77| Keine Angst

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Lucy

Mein Kopf dröhnte und ich fühlte mich unbeschreiblich ausgelaugt. Ich blinzelte und stellte fest, das ich auf weichen Matrazen lag. Verwirrt richtete ich mich auf. Was war passiert?

Ich sah mich in dem dunklem Raum um und stellte schnell fest, das ich nicht allein war.
"Geht es dir besser?", Cassian saß am Rande des Bettes, seine Haare zerwühlt und sein Gesicht bleich.
Verwirrt sah ich mich um. Mein Blick wanderte über die mir bekannten Möbel. Ich war in meinem Zimmer.

Mein Kopf schwirrte. Warum war ich hier? Dann viel es mir ein.
Ich hatte mich erinnert.
Ich sah auf meine Hände. Ich wusste wer ich war. Oder eher was ich war.
Eine Dinerin. Eine Sklavin.

Es war lückenhaft, doch es reichte um zu wissen das es die Hölle war.
"Ich ... Ich war ...", ich sah wie Cassian sich verspnnate und den Blick abwandte. "Warum hast du mir davon nicht erzählt?"

Die Folter, die Blicke, der Hass. Das alles war grauenvoll. Doch es gehörte immer noch zu mir. Es war ein Teil von mir! Cas Kopf schnellte zurück.
"Du erwartest von mir, das ich dir erzähle, wie sie dich seit deiner Kindheit, wie Dreck behandeln? Du willst, wie ich dir erzähle wie sich dich ausgepeitscht und geschlagen ha-", seine Stimme brach und er wandte den Blick ab.

"Es wäre besser gewesen, als mich so daran zu erinnern.", meinte ich leise. Mit einem schaudern, dachte ich an die Bibliothek zurück. Es war, als wäre ich wieder dort. Als würden die Schläge mich in jenem Augenblick treffen. Als wäre ich wieder dort. Als wäre ich wieder ein hilfloses Kind.

Er drehte sich zu mir. "Es tut mir leid Luce. Ich hätte Rey-"
"Es ist nicht Rey's Schuld.", unterbrach ich ihn und zwang mich ruhig zu atmen. "Niemand hat Schuld daran. Irgendwann hätte ich mich sowieso daran erinnert."
Dachte ich jedenfalls.

"Doch du hättest es nicht sollen.", murmelte er und ich sah ihn wütend an. "Du kannst nicht einfach entscheiden an was ich mich erinnere und an was nicht! So läuft das nicht!"
Er nickte und fuhr sich über die Stirn.
"Wie geht es dir Jetzt?"

"Was meinst Du?", fragte ich, während ich auf der Matratze hin und her rutschte. Ich hatte gerade schreiend auf dem Boden gelegen, geplagt von Höllenqualen. Doch ich wusste das er etwas anderes meinte. Ich sah, wie er nach den richtigen Worten suchte, deswegen kam ich ihm zuvor.
"Du willst wissen, ob ich nun Angst vor euch habe? So wie damals?"
Ich dachte an Reyna's Worte. Sie hatte mir erzählt, wie lange es gedauert hat bis ich sie akzeptiert hatte. Und nun verstand ich auch warum.

Cassian biss die Zähne zusammen und ich erkannte das, in dem schwumrigen Licht, seine Augen glänzten. "Ich weiß- ich weiß einfach nicht, ob ich das nochmal aushalten würde."
Er klang so verzweifelt ... so verletzt das ich gar nicht anders konnte.
Ich robbte über die Matratze und umarmte ihn. Ich legte meine Arme um seinen Hals und zog ihn zu mir.

Ich spürte wie er sich zuerst versteifte, bevor er mich fest umschlang.
"Ich habe keine Angst vor euch. Niemals. Nicht mehr."
Ich spürte, wie er leicht zitterte.
"Weißt Du, ich habe mich an schlechte Scahen erinnert. Doch auch an meine Mom. Ich kann mich an ihr Gesicht erinnern. Ich weiß nun das ich überlebt habe und ... das macht mich irgendwie stolz.", murmelte ich in seinen Hals.

"Ich kann mich immer noch nicht an euch erinnern. Doch ich bin zuversichtlich das es passieren wird. Und wenn du wartest-"
Cassian löste sich leicht ruckartig von mir. "Ich werde immer auf dich warten."
Vorsichtig legte ich meine Hände an seine Wangen. Ich fuhr mit meinen Daumen seine Wangenknochen entlang, bis zum Ansatz seiner schwarzen Locken. Ich musste lächeln.

"Das ist gut zu wissen.", und bevor ich wusste was ich tat, legte ich meine Lippen auf seine. Er schien unter meiner Berührung zu erstarren, als er mich plötzlich auf seinen Schoß zog, seine Hände an meinen Hüften. Seine Lippen waren leidenschaftlich und ich ließ meine Hände durch seine Haare fahren.

Ein warmes Gefühl flutete meine Adern und ich spürte, wie sich jedes Haar auf meinem Körper aufstellte. Sein Kuss war wie eine Antwort. Eine Antwort auf eine Frage, die ich mir fast jede Nacht gestellt habe. Und in diesem Moment wusste ich. Das es sich gelohnt hatte zu warten.

"Ich werde auch auf dich warten, Cas.", flüsterte ich zwischen Küssen.
Wir fielen zurück in die Kissen und seine Hand wanderte unter meinen Pullover. Sofort bekam ich eine Gänsehaut. Er lag nun über mir und lächelte auf mich hinab. Und in diesem Moment, war es als würde ich ihn durchschauen können. Ich erkannte die Freude, die Hoffnung und das Glück darin. Aber auch das Unglauben und die Angst.

Schnell zog ich ihn zurück zu mir und presste erneut unsere Lippen aufeinander. Und gerade, als ich die Augen schloss, traf mich ein Bild. So wunderschön und friedlich das mich eine seltsame Ruhe befiel.

Cassian merkte das ich kurz erstarrt war und rückte von mir ab. "Alles Okay?"
Schnell nickte ich, doch....
"Warum denke ich an Elvis Presley?"

Shattered Där berättelser lever. Upptäck nu