Chapter 16

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"Geht's wieder?" schmunzle ich, als Mira sich wieder etwas beruhigt hat und streichle ihr über den Rücken.
"Ja, keine Ahnung, was das grade war."
"Na gut" ergreift Amelie dann wieder das Wort "Ich nehme mal an, Sie sind Herr Brazek?"
"Genau, aber ruhig einfach Martin" lächelt der Mann "Und meine Schützlinge, das sind Paul, Jeremy, Mika und Jonas" stellt er uns die vier Jungs vor.
Auch wir stellen uns nochmal vor, wobei Mira etwas abwesend ist.
"Weiter im Programm" hat sie sich dann aber recht schnell wieder gefangen "Die nächsten paar Tage werden wir erstmal hauptsächlich die Organisation besprechen. Ideen für die Show sammeln und gucken, was alles geht. Als Support spielt ihr fünf Songs. Habt ihr da schon nen Plan, welche?"
"Ja" antwortet Jonas ziemlich distanziert und kühl.
Das kann ja lustig werden.
"Okay" kommt es weiter von Amelie "Würdet ihr die mal für uns so spielen, damit wir mal schauen einfach?"
"Klar" lächelt Martin.
"Ich würd dann währenddessen nochmal schnell telefonieren gehen" meint Mira und verschwindet auch ziemlich schnell.
Heute Abend gibt es definitiv nochmal Redebedarf.
"Hast du ne Ahnung, was los ist?" fragt Amelie mich, während die Jungs sich gerade auf der provisorischen Bühne bereitmachen.
"Ne, aber das werd ich definitiv dann mal unter vier Augen ansprechen."
"Ja... Vorhin war sie ja eigentlich auch ziemlich entspannt und locker. Wie immer halt."
Ich wünschte, ich könnte sie jetzt sofort zur Rede stellen, nur muss ich ja jetzt mir erstmal die Jungs anhören.
"Können wir?" fragt Jonas durchs Mikro.
Als von den Technikern dann auch das Okay kommt, beginnen sie.
Die Songs klingen echt gut. Sie singen auf deutsch, wobei Jonas Sänger ist und Gitarre spielt, Mika den Bass, Jeremy Keyboard und Paul Schlagzeug spielt. Schlecht ist aber definitiv was anderes.
Als sie dann fertig sind, setzen wir uns alle erstmal.
"Die Songs sind echt gut, wer schreibt sie bei euch?" fragt Manni.
Grade kommt auch Mira wieder rein und setzt sich hinter mir auf die Lehne vom Sofa.
"Jonas hier" antwortet Jeremy "Sänger und Songwriter."
"Respekt auf jeden Fall. Die sind echt gut" lächle ich ihn an.
"Kennst du ja, ich schreib auf, was ich fühle."
Ok, was hab ich ihm getan, dass er so abweisend ist?
"Stimmt, kenn ich."
"Wie bist du auf den dritten Song gekommen? 'Will dich vergessen' heisst der, glaub ich. Klingt schon ziemlich persönlich" fragt Manu.
"Ja, sehr persönlich. Es gibt da eine Person, die ich am liebsten auf den Mond schiessen würde, aber irgendwie kann ich sie auch nicht vergessen."
Man bin ich froh, eine glückliche Beziehung zu führen.
"Wie seid ihr als Band zusammengekommen?" fragt Flo.
"Wir kennen uns schon alle ziemlich lange. In der neunten Klasse haben wir dann unsere Leidenschaft für die Musik entdeckt" antwortet Mika.
"Aber zur Musikschule wurden wir alle schon recht zeitig geschickt" meint Paul.
"Nur haben wir alle nie geübt" lacht Jeremy.
"Auf jeden Fall hat mein Vater hier das alles ein bisschen gemanagt" meint Jonas.
"Und dann ging das bei euch direkt mit Auftritten und so los?" hakt Manu nach.
"Um Gottes Willen, nein" lacht Martin "Die Jungs sind da ja auch noch zur Schule gegangen. Mir war wichtig, dass sie nicht den Spass an der Musik verlieren."
"War alles ziemlich ungezwungen. Wir hatten in der Schule zu Festen ein paar kleine Auftritte, wo wir unsere eigenen Songs gespielt haben" meint Jonas.
"Schülerband?" fragt Benni.
"Joa, kann man so sagen" meint Jeremy.
"Nach dem Abi haben wir uns dann auch weitestgehend selbstständig damit gemacht" kommt es von Paul "Und Nebenjobs eben noch."
"Das typische eben" lache ich leicht.

