Chapter 127

1.7K 45 3
                                    

Heute heisst es Tourauftakt. Lasset den Stress der nächsten Wochen beginnen.
Jetzt geht es in Berlin los und die Nacht fahren wir dann erstmal nach Leipzig.
Während Wincent gerade beim Sport ist, rennen Amelie und ich wie die Irren durch das ganze Gebäude. Zwischendurch gehe ich nur einmal kurz in den Aufenthaltsraum, um meinen Hoodie loszuwerden. Das wird mir echt zu warm mit dem Teil. Ich hab nur kurz Zeit, um den Jungs gleichzeitig auch noch den Plan zu erläutern. Zum Glück verstehen alle auf Anhieb, was ich meine und so kann ich mich dann direkt wieder zum Merch machen, um dort zu helfen.
Irgendwie ist das gerade alles verdammt anstrengend.
Als wir dann mit dem Stand soweit fertig sind, lehnen wir uns alle etwas zurück. Leander und ich haben uns auf einen der Tische gesetzt, während Stefan und Anton sich einfach an die Regale gelehnt haben.
"Na sagt mal, schon erledigt?" gesellt Tim sich dann lachend zu uns.
"Du hast ja einfach nur das Ausräumen kontrolliert, wir mussten das in Empfang nehmen und alles auszählen und herrichten" meint Leander neben mir nur.
"Sieht doch aber ganz gut aus."
"Haha. Solang die Frau vom Chef meint, es geht, geht's!" stellt Anton klar.
"Was meint denn der Chef vom Merch?" richte ich mich an Tim.
"Ich vertrau euch da mal, dass ihr es könnt."
Wir unterhalten uns noch etwas, bis wir zusammen in den Backstage zum Mittag gehen. Auch Amelie schliesst sich uns auf dem Weg an.
"Wie lief es?"
"Beim Merch ist soweit alles fertig" lächle ich "Bei dir?"
"Also der Aufbau ist soweit fertig. Nach dem Mittag kann der Soundcheck gemacht werden."
"Dann würd ich im Büro noch soweit alles regeln."
"Ja und ich beaufsichtige die Jungs."
"Und morgen tauschen wir?"
"Genau" lächelt sie.
Wir klatschen einmal lachend ab und sind dann auch schon beim Buffet angekommen, wo wir uns die Teller vollhauen und uns dann an den Tisch setzen. In dem Moment kommt auch schon ein frisch geduschter Wincent rein und schnappt sich ebenfalls einen Teller mit Essen, bevor er sich mir schräg gegenüber setzt. Ich stopfe einfach alles in mich hinein und lehne mich dann nochmal etwas mit meinem Handy zurück.
»Schaffst du es?«
»Sorry, wir hatten heute schon ziemlich Stress«
»Ihr seid doch erst in einer Woche hier«
»Der Stress wird aber nicht weniger«
»Schade«
»Ausserdem müsste ich erklären, wo ich hingehe«
»Dein Mann ist Chef«
»Ich hatte deswegen schon richtig Stress mit Max und Lukas, das will ich nicht auch noch mit Wincent ausdiskutieren«
»Es ist doch deine Entscheidung«
»Ich mein ja auch nicht, dass er es nicht akzeptieren würde, aber er wäre sicher nicht so glücklich, dass ich es ihm nie erzählt habe«
»Er weiss nichts?«
»Was glaubst du, warum ich mich damals im Krankenhaus im Zimmer verkrochen hab, als er den Tag über da war?«
»Willst du für den Rest der Zeit etwa nur noch vorbeikommen, wenn er mal ohne dich verreist oder so?«
»Ich komme gar nicht mehr«
»WAS?!«
»Ich hab mich entschieden«
»Aber warum?«
»Weil ich meinen Mann nicht anlügen will. Was zum Beispiel, wenn er mal weg ist und ich komme. Dann passiert zuhause irgendwas und dann erfährt er es so?«
»Dann erzähl es ihm!«
»Ich habe eine Entscheidung getroffen«
»Was sag ich Papa und den anderen? Denkst du auch mal daran?«
»Es war nur eine Frage der Zeit, wann ich einsehe, dass das Versteckspiel keinen Sinn mehr hat«
»Meinst du das grad wirklich ernst?«
»Ich kann ihm nicht verzeihen, aber ich bin dankbar, dass ich dadurch jetzt die bin, die ich bin«
»Du meinst das wirklich ernst«
»Ich habe meine Entscheidung getroffen. Bitte akzeptiert das«
»Na schön«
»Danke«
»Aber nur, damit du es weisst...
Die Tür wird dir immer offen stehen. Du tust das für ihn. Du denkst, dass du eine Entscheidung treffen musstest. Deine Wahl dabei war uns allen klar. Natürlich entscheidest du dich für ihn. Er ist deine grosse Liebe. Das weiss nun auch er. Damals war er ihm vielleicht etwas misstrauisch, aber er hat gesehen, wie glücklich du bist.
Sag Bescheid, wenn du doch mal kommen willst«
»Wie meinst du das? Er mag Wincent nicht«
»Das denkst du? Nein, Reiner mag ihn. Anfangs war er nicht begeistert, aber als er das Foto von eurer Hochzeit gesehen hat, was du geschickt hast, war er etwas entspannter«
»Warum kümmert es mich überhaupt? Man, warum kann ich nicht endlich komplett loslassen?«
»Wenn du wirklich loslassen wollen würdest, würden wir nicht noch schreiben«
Ich mache mein Handy aus und schliesse einmal kurz meine Augen.
Warum kümmert es mich noch, wie es Reiner geht? Ich bin aus halber Verzweiflung damals ins Krankenhaus nach Hannover, weil ich aus Berlin rausmusste. Fuck ey! Ich will nicht an den Mist denken.
"Ich geh dann mal ins Büro" lächle ich in die Runde und bringe noch schnell mein Geschirr weg, bevor ich mir wieder meinen Hoodie schnappe und ins Büro gehe.

Während ich komplett in den Text vertieft bin, klopft es an der Tür.
"Herein" meine ich nur etwas abwesend.
"Alles klar bei dir?" nehme ich dann die Stimme meines Mannes wahr, welcher sich langsam hinter mich stellt und anfängt, mich leicht zu massieren.
"Ja, bin hier demnächst durch. Die Pläne für morgen sollten alle stimmen und für die Meet&Greets ist auch alles vorbereitet."
"Ich war eigentlich auf was anderes aus" flüstert er und lässt seine Hände über meine Oberarme streichen.
"Auf was denn?"
"Mit wem hast du vorhin geschrieben? Du hast so bedrückt geschaut."
"War nichts."
"Wenn nichts wär, wärst du nicht ganz so neben der Spur gewesen."
"Ich bin doch nicht neben der Spur" meine ich und drehe mich mit dem Stuhl zu Wincent um.
"Jetzt vielleicht nicht, aber vorhin hast du mit jemandem geschrieben und das hat dich etwas aus der Bahn geworfen. Also, rede."
"Wincent, ich muss arbeiten."
"Hast du nicht grade noch gemeint, dass du soweit hier fertig bist?"
"Die Zettel müssen noch vor zum Merch, ich muss nochmal zu Amelie und dann beginnt in ner halben Stunde auch schon der Einlass. Bedeutet, dass du in knappen zwei Stunden auf die Bühne musst."
"Ne, jetzt redest du erstmal mit mir."
"Boah, Wincent! Es ist nichts!"

Hier neben dir Where stories live. Discover now