Chapter 52

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-SICHT MIRA-
Ich bin verdammt stolz auf Wincent.
Nachdem ich mich eine Weile mit den Managern von Nico, Lotte und Max zusammen an einem Tisch gestanden habe, verabschiede ich mich freundlich von allen. Langsam sollten wir dann nämlich mal gehen. Ich werfe einen Blick zu den Jungs an der Bar, aber Wincent steht nicht mehr bei Johannes und Max.
"Habt ihr Wincent gesehen? Er meinte heute selber noch, dass er spätestens um halb eins gehen will."
"Yvonne wollte vor ner Viertelstunde mit dem reden. Widerwillig is er dann auch mitgegangen. In fünf Minuten sollten wir eh nach ihm schauen gehen" antwortet Max.
"Wo sind sie hin?"
"Da hinten Richtung Backstage."
Johannes zeigt zum Backstageeingang, wo die beiden wohl zusammen hingegangen sind.
"Hey, mach dir keine Sogen" hält Max mich nochmal zurück.
"Ich mach mir keine Sorgen."
Wincent liebt mich. Das hat er mir schon mehrmals gesagt und auch bewiesen.
Ich öffne die Tür zum Backstage und sehe die beiden.
"... Was wir beide nicht nach einer langen Beziehung gemeistert haben, habe ich mit Mira nach wenigen Monaten Beziehung geschafft."
"Aber ich liebe dich!"
Sie geht auf ihn zu und zieht ihn zu sich nach unten. Ihre Lippen auf seinen gepresst, bin ich wie versteinert. Er lässt es einfach zu. Er mach nichts. Ich hätte gedacht, dass er sie sofort wegstösst, aber er lässt es zu. Heisse Tränen laufen über meine Wangen. Das ist nicht sein Ernst. Er hat grad noch... Und dann...
"Mira?!" kommt es dann erschrocken von ihm, was mich aus meinen Gedanken holt.
Ich drehe mich um und renne raus.
Warum?
Warum?!
"Mira!" ruft Wincent mir hinterher.
Ich stehe inzwischen an der Tür zum Hintereingang.
"Lass mich" schluchze ich nur.
"Mira, warte! Ich habe sie nicht geküsst! Sie hat mich geküsst. Ich habe nichts erwidert."
"Ich hab alles gesehen."
"Dann weisst du, dass ich nichts getan habe."
"Ja, du hast nichts getan. Du hast es einfach zugelassen. Du hast es einfach zugelassen, dass sie dich küsst."
"Mira-"
"Nein, ich will jetzt echt nichts mehr hören. Mach, was du willst. Ich schlaf heute woanders, du fährst morgen nach München. Ich will die zwei Wochen jetzt erstmal meine Gedanken sortieren."
"Mira!"
Er greift nach meinen Handgelenken und zieht mich zurück.
"Lass mich los!"
"Ich werde ganz sicher nicht fahren! Schon gar nicht, wenn du denkst, ich hätte es einfach zugelassen."
"Du hast es aber einfach zugelassen. Wincent, bitte, ich will jetzt einfach alleine sein. Fahr morgen nach München und mach die zwei Wochen deine Termine."
"Mira!"
"Nein Wincent, jetzt gerade bitte nicht."
"Sieh mich an!"
Ich will ihn nicht anschauen. Dann würde ich sicher schwach werden.
"Lass mich gehen."
"Nein!"
"Wincent, lass mich gehen!"
"Ich werde dich nicht gehen lassen!"
"Lass mich los!"
Sein Griff um meine Handgelenke wird immer fester.
"Mira, hör mir dich einfach zu!"
"Wincent, lass mich los! Du tust mir weh!"
Ich reisse mich los und stürme raus. Wohin soll ich jetzt gehen? Vor allem mit meinen hohen Absätzen.
Scheisse, der einzige, der hier in der Nähe wohnt, ist Emilio...
Nein! Ich werde ganz sicher nicht zu Emi gehen.
In einem Park setze ich mich einfach auf eine Bank.
Ich kauere mich richtig zusammen.
Warum?
Warum hat er ihren Kuss zugelassen?
Ich dachte, dass er mich liebt.
Wir sind verlobt. Wir wollen heiraten. Wir wollen Kinder. Wir wollen umziehen.
Wir haben unsere Hochzeit schon so gut geplant. Die Einladungen sind draussen. Die Location steht. Mein Kleid steht. Catering und alles steht.
Alles war so perfekt.
Ich dachte, ich habe endlich den einen gefunden und jetzt macht er sowas?
Was mache ich denn jetzt?
Ich will noch nicht mit ihm reden. Das halte ich nicht aus. Ich will erst einmal Abstand.
Wenn Wincent morgen losgefahren ist, werde ich mir ein paar Klamotten und so von zuhause holen und dann irgendwo anders schlafen. Zuhause würde mir alles zu viel werden.
Als mein Handy beginnt, zu klingeln zucke ich einmal heftig zusammen.
»Wincent💍❤️«
Sofort drücke ich ihn weg und schalte den Flugmodus ein.
Das kann ich grade einfach noch nicht.
Das will ich grade einfach noch nicht.
Er hat mir mit Jonas nicht vertraut, obwohl ich ihn bei allem abgewiesen habe. Er hat Yvonne nicht abgewiesen. Er hat es einfach zugelassen.
Ob er es wohl schön fand?
Ich meine, Yvonne ist echt verdammt hübsch. Mit ihren blonden Haaren...
Ruckartig stehe ich auf und trete auf dem Boden wahllos ein paar Steine weg.
Warum?
Ich weiss es nicht. Ich tue es einfach.
"Fuuuuuck!" brülle ich schon fast.
Ich will nach Hause. Aber ich will nicht nach Hause.
Wo soll ich hin? Mir ist kalt und ich bin müde. Auf der anderen Seite werde ich jetzt auf keinen Fall einschlafen können. Bei Amelie, Mia, Luna oder so würde er wahrscheinlich als erstes nach mir suchen. Aber ich kann doch nicht die ganze Nacht hier im Park bleiben.
Ich kauere mich wieder auf der Bank zusammen. Mir ist einfach kalt. Obwohl es ja gar nicht mehr so kalt draussen ist, aber gerade ist mir einfach kalt. Die heissen Tränen laufen in Strömen über meine Wangen.
"Mira?!"
Diese Stimme lässt mich sofort zusammenzucken.
"Mira, was ist los?"
"Nichts, alles gut" sage ich so schnell es geht, wische meine Tränen weg und laufe los.
"Hey, nichts ist gut. Du sitzt um halb eins komplett verheult in einem Park in Berlin. Ist dir nicht kalt mit deiner dünnen Strumpfhose und dem Rock?"
Doch, mir ist verdammt kalt. Meine Füsse tun weh und mein Verlobter hat mich wahrscheinlich sogar betrogen.
"Mir geht's gut."
"Mira, du kommst jetzt erstmal mit zu mir und legst dich hin."
"Nein, das will ich nicht."
"Mira, ich kann dich auch gerne nach Hause fahren, aber ich lasse dich mitten in der Nacht ganz sicher nicht alleine in Berlin in irgendeinem Park."
"Ich will nicht nach Hause."
"Dann kommst du jetzt mit und pennst bei mir. Es ist nicht weit. Bitte."
"Na gut" murmle ich.
Er legt mir noch seine Jacke über die Schultern und schiebt mich aus dem Park.
"Warum bist du eigentlich hier?" frage ich leise.
"Ich konnte nicht schlafen und wollte ein bisschen joggen gehen."
"Um Mitternacht?"
"Kennst mich doch. Job stresst und ich brauchte nen freien Kopf."

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