Chapter 54

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Die Fahrt nach München war der absolute Horror. Mira hat sich nicht gemeldet und Amelie auch nicht. Emilio hat zwar kurz geschrieben, dass er Mira nach Hause gefahren hat, aber sonst weiss ich nichts. Ich habe einfach Angst.
Wie soll ich mich denn bitte konzentrieren?
Ich bin gerade bei Kevin angekommen und schreibe ihr jetzt.
Ich weiss, dass, auch wenn sie gerade nicht gut auf mich zu sprechen ist, sie wissen will, ob ich gut angekommen bin.
»Hey, bin jetzt bei Kevin angekommen.
Ich liebe dich❤️«
Kurz zögere ich, schicke die Nachricht dann aber ab.

Die Tage vergehen nur langsam. Mira antwortet mir nicht. Ich schreibe ihr extra seltener, als ich eigentlich würde. Abends schreibe ich ihr aber immer, was bei mir so los war. Schlafen kann ich nur schlecht.
Gerade sitze ich im Hotelbett in Köln. Ich würde mich ja eigentlich mal bei Max oder so melden, nur weiss ich nicht, wie ich ihm gegenüberstehen soll. Ich weiss nicht, was er von der dicken Luft zwischen seiner Schwester und mir weiss.
Es ist eh schon spät.
Ich gehe wieder auf Mira's Chat.
Die Nachricht von gestern Abend hat sie gelesen.
»Hey
Ich bin vorhin in Köln anhekommen. Ich war nur ein wenig spazieren... In unserem Park.
Ich weiss, dass du meine Nachrichten liest oder wenigstens siehst, dass ich dir schreibe.
Bitte schreibe mir nur kurz, dass es dir soweit gut geht.
In ein paar Tagen bin ich wieder zuhause.
Ich lasse dich nicht gehen.
Du weisst, dass ich dich liebe.
Ich weiss, dass du mich auch vermisst.
Mir fehlt dein Lächeln. Mir fehlen die täglichen Fotos. Mir fehlst du«
Zusätzlich schicke ich ihr noch den Song, den ich mit Kevin und den Jungs im Studio aufgenommen habe.
Er drückt alles aus, was ich empfinde und ich hoffe einfach, dass sie jetzt dadurch versteht, wie sehr ich sie liebe.
»Schlaf gut mein Schatz❤️«

-SICHT MIRA-
Kurz nachdem Emi mich nach Hause gefahren hat, ist Amelie aufgetaucht. Ohne etwas zu sagen hat sie mich in ihre Arme geschlossen.
"Wincent hat mich angerufen" murmelt sie, während ich heulend in ihrem Arm liege.
"Ich weiss, dass er sie nicht geküsst hat, aber er hat es zugelassen. Er stand einfach da und hat nichts getan. Sie hat ihn geküsst und er hat nichts getan."
"Du schläfst die Tage jetzt bei mir und wenn er wieder da ist, redet ihr. Du weisst, dass er nur dich liebt."
"Ich kann nicht... Ist es okay, wenn ich nur noch ein paar Tage hier bin, die Termine hier erledige und dann kurz aus der Stadt verschwinde?"
"Natürlich, aber wo willst du hin?"
"Weiss ich noch nicht genau... Ich muss dann einfach mal hier raus."
"Okay... Pack erstmal ein paar Sachen. Solange du hier bist, schläfst du bei mir."
"Ich schaff es schon hier alleine."
"Darum geht es gar nicht. Ich will dich nicht alleine lassen, wenn du am Boden bist. Ausserdem hab ich Wincent versprochen, auf dich aufzupassen. Es geht ihm echt mies. Es geht euch beiden mies. Du schläfst bei mir."
"Okay... Aber sag ihm bitte nicht, dass ich dann erstmal für ne Weile nicht in der Stadt bin."
"Versprochen."

Die Tage vergehen träge. Wincent seine Nachrichten machen das ganze aber auch nicht besser. Ich lese sie und bereue es danach.
Es tut mir weh, dass er so leidet, aber ich kann gerade einfach noch nicht mit ihm reden.
Während der Arbeit ist alles soweit in Ordnung. Ablenkung hilft gerade ungemein. Amelie, Bailey und ich machen viele Spaziergänge und spielen. Das ist die schönste Zeit am Tag.
Dann liege ich abends im Bett und lese seine Nachrichten.
Ich weiss nicht, warum ich es tue. Ich will es auch eigentlich gar nicht, aber ich tue es einfach.
Ich liege jetzt auch im Bett. Vor einiger Zeit kam seine Nachricht.
Ich öffne sie.
Wieder schiessen mir die Tränen in die Augen.
Er hat noch eine Audiodatei geschickt.
Vom Nachttisch nehme ich mir meine Kopfhörer und schliesse sie ans Handy.
Warum tue ich das? Ich will es nicht tun.
Aber ehe ich mich selbst noch daran hindern kann, habe ich schon auf Play hedrückt.
"Ignorierst meine Versuche,
doch ich bleibe dran
Werde dich nicht gehn' lassen
Hast mich in der Hand
Sagst, brauchst Zeit und ich geb' sie dir

Halt es kaum noch aus
Brauch dich hier bei mir
Ich werde dich nie aufgeben,
werde um dich kämpfen
Vermisse deine Stimme, dein Lächeln und dein' Blick
Ich brauche dich
Du brauchst mich

Nimm meine Seele, ich brauch' sie nicht
Nimm mein Herz, es gehört eh schon dir
Nahmst mir alles, als du gingst
Mein Lächeln, mein Licht
Alles nur noch schwarz und weiss

Halt es nicht mehr aus
Brauch dich hier bei mir
Ich werde dich nie aufgeben,
werde um dich kämpfen
Vermisse deine Stimme, dein Lächeln und dein' Blick
Ich brauche dich
Du brauchst mich...

Ey, gib mir nur ein Zeichen
Ein winzig kleines Zeichen
Alles sagt, dass du genauso leidest
Warum leiden wir denn überhaupt?
Es ist doch eigentlich ganz leicht...

Halt es nicht mehr aus
Brauch dich hier bei mir
Ich werde dich nie aufgeben,
werde um dich kämpfen
Vermisse deine Stimme, dein Lächeln und dein' Blick
Ich brauche dich
Du brauchst mich
Ich brauche dich..."

Schon während der ersten Zeilen sind die letzten Dämme geplatzt. Seine Stimme. Ich habe seinen Schmerz bei jedem einzelnen Wort gehört und es tut einfach weh.
Ich pack jetzt meine Sachen.
Ich muss hier weg.
Ich muss raus aus Berlin.
Nur wohin dann?
Egal!
Schnell mache ich meinen Flugmodus an und schmeisse alles, was ich finden kann, in meinen Koffer.
Amelie schreibe ich auch noch einen Zettel.
»Mach dir keine Sorgen, ich komme wieder.
Die nächsten paar Tage bin ich einfach nur nicht in der Stadt.
Ich habe mein Handy hauptsächlich im Flugmodus und nur zum arbeiten schau ich drauf.
Ich muss einfach mal weg von allem.
Sag Wincent bitte nichts.
Ich weiss noch nicht ganz genau, wo ich hinfahre, aber einfach raus aus Berlin.
Danke für alles.«
Bailey verfolgt mich noch bis zur Haustür, wo ich ihn kurz knuddle und dann leise verschwinde.
Jetzt fährt natürlich noch kein Zug oder so... Zumindest nicht dahin, wo ich hin will.
Ich fahre erstmal nach Hause und packe ein paar frische Klamotten.

Am Morgen fahre ich so früh es geht zum Bahnhof und steige in den Zug.

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