40| Erdnussbutter

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Lie To Me ~ 5SoS

Reyna

Ich löffelte die Erdnussbutter direkt aus dem Glas. Das Zeug pappte meinen Mund zusammen, doch das war mir egal. Ich genoss den Geschmack. Ich hörte wie das Gepäck hineingetragen wurde und lehnte mich an die Theke der modernen Küche.

Meine Laune sackte augenblicklich zusammen, als Elijah die Küche betrat. Er hatte seine Haare zu einem Pferdeschwanz zurück gebunden und hatte diesen strengen Blick drauf. Ich unterdrückte ein seufztend und stellte das Glas auf den Tisch. Skeptisch ließ er seinen Blick zwischen mir und der Erdnussbutter hin und her wandern.

"Frustessen?", fragte er und ich zog die Schublade auf. Auffordernd hielt ich ihm einen Löffel hin. Zwei Sekunden später lehnten wie beide gegen die Theke und löffelten Erdnussbutter direkt aus dem Glas.

Ich hatte Elijah vermisst.

Ich warf ihm von unten einen Blick zu. Er sah auch fertig aus, woran ich nicht ganz unschuldig war. Seit ich denken konnte, trieb ich die beiden in den Wahnsinn. Hin und wieder gingen meine Scherze zu weit, doch das was ich jetzt abgezogen hatte, war kein Scherz. Es war ernst. Und damit hatte ich dem Beta wahrscheinlich viel abverlangt. Ich wollte gar nicht wissen, wie sich  Cassian in meiner Abwesenheit verhalten hatte.

Er stupste mich mit der Schulter an und ich sah zu ihm auf. Er lächelte schwach zu mir runter.
"Jetzt wird alles wieder gut."
Überrascht sah ich ihn an. Eigentlich hatte ich mit einer Standpauke gerechnet. Von der Tatsache mal abgesehen, das nicht alles wieder gut werden würde. "Das heißt du bist nicht sauer?", fragte ich vorsichtig. Ich wusste das ich Mist gebaut hatte, doch ich hoffte das Elijah es verstehen würde. Er muss einfach!

Er fokussierte einen Punkt an der Wand, "Am Anfang war ich aufgebracht, doch ich hab verstanden warum du gegangen bist. Es tut mir leid Rey. Ich hätte irgendwas tun müssen. Mich mehr für dich eins-"
"Elijah.", unterbrach ich ihn. Ich wollte ihm nie weh tun. Er hatte nie etwas falsch gemacht. Er sah zu mir runter und ich lächelte ihn an. "Du hast alles getan was du konntest, ich wäre so oder so gegangen."

"Doch jetzt hat sich alles geändert.", sagte Elijah. Ich sah ihm an, das auch ihn Lucy's auftauchen voll aus der Bahn geworfen hat. Es hat tatsächlich alles geändert. Was jetzt auf uns zu kam, war ungewiss.

"War es sehr schlimm?", fragte ich.
Elijah wusste was ich meinte, den er versteifte sich kaum merklich.
"Du kennst deinen Bruder. Er war die meiste Zeit im Wald und wenn er da war, war er ein Nervenbündel. Die Angestellten mussten sich von ihm verhalten."
Ich hielt die Luft an. Das war alles meine Schuld.

"Aber", er hielt inne und spähte zum Flur, wo die Soldaten vor wenigen Minuten das Gepäck abgestellt hatten, "Ich konnte ihn beruhigen, sobald Dean uns Bericht erstattete."
Ich biss die Zähne zusammen und wandte den Blick ab. Elijah musterte mich, "Ist ... Ist irgendwas passiert? Zwischen euch beiden?"
Die Frage warf mich aus der Bahn. War denn was passiert, zwischen uns? Es gab Momente in denen ich ja gesagt hätte. Momente, in denen ich dachte das Dean ein Freund war. Doch da wusste ich nicht, das es alles nur gespielt war.

Und das schlimmste an der Sache war, das ich niemanden richtig böse sein konnte. Dean hat nur Befehle ausgeführt, Elijah hat alles getan um meinen Bruder zu beruhigen und Cassian...
Er hat sich einfach nur Sorgen um mich gemacht. Dennoch haben sie mich alle belogen.

"Nein", antwortete ich auf Elijah's Frage, "Ich war nur mal wieder zu naiv."
Elijah senkte den Blick, "Rey-"
"Wie geht's jetzt weiter?", fragte ich nur um das Thema zu wechseln.
Ich nahm erneut den Löffel in die Hand.

