Chapter 82

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Mit ein wenig Überredungskunst durften wir dann kurz zu Mira. Max und ich setzen uns jeweils an eine Bettseite und Lena stellt sich hinter Max, um ihm beizustehen.
Sie schläft noch. Sie braucht die Ruhe.
Aber sie sieht friedlich aus.
"Hey Nervensäge" beginnt Max dann leise mit ihr zu sprechen "Was machst du für Mist?"
"Auch schön, dich zu sehen" kommt es dann mit kehliger Stimme leise von Mira.
"Hey, wie geht es dir, Schwesterchen?"
Sie sieht sich langsam um und blickt dann auf mich. Ein leichtes Lächeln schleicht sich dabei auf ihre Lippen. Ich lege noch meine zweite Hand um ihre und drücke einen Kuss darauf.
"Mir geht's ganz okay. Nur merk ich von den Schmerzmittel, die ich bekomme, rein gar nichts ... Wisst ihr, wie viele Verletzte es noch gibt?"
"Nein" sage ich leise "Aber es gibt definitiv keine Toten. Das weiss ich."
"Was ist genau passiert?"
"Schatz, du brauchst Ruhe. Das regt dich jetzt nur noch mehr auf."
Wir bleiben auch nicht mehr lange, bevor wir zu dritt zum Hotel fahren, was Amelie mir noch geschickt hatte.
Auf dem Weg schweigen wir einfach.
In der Lobby wartet auch schon Amelie. Lena und sie umarmen sich erstmal. Zusammen fahren wir schweigend hoch. Max und Lena haben ein Zimmer direkt am Anfang des Flures, während Amelie und ich noch weiter nach hinten laufen müssen.
"Wie geht es ihr?"
"Soweit ganz gut."
"Einige der Jungs sitzen in deinem Zimmer. Sie wollen auch wissen, wie es ihr geht."
Meiner Mum und Marco habe ich schon im Auto geschrieben.
Wir kommen also in meinem Zimmer an und ich blicke in zehn neugierige Gesichter.
"Wie geht es Mira?" fragt Manu.
"Was ist passiert?" kommt es von Tom.
"Wart ihr bei ihr?" platzt es aus Marvin.
"Lasst ihn erstmal hier ankommen" beruhigt Flo alle.
Ich setze mich auf das Bett und gebe Paul erstmal seinen Hoodie wieder.
"Sie mussten ein paar Splitter entfernen. Soweit geht es ihr aber gut. Sie ist ansprechbar und wir waren auch kurz bei ihr... Was ist jetzt eigentlich genau passiert?"
Amelie seufzt erstmal und beginnt dann.
"Also, die Polizei vermutet, dass es ein geplanter Anschlag war, der wohl so ausgelegt worden sein muss, dass es Verletzte gibt, aber keine Toten. Wahrscheinlich, um Angst zu verbreiten. Es gibt auf jeden Fall keine Toten und nur ein paar Verletzte."
"Wer macht so ne Kacke" murmle ich und streiche mir nochmals über das Gesicht. Meine Haare stehen schon lange in alle Richtungen ab, weil ich sie mir gefühlt im Minutentakt raufe.
"Fährst du morgen wieder ins Krankenhaus?" fragt Nico.
"Ja. Ab um zehn dürfen wir da antanzen. Um halb treffen wir uns vor dem Fahrstuhl... Leute, nehmt es mir nicht böse, aber ich will grade einfach alleine sein."
Zum Glück verstehen es alle und machen sich auf den Weg in ihre Zimmer.
Somit sitze ich jetzt alleine in diesem Zimmer.
Ich stelle mich einmal unter die Dusche, bevor ich mir einfach ein Shirt und ne Jogginghose anziehe und mich in die Decke kuschle. Eigentlich schlafe ich ja immer nur in Boxershorts und höchstens mal nen Shirt, aber irgendwie... Keine Ahnung. Es kann immer sein, dass mitten in der Nacht das Krankenhaus sich meldet und dann will ich einfach so schnell es geht fertig sein.

