38| alte Gesichter

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Tortured Soul ~ Chord Overstreet

Jade

Nervös knetete ich meine Hände. Mein ganzes Weltbild hatte sich gerade vor meinen Augen in Luft aufgelöst und ich saß in einem Wagen ohne zu wissen wo es hing ging. Vor mir saß ein Mann, der behauptete mein Mate zu sein, bei dem aber auch die Wahrscheinlichkeit besteht, das er verrückt war. Ich stand kurz vor einem Nerven zusammen bruch.

Wie war das alles möglich? So viele Fragen schwirrten in meinem Kopf.

Und seine Anwesenheit half nicht gerad dabei. Seine Ausstrahlung war erdrückend und in seinen Augen lauerte ein Ausdruck der mich einschüchterte. Er sah aus als würde er mich gleich mit Haut und Haaren verspeisen.

"Du hast Angst.", stellte der Alpha fest. Natürlich hatte ich Angst. Was war das überhaupt für eine Frage? Ich sah weiter auf meine Knöchel. Bald würde ich mir noch vor Nervosität die Finger brechen. Ich senkte den Blick.

Wenige Momente spürte ich seine Hand in meiner. Vorsichtig sah ich auf und sah wie er auf mich herab lächelte. "Du musst keine Angst haben. Dir wird nichts passieren."
Ich schluckte. Ich hatte keine Angst davor das er mir was tat. Eher sorgte ich mich um Quinn. Was würden sie mit ihm machen?

"Was passiert jetzt?", fragte ich vorsichtig. Ich wollte ihn um keinen Umstand beleidigen oder irgendwie aufregen. Cassian lehnte sich in den Sitz zurück und sah mich mit einem leichten Lächeln an. "Wie schon gesagt. Wir gehen nach Hause."
Nach Hause. Ich dachte eigenlich ich hätte diesen Ort bereits gefunden.

Manchmal war Zuhause kein Ort.

"Und was ist mit mir?"
Wie würde es jetzt mit mir weiter gehen? Fragend sah er mich an.
"Wir werden erstmal herausfinden was mit dir nicht stimmt."
Was mit mir nicht stimmt. Ich versteifte und rückte ein paar Zentimeter von ihm ab. Enttäuscht senkte ich den Blick. Ich wusste nicht was ich erwartet hatte. Doch ich hatte gehofft, das sie mich nicht als Freak sahen.

"Das wird nicht nötig sein. Ich weiß bereits was ich habe."
Cassian rutschte unruhig im Sitz hin und her, "Das ist mir egal. Ich will das dich trotzdem ein Arzt untersucht."
Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte wirklich keine Lust auf eine erneute Enttäuschung. Ich wusste bereits was er mir sagen würde. Es würde sich nichts ändern.

Doch vielleicht...
Wenn Sie recht haben, würde vielleicht eine bekannte Umgebung meine Erinnerungen wiederbringen.
Bis jetzt wusste ich ja nicht, wo mein Leben statt gefunden hatte.

Vielleicht würde mir ja etwas bekannt vor kommen. Ich hoffte es so. Ich stellte mir vor, wie ich einen vertrauten Geruch wieder erkannte oder das Gefühl eines Dejà-vu fühlte. Ein wenig Hoffnung keimte in mir auf.

Wie es wohl dort war? Hatte ich mich wohlgefühlt? Und wenn Cassian mein Mate ist, hatte ich ihn geliebt? Markiert waren wir nicht, das würde man spüren. Ich dachte eigentlich nicht das es möglich war, als Mensch eine Mate zu sein, aber so wie es aussah...
Wenn es stimmte, was er behauptete.
Irgenwie konnte ich das immer noch nicht so glauben.

Verstohlen beobachtete ich den Mann neben mir. Seine schwarzen Locken kräuselten sich in seiner Stirn und sein Mund war zusammengekniffen, als würde er nachdenken. Vergeblich versuchte ich mich an ihn erinnern. Was mochte ich am meisten an ihm? Was hatten wir zusammen erlebt?
Noch nie in meinem Leben, wollte ich mich so sehr erinnern können, wie in diesem Moment.

