nicht mal ich. Sieh dich doch mal an."

Als hätte er mich geschlagen taumelte ich zurück. Irgendwas in meiner Brust tat schrecklich weh. Er kam auf mich zu und ich wich zurück.
„Du bist doch nur ein Omega.", er spuckte das Wort aus als wäre etwas verachtenswertes.
Ich wich immer weiter zurück, bis ich die Wand in meinem Rücken spürte.

Aus einem Schleier aus Tränen sah ich zu dem Mann hoch, dem ich vor wenigen Minuten noch mein ganzes Herz anvertraut hätte. Doch jetzt erkannte ich ihn nicht mehr. Ich versuchte an dem Gedanken fest zu halten, dass das alles nicht real ist. Das ich in wenigen Momenten in seinen Armen aufwache. Das das alles nur ein grausamer Scherz ist und wir darüber lachen können.

Doch die Art wie er mich ansah, zerstörte auch meine letzte Hoffnung. Hasserfüllt sah er auf mich herab und ich konnte die Tränen nicht mehr stoppen.
„Du hast nicht mal das Zeug zu einem Soldaten. Du würdest desertieren bevor du überhaupt den Feind siehst. Feige und Schwach."
Die Worte rieselten wie Schläge auf mich ein.

Ich verstand es nicht. Seit wann hasste er mich so?

„Hör auf!", brüllte ich verzweifelt. Ich wollte nur das es aufhörte.
„Ich habe Wölfe wie dich abgeschlachtet!", schrie er und ich zuckte zusammen. Reflexartig hob ich meine Arme.
Erst Sekunden später realisierte ich was ich gerade getan habe.

Ich habe versucht mich zu schützen. Vor ihm. Dem Mann der mich eigentlich beschützen sollte.
„Was ist nur passiert?", fragte ich und schlang die Arme um meinen Bauch, als würde der Schmerz so vergehen.
Elijah wandte den Blick ab. „Was soll schon passiert sein?"

„So - So bist du nicht.", er würde mir so was nicht antun.
„Du hast doch keine Ahnung wer ich eigentlich bin."
Er drehte sich wieder um und ging zum Fenster, als wäre nichts geschehen. Als hätte er mir nicht gerade das Herz rausgerissen. Konnte das wirklich war sein? Hatte ich mich so dermaßen in ihm getäuscht?

Und gab es Zeichen die ich hätte sehen können? Warnung die mich vor diesem Schmerz bewahren hätte können?
„Warum dann das ganze? Damals auf dem Feld hast du gesagt..."
Ich wollte immer nur dich.

Das konnte nicht alles gespielt sein!
"Tu nicht so als hätte dir das alles nichts bedeutet!", meine Stimme brach. "Ich hab doch gesehen wie du mich abgeshen hast. "
Das konnte keine Lüge gewesen sein.
Verzweifelt sah ihn an. "Warum?"

Warum würde er mir das alles sagen, um mich dann später so vor den Kopf zu stoßen. Gehörte das alles zu seinem grausamen Spiel?
„Wie gesagt, du warst das schwächste Glied."
Ich schüttelte den Kopf. Am liebsten würde ich mir die Ohren zu halten.

„Weist du, du hättest nicht so grausam sein müssen."
Er hätte nicht für mich da sein müssen. Er hätte mir nicht all diese Dinge sagen müssen.
Die Pure Verzweiflung verwandelte sich in etwas anderes. Wut. Doch ich war nicht kalt. Nein, meine Wut brannte wie Feuer.

Ich stapfte auf ihn zu, „Ich habe nie verstanden wie so die Menschen über dich so schreckliche Dinge gesagt haben."
Seine Augen weiteten sich. „Doch jetzt verstehe ich es."

Er hatte mir gerade etwas genommen. Er hatte gerade etwas in mir zerstört. Und in diesem Moment hasste ich ihn.
Ich hasste ihn, weil ich mich in ihn verliebt habe.
Doch für ihn war das alles nur ein Spiel gewesen.
Er hatte mit mir gespielt.

Ich legte den gesamten Hass und  die Abscheu, die ich in diesem Moment für ihn empfand in meinen Blick.
„Ich hoffe du bist jetzt glücklich, Elijah."

Ich drehe mich um und ging.
Ich verließ ihn, denn anscheinend wollte er mich nicht mehr in seinem Leben.
Als ich die Tür hinter mir Schoss zerbrach etwas in mir in tausend teile.

Ich presste mir die Hand auf den Mund um meine Schluchzer zu unterdrücken.
Die Tränen rannten nun ungehindert über mein Gesicht, als ich dieses Haus verlies.

Ich wünschte ich hätte ihn nie kennengelernt.

Shattered Where stories live. Discover now