Chapter 114

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Meine Nervosität steigt mit jeder Sekunde mehr ins Unermessliche. Mein Herz schlägt mir beinahe aus der Brust. Das merkt denke auch Lena. Während die anderen sich schon wieder auf den Weg nach unten zu Max machen, bleibt sie mit mir oben, um mir in mein Kleid zu helfen.
"Sehr nervös?" lächelt sie leicht.
"Ziemlich offensichtlich, oder?"
"Ja, sehr" lacht sie "Du siehst wunderschön aus."
Ich atme einmal tief durch, bevor ich mir die Strickjacke und Jogginghose ausziehe und mir von Lena in mein Kleid helfen lasse.
"Hey, was ist los? Du bist so aufgeregt. Klar, es ist deine Hochzeit, aber du bekommst hier ja schon fast eine Panikattacke."
"Was, wenn ich das nicht hinbekomme?"
"Wie meinst du das?"
Seufzend lasse ich mich in meinem halb offenen Kleid aufs Bett fallen. Lena setzt sich
neben mich und nimmt mich in den Arm.
"Was, wenn ich das alles nicht schaffe? Ich liebe Wincent, das steht ausser Frage, aber was ist, wenn ich das alles nicht schaffe?"
"Mira, Süsse, du hast so viel geschafft. Ich habe dich doch damals gesehen, wo es dir so schlecht ging, und dann erstmal eine ganze Zeit lang nur vereinzelt. Ich habe da immer gemerkt, dass es dir nicht so hundert Prozent gut geht. Da warst du mit Felix zusammen. Dann hat es erstmal eine ganze Zeit gedauert, bis wir beide uns wiedergesehen haben. Als Max und ich wieder immer mehr Kontakt hatten und uns schliesslich noch eine Chance gegeben haben, habe ich nicht nur meine grosse Liebe wiederbekommen, sondern auch meine kleine Schwester. Wie auch immer, Max hat mir erzählt, dass du dich wieder verliebt hast und wie stolz er ist, dass du wahrscheinlich endlich mal einen vernünftigen Typen mitgebracht hast. Als wir uns dann endlich mal wieder richtig gesehen haben, habe ich sofort verstanden, was Max gemeint hat. Wincent hat dein Strahlen zurückgebracht. Ich habe dich selbst vor Kathrin und Moritz' Tod nicht so glücklich erlebt, wie du es mit Wincent bist. Ich meine, durch ihn redest du, wenn du ein Problem hast. Das hast du nie getan und ich bin froh, dass du es nun tust. Wincent hat dir die Kraft gegeben, die du immer gebraucht hast. Als ich euch beide das erste Mal zusammen erlebt habe, als ich Wincent kennengelernt habe, ist mir eines sofort aufgefallen. Ihr beide versteht euch ohne Worte... Ich habe gesehen, wie er dich anschaut und wie du ihn anschaust. Das muss auch Max von Anfang an gesehen haben. Sein Blick auf dir. Das hat ihn davon überzeugt, dass er Wincent vertrauen kann. Er schaut dich mit so unglaublich viel Liebe und Vertrauen in den Augen an. Er würde alles tun, nur damit es dir gut geht. Also reiss dich jetzt zusammen und heirate diesen Mann. Einen besseren gibt es für dich nicht."
Bei ihren letzten zwei Sätzen wird sie dann schon ziemlich streng, lacht aber gleich wieder. Auch ich kann wieder lachen, obwohl meine Nervosität nur ein wenig besser geworden ist.
Wir stehen wieder auf und richten mein Kleid wieder etwas, bevor Lena es mir fertig zumacht. Zum Schluss macht sie mir noch den Schleier in die Haare. Ich streiche mir nochmal über mein Kleid und gehe dann zum Spiegel, um mich zu betrachten.
"Bin das wirklich ich?" lache ich leicht.
"Ja, das bist du" lächelt Lena verträumt "Sollen wir dich mal den anderen präsentieren?"
Wir gehen also langsam und etwas umständlich nach unten und ich betrete den Wohnbereich, wo gerade alle auf dem Sofa sitzen. Sofort stehen sie auf und ich sehe ein paar Tränen in den Augen meines Bruders.
"Du siehst gar nicht mal so albern aus" macht er dann den Starken.
"Kann mein nerviger Bruder nicht einfach sagen "Du siehst toll aus"? Wär doch mal eine schöne Abwechslung."
"Du siehst unglaublich toll aus" lächelt er und schliesst mich in seine Arme.
Die anderen machen sich dann schon kurz vor uns auf den Weg.
"Wir haben noch was kleines für dich" lächelt Max mich an.
Er stellt sich hinter mich und legt mir eine zierliche Kette um den Hals. Im Flur stelle ich mich vor den Spiegel und halte gleich nochmal die Luft an. Es ist die Kette, die Moritz Mama zur Hochzeit geschenkt hat.
"Somit führe nicht nur ich dich nach vorne, sondern auch Mama und Moritz."
"Danke" lächle ich und drücke ihn nochmal feste.
Lena schnappt sich meine Blumen und ihre Tasche, während ich mir mein Handy nehme. Ziemlich umständlich verfrachten wir mich dann auf den Rücksitz von Max' Auto. Lena gibt mir meine Blumen und schliesst dann die Autotür.