Mira sitzt noch bei uns im Arbeitszimmer, während ich noch auf dem Sofa sitze und Mails sortiere, lese und beantworte. Ich wollte eigentlich schon längst mal mit meiner Verlobten gesprochen haben, nur macht die irgendwie komplett dicht. Seit heute Mittag ist sie ruhig und distanziert zu allem. Okay, Scheiss drauf. Auch wenn Mira jetzt bestimmt nicht reden wird, muss ich es jetzt einfach versuchen. In den letzten Monaten ist es doch jetzt auch schon viel besser geworden. Mira spricht mit mir, wenn sie Probleme hat. Warum also, kommt sie jetzt nicht auch zu mir?
Ich klappe mein MacBook zu und gehe ins Arbeitszimmer. Mira sitzt am Schreibtisch und ist komplett auf ihren Laptop konzentriert.
"Schatz?"
"Bin gleich fertig."
Okay, WOW! Sie dreht sich nicht einmal um, sondern schaut einfach weiter auf ihren Laptop. Ich stelle mich hinter sie und beginne, sie leicht zu massieren. Ihr Nacken ist komplett verspannt.
"Warum bist du so verspannt? Es hat grade mal alles angefangen."
"Keine Ahnung, heute war ja auch eigentlich ganz chillig."
"Mach jetzt einfach mal Schluss und geh ins Bett."
"Das will ich aber noch fertig bekommen."
"Süsse, es ist jetzt kurz nach zwölf. Morgen müssen wir auch wieder recht zeitig da sein. Du machst jetzt Schluss und das sag ich nicht nur als dein Freund, sondern auch ein klein bisschen als Chef, der dich morgen fit haben will."
"Wincent, mir geht es gut. Ich will das fertig machen."
"Das kannst du morgen auch noch."
"Jetzt bin ich aber grade drin."
Sie tippt weiter. Leider kann man sie echt nicht vom Weg abbringen, wenn sie so drauf ist.
Ich drücke ihr einen Kuss auf den Kopf und gehe nochmal im Bad unter die Dusche.
Als Chef freu ich mich, fleissige Bienchen als Mitarbeiter zu haben, aber vor allem als Freund sorge ich mich dann immer. Mira ist aber eben so und deswegen muss ich aufpassen, dass das nicht zu schlimm wird. Ich bin gerade also einfach nur froh, als Chef und Freund ein Auge drauf zu haben.
Als ich fertig bin und mir eine frische Boxershorts angezogen habe, gehe ich nochmal ins Arbeitszimmer, wo Mira immer noch sitzt und schreibt.
"In genau einer Minute klappe ich den Laptop zu und schleife dich ins Bett."
"Wincent!"
"Nope, du kennst mich, ich mach das wirklich."
"Schatz, das ist nicht lustig. Ich will das fertig bekommen."
"Ich ruf mal kurz deinen Chef an und frag, ob er es schlimm findet, wenn es noch nicht genau jetzt fertig ist... Herr Weiss?... Ja genau, Weiss hier. Der Freund von Frau Reuter... Ja... Wäre es sehr schlimm, wenn ihre so geschätzte und wichtige Mitarbeiterin jetzt schlafen geht und morgen, oder eher gesagt nachher, gut gelaunt und fit zur Arbeit erscheint?... Ja, das hab ich mir schon gedacht... Ja, lassen Sie mich noch sagen, dass Sie ein wirklich toller Chef sind und ich bringe Mira jetzt ins Bett... Ja, gute Nacht auch... Also, ab ins Bett, Madame."
"Du bist unglaublich" lacht sie.
Sie schliesst den Laptop und fällt schon fasst ins Bett.

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