Der Beta fuhr sich über das Gesicht.
"Wir bleiben die Nacht hier. Cassian will mit Lucy morgen zu einem Doktor, wegen der ganzen Gedächnisverlust-Sache."
Ich nickte und schleckte den Löffel ab.

"Morgen Nachmittag, geht's weiter. Wir sollten vielleicht ein wenig Schalfen. Und vielleicht solltest du mit Lucy - Ich meine Jade - reden?"
Elijah verlagerte das Gewicht.
Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meiner Brust aus. "Ich ... Ich weiß nicht ob ich das schon kann."
Ich Strich mir eine Strähne aus den Augen. "Es ist gerade alles ziemlich viel."

Die Wahrheit war, das ich einfach zu feige bin, mich ihr zu stellen. Denn wenn ich ihr gegenübertrete, würde ich alles aufbrechen, was ich in den letzten Jahren mühsam zu gemauert hatte. Ich wollte nicht in ihre Augen sehen und realisieren, das sie nicht wusste wer ich war. Lucy hat mir so viel bedeutet und jetzt war sie wieder hier! Doch sie wusste nicht einmal wer ich war. Ich brauchte einfach noch ein bisschen Zeit.

Elijah Strich mir über den Hinterkopf, so wie er es immer gemacht hat als wir noch Kinder waren. "Ich verstehe.", meinte er leise und ich schloss die Augen.

Die Stille legte sich über uns, wie ein Schleier und ich genoss seine Gesellschaft. Es kam mir vor als hätte ich ihn in den letzten zwei Jahren kaum gesehen, obwohl er immer da war. Wir hatten uns außeinander gelebt.

"Was weißt du über diesen Quinn Montgomery?", fragte er mich plötzlich. Ich rieb mir nachdenklich über die Stirn. Über Quinn?
"Nach dem Dean ... verletzt wurde, war ich im Krankenhaus. Quinn hat mir geholfen. Ich hab ihm alles erzählt. Er ist in Ordnung."
Elijah verzog das Gesicht.

"Wurdest du verletzt? Bei dem Angriff?"
Nein, dazu kam es nicht. Denn Dean hatte mich zu Boden gerungen, bevor sie mich erwischte. Die Kugel, die seine Schulter traf, war für mich bestimmt gewesen. "Abgesehen von ein paar blauen Felcken, bin ich unverletzt.", ich holte tief Luft.

"Was passiert jetzt mit Quinn?"
Ich wollte nicht, das er in Schwierigkeiten gerät, nur weil er mir geholfen hatte. Elijah's Blick wurde seltsam und ich begann etwas zu realisieren. "Das hängt allein von ihn ab. Vom jetzigen Stand abgesehen, würde ich ihn als eine Gefahr ein-"
"Er gefällt dir, nicht wahr?", unterbrach ich ihn grinsend.

Während der Situation in seiner Wohnung, war mir Elijah's seltsames Verhalten bereits aufgefallen. Als Quinn aufgetaucht war, stand er aufeinmal völlig neben sich. Und das passierte bei Elijah so gut wie ... nie!
Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, wie ich seine Reaktionen ein zu schätzen hatte. Und die einzige, für mich logische, Erklärung für seine Blicke und seine versteifte Art, war ... das Quinn ihm gefällt!

Am liebsten wäre ich quietschend auf und ab gesprungen. Es war nur eine sehr wage Theorie, aber wenn sie stimmte...

Elijah hatte in den letzten Jahren kaum romantische Beziehungen.  Eigentlich gar keine. Denn meist waren seine Beziehungen kurz und eher sexueller Natur. Ich kann mich nicht daran erinnern, ihn jemals verliebt gesehen zu haben. Die meisten sahen ihn als gefühllosen Eisklotz. Dabei war er der größte Teddybär! Ich würde es ihm so wünschen...

Elijah schien zu erstarren. Seine Miene wurde emotionslos und ein Muskel an seinem Kiefer zuckte.
"Nein. Er gefällt mir nicht, Rey. Er ist eine Gefahr und ich werde ihm im Auge behalten.", seine Stimme war eisig. Dennoch wurde mein grisnen breiter. "Natürlich wirst du das."

Er seufzte frustriert auf.
"Ruh dich aus Reyna. Morgen wird ein langer Tag."
Damit ließ er mich in der Küche allein. Grinsend starrte ich ihm hinterher, obwohl er schon längst außer Sichtweite war.

Ich schloss das Erdnussbutter Glas. Ich hatte keine Ahnung was uns in der Zukunft erwarten würde, doch es würde verdammt intressant werden.

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