12| Motel

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Kill Somebody ~ YUNGBLUD

Reyna

Dean haute auf die kleine Glocke, die am Tresen stand, und der Klang erfüllte den muffigen Raum. Ich versuchte Dean mit meinen Blicken zu töten, doch der sah nur zu dem kleinen rundlichen Mann, der gerade schlurfend den Raum betrat. Er hatte kaum noch Haare auf dem Kopf und sah aus, als hätte er ewig nicht mehr geduscht. Ich rümpfte die Nase.

Dean grinste ihn an und wirkte schleimiger denn je.
"Ich hätte gern ein Zimmer.", sagte er und stüzte sich auf den Thresen.
Der dicke Mann schaute auf einen Bildschirm und tippte irgendwas ein. "Mhm.", war alles was er erwiderte. Dann fiel sein Blick auf mich. "Mit Doppelbed?"
Sofort versteifte ich mich. Dachte er etwa...? Ich schüttelte mich.
Dean warf einen kurzen Blick auf mich, bevor er sich wieder umdrehte. "Nein. Einzelbett bitte."
Frustriert sah ich zwischen den beiden hin und her. Was mache ich denn jetzt?

Der Mann grunzte und schob ihm den Schlüssel über die Theke, bevor er sich zu mir drehte, "Und was kann ich für Sie tun?"
Ich ignorierte den Mann und zog Dean am Arm, damit er mich endlich anssah. "Ich habe kein Geld für ein Zimmer!", zischte ich so leise wie möglich. Dean sah nicht so aus, als würde ihm das interessieren.

"Kein Geld, kein Zimmer.", meinte der Mann hinter der Theke. Ich sah ihn wütend an und schrieb ihn mental auf die Liste, mit Menschen die ich verprügeln werde, wenn ich endlich meine Beherrschung verliere. Direkt unter Dean.

Er beugte sich zu mir runter und ich sah wie seine Mundwinkel leicht zuckten. "Du hast den Mann gehört. Kein Geld, kein Zimmer.", Und verließ damit den Raum. Arschloch! Ich weiß, er war nicht dazu verpflichtet mir zu helfen, dennoch konnte er mich nicht einfach so stehen lassen!

Fassungslos rannte ich ihm hinterher. Die kühle Luft schlug mir entgegen als ich den Muffigen Raum verließ.
"Meinst du das ernst?"
Er machte sich nicht mal die Mühe anzuhalten, sondern steuerte unbeeindruckt auf sein Zimmer zu.
"Was soll ich denn jetzt machen?", fragte ich und hasste es, das ich mich verzweifelt anhörte. Ich hasste es abgrundtief, das ich von ihm abhängig war. Aber was sollte ich machen?
Mir war der Gedanke unangenehm mit ihm ein Zimmer zu teilen, doch ich hatte nicht wirklich eine Alternative.

"Wenn du kein Geld für ein Zimmer hast, must du wohl draußen schlafen. Ist doch kein Problem für einen Wolf.", sagte er gelassen.
Ich knurrte, doch er reagierte nicht mal. Ein Wind wehte mir um die Nase und ließ mich erzittern. Es würde eine kalte Nacht werden. "Bist du so herzlos?", schrie ich nun über den Parkplatz, weil er sich mittlerweile so weit von mir entfernt hatte. Endlich hielt er inne. Der Kies knirschte unter seinen Schuhen, als er sich zu mir umdrehte. "Ich habe nie gesagt, ich wäre ein guter Mensch."

Und damit war anscheindend das Gespräch beendet. Doch ich würde nicht so leicht aufgeben.
"Gibst du -", ich atmete tief durch, "Gibst du mir wenigstens die Schlüssel fürs Auto?"
Im Auto könnte ich auf der Rückbank schlafen. Es würde nicht bequem sein, doch besser als auf dem Parkplatz.

"Nö.", verhallte seine Antwort in der Dunkelheit und ich hätte am liebsten aufgeschrien. Er drehte den Schlüssel und öffnete die Tür.
"Arschloch!", rief ich noch, bevor er in seinem Zimmer verschwand und ich alleine dem Parkplatz stand.

