93| Feuer

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Quinn

Meine Welt bestand nur noch aus Feuer und Stimmen. So sehr ich versuchte, das Murmeln zu verstehen, ich konnte nicht. Meine Gedanken waren pures Chaos, während jeder Atemzug sich anfühlte, als würde ich Flammen einatmen.

Ich spürte wie Hände mich berühren, sie machten irgendwas mit mir. Doch ich verstand es nicht. Alles war Schmerz. Ich kannte nicht einmal meinen eigenen Namen. Ich wusste nicht, was war und was geschehen ist. Nichts existierte.
Nichts außer Feuer.

Und dann....
Kühles Wasser umschwappte mich, und das Brennen ließ nach. Nur für einen kurzen Augenblick, wurde die Welt greifbar und die Luft hörte auf zu knistern. Ich fühlte mich schwerelos und verloren.

War ich Tod?
Hatte ich gelebt?
Was war ich?

So etwas wie Zeit spielte keine Rolle, wenn man Tod war. Also könnte ich für immer in diesem kühlen Himmel bleiben. Nichts war wichtig.

Und dann waren da die Hände wieder. Sie hatten mir die Erlösung geschenkt, doch jetzt wurde ich ihr entrissen. Die Schwerelosigkeit verschwand und alles was blieb, waren die Hände. Sie brachten die Hitze mit sich.

Als wäre sie nie weg gewesen, sammelte sie sich in meinen Knochen und verbannte mein Inneres. Ich war nur noch Asche. Das Mumrmeln wurde lauter, aufdringlicher. Ich war nicht allein. Gehörten die Hände zu den Stimmen? War das überhaupt wichtig?

Ein Stechen durchzuckte mich. Die Dunkelheit schwabbte in seichten Wellen heran. Als würde sie mich sanft in den Schlaf wiegen. Doch das trügte. Sie zerrte mich mit sich. Und ich kannte kein Entkommen.

          _________________________

Keuchend atmete ich ein und schlug meine Augen auf.

Das erste was ich merkte, war die schleiernde Dunkelheit. Ich lag auf einer weichen Matratze. Mein Blick war gegen die Decke gerichtet.

Ich stöhnte auf. Mein Körper schmerzte, als wäre ich Meilen gerannt. Meine Beine fühlten sich taub an, doch das schlimmste war mein Hals. Er war rau, als hätte ich geschrien. Was war geschehen?

Langsam richtete ich mich auf und mir viel ein Waschlappen vom Kopf. Überrascht sah ich ihn an, er war noch kühl.

Das Feuer. Ich hatte trainiert und dann war da dieser Schmerz ... Elijah war da gewesen, doch was war danach passiert?

Ich sah mich in dem Dunkeln Raum um. Ich war nicht in meiner üblichen Hütte. Der Raum war groß und geräumig. In der Ecke erkannte ich einen Schreibtisch, der ordentlich aufgeräumt war. Jap. Definitiv nicht in meiner Hütte.

Vorsichtig stand ich auf. Der Boden war erstaunlich kalt unter meinen Füßen und erschrocken stellte ich fest, das ich nur eine Boxershorts trug. Was zum ...? Wo sind meine restlichen Klamotten?

Vorsichtig ging ich an das riesige Fenster, was fast die gesamte Wand einahm. Es war dunkel draußen. Nur der Mond schien hell über den weiten Wald. Wir waren noch im Camp. Ich kannte diesen Wald, ich bin schon oft durch ihn gerannt. Aber wo zur Hölle war Ich?

Und warum war ich hier?

Ich drehte mich zur Tür. Irgendjemand würde schon hier sein. Auch der Korridor lag im Dunkeln vor mir. Das Haus war leise. So wie auch unsere Hütten, war es eine gemütliche Holzhütte. Diese hier war nur größer... und sauberer.

Vorsichtig schlich ich die Stufen hinunter. Und ... Oha. Das hier sah kaum so aus wie unsere Hütte. Das glich schon fast einer Villa. Staunend ging ich durch den wunderschönen Raum. Doch ... keine Bilder. Nichts was darauf hindeutete das dieses Haus bewohnt war.

