117| Chance

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Quinn

Er küsste mich.
Als Elijah seine Lippen auf meine legte, war es als würde die Wut aus meinem Körper weichen. Generell fühlte es sich an, als würde sich jeder Gedanke in meinem Kopf in Rauch auf lösen. Ich spürte nur noch ... ihn.
Obwohl wir uns bereits geküsst hatten, fühlte sich dieser anders an.

Intimer. Als würde ich zum ersten mal wirklich ihn küssen. Und obwohl ich ihn von mir schubsen und beschimpfen sollte, konnte ich gar nicht anders, als mich an ihn zu schmiegen. Seine Hände wanderten zu meiner Hüfte und er zog mich noch näher zu sich.

Das kleine Kribbeln, das ich immer in seiner Gegenwart spürte wurde stärker. Wie Strom raste es durch meine Adern und ich würde mich nicht wundern, wenn sich gleich die in Luft auflösen wurde. Das Gefühl war allgegenwärtig  und nahm mir langsam die Luft zum Atmen.

Es gab nur noch ihn.
Es war wie die Antwort auf eine Frage, die ich mir schon seit meiner Kindheit stellte. Geschockt riss ich die Augen auf, als mir plötzlich ein Gedanke durch den Kopf schoss. Nur ein Wort, doch es reichte aus um mir den Boden unter den Füßen Weg zu reißen.

Mate.

Nein. Panisch stieß ich ihn von mir und taumelte ein paar Schritte zurück. Ich keuchte als ich mir immer wieder über mein Gesicht fuhr. Das konnte nicht sein. Nicht er.

Doch es machte Sinn. Die Neugier die ich seit dem ersten Tag für ihn empfand. Das Komische Gefühl der Ruhe, das seine Gegenwart mit sich brachte. Das Gefühl wenn er mich anssah. Die Tatsache das ich ihn beruhigen konnte. Es war die ganze Zeit so deutlich vor mir gewesen.

Ich zwang mich ruhig zu atmen und sah ihm wieder in die Augen. Elijah stand da, mit diesem besorgten Blick in seinen Augen, als hätte sich nicht gerade meine ganze Welt um 180° gedreht! Ein erschreckende Frage schoss mir durch den Kopf. Wusste er es?

Elijah kam auf mich zu, diesesmal wich ich nicht zurück. Diesesmal richtete ich mich auf und reckte mein Kinn. Als er meinen Blick sah, hielt er inne. "Was ist los?"

Ich lachte kalt auf. "Du weit es schon, hab ich recht?", fragte ich emotionslos. Natürlich tat er es. Er war der Beta. Er wusste von was ich redete. Er wich meinen Blick aus und ich taumelte erneut zurück. Das war Antwort genug.

"Seit wann?"
"Schon immer."
Enttäuscht sah ich weg. So lange. So viele Tage, die er mich in Unwissenheit gelassen hatte. Die Frage war nur warum? Warum hat er geschwiegen? War ich ihm nicht gut genug? Nicht das was er erwartet hatte?

Ich war am Boden zerstört. Noch nie in meinem Leben, habe ich mich so gedemütigt gefühlt. "Du wusstest also, das du mein Mate bist und hast nichts getan? Du hast mich in eine Zelle gesperrt, zugelassen das Cassian mich zum Training verdonnert, zugesehen wie David mich vor deinen Augen verprügelt und mich dann auch noch für eine Nacht ausgenutzt?"

Das Universum musste mich hassen. All die Jahre wollte ich doch nur jemanden, dem ich was bedeutete. Und sie gaben mir den Wolf, dem ich nicht egaler sein konnte.

Als ich Elijah an sah, wurde es nur noch schlimmer. Denn ein Ausdruck von Schmerz und Schuld zeichnete sein sonst so kaltes Gesicht.

"Es tut mir leid.", sagte er und ich schnappte nach Luft. Er hat sich noch nie für irgend etwas entschuldigt. Er trat auf mich zu und ich ließ es zu, als er mir seine, vom Waffen schwingen, raue Hand an die Wange legte. Ich versuchte das warme Kribbeln, das seine Berührung auslöste, zu ignorieren, doch ich schaffte es nicht.

Mir stiegen die Tränen in die Augen. Ich wollte ihn anschreien, ihn schlagen. Doch ein anderer Teil wollte ihn nur anmich ziehen und ihn küssen. "Es tut mir so leid, Quinn."
Ich schloss die Augen und spürte wie mir eine Träne über die Wange lief.

"Ich hatte nur so furchtbare Angst.", flüsterte er und die Wut zerplatzte wie eine Seifenblasen. Ja, er war ein Arsch. Doch er war auch der jenige, der zu mir gekommen ist nach dem Kampf. Dessen Lächeln mich fast umgehauen hat. Der mich nicht aufgegeben hat, egal wie oft ich auf der Matte gelandet bin. Der mich beruhigt hatte, als ich dachte ich würde sterben.

Sein Daumen wischte mir sanft die Träne von der Wange, während ich seinen warmen Atem spürte. "Ich weiß ich habe es wahrscheinlich schon versaut, doch ich will das du weißt das ich nie nur was einmaliges wollte."
Er legte seine Stirn an meine und ich hörte auf zu atmen. "Ich wollte immer nur dich. Schon immer."
Ich schluchzte auf.

Ich wollte doch auch immer nur ihn.
"Ich weiß das ich nicht wirklich... perfekt bin. Aber wenn du mir eine Chance gibst-"
Ich legte meine Hand in seinen Nacken und zog ihn zu mir hinunter.  Ich legte sachte meine Lippen auf seine. Es war nicht mal ein richtiger Kuss, doch es war eine Antwort.

Wir hatten einen schweren Start, doch ich würde ihn jetzt ganz sicher nicht mehr gehen lassen. Es war Elijah. Der dämliche Beta, der Angst vor seinen Gefühlen hatte und nur selten lächelte. Doch er war mein Elijah. Mein Stinkstiefel.

Dennoch musste ich etwas klar stellen. Ich zog meine Lippen zurück und sah wie er lächelte.

"Aber ich warne dich. Tu mir nochmal weh und ich reiß dir das Herz raus."

Shattered Where stories live. Discover now