15| Von Wegen!

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Hold Me Up ~ Tim Olstad

Reyna

Dean warf mir zuerst einen seltsamen Blick zu, tat dann aber was ich sagte. Ich biss mir grinsend auf die Lippen,  während Dean den Wagen auf dem Schotterparklpatz zum stehen brachte. Er zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und drehte sich zu mir um, doch ich war bereits auf dem Weg zu dem modrigen Gebäude, dessen Reklame im dämmrigen Licht flackerte.

Ich hörte wie er ebenfalls Ausstieg und mir folgte. Als er aufgeholt hatte, sah er skeptisch zwischen mir und dem Haus hin und her. Nun könnte ich mir ein lächeln nicht verkneifen.
"Was machen wir hier?", fragte er und musterte das Gebäude grimmig.
"Einen Kochkurs.", sagte ich und wiederholte damit seine Worte, die er mir gestern Abend an den Kopf geworfen hatte. Er schnaubte verächtlich, doch ich ging einfach weiter.

"Was du machst ist mir egal. Doch ich geh jetzt ein bisschen Spaß haben.", zog ich ihn weiter auf. Oh das machte verdammt viel Spaß. "Liv!", rief er, doch ich ignorierte ihn und öffnete die schwere Holztür des Pub's.

Stickige Luft schwabbte mir entgegen, zusammen mit dem Geruch von Alkohol, Zigaretten und Erbrochenem. Ich atmete tief ein und unterdrückte den Würgereiz. Perfekt. Wenn Cassian mich jetzt sehen könnte, würde er durchdrehen. Und Elijah erst. Bei dem Gedanken an meine Brüder rutschte mit das Grinsen vom Gesicht. Jetzt ja nicht sentimental werden!

Ich riss mich zusammen und ließ meinen Blick durch den Raum wandern. Die Tische waren gefüllt mit den unterschiedlichsten Gestalten, die alle so aussahen als würden sie auf einem Fahndungsfoto stehen. In der Luft hing ein Dunst und das Gröllen der Gespräche summte in meinen Ohren. Tatoos, Lederjacken und Männer, die aussahen als hätten sie mehr Muskeln als Hirn, fand man hier genug. Das war so Klischeehaft, das ich fast aufgelacht hätte.

Ich wusste das es riskant war mich unter Menschen zu mischen, doch ich würde hier hoffentlich untergehen. Naja wenn ich jetzt so darüber nach dachte, war ein kleines zierliches Mädchen hier wohl doch etwas auffällig. Naja egal, ich würde hier sowieso nicht lange bleiben, nur lange genug um Dean in den Wahnsinn zu treiben.

Außerdem waren wir mittlerweile in den Südlichen Rudeln. Wahrscheinlich hatten die meisten noch nie von mir gehört.

Ich spürte das mir manche Misstrauische Blicke zu werfen, doch die ignorierte ich und setzte mich an die Bar. Keine zwei Sekunden später, setzte sich ein ziemlich angespannter Dean neben mich.
"Was tust du hier? Wir vergeuden Zeit!", zischte er so leise, das ich ihn beinahe nicht verstanden hätte.

Ich winkte ab ohne ihn anzusehen.
"Ach was! Es ist sowieso schon spät! Und ich hab mal wirklich Lust wieder Spaß zu haben!", rief ich ihn entgegen und stellte erfreut fest, das sein Kiefer schmerzlich zusammengepresst aussah. Ich klopfte auf die Theke und machte den dicken Barkeeper auf mich aufmerksam. Er drehte sich zu mir um, während er ein Glas polierte und warf mir einen abwartenden Blick zu. "Was darf's sein?", fragte mich eine, wahrscheinlich von Zigaretten, raue Stimme.

Dean' s Augen wurden groß.
"Einen Scotch, bitte!", bestellte ich und der Mann nickte.
"Ich dachte du bist erst 17!", rief Dean aufgebracht. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich bin kein Kind mehr. Denkst du, das ist das erste mal das ich Alkohol trinke?"
Das war es nicht. Das gute an einem Alpha-Bruder, war eine gute Auswahl an wirklich teurem Alkohol. Ob er wusste das ein paar Flaschen von seinem Wein fehlten, war mir relativ egal. Reagiert hatte er jedenfalls nicht darauf.

Ich sah zum ersten Mal, seit wir diese Bar betreten hatten, zu Dean, der angespannt den Raum durchscannte.
"Sag nicht du bist zum ersten Mal in einer Bar!", lachte ich ihn aus und er sah mit einem ernsten Blick zu mir. Sofort hörte ich auf. Ernst hatte ich ihn noch nie gesehen. Was war denn jetzt aufeinmal los mit ihm?

"Natürlich nicht! Doch es gefällt mir hier nicht.", meinte er und drehte sich wieder zu dem Raum voller Menschen.

Der Barkeeper setzte mir das Glas mit der Bernsteinfarbenden Flüssigkeit vor die Nase und ich bedankte mich knapp. "Das ist doch nicht dein Ernst!", sagte Dean aufgebracht und ich nahm nippend den ersten Schluck. Ziemlich gut, für so eine heruntergekommene Schabrake.
Wütend durchbohrte er den Mann hinter der Theke mit blicken, den dieser nur unbeeindruckt erwiderte.

"Sie ist noch minderjährig!", rief er ihm aufgebracht entgegen und ich seufzte. Was soll denn das jetzt? Und ich war spießig? Der Barkeeper sah abwechselnd zu mir und wieder zu Dean, während er weiter das Glas polierte. Dann zuckte er mit den Schultern. "So lange sie zahlt is' mir das egal.", brummte er und ging zum anderen Ende der Theke. Ich lachte auf, während Dean wütend schnaubte. Ich wusste wirklich nicht warum ihn das so störte.

Ich wollte gerade einen weitern Schluck trinken, als mit das Glas aus der Hand gerissen wurde. Wütend funkelte ich ihn an. "Was soll das?", rief ich und versuchte das Glas zurück bekommen, kam aber nicht ran. Ergeben seufzend gab ich auf und verschränkte die Arme.

"Du wirst dich sicher nicht betrinken!", meinte er todernst.
Ich legte sauer meine Stirn in Falten. Seit wann ging ihn an, was ich mache?
"Wer bist du? Mein Vater?"
Er spannte sich an.
"Nein. Doch ich habe keine Lust das du mir nacher ins Auto kotzt!"
Gutes Argument. Ich kaufte es ihm nur nicht ab.

Ich lehnte mich gefährlich nah nach vorne, so das unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter von einander von einander entfernt waren. Ich spürte seinen Atem auf meinen Wangen, und für den  Bruchteil einer Sekunde dachte ich, das sein Blick auf meine Lippen huschte. Doch das hatte ich mir wahrscheinlich nur eingebildet. Aufeinmal legte sich eine seltsame Atmosphäre um uns, als ich tief in seine grauen Augen sah. Ich blinzelte und ignorierte das seltsame Gefühl in meinem Bauch.

"Ist der Hauptcharakter etwa zu langweilig, für ein bisschen Spaß?", hauchte ich provozierend und bevor er etwas erwiedern konnte, schnappte ich das Glas aus seiner Hand und sprang vom Barhocker.

Ich spürte seinen Blick in meinen Rücken, als ich mit wackelnden Hüften und einem teuflischen Grinsen auf die Jukebox zusteuerte.

Shattered Where stories live. Discover now