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Ich bring ihn um. Ich bring ihn um. Und ich würde es qualvoll machen. Ich stellte mir bildlich verschiedene Möglichkeiten vor Dean umzubringen, während ich mich näher an die kalte Mauer kauerte, deren Kälte mir in den Rücken stach. Ich zog mir die Kapuze meines Sweatshirts tiefer in die Stirn, doch es brachte ehrlich gesagt nichts mehr. Die Regentropfen waren mittlerweile zu meiner Haut durchgesickert, wenn nicht sogar bis zu meinen Knochen. Es war als würde das Universum mir ins Gesicht spucken, denn nicht mal 10 Minuten in der Kälte, hatte es begonnen zu regenen. Und nicht nur leichte Tropfen. Nein. Es war ein halber Orakn und der Wind zerrte an meinen Nassen Klamotten.

Ich hatte versucht Unterschlupf unter dem kleinen Vorschsprung des Daches zu finden, doch es brachte nicht fiel. Und nun saß ich seit fast einer halben Stunde im prasselnden Regen, meine einzige Lichtquelle war der Schein der Lampe, der aus Deans Fenster schien. Er hatte nicht einmal nach gesehen, ob ich noch da war. Es war ihm egal. Er war so ein Vollidiot. Ich kannte nicht einmal genug Wörter um ihn zu beschreiben.

Obwohl ich das Gefühl hatte, das ich vor lauter zittern bald zerspringen würde, beruhigte mich das Plätschern des Regens. Ich hatte meine Beine an die Brust gezogen und meinen Kopf auf die Knie gelegt. Ich versuchte an warme Orte zu denken. Eine Lichtung im Wald. Der Kamin in der Bibiliothek. Mein Bett. Mein Herz wurde warm, aber nicht meine Knochen.

Seufzend versuchte ich zu schalfen. Dann würde der Morgen schneller kommen und ich könnte ihn endlich umbringen. Ich sollte einfach abhauen. Meinen Rucksack nehmen und mich auf eigene Faust auf den Weg machen. So wie ich es eigenlich geplant hatte. Er würde mich sowieso nur aufhalten. Doch es dauert allein mit dem Auto, mehrere Tage bis zum Lotus Rudel. Ich würde fast eine Woche durch rennen müssen. Aber alles war besser, als auf einen Idioten angewiesen zu sein. Ich könnte auch einfach sein Auton stehlen. Er hätte es verdient.

Doch so war ich nicht. Ich wünschte nur ich wäre es.

Nein, ich würde die Nacht aushalten und dann bis in die nächste Stadt fahren. Dort kaufe ich mir dann einfach ein Bus Ticket. Wie ich es eigenlich vorgehabt hatte. Ich werde während der Fahrt dorthin einfach nicht mit ihm Reden. Götter das war so kindisch.

Ich zog die Beine näher an meine Brust und sah nach oben. Man sah keine Sterne, dafür war es zu bewölkt, doch ich wusste das sie da waren. Ein mir nur allzubekanntes Gewicht legte sich um mein Herz. Ich hatte nie verstanden was Cassian und Lucy immer mit diesen leuchtenden Dingern hatten. Doch es war wichtig für sie gewesen. Ich hatte es nie verstanden. Doch seit sie weg war, war es als würde ich die Sterne mit anderen Augen sehen. Sie hatte mir mal erzählt, das sie sich nicht so alleine gefühlt hatte, wenn sie in den Sternenhimmel sah. Während der Zeit als Dienerin.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten und sah nach oben. Allein. Das beschrieb mein Leben am besten. Ich versuchte es zu sehen. Was auch immer sie dort gesehen hatte. Ich versuchte das Gefühl zu verdrängen, was nicht mehr verschwinden wollte. Doch ich fühlte mich immer noch allein. Und die Sterne waren immer noch unbedeutedene Punkte am Himmel.

Goldenes Licht fiel auf mich und ich öffnete blinzelnd die Augen. Eine schwarze Silhouette stand in der offenen Tür und sah auf mich herab.

Dean seufzte, "Na, komm schon rein."

Shattered Where stories live. Discover now