Chapter 161

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-SICHT MIRA-
Wahrscheinlich hat Wincent Recht, dass das alles mit dem Stress der letzten Monate zusammenhängt. Ich muss einfach mal wieder abschalten.
Die Sache mit Reiner hat mich kurzzeitig echt aus der Bahn geworfen. Irgendwie bin ich aber wirklich froh, die zweimal da gewesen zu sein. Es fühlt sich richtig an, dass wir uns nochmal etwas ausgesprochen haben. Irgendwie bedeutet es mir auch etwas, dass Reiner mit Wincent mehr als einverstanden war. Ich meine, selbst wenn er es nicht gewesen wäre, wäre mir das recht egal gewesen, aber... Keine Ahnung man.
Mal sehen, Sven meinte, dass er versucht Max zu erreichen, aber ob der Sturkopf rangeht ist die andere Sache.
In einer Stunde sitze ich schon im Zug nach Köln. Ich freu mich schon auf die nächsten Tage. Keine Arbeit und kaum Stress. Jetzt liege ich aber noch in Wincents Armen und geniesse seine Nähe. Er schläft noch und so spüre ich an meinem Rücken, wie sein Brustkorb sich gleichmässig hebt und senkt und sein warmer Atem an meinem Hals abprallt.
Ich angle mir mein Handy vom Nachttisch und schaue auf Social Media vorbei.
"Guten Morgen" nuschelt Wincent dann in meine Haare und zieht mich fester in seine Arme.
"Guten Morgen" kichere ich leicht, drehe mich um und scrolle weiter durch Insta.
"Was ist da denn interessanter als ich?"
"Wer sagt, dass da überhaupt was interessanter ist?" grinse ich hoch und lege mein Handy weg.
"Besser" raunt er und schon liegen seine Lippen auf meinen.
Immer wieder hauchen wir uns kleine Küsse auf die Lippen, was Wincent irgendwann anscheinend nicht mehr ganz reicht. Er lenkt die ganze Sache immer mehr in Richtung Knutscherei.
"Wincent, ich würde echt gerne weiter gehen..."
"Aber?" knurrt er.
"Wir müssen hier demnächst auschecken und ich muss zum Bahnhof. Und du übrigens nach Berlin."
"Dann geh dich mal fertigmachen. Ich brauch noch ne Minute... Oder auch zwei oder drei."
Ich gebe ihm noch einen kurzen Kuss, bevor ich aufstehe und mit meinen Klamotten ins Bad gehe. Da ich keine grosse Lust auf ein spektakuläres Make-up habe, mache ich nur das Nötigste und ziehe mir dann die dunkelblaue Jeans und den schwarzen Hoodie an. Meine Haare binde ich mir zu einem Pferdeschwanz nach oben und packe dann den Rest im Badezimmer zusammen.
Wincent hat sich anscheinend recht schnell wieder beruhigt und sitzt gerade auf dem Bett, als ich zurück ins Zimmer komme. Ich packe meine Sachen ein und krabble dann nochmal zu Wincent.
"Ich bring dich doch noch zum Bahnhof" lacht er leicht und steckt sein Handy in die Hosentasche.
Wincent zieht mich rum auf seinen Schoss und schaut dann zu mir hoch.
"Ist nicht mehr lange, dann haben wir wieder mehr Zeit."
"Ja" murmle ich und kuschle mich an Wincent ran.
"Hab du morgen und die nächsten Tage Spass und sag mir, was ihr jetzt gemacht habt."
"Mach ich."
"Dann lass uns mal runtergehen."
Wir schnappen uns also unsere Sachen und gehen runter, wo ich auschecke.
Wincent fährt mich die paar Strassen zum Bahnhof und geht dann noch mit mir zum Gleis.
"Bis Mittwoch" lächelt er und zieht mich in seine Arme.
"Bis Mittwoch" lächle ich hoch und strecke mich etwas nach oben, um meine Lippen auf seine zu legen.
Wincent erwidert meinen Kuss kurz und dann fährt auch schon mein Zug ein.