Die ganze Fahrt über schaue ich aus dem Fenster. Als wir dann in einen Wald fahren, bin ich aber komplett raus, bis Max parkt und wir aussteigen. Ich sehe schon von weitem, wie alles mit Blumen, Lichterketten und Fackeln geschmückt ist. Durch die Bäume kann ich auch Wincent wage erkennen, wie er sich gerade noch mit Marco unterhält.
Mein Handy gebe ich Lena und sie geht vor. Ich hake mich bei Max ein und wir folgen ihr etwas langsamer.
"Bereit? Noch kannst du zurück" schmunzelt Max mich an, bevor wir in das Sichtfeld der anderen treten.
"Ich bin bereit."
"Ich bin wahnsinnig stolz auf dich und Mama und Moritz, Papa, auch."
"Ich hab immer davon geträumt, das er mich zu meiner Hochzeit nach vorne bringt."
"Ich weiss... Ich hoffe, mit mir bist du auch zufrieden. Ich geb mir sehr viel Mühe, versprochen."
"Mit dir bin ich mehr als zufrieden" lächle ich "Bleib einfach immer bei mir."
"Mich wirst du nicht los, glaub mir... Und Wincent auch nicht."
Er drückt mir noch einen Kuss auf die Schläfen, bevor wir dann in das Sichtfeld der anderen treten. Ich merke, wie ich zittere, aber als ich dann aufblicke und Wincent da vorne so unglaublich entschlossen stehen sehe, denke ich an nichts anderes mehr, als an ihn.
Wincent trägt einen dunkelgrauen Anzug und WOW! Man steht der ihm gut.
Jede Angst, die ich gerade noch verspürt habe, ist jetzt wie weggeblasen.
Vorne bei Wincent angekommen, nickt Max ihm zu und gibt Wincent die Hand, bevor dieser mich kurz in die Arme schliesst. Ich wische ihm die Träne weg und gebe Lena meine Blumen.
Die Rede vom Standesbeamten ist wirklich unglaublich schön.
Wincent hat schon am Anfang nach meiner Hand gegriffen und unsere Hände auf meinem Schoss miteinander verbunden.
"Ich bitte Sie nun aufzustehen" lächelt er dann und so stehen Wincent und ich von unseren Stühlen auf und sehen uns an.
"Ich frage nun Sie, Wincent Weiss, versprechen Sie, die hier anwesende Miriam Sophie Reuter zu lieben und ehren, bis das der Tod Sie scheide, so antworten Sie mit "Ja, ich will.""
"Ja, ich will" strahlt er mich an.
"Dann frage ich jetzt Sie, Miriam Sophie Reuter, wollen Sie den hier anwesend Wincent Weiss lieben und ehren, bis das der Tod Sie scheide, so antworten Sie "Ja, ich will.""
Ich sehe wieder zu Wincent. In seinen Augen sehe ich die selbe Wärme wie damals bei unserem ersten Kuss. Die selbe Liebe. Das selbe Vertrauen.
"Ja, ich will" strahle ich.
"Da Sie beide meine Frage bejaht haben, erklär ich Sie hiermit zu Mann und Frau, Sie dürfen Ihre Braut jetzt küssen."
Das lässt Wincent sich nicht zweimal sagen. Kaum hat der Standesbeamte seinen Satz beendet, liegen seine Lippen auf meinen.
Wir unterschreiben noch die Papiere und stecken uns unsere Ringe an. Somit sind wir jetzt wirklich Mann und Frau. Wir sind verheiratet.

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