"Du kannst dich also an gar nichts erinnern?", fragte er.
"Nein. Das erste was ich weiß, ist  wie ich im Krankenhaus aufgwacht bin."
"Das heißt du hast keine Erinnerung an das, was dir passiert ist?"
Verwirrt sah ich zu ihm auf. Er klang so, als  würde er mir gleich schlechte Narichten überbringen müssen. Spielte er damit etwa auf meine Narben an? Die Ärzte hatten mir bereits erzählt, dass die Wunden von meinem Rücken aus einem älteren Unfall stammten. Ich hatte mich immer gefragt, was mir zugestoßen war.

"Was ist den mit mir passiert?", fragte ich und lehnte mich ein Stück vor. Vielleicht würde ich endlich antworten bekommen. Wusste er Es? War er vielleicht dafür verantwortlich? Ein kalter Schreck kroch mir bei dem Gedanken in die Knochen. Was wenn er mir gar nicht helfen wollte? Was wenn ich entkommen bin und er mich gerade Wegs zurück bringt? Was wenn er das Böse ist, von dem meine Narben berichten?

Schnell schüttelte ich den Kopf. So was sollte ich gar nicht denken. Ich würde positiv bleiben. Es würde sich alles ändern, doch das musste nichts schlechtes sein.

Cassians Blick wurde kalt, als ich die Frage stellte. Ein wütendes Schimmern glänzte in seinen Augen und ich war mir sicher, das er irgendwas wusste. "Nichts. Nichts ist mit dir passiert."
Und er würde es mir nicht sagen.

Fängt ja schonmal gut an.
Wenn das so weiter geht, dann würde ich nie etwas über mich erfahren.
Doch vielleicht sollte ich erstmal mit kleinen Schritten anfangen.

Ich sollte die Fremden kennenlernen. So würde ich sie besser verstehen und irgendwann, dann hoffentlich auch mich. Schüchtern biss ich mir auf die Lippe. "Der Mann und das Mädchen", begann ich und lenkte so wieder die Aufmerksamkeit auf mich "kannte ich sie?"

Die Situation in Quinns Wohnung ist so rapide und so extrem aus dem Rudel gelaufen, das mir keine Zeit bleib die anderen zu mustern. Ich kannte das Gesicht der Prinzesin nur aus der Zeitung und dem Fernseher. Das hübsche Gesicht mit den blauen Augen, war in der letzten Woche fast durchgehend auf jedem Sender zu sehen gewesen. Auch den Alpha hatte man oft in den Medien gesehen, doch ich hatte nie wirklich auf ihn geachtet. Er war immer nur der durchgedrehte Alpha und seit, vor einem Jahr, der Krieg vor bei war, verschwand er aus der Öffentlichkeit.

Doch den Soldaten hatte ich noch nie irgendwo gesehen.

Cassian wirkte nachdenklich, fast schon traurig, als er antwortete, "Du hast uns alle gekannt."
Mein Herz wurde ebenfalls schwer.
All die Jahre dachte Ich, das ich vielleicht vergessen wurde oder verbannt. Ich hatte nie wirklich geglaubt, das da draußen jemand war der um mich trauerte. Dem ich was bedeutete. Jetzt konnte ich es auch nicht wirklich glauben.

"Darf ich dich was fragen?", er lehnte sich zu mir und mein Herz beschleunigte sich. Er roch wirklich gut. Nach frischer Luft und frischer Wäsche. Seine warmen Finger strichen auf meiner Haut, bei meinem Hals und ich bekam eine Gänsehaut. Vorsichtig zog er den Jade Anhänger aus meinem Sweater und hielt ihn andächtig in der Hand. Vor lauter Nervosität hätte ich beinahe das kleine Lächeln nicht bemerkt, was sich beim Anblick des Steins, auf seine Lippen legt.

"Dein Name. Jade. Ist es deswegen?"
Ich nickte und zog ihm den Stein aus der Hand. Das Gefühl des Steins auf meiner Brust war ich mittlerweile gewohnt. Er beruhigte mich irgendwie. Als ich damals ohne Erinenrung aufwachte, war es das einzige was ich bei mir hatte. Etwas aus meiner Vergangenheit. Ich dachte es wäre eine gute Idee, darauf meine Zukunft zu bauen.

"War er mir wichtig?", ich sah auf und wurde Rot, "den Stein meine ich?"

Die Sonne ging unter und Cassians Unrisse wurden langsam verschwommen, wegen der Dunkelheit. Ich merkte wie der Wagen in eine Einfahrt fuhr.

Verblüfft sah ich aus dem Fenster.
"Ja, das war er.", meinte Cassian leise.

Shattered Where stories live. Discover now