Ich schnappe mir meine Sachen und suche im Zug dann einen freien PlatzPlatz. Den Koffer verstaue ich noch so, dass ich ihn gut im Blick habe und setze mich auf einen der Vierer, wo gerade noch Platz ist. Neben mich stelle ich meine Handtasche und krame meine Kopfhörer hervor. Die nächsten vier Stunden kann ich jetzt entspannen und abschalten. Somit bin ich dann gegen 15 Uhr, wenn alles glatt läuft, in Köln am Hauptbahnhof. Dort holt Lukas mich dann ab und wir fahren erstmal zu ihm in die Wohnung.
Ich schaue einfach aus dem Fenster, während wir gerade den nächsten Bahnhof in Hamburg anfahren.
Einige in meinem Abteil steigen hier aus und andere steigen ein, was ich gar nicht gross beachte. Als ich dann aber aus dem Augenwinkel bemerke, wie jemand einfach im Gang steht und mich anschaut, schau ich zu dieser Person und ein Schmunzeln schleicht sich in mein Gesicht. Ich nehme meine Kopfhörer raus und sehe die beiden abwartend an.
"Ist hier noch frei?" fragt Simon mich grinsend und ich nicke lachend.
Natürlich wirft Mara sich sofort auf den Platz neben mir und ihr Bruder setzt sich mir gegenüber.
Simon war früher auch in meiner Klasse, kam aber erst in der elften dazu. Mara ist seine kleine Schwester und ich muss schon sagen, echt gross geworden.
"Was macht ihr denn hier?"
"Wir waren gestern beim Weihnachtskonzert" grinst die inzwischen 15-jährige.
"Hä? Echt? Da war ich auch. Warum hast du mir nicht geschrieben?" richte ich mich an Simon.
"Woher soll ich denn wissen, dass du da bist?"
"Wincent?"
"Boah, ich achte doch nicht drauf, wer da Act ist. Ich bin da auch nur für Mara hin, weil sie unbedingt wollte und Glück hat, dass ihr großer Bruder hier studiert."
"Du hast also keine Schule grade" richte ich mich an sie.
"Jein... Wir haben heute frei, weil Weihnachtsschulfest ist und wir mit der Klasse erst am Abend was machen."
"Boah, wir hatten es früher nicht so einfach" lache ich leicht in Simons Richtung.
"Hm... Wenn du wüsstest. Die bekommen ihr Abi gefühlt angedreht."
"Hey! Ausserdem bin ich erstmal neunte!"
"Das ist doch gar nicht der Punkt. Wi-"
"Simi... Du bist 24, keine Moralapostel."
"Ich werd bald 25."
"Mir egal. Du gibst mir keine grossen Lebensweisheiten."
"Ich studiere wenigstens."
"Und? Wie läuft es da?" lächle ich.
"Bin in meinem letzten Semester. Ab nächstes Jahr kann mich der Frechdachs hier gerne mit Doktor ansprechen."
"Genau" zeigt Mara ihm den Vogel "und wovon träumst du nachts?"
"War kein Witz, Mademoiselle. Du kommst mir bitte mal nicht allzu frech. Erinnere dich mal, wer mit dir hier zu dem Konzert ist. Und wer fährt mit dir zu dieser komischen Convention da nächstes Jahr? Wie sieht's mit deinem Konzert nächstes Jahr aus?"
"Ja, okay. Bist nen toller Bruder."
"Bitte, geht doch... Und bei dir? Hab gehört, du bist verheiratet und wohnst an der Ostsee."
"Jap, seit etwas mehr als zwei Monaten verheiratet."
"Cool! Und jetzt zum Klassentreffen?"
"Hm... Weisst du, was Lotta geplant hat?"
"Nope, aber Lukas doch."
"Wie jetzt? Warum hat der mir nichts erzählt?"
"Vergiss es mal, ich kann mich auch verhört haben."
"Bei was?"
"Vergiss es einfach."
"Simon?"

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