Ich schlich weiter bis ich in die Küche kam. Ich steuere sofort auf den Kühlschrank zu. Ich brauchte unbedingt etwas zu trinken.
Das Licht erhellte die verlassene Küche und zu meinem Glück stand dort eine Flasche Saft. Grinsend drehte ich mich wieder um.

"Wie geht es dir?"
Erschrocken ließ ich die Flasche fallen und starrte die dunkle Gestalt an, die am Türrahmen lehnte.
"Verdammte Scheiße!", keuchte ich und griff mir an die Brust. Ich hob den Saft auf und stellte ihn auf den Tresen. Elijah schlenderte langsam ins Licht und ich erkannte das er immernoch seine Uniform trug. Als hätte er keine Zeit gehabt, sich umzuziehen.

"Wieso bin ich hier?", fragte ich und räusperte mich, als ich meine Raue Stimme hörte. Er lehnte sich gegen den Tresen und schien mich nicht aus den Augen zu lassen. Erst jetzt bemerkte ich, das ich nur in Boxershorts vor ihm stand.

Warte mal? Warum war ich überhaupt nur in Unterwäsche in Elijah's Hütte?

"Kannst du dich nicht daran erinnern, was passiert ist?"
Ich schüttelte den Kopf. Alles ist verschwommen. "Wir waren beim Trainig und  dann..."
"Dann bist du umgekippt.", beendet er meinen Satz.

Aber warum? Mit ging es doch gut!
"Was ist passiert?"
Elijah senkte den Kopf und seine Haare verdeckten sein Gesicht.
"Du wurdest verstoßen."

Meine Knie wurden weich und ich klammerte mich an der Tischpkatte fest. "Was?!", krächzte ich. Das könnte nicht sein! Wieso?
Verstoßen.

Das Wort hallte immer wieder in meinen Ohren.

Mein Rudel wollte mich nicht mehr. Und setzte mich deswegen dem Tod aus. Ungläubig schüttelte ich den Kopf. "Es tut mir leid, Qu-"
"Nein! Das können sie nicht machen!"
Nicht schon wieder. Ich war es so leid. Elijah's Blick wurde mitleidig und ich kämpfte mit meiner Wut.
"Meine Famile-"

"Ist hier.", unterbrach er mich und ich sah ihn an. "Lucy ist hier.", fügte er hinzu. Er hatte Recht und dennoch... Ich konnte nicht mehr.
"Wieso?", war alles was ich heraus brachte.

"Entweder das, oder du müsstest zurück."
Mir war klar, das ich mich hier für entschieden hätte, doch sie konnten doch das nicht einfach über meinen Kopf hinweg entscheiden! Sie spielten mit meinem Leben! So etwas war gefährlich.

Auch wenn es mir jetzt gut ging, ich konnte mich noch gut an die Schmerzen erinnern. "Das war meine Entscheidung.", meinte ich bitter und könnte schwören das Elijah kurz zusammen zuckte.

"Ist es denn so schlimm hier zu bleiben?", fragte er und irgendetwas anderes, schwang in seiner Stimme mit. Natürlich nicht. Ich hatte hier Freunde gefunden, die ich nicht würde zurück lassen wollen. Mason's verrückte Art und sein Chaos. Carters Aufmunterungsversuche und sein verdammt gutes Frühstück. Und Rey war auch hier. Irgendjemand muss ja dafür sorgen, das sie es diesem Dean nicht zu leicht machte. Und natürlich Lucy... Ich würde doch jetzt nicht abhauen. Meine Beste Freundin wurde Königin!

Und dann war da noch Elijah ...
Ja sogar ihn würde ich vermissen. Ein bisschen.

Ich sah auf den Saft. "Nein, es wäre nicht schlimm."

Doch war es schon vorbei?
Hatte ich es überstanden?

Ich hoffte es.

Shattered Where stories live. Discover now