Trotz meiner ständig kreisenden Gedanken habe ich doch irgendwann in den Schlaf gefunden. Nur endet der nach wenigen Stunden auch schon wieder. Es ist grad mal um  halb sieben und an Schlaf ist nicht mehr zu denken.
Ich zieh mir meine Schuhe schnell an, schnappe mir Handy und Schlüsselkarte und gehe, auch wenn ich keinen Hunger habe, runter in den Speisesaal, um etwas zu essen.
Ich sitze gerade mit einem Teller, gefüllt mit drei Apfelstücken, und einer Tasse Kaffee am Tisch, als Max und Lena sich zu mir setzen.
"Du kannst auch nicht mehr schlafen?" fragt Lena und ich schüttle einfach nur den Kopf.
"Nein... Ey, ich bekomm nichts runter" murmle ich und schiebe den Teller weg."
"Jungs, es geht ihr doch schon besser. Haben wir doch gestern gesehen" versucht Lena, Max und mich etwas aufzumuntern.
"Hm... Ich wollte ihr gleich noch schnell ein paar Sachen einpacken. Sie wird ja mal noch nicht gleich entlassen werden" berichte ich.
"Ja, gute Idee. Dann muss sie nicht in diesen Krankenhausklamotten rumlaufen" lächelt Lena.
Nachdem wir noch eine Weile schweigend da gesessen haben, gehe ich dann wieder hoch. Amelie oder so hat sowohl meinen, als auch Mira's Koffer in mein Zimmer gestellt. Ich packe ihr also eine Jogginghose, Unterwäsche, zwei T-Shirts von ihr und eins von mir und einen Hoodie von mir ein. Zur Not hole ich ihr noch ein paar Sachen mehr, aber ich hoffe, dass das jetzt erstmal reicht.

Pünktlich um kurz vor zehn sind wir im Krankenhaus und dürfen auch schon zu Mira. Lena lässt Max und mir den Vortritt und als wir reingehen, sitzt Mira auch schon aufrecht in ihrem Bett.
"Hey" lächelt sie uns an.
Wir setzen uns so wie gestern, sind aber alle ziemlich erleichtert, dass es Mira so, wie es aussieht, gut geht.
"Hat der Arzt schon was gesagt?" frage ich.
"Vor dem 'Frühstück' haben sie sich meine Operationsnarben angeschaut. Soweit sieht alles gut aus. Vielleicht kann ich übermorgen auch schon wieder entlassen werden."
"Das ist doch gut" lächelt Lena.
"Ja, jetzt sollte demnächst auch nochmal ein Arzt vorbeikommen."
"Weisst du eigentlich, was ich für Angst um dich hatte" murmelt Max.
"Weisst du, wie hilflos ich mich gefühlt habe, als Amelie gesagt hat, dass du dort warst?"
"Leute, dafür geht es mir aber gut. Ich kann bald entlassen werden. Sagt mir lieber mal einer, was da los war."
Ich atme nochmal durch, bevor ich ihr sage, was Amelie auch gestern erklärt hat..
"Die Polizei vermutet, dass das alles nur war, um Angst zu verbreiten. Es gibt keine Toten. Zwar Verletzte, aber soweit sind viele unverletzt."
"Wer macht sowas?" fragt Max aufbrausend.
"Die ermitteln, soweit ich weiss."
Plötzlich geht die Tür auf und ein Arzt kommt rein.
"So Frau Reuter" steht der Arzt nun schon vor ihrem Bett "Dann würde ich mir gerne noch einmal ihre Wunden ansehen."
Mira deckt sich also auf und hebt das ihr viel zu grosse Shirt an. Zum Vorschein kommt ein grosses Pflaster in der Nähe ihrer rechten Brust. Ich stehe auf, um dem Arzt Platzt zu machen. Dieser nimmt vorsichtig das Pflaster ab und schaut sich alles nochmal an, bevor er das Shirt dann nochmal weiter hochhebt und ein paar Hämatome zum Vorschein kommen.
"Okay, wie auch heute früh schon gesagt, sie können sehr wahrscheinlich übermorgen entlassen werden. So sieht alles gut aus. Sie müssten dann eben noch immer mal zur Vorsorge der Narben, aber das geht auch bei einem anderen Arzt natürlich."
"Und wie sieht das dann mit Arbeit, Sport und so aus?"
"Kannst du nicht einmal nicht an die Arbeit denken?" murmle ich kopfschüttelnd.

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